Das versteckte Zeichen in einem Foto von 1892 – was ihre Hände verrieten

Echos der Finsternis. An einem grauen Februarnachmittag im Jahr 2019 saß der Historiker Thomas Bergmann in den staubigen Archiven des Hamburger Staatsarchivs und durchsuchte Kisten mit alten Fotografien aus dem 19. Jahrhundert.

Seine Finger waren bereits schwarz von dem alten Staub und seine Augen brannten vom stundenlangen Starren auf vergilbte Bilder. Er war kurz davor, für diesen Tag aufzugeben, als seine Hand eine Fotografie berührte, die anders war als alle anderen. Das Portrait zeigte drei Frauen in formeller Kleidung aus der Zeit um 1892. Eine ältere Frau saß in der Mitte auf einem kunstvollen Stuhl, während zwei jüngere Frauen an ihren Seiten standen.

Doch es war nicht die Komposition, die Thomas faszinierte. Es waren ihre Hände. Die ältere Frau hielt ihre Finger auf eine merkwürdige, fast unmögliche Weise verschränkt, als würde sie etwas festhalten, das unsichtbar war.

Die Frau zu ihrer linken zeigte mit ihrem Zeigefinger diskret nach unten, während die andere ihre Handfläche in einem Winkel hielt, der anatomisch unbequem aussah. Thomas drehte die Fotografie um und sah eine fast verblasste Inschrift. Family Schneider Hamburg 1892. Darunter kaum noch lesbar, stand ein einzelnes Wort in verschnörkelter Schrift: Zeugnis. Bevor wir weitermachen, lass mich eine Frage stellen.

Hast du jemals ein altes Familienfoto gefunden und dich gefragt, welche Geheimnisse es verbergen könnte? Schreib es in die Kommentare. Ich lese wirklich jeden einzelnen. Und wenn du solche Geschichten liebst, die zwischen Realität und Rätsel tanzen, dann abonniere den Kanal und lass ein Like da.

Du wirst sehen, warum diese Hände eine Geschichte erzählen, die die deutsche Geschichte für immer verändern könnte. Hamburg im Jahr 1892 war eine Stadt der Gegensätze. Die Elbe brachte nicht nur Waren aus aller Welt, sondern auch Menschen, Seeleute, Händler, Familien auf der Suche nach einem neuen Leben. Die Stadt wuchs mit jedem Schiff, das im Hafen anlegte, und mit diesem Wachstum kam eine Vielfalt, die das Deutsche Kaiserreich zugleich anzog und ablehnte.

In den engen Gassen rund um den Hafen konnte man Dutzende von Sprachen hören, Gewürze rien, die aus fernen Ländern stammten und Gesichter sehen, die von Reisen erzählten, welche die meisten Hamburger nie machen würden. Doch während die Stadt wirtschaftlich von dieser Vielfalt profitierte, wuchs gleichzeitig eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber all jenen, die nicht dem germanischen Ideal entsprachen. Die fotografischen Studios in Hamburg waren mehr als nur Orte, an denen Erinnerungen festgehalten wurden.

Sie waren Institutionen der Dokumentation, fast so wichtig wie Notare oder Standesämter. In einer Zeit, in der ein Foto mehrere Tagesgehälter kosten konnte, war jedes Portrait eine Investition in die Zukunft, ein Beweis der Existenz, des Status, der Familienzugehörigkeit.

Für wohlhabende Kaufmannsfamilien waren solche Fotografien Selbstverständlichkeiten dokumentiert in ledergebundenen Alben, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Doch für andere, insbesondere für jene, deren Hautfarbe oder Herkunft sie zu Außenseitern machte, war der Gang zum Fotografen oft mit Demütigung verbunden.

