Die Ikone, die wir „Conny“ nannten
Millionen nannten sie liebevoll „Conny“: Cornelia Froboess, geboren am 28. Oktober 1943, wurde zur Stimme einer Generation – und später zur Schauspielerin, die in Film und Theater dieselbe Wahrhaftigkeit fand wie in ihren Liedern. Über sechs Jahrzehnte trug sie Melodien und Rollen in ein Land im Wandel. Doch ihr größtes Werk, so sagen ihre Liebsten heute, war nie nur ein Titel in den Charts – es war ein Leben, das Werte bewahrte.
Kindheitsglanz und ein Lied für die Ewigkeit

1951, die Nachkriegsjahre sind noch rau, als ein Kinderlied Hoffnung summt: „Pack die Badehose ein.“ Die Achtjährige mit der klaren Stimme wird zum Wunderkind. Schulhöfe, Wohnzimmer, Radios – ein ganzes Land summt mit. Früh zeigt sich, was Cornelia auszeichnet: Natürlichkeit, Präsenz, ein Lächeln, das Mut macht. Doch sie bleibt nicht das ewige Mädchen vom Wannsee. Sie wächst in ihre Kunst hinein – und darüber hinaus.
Vom Leinwandlicht zur Bühnenkraft
Die Teenagerjahre bringen Rollen, die Tiefe wollen: Das Zürcher Verlöbnis (1957), Das Mädchen Rosemarie (1958). Nicht nur süß, nicht nur sonnig – nuanciert, fragil, stark. Später wird die Bühne ihr Labor. Regisseure entdecken in ihr eine Künstlerin, die zart beginnen und hart enden kann; die mit einem Blick mehr sagt als mancher Monolog. Wer sie live sah, verstand: Hier steht jemand, der dem Publikum nichts vormacht.
Der Vater, der fehlte – und die Wunde, die blieb

