Sechs Monate später. Marcelo, Davi und Isabella betraten ein Notariat. Keine Kameras, kein Tamtam. Die Beamtin las das Dokument mit neutraler Stimme vor, doch am Ende wurde sie weicher. “Ab heute lautet der Name des Minderjährigen Davi Vasconel.”
Draußen reichte Isabella ihrem Bruder – jetzt offiziell ihrem Bruder – eine kleine Samtschatulle. Darin lag die Kette. Der Schmetterling mit dem Saphir. “Ich möchte, dass du sie hast”, sagte sie. “Nicht, weil du mich gerettet hast, sondern weil wir jetzt zusammen sind. Und Schmetterlinge erinnern uns daran, dass Veränderung möglich ist.”
Davi nahm die Kette und lächelte zum ersten Mal seit Monaten wirklich. Ein Lächeln ohne Angst.
Im selben Monat eröffnete Marcelo das “Projekt Horizont”. Ein sicherer Ort in Brás, nicht weit von dem Schuppen entfernt, renoviert, mit Betten, einer Bibliothek und Werkstätten. Ein Ort, an dem Kinder wie Davi schlafen konnten, ohne Angst zu haben. Cawei wurde Technologiekoordinator. Davi half bei den Aufnahmegesprächen.
An diesem Abend saßen die drei auf dem Sofa. Isabella lehnte sich an ihren Vater. Davi saß auf der anderen Seite, die Kette glänzte diskret im Licht. “Glaubst du, wir haben es geschafft?”, fragte Davi leise. “Eine echte Familie zu werden?” Marcelo sah ihn an, dann Isabella. “Ich glaube, das waren wir schon immer. Wir brauchten nur Zeit, um es zu erkennen.”
Es war die Wahrheit. Familie war nie eine Frage des Blutes gewesen. Es war eine Entscheidung. Es war die Entscheidung, zu bleiben, wenn es einfacher war zu gehen. Es war die Kunst, den Schmerz nicht in eine Mauer, sondern in eine Brücke zu verwandeln.