Hände, Hände, Hände

Viele Studios lehnten solche Kunden schlichtweg ab, andere verlangten exorbitante Preise. In diesem Umfeld existierten Menschen, die zwischen den Welten lebten. Afhrodeutsche Familien, oft entstanden aus Verbindungen zwischen afrikanischen Seeleuten und deutschen Frauen, besaßen keine eigene Gemeinschaft im traditionellen Sinne. Sie waren verstreut über die Stadt, meist in den Arbeitervierteln nahe dem Hafen, wo die Fragen nach Herkunft weniger laut gestellt wurden und das tägliche Überleben wichtiger war als die Hautfarbe des Nachbarn. Diese Familien

arbeiteten als Hafenarbeiter, Wäscherinnen, Köche, Pensionsbetreiber. Ehrliche Arbeit, die dennoch selten zu echtem Wohlstand führte. Ihre Kinder wuchsen in einer Welt auf, die ihnen ständig vermittelte, dass sie zwar in Hamburg geboren waren, aber niemals wirklich dazu gehören würden.

Die rechtliche Situation dieser Familien war präkär. Während das deutsche Kaiserreich stolz auf seine Gesetze und seine Bürokratie war, existierten unzählige Grauzonen für jene, die nicht ins Schemaßten. Erbschaftsangelegenheiten wurden kompliziert, wenn ein Elternteil nicht deutschen Ursprungs war.

Eigentumsrechte konnten angefochten werden mit Argumenten, die mehr auf Vorurteilen als auf Gesetzen basierten. Ohne die richtigen Dokumente, ohne Zeugen, die vor Gericht aussagen würden, ohne Anwälte, die sie vertraten, waren diese Familien oft schutzlos gegenüber jenen, die ihre Rechte bestreiten wollten.

Ein einfacher Streit über eine Pachtgebühr konnte sich in einen Albtraum verwandeln, der mit dem Verlust von allem endete, was eine Familie besaß. Doch in jeder Gesellschaft, die Ungerechtigkeit produziert, gibt es auch jene, die dagegen ankämpfen. In Hamburg existierte ein loses Netzwerk von Individuen, Anwälte, Ärzte, Fotografen, Lehrer, die erkannten, dass das System fehlerhaft war und dass manche Menschen mehr Hilfe brauchten als andere.

Sie arbeiteten nicht laut oder öffentlich, denn das hätte ihre eigene Position gefährdet. Stattdessen boten sie diskrete Dienste an. Ein Anwalt, der niedrigere Gebühren akzeptierte. Ein Fotograf, der seine Türen öffnete, wenn andere sie schlossen. Ein Lehrer, der die Kinder unterrichtete, die von manchen Schulen abgelehnt wurden.

Diese Menschen waren keine Helden im traditionellen Sinne. Sie waren einfach Menschen, die erkannten, dass Würde ein universelles Recht sein sollte. Kein Privileg. Thomas Bergmann verbrachte die nächsten drei Tage damit, das Foto zu untersuchen, ohne es aus den Händen zu legen.

Er fotografierte es mit seiner Digitalkamera aus jedem möglichen Winkel, betrachtete es unter verschiedenen Lichtverhältnissen, versuchte jedes Detail zu erfassen. In der oberen rechten Ecke, fast unsichtbar gegen den dunklen Hintergrund des Portraits, entdeckte er eine winzige Prägung, ein Wasserzeichen, das so fein war, dass man es nur im richtigen Licht erkennen konnte.

Es zeigte ein stilisiertes L und E, kunstvoll miteinander verwoben, umgeben von einem zarten, floralen Muster. Thomas kannte solche Wasserzeichen aus seiner Forschung über fotografische Studios des 19. Jahrhunderts. Jeder Fotograf hatte seine eigene Markierung, stolz wie eine Unterschrift, die verkündete: “Dieses Werk gehört mir.

” Doch dieses spezielle Wasserzeichen hatte er noch nie gesehen. Die Suche nach dem Fotografen führte Thomas tiefer in die Archive. Das Hamburger Adressbuch von listeteig fotografische Studios auf, von den eleganten Ateliers an der Jungfernstieg, die die wohlhabende Kundschaft bedienten, bis zu den kleineren Studios in den Arbeitervierteln, die Passfotos und einfache Portraits anboten.

