„Warum tust du das?“ Elena schrie fast, die Tränen liefen über ihr Gesicht. „Ich habe schon alles verloren. Was willst du mir noch nehmen?“
Lina verzog die Lippen zu einem kalten Lächeln. „Du glaubst wirklich, du hättest hier etwas zu suchen? Du bist eine einfache Dienerin mit einer schmutzigen Vergangenheit. Ein Nichts. Und jetzt kriechst du in Alexanders Leben, als könntest du seine tote Frau ersetzen.“
„Ich wollte nie jemanden ersetzen!“, rief Elena. „Ich bin geblieben, weil Sophie mich braucht!“
„Nein! Sophie braucht Alexander, und Alexander braucht mich!“, zischte Lina und ihre Maske fiel vollends. „Du bist nur ein Makel. Du hast dein Kind verkauft. Was würdest du nicht für Geld tun?“
Elena zitterte vor Wut. Anstatt zusammenzubrechen, packte sie Linas Arm. Ein Handgemenge entstand. Beide Frauen stürzten ins nasse Gras. „Du weißt nichts!“, schrie Elena. „Ich weiß genug!“, fauchte Lina.
Der Kampf tobte, bis ein heller Schrei durch die Luft schnitt.
„HÖR AUF!“
Sophie stand plötzlich in der Terrassentür. Den zerfledderten Teddy im Arm, Tränen über das Gesicht laufend. Sie zitterte am ganzen Körper, doch sie rannte los und warf sich zwischen die beiden Frauen.
„Bitte hört auf!“
Elena ließ sofort los und sank erschöpft ins Gras. Auch Lina erstarrte, richtete sich mühsam auf und strich ihr Kostüm glatt, ihre Augen voller Gift.
In diesem Moment kam Alexander angerannt. Er hatte die Schreie gehört. Sein Herz stockte, als er seine Tochter zittern sah. Er hob Sophie hoch und schrie mit verzweifelter Wut Elena an: „Schluss! Niemand rührt sie jemals wieder an! Sie haben die Grenze überschritten. Ich vertraute Ihnen, und jetzt prügeln Sie sich im Garten?“
Er wandte sich an Elena, das Urteil in den Augen. „Gehen Sie. Sofort.“
Elena erstarrte. Wieder wurde sie verstoßen. Mit roten Augen wich sie zurück. Hinter Alexander zuckte Linas Mund zu einem siegessicheren Lächeln.
Doch da geschah das Unerwartete.
Sophie wand sich mit einer Kraft, die niemand ihr zugetraut hätte, aus Alexanders Armen. Sie rannte direkt zu Elena und klammerte sich an ihren Beinen fest. Ihre Stimme war plötzlich klar, fest, laut.
„Nein, Papa! Du irrst dich!“
Alexander erstarrte. Sophie hatte noch nie so viele Worte gesprochen.
Zwischen Schluchzern presste sie hervor: „Es war sie! Lina! Sie hat mir gesagt, ich darf nicht mit dir reden. Sie drohte, mich wegzubringen, wenn ich es tue. Sie sagte, du würdest sie heiraten und ich hätte nie wieder eine Mama!“
Elena verkrampfte. Alexanders Gesicht verlor jegliche Farbe.
Sophie klammerte sich enger an Elena. „Ich bin nicht krank, Papa. Sie hat gesagt, ich bin kaputt. Aber ich hatte nur Angst vor ihr.“
Die Welt hielt den Atem an. Alexander wirbelte herum, seine Augen brannten, als er Lina ansah. „Ist das wahr?“
Lina stammelte, wich zurück. „Alexander… du kannst doch nicht den Worten eines verwirrten Kindes glauben. Sie weiß nicht, was sie sagt…“
Doch Sophie hörte nicht auf. Mit zitternden kleinen Händen griff sie in den Rücken ihres Teddys. Dort war ein Reißverschluss. Sie zog ein kleines Gerät hervor – einen winzigen Diktiergerät, das Alexander ihr einst geschenkt hatte, um ihre Stimme zu üben.
„Ich habe es aufgenommen“, sagte Sophie leise.
Sie drückte auf Play.
Ein Rauschen, dann hallte Linas Stimme kalt und metallisch durch den Garten: „Dieses dumme Mädchen wird niemals den Mund aufmachen. Ich habe sie gut dressiert. Alexander erfährt nie die Wahrheit. Sobald er mich heiratet, gehört mir alles. Und Elena… diese billige Dienerin werde ich vernichten. Sie wird verschwinden – für immer.“
Tödliche Stille legte sich über den Garten. Nur der Wind rauschte in den Bäumen.
Alexander bebte. Er ging langsam auf Lina zu. Seine Stimme war kein Schreien, sondern ein leises, gefährliches Donnern.
„Warst du es? Die Gerüchte? Die Lügen über Elena?“
Lina war bleich wie eine Wand. „Das… das ist manipuliert…“
„GENUG!“ Alexanders Schrei ließ sie zusammenzucken. „Du hast meine Trauer benutzt. Du hast Elenas Ehre zerstört und mein Kind terrorisiert – nur wegen deiner kranken Selbstsucht.“