Versteckte Kamera im Kinderzimmer: Warum trug das fremde Kindermädchen ein Foto seines toten Vaters bei sich?

Er wollte sie bei einem Fehler erwischen. Er wartete darauf. Ein Griff in die falsche Schublade, ein unfreundliches Wort zum Kind, ein heimliches Telefonat.

Doch was er sah, verwirrte ihn.

Helena arbeitete unermüdlich. Aber sie arbeitete nicht wie eine Angestellte, die nur auf den Feierabend wartete. Sie summte Melodien, während sie den Boden wischte. Sie sprach mit Felix, nicht in der herablassenden Babysprache, sondern als wäre er ein kleiner, verständiger Erwachsener.

“Schau mal, Felix”, hörte er sie über die Kamera im Wohnzimmer sagen. Sie hielt einen Holzlöffel hoch. “Das ist unser Zauberstab für die Suppe. Wenn wir rühren, wird alles gut.”

Vincent sah, wie Felix, der sonst so still in seinem Laufgitter saß, sie mit großen Augen beobachtete. Und dann geschah es. Ein paar Tage nach ihrer Ankunft hörte Vincent aus seinem Büro im Erdgeschoss ein Geräusch, das ihn erstarren ließ.

Ein Lachen. Ein helles, glockenreines Kinderlachen.

Er schlich zur Tür des Wohnzimmers und spähte durch den Spalt. Helena kniete auf dem Boden, einen feuchten Lappen in der Hand, und spielte “Kuckuck” mit dem Jungen. Felix klatschte begeistert in die kleinen Hände und gluckste vor Freude.

Etwas in Vincents Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Es war keine Erleichterung, sondern eine Mischung aus Eifersucht und Angst. Wie konnte sein Sohn, der bei ihm oft weinte oder schwieg, sich so schnell an eine Fremde binden? Was war ihr Ziel? Manipulierte sie das Kind, um an ihn, den Vater, heranzukommen?

Noch am selben Abend rief er seine Sicherheitsfirma an. “Ich will mehr Kameras”, bellte er ins Telefon. “Im Gästezimmer, im Flur, überall. Ich will jeden Winkel sehen.” “Herr Albrecht, ist das rechtlich nicht…”, begann der Techniker zögernd. “Das ist mein Haus, mein Sohn, meine Entscheidung! Installieren Sie es. Noch heute.”

Die Überwachung wurde zur Obsession. Vincent verbrachte Stunden damit, Helena zu beobachten. Er sah keine Diebstähle. Er sah keine Vernachlässigung. Stattdessen sah er Zuneigung.

Doch dann geschah etwas, das ihn stutzig machte.

Es war ein Donnerstag. Helena staubte die Bücherregale im Flur ab, als ihr Blick auf ein altes, gerahmtes Foto fiel, das fast vergessen in einer Ecke stand. Es zeigte Vincent als Kind mit seinen Eltern, Weihnachten in den späten 90er Jahren. Sein Vater, Johann Albrecht, lachte darauf herzlich in die Kamera, ein Glas Wein in der Hand.

Helena hielt inne. Sie stellte den Staubwedel ab und nahm das Bild behutsam in beide Hände. Vincent zoomte auf seinem Bildschirm heran. Er sah, wie ihr Daumen sanft über das Gesicht seines Vaters strich. Ihre Lippen bewegten sich. Er drehte den Ton auf das Maximum.

“…Du hast denselben Blick wie er”, flüsterte sie, “denselben guten Charakter, auch wenn er ihn tief vergraben hat.”

Vincent fröstelte, obwohl die Heizung lief. Wen meinte sie? Seinen Vater? Woher konnte eine einfache Haushälterin Johann Albrecht kennen? Sein Vater war vor vier Jahren gestorben.

Die Unruhe ließ ihn nicht mehr los. Am nächsten Tag konnte er sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren. Er überprüfte stündlich den Livestream auf seinem Handy.

Gegen Nachmittag badete Helena den kleinen Felix. Sie war sanft, spritzte ihm vorsichtig Wasser über den Rücken. Felix quietschte vergnügt. “Deine Mama war schön, weißt du das, kleiner Felix?”, sagte sie leise, während sie ihn in ein flauschiges Handtuch wickelte. “Sie hatte ein Lächeln, das einen ganzen Raum erhellen konnte. Aber dein Opa… dein Opa Johann war der großzügigste Mensch, den ich je kannte. Du wirst einmal so ein Herz haben wie er.”

Vincent sprang von seinem Bürostuhl auf. Sie hatte seinen Namen gesagt. Johann.

Das war kein Zufall mehr. Das war Wissen. Intimes Wissen.

In dieser Nacht überschritt Vincent eine Grenze. Während Helena schlief, schlich er in den Flur, wo ihre Handtasche lag. Er wusste, dass es falsch war. Er fühlte sich schäbig dabei, aber sein Misstrauen war stärker als sein Anstand.

Er durchwühlte ihre Tasche. Zwischen einer abgenutzten Geldbörse und einem Notizbuch fand er einen kleinen, silbernen Medaillon-Anhänger. Das Metall war an den Rändern abgegriffen, als wäre es tausende Male berührt worden. Mit zitternden Fingern öffnete er ihn.

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