Elliot las diese Worte ein Dutzend Mal. Er erkannte, dass Derek nicht nur aus Grausamkeit verschwunden war. Es waren Schuld, Angst und Selbsthass gewesen. In jener Nacht fuhr Elliot noch einmal zum Parkplatz des Motels, saß dort unter einer Straßenlaterne und fragte sich, ob es für Männer wie sie Erlösung geben konnte.
Als er nach Hause kam, war Micah noch wach. Er saß am Fenster und zählte Sterne. „Wie viele sind es, Micah?“, fragte Elliot leise. Der Junge blickte über seine Schulter. „Zu viele zum Zählen. Aber ich versuche es jede Nacht.“ Elliot lächelte schwach. „Dann versuch es weiter.“
Wochen später titelte eine Lokalzeitung: „Der Junge von der Bushaltestelle findet ein Zuhause und eine Zukunft.“ Der Artikel berichtete, wie ein pensionierter Geschäftsmann ein behindertes Kind adoptierte und wie das einzigartige mathematische Verständnis des Jungen die Aufmerksamkeit eines universitären Forschungsteams erregt hatte.
Doch hinter der glänzenden Geschichte gab es Nächte, in denen Micah immer noch aufwachte und flüsterte: „Papa kommt bald, oder?“ Dann hielt Elliot ihn fest im Arm und sagte sanft: „Er ist schon da.“
Eines Abends fuhren sie zurück zum Busbahnhof. Dieselbe Bank, dasselbe schwindende Licht. Micah humpelte nach vorne, legte seinen alten Teddybären behutsam auf den Sitz und strich das Fell glatt. „Damit sich andere Kinder nicht einsam fühlen“, sagte er. Elliot schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. „Bist du sicher?“ Micah nickte. „Teddy ist mutig. Er kann warten.“
Elliot ging in die Hocke, zog den Jungen in seine Arme, und zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich die Leere in ihm still an. In dieser Stille, zwischen Schuld und Gnade, zwischen Verlust und Erlösung, hatten beide endlich gelernt, was es bedeutet, gefunden zu werden. Denn manchmal geht das Blut, aber die Liebe bleibt.