Thomas arbeitete sich durch jede einzelne Adresse, suchte in Geschäftsregistern, alten Zeitungsanzeigen, Zunftverzeichnissen. Die meisten Studios waren längst verschwunden. Ihre Besitzer seit über 100 Jahren tot, ihre Archive verstreut oder vernichtet. Manche Namen fand er wieder in bankrupterklärungen, andere in Nachrufen, die von erfolgreichen Leben und großen Familien berichteten.

Aber die Initialen L und E führten zunächst ins Nichts. Es war reiner Zufall, als Thomas in einem Karton mit verschiedenes 19. Jahrhundert eine Rechnung fand. Das Papier war brüchig, die Tinte verblass, aber noch lesbar. Leopold Engel, Fotograf und Lichtbildner, spezialisiert auf Familienportraits und Dokumentation, große Reichenstraße 34.

Die Adresse lag im Gängeviertel, einem der ältesten Teile Hamburgs, der größtenteils in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen wurde. Thomas spürte, wie sein Herz schneller schlug. Dies musste der Mann sein, der das Portraät der Familie Schneider geschaffen hatte.

Doch warum stand auf der Rechnung Dokumentation als Spezialisierung? Das war ungewöhnlich für die Zeit, in der Fotografen normalerweise mit ihren künstlerischen Fähigkeiten warben, nicht mit so einem bürokratischen Begriff. Die weiteren Nachforschungen zu Leopold Engel offenbarten ein faszinierendes Bild.

Geboren 1856 in Bremen hatte er sein Handwerk in Paris gelernt in einem Studio, das bekannt war für technische Innovation und soziales Engagement. Engel kehrte nach Deutschland zurück und eröffnete sein Studio in Hamburg. Was Thomas jedoch am meisten überraschte, waren die wenigen Zeitungsberichte, die er fand.

In der Hamburger Nachrichten vom März 1891 stand eine kleine Notiz über einen Streit, bei dem Engel beschuldigt wurde, Klientel zu bedienen, die das Ansehen des fotografischen Gewerbes beschädigt. Die Zunft der Fotografen hatte versucht, ihm die Lizenz zu entziehen, war aber gescheitert.

Ein anderer Artikel, diesmal ohne Namen, aber mit eindeutiger Beschreibung seiner Adresse, warnte anständige Hamburger davor, gewisse Studios zu besuchen, die keine Unterscheidung zwischen Kunden treffen. Thomas verstand langsam, was dies bedeutete. Leopold Engel war einer jener Fotografen gewesen, die alle Kunden bedienten, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder sozialem Stand. In einer Gesellschaft, die zunehmend nach Rasse und Reinheit kategorisierte, war dies keine neutrale Position, sondern eine politische Aussage. Doch Engel hatte nicht nur fotografiert.

Der Begriff Dokumentation auf seiner Rechnung deutete auf etwas anderes hin. Er hatte nicht nur Erinnerungen geschaffen, sondern Beweise. Thomas suchte weiter und fand schließlich, was er brauchte. Sechs weitere Fotografien aus Engelsstudio, alle mit demselben Wasserzeichen.

Alle zeigend Menschen, die offensichtlich nicht dem germanischen Ideal entsprachen. Und bei allen allen waren die Hände in seltsamen unnatürlichen Positionen. Die Identifizierung der Familie Schneider erwies sich als mühsamer als erwartet. Der Name war so gewöhnlich in Hamburg, daß die Standesamtregister hunderte von Einträgen aufwiesen. Thomas musste systematisch vorgehen.

Er begann mit dem Jahr 1892 und arbeitete sich rückwärts, suchte nach Schneiders, die in der Nähe der Großen Reichenstraße lebten, wo Engelsstudio gewesen war. Nach Wochen der Suche fand er einen vielversprechenden Eintrag. Helene Schneider, geboren 1854 in Hamburg, verheiratet 1874 mit Samuel Okonquo, einem Seemann aus dem Gebiet, das später Nigeria werden sollte. Die Ehe war in der Katharinenkirche geschlossen worden.

Ein Detail, das Thomas überraschte. Die Kirche war nicht bekannt dafür, besonders progressiv zu sein. Die Geburtsurkunden der Töchter folgten Marie, geboren 1874 und Kara geboren 1876. Beide waren in Hamburg geboren und getauft. Beide trugen den Namen Schneider Okongwo, obwohl in späteren Dokumenten der zweite Teil des Namens oft weggelassen wurde.