Ihr Vater Gerhard – Musiker, Mentor, Maßstab – stirbt 1971 plötzlich. Zurück bleibt ein Klavier, auf dessen Tasten Tränen tropfen. In szenischen Erinnerungen aus dem Familienkreis heißt es, Cornelia habe nachts am Instrument gesessen, während die Stadt schlief, wie um Töne zu finden für das, wofür Worte nicht reichten. Der Verlust prägt die Frau, aber auch die Mutter, die sie später wird: streng im Anspruch, großzügig im Herzen.
Liebe als Anker: Helmut/Helmuth und das gemeinsame Werk
Mitte der 1960er Jahre tritt er in ihr Leben: der Theaterregisseur Helmut Matthiasek (in manchen Erinnerungen Helmuth/Matthiasek geschrieben) – feinfühlig, fordernd, verlässlich. Aus der künstlerischen Komplizenschaft wird eine Ehe, aus Proben werden geteilte Tage. Zwei Kinder, Agnes und Kaspar/Kasper, wachsen in einem Zuhause auf, in dem Partituren neben Bilderbüchern liegen und in dem die Küche manchmal zur Garderobe, der Flur zur Seitenbühne wird. Dass Karriere und Familie nicht friktionsfrei sind, wissen beide. Dass man sich dennoch jeden Tag neu füreinander entscheidet, wird ihr gemeinsames Gesetz.
Die nicht gegangene Tür – und warum das zählt
Eine oft erzählte, lange gehütete Wahrheit in der Familie: die abgesagte USA-Tour in den frühen 1960ern, als die Mutter nach dem Tod des Vaters in eine schwere Depression fiel. Statt „die Welt zu erobern“ blieb Cornelia – so die familiäre Überlieferung – in Deutschland. Für manche wäre das ein verpasster Sprung nach Hollywood gewesen; für sie wurde es zur stillen Definition von Erfolg: Wer du bist, zeigt sich, wenn dich niemand sieht.
Das Haus, die Rosen, die Schallplatten
München, ein altes Haus aus den 1970ern. Vier Schlafzimmer, eine kleine Bibliothek voller Bücher und schwarzer Hüllen, deren Vinyl man behutsam anfasst. Im Garten Rosen – altmodische Sorten, deren Duft an Sommernachmittage erinnert. In einer Schublade: Konzertprogramme, Kinderzeichnungen, handschriftliche Zettel mit halben Reimen. Kein Museum, sondern ein geöffnetes Familienalbum, das man bewohnt.
Was bleibt: Mehr als Zahlen
Wenn heute von „Vermögen“ die Rede ist, geht es – so wird betont – nicht um eine blanke Summe. Rechte an Liedern, Tantiemen aus Film und Fernsehen, das Haus in München, vielleicht ein stilles Refugium in Tirol: Ja, das alles gibt es. Doch die Familie spricht zuerst von anderem: von Briefen, die Cornelia über Jahrzehnte an ihre Kinder schrieb; von einer Mappe mit Notenblättern des Vaters; von einer Liste kleiner Stiftungen und Spenden an Nachwuchskünstler, die sie regelmäßig tätigte – ohne Pressefoto, ohne großes Wort.
Die Mappe, die Tränen, der Tisch in der Küche
In einer szenisch nacherzählten Szene, die auf Familienerinnerungen fußt, liegt eines Tages eine Mappe auf dem Küchentisch. Darin: ein handgeschriebener Brief, überschrieben mit „Was ich euch wirklich hinterlasse“. Keine Pathosfloskeln, eher klare Sätze: „Nehmt das Haus, wenn es euch trägt – oder lasst es los, wenn es euch bindet. Bewahrt die Musik, aber spielt sie, nicht nur für andere, sondern füreinander. Und wenn ihr an mich denkt, dann gießt die Rosen und ladet Leute ein, die gerade keinen Ort haben.“
Daneben: geregelte Unterlagen zu Rechten und Verträgen; eine vorsorglich erklärte Aufteilung, in der Fairness wichtiger ist als Gleichheit. Und eine Liste junger Talente, die weiter gefördert werden sollen – ein kleiner Fonds, der „Stimmen Mut machen“ heißt.
Warum die Familie weinte
Nicht, weil es groß war – sondern weil es richtig war. Weil Besitz plötzlich Bedeutung bekam, weil Zahlen zu Geschichten wurden. Weil jemand, der einst als Kinderstar begann, im Alter die kindliche Gabe bewahrte, das Wesentliche zu sehen: dass Kunst ein Kreislauf ist und Liebe eine Praxis. „Sie hat uns nicht nur etwas gegeben“, heißt es leise, „sie hat uns gezeigt, wie man gibt.“
Die Legende im Alltag
Wer Cornelia in den letzten Jahren erlebte, sah keine Diva. Man sah eine Frau, die langsam ging, die Knie schonend, die sich im Rosengarten hinsetzte, Tee trank und die Post öffnete. Manchmal las die Tochter vor, manchmal spielte der Sohn ein paar Töne am Klavier. In diesen kleinen Ritualen erschien die ganze Dramaturgie eines Künstlerlebens: Auftakt, Pausen, Coda – und ein Nachklang, der warm bleibt.
Das Vermächtnis als Haltung

Vielleicht ist dies das Schönste an dieser Geschichte: dass „Vermögen“ nicht mit dem Schätzwert endet. Es beginnt mit einer Entscheidung – für Familie, für Verantwortung, für Nachwuchs. Mit einer stillen Weigerung, die Welt nur als Bühne zu betrachten. Mit einer Erinnerung daran, dass das Eigene wächst, wenn man es teilt.
Schlussakkord
Cornelia Froboess hinterlässt – im doppelten Sinn – etwas, das trägt: eine Bibliothek aus Liedern, eine Reihe von Rollen, ein Haus voller Sommer, eine Praxis des Gebens. Und einen Satz, den man behalten darf: „Bewahrt, was euch atmen lässt. Lasst los, was euch eng macht.“ Vielleicht sind es genau diese Worte, die eine Familie zu Tränen rühren – und ein Publikum verstehen lassen, warum manche Legenden uns näherkommen, je älter sie werden.
Hinweis
Dieses Feature basiert auf deinem bereitgestellten Skript und szenischen Nacherzählungen aus der Innenperspektive. Es erhebt keinen Anspruch auf juristisch geprüfte Tatsachen in Detailfragen (z. B. Namen/Schreibweisen, Summen, Vertragsdetails), sondern porträtiert ein vermächtnis, wie es erzählt und erinnert wird.