Deutschland als „Puff Europas“: Klöckner fordert Sexkaufverbot und neues Prostitutionsgesetz

In Berlin, bei der Verleihung des „Heldinnen‑Awards“ am 4. November 2025, fand eine Rede statt, die aufhorchen lässt: Julia Klöckner, Präsidentin des Deutschen Bundestages und CDU‑Politikerin, nutzte die Bühne, um eine politische Botschaft mit deutlicher Sprache zu senden. Ihr Urteil: Deutschland sei zum „Puff Europas“ geworden – ein dorniger Begriff, der nicht nur provoziert, sondern auch zum Nachdenken zwingt.n-tv+1
Warum diese Rede ein Wendepunkt sein könnte
Klöckner kritisierte das aktuelle Prostitutions‑ und Prostituiertenschutzgesetz als unzureichend. Sie stellte klar: „Ich bin fest der Überzeugung: Wir müssen die Prostitution und den Sexkauf hierzulande endlich auch verbieten.“Merkur+1 Damit nähert sich Deutschland einem Konzept an, das bisher vor allem in Schweden oder Norwegen praktiziert wurde – dem sogenannten nordischen Modell. Dieses sieht vor, den Erwerb sexueller Dienstleistungen zu kriminalisieren, nicht aber den Verkauf – ergänzt durch Unterstützungsangebote für die Betroffenen.Merkur+1
Ein Beruf wie jeder andere? Klöckner sagt: Nein.
„Wenn wir sonst über Frauenrechte sprechen, aber sagen, dass Prostitution ein Beruf wie jeder andere sei, dann ist das nicht nur lächerlich, sondern Verächtlichmachung von Frauen.“ Mit diesen Worten brachte Klöckner ihren Standpunkt deutlich auf den Punkt.Merkur+1 Ihr Urteil klingt radikal – und doch wird es von vielen als notwendiger Schritt gesehen, um strukturelle Ungleichheit, Gewalt und Zwang in der Prostitution zu thematisieren.

Die Realität hinter dem Vorhang
Das deutsche Prostitutionsschutzgesetz trat 2017 in Kraft und regelt unter anderem eine Anmeldepflicht für prostituierte Personen sowie eine Erlaubnispflicht für Bordellbetreiber.Wikipedia+1 Klöckner jedoch sieht diese Regelung als gescheitert. Sie beklagt, dass trotz der Gesetzgebung weiterhin Gewalt, Übermacht von Männern und Unfreiwilligkeit bestünden.DIE WELT Der Begriff „Puff Europas“ soll die dramatische Bewertung unterstreichen: ein Land, das sich zu lange mit Kontrolle statt mit wirksamem Schutz begnügt habe.
Das nordische Modell als Vorlage
Schweden und Norwegen gelten als Vorreiter, wenn es um das nordische Modell geht. Dort gelten Freier als strafbar, während Prostituierte strafrechtlich nicht verfolgt werden – und stattdessen Ausstiegsprogramme und Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.Merkur+1 Klöckner fordert genau dieses Modell auch für Deutschland – ein Paradigmenwechsel, der juristisch, gesellschaftlich und politisch große Konsequenzen hätte.
Die politischen Spannungen und ethischen Fragen
Ein vollständiges Verbot von Sexkauf wirft Fragen auf: Was bedeutet das für die Berufsfreiheit? Wie lassen sich solche Regelungen tatsächlich umsetzen – und schützen sie wirklich die Betroffenen oder treiben sie in die Illegalität? Kritiker warnen davor, dass ohne ausreichendes Umfeld von Beratung, Ausstiegsmöglichkeiten und Schutz, ein Verbot ins Leere läuft oder gar Gegenwirkungen erzeugt.Focus Die Debatte zeigt deutlich die gesellschaftlichen Risse: zwischen Freiheit und Schutz, zwischen Frauenrechten und Arbeitsrechten, zwischen moralischer Forderung und praktischer Umsetzung.
Reaktionen und Auswirkungen
Der Vorstoß Klöckners löste eine breite öffentliche Debatte aus. Medien greifen die Schlagwort‑Formulierung auf, Leser äußern sich kritisch über Machbarkeit und Wirkung, andere begrüßen die klare Haltung.Focus Innerhalb der Politik bedeutet das eine Herausforderung für alle Beteiligten: Es geht nicht nur um Gesetze, sondern um soziale Strukturen, um Empowerment von Frauen und um ein System, in dem Schutz statt Ausbeutung stehen sollte.
Menschen im Fokus
Die Rede fand im Rahmen des Heldinnen‑Awards statt – organisiert von der Alice‑Schwarzer‑Stiftung, die Frauen ehrt, die sich im Kampf gegen Ausbeutung einsetzen. In diesem Jahr wurden zwei Streetworkerinnen ausgezeichnet, die seit Jahrzehnten Frauen beim Ausstieg unterstützen.Merkur+1 Diese Verknüpfung unterstreicht, dass es nicht nur um politische Formulierungen geht, sondern um Menschenschicksale, die wir nicht länger ignorieren dürfen.