Thomas fand Schulunterlagen, die zeigten, dass beide Mädchen eine Volksschule in der Neustadt besucht hatten, wobei Marie besonders in Mathematik brillierte und Kara eine Begabung für Sprachen zeigte. Die Lehrerbemerkungen waren gemischt. Manche lobten den Fleiß der Mädchen, andere notierten Schwierigkeiten mit Integration oder benötigt besondere Aufmerksamkeit wegen familiärer Umstände, Formulierungen, die in dieser Zeit oft als verschlüsselte Kritik an der Herkunft verstanden wurden. Die Familie betrieb eine Pension in der Bernhardstraße, nur 10 Minuten zu Fuß

vom Hafen entfernt. Das Haus gehörte ursprünglich Helenes Eltern, die es ihr hinterlassen hatten. Eine ungewöhnliche Situation, da Töchter normalerweise nicht erberechtigt waren, wenn Söhne existierten. Doch Helene war Einzelkind und ihre Eltern, beide Weber, hatten das Haus durch jahrzehnte harter Arbeit abbezahlt.

Die Pension zur Hoffnung war in Hafenverzeichnissen aufgeführt und bot saubere Betten für ehrbare Seeleute zu fairen Preisen. Aus späteren Polizeiberichten, die Thomas in einem anderen Archiv fand, ging hervor, dass die Pension einen guten Ruf hatte. Keine Berichte über Trunkenheit.

Schlägereien oder Prostitution die üblichen Probleme solcher Etablissel arbeitete, wenn er nicht auf See war, als Hafenarbeiter. Ein Knochenjob, der Männer vor ihrer Zeit verbrauchte. Doch die rechtliche Situation der Familie war komplizierter als erwartet. Thomas entdeckte Dokumente aus dem Jahr 1886, in denen Helenes Cousin, ein gewisser Friedrich Paulsen, versuchte, das Erbe anzufechten.

Seine Argumentation war, dass das Haus rechtmäßig an die männliche Linie der Familie fallen sollte und dass die Ehe zwischen Helene und Samuel gegen die natürliche Ordnung verstoße und daher die Erbfolge ungültig mache. Der Fall wurde vor dem Amtsgericht Hamburg verhandelt und obwohl Paulsen letztendlich verlor, kostete der Rechtsstreit die Familie Schneider fast alle Ersparnisse. Mehr noch.

Er hinterließ eine Atmosphäre der Unsicherheit. Die rechtliche Grundlage für Helenes Eigentum war bestätigt worden, aber die Tatsache, dass sie überhaupt angefochten werden konnte, zeigte, wie präkär ihre Position war. Es war in diesem Kontext im Spätsommer 1892 nur wenige Monate nach dem Ende des Rechtsstreits, dass die Familie das Studio von Leopold Engel besuchte.

Thomas fand die Quittung in engelsperlichen erhaltenen Geschäftsunterlagen. Familieschneider ein Gruppenportrait 10 Mark bezahlt am 15. August 1892. 10 Mark waren nicht wenig. Es entsprach fast einer Wochenlohn für einen Hafenarbeiter. Warum hatte die Familie, die gerade einen teuren Rechtsstreit überlebt hatte, so viel Geld für ein Foto ausgegeben? Thomas begann zu verstehen, dass dieses Portrait nicht einfach eine Erinnerung war. Es war eine Versicherungspolce, ein Dokument, ein Zeugnis, genau wie das

fast verblasste Wort auf der Rückseite der Fotografie vermuten ließ. Der Durchbruch kam an einem verregneten Aprilmorgen, als Thomas im Staatsarchiv eine Kiste mit persönlichen Papieren durchsuchte, die aus dem Nachlass eines Rechtsanwalts namens Hermann Vogel stammten. Vogel war 1853 geboren und hatte von 1880 bis zu seinem Tod 1920 in Hamburg praktiziert.

