„Ihr müsst Euch nicht überanstrengen, bevor Ihr geheilt seid“, sagte Jonas’ tiefe Stimme. Tyanita presste die Lippen zusammen, der Stolz brannte in ihrem Blick. Aber am Abend war das Feuerholz sauberer gestapelt als je zuvor.
Langsam schrumpfte der Abstand zwischen ihnen. Sie sprachen immer noch wenig, aber das Schweigen war nicht mehr schwer. Als Jonas eines Abends ein zusätzliches Stück Fleisch auf ihren Teller schob, sah sie ihn überrascht an, bevor sie sich schnell abwandte, um ein unsicheres Lächeln zu verbergen.
In einer regnerischen Nacht heulte der Wind wie ein Trauergesang um die Hütte. Keiner von beiden konnte schlafen. „Ich hatte einst eine Familie“, sagte Jonas plötzlich, seine Stimme rau wie der Wind. „Eine Frau und einen Sohn, der nie das Licht der Welt erblickte. Eine Seuche fegte über das Land. Ich sah sie alle gehen. Seitdem bin ich allein.“
Tyanita drehte sich im Bett zu ihm um. Das Feuerlicht machte ihre Züge weich. Nach einer langen Stille flüsterte sie, ihre Stimme brach wie trockenes Holz: „Ich habe auch alles verloren. Sie nannten mich einen Fluch, weil ich jahrelang keine Kinder gebären konnte. Sie sahen mich als Last. Mein Mann verstieß mich. Selbst mein eigenes Blut jagte mich fort.“
Ihre breiten Schultern bebten. Jahre des Stolzes, Jahre der verhärteten Wunden zerbrachen. Jonas kam nicht näher. Er bot keinen Trost. Er nickte nur. Zwei Menschen, ein Rancher, der seine Familie verloren hatte, und eine verstoßene Apache-Frau, saßen in den gegenüberliegenden Ecken der Hütte und teilten doch denselben Abgrund in ihren Seelen.
Gerüchte breiteten sich aus wie ein Lauffeuer in der trockenen Prärie. In der Stadt wurde geflüstert, Jonas Reed verstecke eine verstoßene Apache-Frau. Und unter ihnen nahm ein Kopfgeldjäger leise den Auftrag an. Sein Name war Clay Murdoch. Er lebte davon, die Gebrochenen und Verdammten zu jagen.
An einem späten Nachmittag, als die rote Sonne das Land überflutete, hörte Jonas Hufschläge. Der Klang von Metall auf Leder. Tyanita trat auf die Veranda, ihr Blick starr.
Clay Murdoch zügelte sein Pferd am Tor. „Ich habe gehört, Ihr haltet eine Apache-Frau. Diese Frau ist etwas wert. Liefert sie aus, und ich gehe.“ Jonas stellte sich breitbeinig hin, die Schultern schwer wie der Berg hinter ihm. „Sie ist keine Ware, die man handelt.“ Murdoch grinste. „Dann stellt Ihr Euch gegen das Gesetz.“ Die Luft wurde dick, fast erstickend.
Jonas wusste, dass Blut vergossen werden würde. Er wandte sich an Tyanita. „Egal, was passiert, ich werde nicht zulassen, dass er Euch holt.“
Drei Kopfgeldjäger waren es schließlich, die Fackeln schwangen und die Hütte umstellten. „Liefert die Frau aus, alter Mann, und Ihr könnt leben!“, rief Murdoch. Jonas hob die Winchester. „Noch einen Schritt, und einer von euch fällt.“
Gerade als Murdoch das Zeichen zum Angriff geben wollte, ertönte ein tiefes Horn aus dem Tal. Schatten lösten sich aus der Dunkelheit. Reiter in Tierfellen, Speere glänzten im Fackellicht. Apache-Krieger.
Pfeile sirrten durch die Luft und löschten die Fackeln der Kopfgeldjäger. Die Prärie versank in Dunkelheit, nur das Stampfen der Hufe war zu hören. Ein Ältester ritt vor. „Ihr jagt die Schwachen, um ihre Körper zu verkaufen. Diese Sünde wird vom Stamm nicht ungestraft bleiben.“
Die Kopfgeldjäger, jetzt bleich und zitternd, wurden von den Kriegern überwältigt und gefesselt. Tyanita trat aus der Hütte. Die Krieger, die sie einst verstoßen hatten, senkten nun ihre Köpfe. Die Stimme des Ältesten wurde schwer. „Wir lagen falsch, dich zu verstoßen. Du bist von unserem Blut. Wenn du bei diesem Mann bleiben willst, ist es deine Wahl. Aber wir sind gekommen, um Unrecht wiedergutzumachen.“
Tränen füllten Tyanitas Augen. Sie drehte sich zu Jonas um, und ihre starke Hand griff nach seiner – der Hand des Mannes, der es gewagt hatte, sich für sie gegen die Welt zu stellen.
Am nächsten Morgen saß Jonas auf der Veranda, als Tyanita sich leise neben ihn setzte. Die Krieger waren bei Sonnenaufgang abgeritten. „Ich…“, flüsterte sie und blickte auf ihre Hände in ihrem Schoß. „Ich glaube, ich trage ein Kind.“