Sie dachten, das Baby sei nur krank, doch es wurde vergiftet. Als die Putzfrau die Milchflasche roch, deckte sie ein mörderisches Komplott auf, das sie fast ihr Leben kostete.


Sie wartete bis 23 Uhr, bis das Haus in Stille und die gedämpfte Kühle der Klimaanlage getaucht war. Sie schlich barfuß über den taukalten Rasen. Die Villa war ein Kubus aus Glas und Beton. Im Inneren war nur ein Licht an: das Büro im zweiten Stock. Nara sah zwei Silhouetten hinter dem Vorhang. Lina und Deeus. Zu nah, zu intim.

Sie betrat das Haus durch die Dienstbotentür und stieg die schmale Treppe hinauf. Die Tür zum Kinderzimmer stand einen Spalt offen. Ein Geruch hing in der Luft, süßlich, wie abgelaufener Sirup.

Nara trat ein. Das Baby lag im Gitterbett, aber es schlief nicht. Seine Augen waren offen, starr auf die Decke gerichtet. Seine Atmung war kurz und mühsam. Seine Haut war fahl, nicht weiß, sondern gräulich, wachsartig.

„Mein Gott!“ Sie hob den Jungen hoch. Sein Körper war schlaff, sein Kopf fiel nach hinten. Er war kalt.

Da sah sie die Flasche auf dem Beistelltisch, noch halb voll. Der Geruch war chemisch, stark, getarnt mit Vanilleessenz. Am Boden ein weißer Rückstand.

Nara legte das Baby vorsichtig zurück, schnappte sich die Flasche und rannte ins Badezimmer. Sie schloss ab, drehte den Wasserhahn auf, um das Geräusch zu überdecken, und füllte die Hälfte des Inhalts in ein leeres Medizinfläschchen, das sie im Müll gefunden hatte.

Sie kehrte ins Kinderzimmer zurück. Das Baby war unverändert. Mit zitternden Händen tippte Nara eine Nachricht an ihre Cousine Jana, die in einer Klinik arbeitete. Ich brauche Hilfe. Dringend. Ich glaube, im Babyfläschchen ist Gift. Kann ich morgen früh eine Probe vorbeibringen?

Die Antwort kam nach zwei Minuten, die sich wie zwei Jahre anfühlten. Bring sie um 6 Uhr früh, bevor alle da sind.

In diesem Moment hörte sie Schritte. Schwere, männliche Schritte. Sie löschte den Bildschirm. Die Tür öffnete sich langsam, und Deeus erschien im Rahmen.

„Was machen Sie hier?“, fragte er, seine Stimme hart wie Zement. „Das Baby hat geweint“, log Nara. Deeus blickte auf das stille Kind. „Komisch. Er hat vor einer halben Stunde seine Flasche bekommen. Er schläft tief und fest.“ Er musterte sie. „Sie sind neu, richtig? Dieses Haus hat Regeln. Sie kommen nachts nicht hier hoch. Und Sie stecken Ihre Nase nicht dorthin, wo sie nicht hingehört.“

Nara spürte das Gewicht des Fläschchens in ihrer Schürzentasche. „Wollen Sie diesen Job behalten?“, fragte er. „Ja.“ „Dann gehen Sie zurück in Ihr Zimmer und vergessen Sie, dass Sie hier waren.“

Nara ging an ihm vorbei, ohne zu rennen. Rennen wäre ein Schuldeingeständnis gewesen. Als sie ihre Kammer erreichte und die Tür abschloss, gaben ihre Beine nach.


Um 5:40 Uhr morgens übergab sie Jana das Fläschchen. Zwanzig Minuten später kam Jana zurück, ihr Gesichtsausdruck sagte alles.

„Es ist Diazepam. Und die Milch ist so stark verdünnt, dass sie kaum Nährstoffe enthält. Wer auch immer dem Kind das gibt, Nara… sie töten es langsam.“

Nara kehrte um 7:15 Uhr in die Villa zurück. Ihr Körper war auf Autopilot, aber ihr Verstand raste. Sie beobachtete, wie Lina im Büro die nächste Flasche vorbereitete. Sie beobachtete Deeus, der nervös auf und ab ging.

Als Lina zu einem Wohltätigkeitsessen aufbrach und Deeus sie fuhr, sah Nara ihre Chance. Sie schlich in Linas Büro. Sie suchte nach Papier.

Sie fand, was sie suchte. In einer Mappe, unter Verträgen: Fotos. Lina und Deeus in einem schäbigen Motel, sich umarmend. Das Datum: Sechs Monate alt, bevor Lina in Arturs Leben getreten war.

Dann fand sie die Dokumente. Ein Testament. Arturs Unterschrift. Aber die Handschrift war seltsam. Nara verglich sie mit einem alten Brief, den Artur an seine verstorbene Frau geschrieben hatte. Sie stimmte nicht überein. Es war eine Fälschung.

Sie fotografierte alles. In diesem Moment hörte sie das Garagentor. Lina war zurück.

Nara rannte die Treppe hinunter und schloss sich gerade noch rechtzeitig im Personalbad ein, als sie die Haustür hörte. Ihr Handy vibrierte. Eine Nachricht von Jana. Nara, lösch alles. Ein Typ war hier und hat nach dir gefragt. Sie wissen es.

Ihr Blut gefror. Zum ersten Mal hatte sie wirkliche Angst. Nicht um ihren Job. Um ihr Leben.

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