Er war kein prominenter Anwalt gewesen. Sein Name erschien nicht in den großen Fällen der Zeit. Er vertrat keine wohlhabenden Kaufleute oder einflussreichen Politiker. Stattdessen hatte er eine bescheidene Kanzlei in der Altstadt geführt und hauptsächlich Klienten aus den Arbeitervierteln vertreten.

Was Thomas jedoch faszinierte, war ein Tagebuch, das Vogel offenbar privat geführt hatte, getrennt von seinen offiziellen Akten. Die Einträge waren persönlich nachdenklich, manchmal bitter, manchmal hoffnungsvoll. Ein Eintrag vom 20. September 1892 ließ Thomas Hände zittern, als er las. Heute traf ich Leopold erneut im Kaffeehaus.

Wir sprachen über das ewige Problem. Wie dokumentieren wir das, was das Gesetz nicht anerkennen will? Er zeigte mir seine neueste Arbeit. Fotografien mit Markierungen, die nur jene verstehen, die eingeweiht sind. Die Hände sagte er, die Hände erzählen die Geschichte, die Papiere nicht erzählen können.

Eine Frau, die rechtmäßig Eigentum besitzt, aber deren Besitz angefochten wird, ihre Hände zeigen es. Kinder, die erberechtigt sind, aber denen man dies streitig macht. Ihre Finger weisen den Weg. Es ist brillant und verzweifelt zugleich. Brilliant, weil es funktioniert. Verzweifelt, weil es überhaupt nötig ist. Thomas las weiter Seite um Seite und ein Bild formte sich. Hermann Vogel und Leopold Engel hatten sich irgendwann in den späten 80er Jahren des 19.

Jahrhunderts kennengelernt, wahrscheinlich durch gemeinsame Klienten. Beide Männer hatten erkannt, dass das rechtliche und soziale System Lücken hatte. nicht nur Lücken, sondern absichtlich geschaffene Barrieren für bestimmte Menschen. Vogel schrieb über Fälle, in denen er Familien vertrat, deren Rechte offensichtlich waren, aber dennoch bestritten wurden, einfach weil ein Richter oder ein Gegner Vorurteile hatte.

Das Gesetz, schrieb er in einem besonders bitteren Eintrag, ist nur so gerecht wie die Menschen, die es anwenden, und manche Menschen wenden mit Händen an, die bereits zur Faust geballt sind. Die Zusammenarbeit zwischen Vogel und Engel entwickelte sich zu etwas systematischem. Engel würde Portraits anfertigen, bei denen die Positionierung der Hände spezifische Bedeutungen hatte.

Vogel notierte in seinem Tagebuch eine Art Schlüssel. Verschränkte Hände der Matriarchen Eigentumsrechte besonders Immobilien. Zeigefinger der ältesten Tochter nach unten. Erbfolge anerkannt und dokumentiert. Offene Handfläche der jüngsten Tochter, Recht auf Unterhalt und Fürsorge gesichert. Leopold ist ein Künstler, aber auch ein Archivar der Wahrheit.

Diese photographischen Zeugnisse wurden dann von Vogel in Rechtsstreitigkeiten verwendet, nicht als primäre Beweise, aber als unterstützende Dokumentation. In einer Zeit, in der ein Foto noch eine gewisse Autorität besaß, in der Menschen glaubten, die Kamera lügt nicht, hatte solch ein Portraägewicht.

Doch was Thomas am meisten erschütterte, war eine Passage vom 3. November 1892. Der Fallschneider wurde heute entschieden zu unseren Gunsten. Das Gericht akzeptierte das Portrait als ergänzenden Beweis für Frau Schneiders Anspruch. Der Richter fragte mich nach der Bedeutung der Handposition und ich erklärte, es sei eine fotographische Tradition zur Darstellung von Familienstand und Besitz. Er schien zufrieden mit dieser Erklärung.

Leopold und ich haben nie direkt über die wahre Natur unseres Systems gesprochen, nicht einmal miteinander, aus Angst, dass Worte zu gefährlich sind. Aber wir wissen beide, was wir tun. Wir erschaffen eine parallele Dokumentation für jene, denen die offizielle Dokumentation versagt wird.

