„Tank, Ryder – mit mir!“, bellte er kurz und nickte zwei seiner Brüder zu.
Die Reaktion war augenblicklich. Die drei Männer stürmten aus dem Diner, schwangen ihre Beine über ihre schweren Harleys und starteten die Maschinen. Das Dröhnen der Motoren war ohrenbetäubend, ein kriegerischer Schrei aus Stahl und Feuer. Reifen quietschten auf dem Asphalt, Staub und Kies wirbelten auf, als sie die Straße hinunterrasten. Zurück blieb eine betäubte Stille im Diner. Einer der zurückgebliebenen Biker nahm das kleine Mädchen sanft auf den Arm, wickelte sie in seine schwere Lederjacke, die ihr bis zu den Knöcheln reichte, und setzte sie an das Fenster. Mit großen, verängstigten Augen sah sie zu, wie die roten Rücklichter ihrer Retter in der Ferne verschwanden.

Die Straße lag fast fünf Minuten lang ruhig da. Doch dann, leise zuerst, trug der Wind den Klang von Chaos zurück zum Diner. Wütendes Geschrei, der spitze Schrei einer Frau und das aggressive Aufheulen von Motoren, die Gewalt durchschnitten.
Mason und seine Crew hatten den Wohnwagen erreicht. Die Szene, die sich ihnen bot, brannte sich für immer in ihr Gedächtnis ein. Ein Mann, offensichtlich betrunken und rasend vor Wut, hatte eine Frau in die Ecke des engen Raumes gedrängt. Seine Fäuste waren bereits blutig, seine Stimme lallte vor Zorn. Das spärliche Sonnenlicht, das durch ein gesprungenes Fenster fiel, beleuchtete das Gesicht der Frau – Carla. Sie war geschwollen, blau angelaufen und zitterte vor Todesangst.
Der Mann hob gerade die Hand zum nächsten Schlag, als die dünne Tür des Wohnwagens aufgetreten wurde. Das Geräusch von schweren Stiefeln auf den morschen Dielen war das letzte, was der Angreifer registrierte, bevor Mason bei ihm war.
Mason packte das Handgelenk des Mannes mitten im Schlag. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung verdrehte er es hart. Der Mann schrie auf und ließ die Flasche fallen, die er als Waffe benutzt hatte. Sie zerschellte klirrend auf dem Boden. Tank und Ryder waren sofort zur Stelle und drückten den Mann mühelos zu Boden. Es gab keine Diskussion, keine Warnung. Nur präzise, kontrollierte Handlung.
„Keine Worte, nur Taten“, murmelte Ryder.
Mason wandte sich sofort der Frau zu. Sein Gesichtsausdruck, eben noch maskenhaft hart, wurde weich. „Sind Sie okay, Ma’am?“, fragte er, seine Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Wut über das, was er sah.
Carla nickte schwach, Tränen strömten über ihre verletzten Wangen. Sie konnte nicht sprechen, nur atmen, dankbar für die Luft in ihren Lungen.
Draußen begannen Polizeisirenen zu heulen, erst leise, dann immer lauter. Ein Nachbar musste den Notruf gewählt haben. Als die Polizei eintraf, rannten die Biker nicht weg. Sie standen im Vorgarten, ruhig, die Hände sichtbar erhoben, während drinnen das kleine Mädchen, das Mason inzwischen wieder zu sich geholt hatte, sich fest an sein Bein klammerte. Carla trat vor, gestützt von Ryder, und erklärte den Beamten alles. Der Mann war ihr Ex-Freund, frisch aus dem Gefängnis entlassen, der sie an diesem Morgen aufgespürt hatte.
Als die Polizei den Mann in Handschellen abführte, beugte sich Mason zu dem kleinen Mädchen, Hannah, hinunter. Er wischte ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange. „Das hast du gut gemacht, Kleines“, sagte er leise. „Du warst unglaublich mutig.“
Sie fuhren gemeinsam zurück zum Diner. Hannah saß vorne bei Mason auf dem Motorrad, fest an ihn gedrückt, ihre kleinen Hände umklammerten den Lenker, geschützt durch seinen massiven Körper. Sie trug einen Helm, der viel zu groß für ihren kleinen Kopf war und bei jeder Bodenwelle wackelte.
Als sie zum Diner zurückkehrten, hatte sich eine kleine Menge gebildet. Trucker, Reisende, Einheimische – alle warteten ängstlich. Als sie sahen, wie Mason das kleine Mädchen unversehrt vom Motorrad hob und ihre Mutter langsam hinter ihnen ging, zwar verletzt, aber lebendig, verstummte jedes Gespräch. Es war, als wollte niemand den Zauber dieses Moments brechen.
Carla, deren Stimme noch immer zitterte, dankte den Bikern wieder und wieder. „Ich dachte nicht, dass jemand kommen würde“, flüsterte sie.