Ich frage mich, wie lange wir dies tun können, bevor jemand versteht, was wirklich geschieht. Thomas lehnte sich in seinem Stuhl zurück, das Tagebuch noch in den Händen. Er hatte nicht nur ein altes Foto gefunden, er hatte ein ganzes System entdeckt, ein geheimes Netzwerk der Dokumentation, geboren aus Notwendigkeit und Ungerechtigkeit. Aber wie groß war dieses System? Wie viele Familien hatten es genutzt? Und was war schließlich damit geschehen? Die Antworten auf diese Fragen würden Thomas in die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte führen. In den folgenden Wochen stürzte sich Thomas in eine

obsessive Suche nach weiteren Fotografien. Er besuchte jedes Archiv in Hamburg, kontaktierte historische Gesellschaften, durchsuchte digitalisierte Sammlungen. Er schrieb an Museen in Bremen, Berlin, Lübeck, überall dort, wo es Verbindungen zu Hafenstädten und entsprechenden multiethnischen Gemeinschaften gegeben hatte. Seine Wohnung verwandelte sich in ein Chaos aus Fotokopien, Notizen, Zeitleisten an den Wänden.

Seine Kollegen begannen sich zu Sorgen, aber Thomas konnte nicht aufhören. Jedes neue Foto, das er fand, war ein weiteres Puzzleteil, ein weiteres Leben, das aus dem Schatten der Geschichte trat. Die Entschlüsselung des Handcodats erwies sich als komplexer als zunächst gedacht. Thomas erstellte eine Tabelle mit allen Fotografien, die er gefunden hatte.

inzwischen 27 Portraits aus dem Zeitraum zwischen 1886 und 19812. Er analysierte jede Handposition, verglich sie mit den rechtlichen Dokumenten, die er über die fotografierten Familien finden konnte. Muster begannen zu entstehen, aber sie waren nicht absolut.

Die Verschränkung der Hände konnte Eigentumsrechte bedeuten, aber auch eherliche Bindungen, abhängig von der spezifischen Art der Verschränkung. Finger ineinander oder nur Handflächen berührend, Daumen oben oder verborgen. Es war wie eine Sprache mit Dialekten, die sich über Zeit und Umstände entwickelt hatten. Ein besonders aufschlussreiches Foto zeigte eine Familie von fünf Personen, Eltern und drei Kinder.

Der Vater, erkennbar afrikanischer Herkunft, stand mit seiner rechten Hand auf der Schulter seines ältesten Sohnes, während die Mutter, eine deutsche Frau, ihre linke Hand auf dem Arm ihrer Tochter ruhte. Die Positionen wirkten natürlich fast liebevoll, aber Thomas erkannte inzwischen die Bedeutung direkte elterliche Abstammung und Erbrecht.

Der jüngste Sohn hielt ein Buch, nicht ungewöhnlich in viktorianischen Fotografien, um Bildung zu demonstrieren, aber seine Finger markierten eine spezifische Seite. Thomas fand heraus, dass der Junge tatsächlich ein Stipendium für eine höhere Schule erhalten hatte, eine Seltenheit für Kinder mit seiner Herkunft. Das Buch war kein Zufall.

Es war eine Dokumentation seines Rechts auf Bildung. Ein Recht, das ihm später streitig gemacht wurde und das durch das Foto bestätigt werden konnte. Die emotionale Last dieser Entdeckungen begann Thomas zu erdrücken. Jedes Foto erzählte nicht nur von einem rechtlichen Manöver, sondern von einem Leben in ständiger Unsicherheit.

Er laß Briefe, die er in verschiedenen Archiven fand, Briefe von Müttern, die sich Sorgen machten, ob ihre Kinder erben könnten, von Vätern, die wußten, dass ihre Arbeit allein nicht ausreichte, um ihre Familien zu schützen. Ein Brief, geschrieben von einer Frau namens Charlotte Mensa an ihren Bruder in Bremen, traf Thomas besonders.

Wir haben das Foto machen lassen, wie Herr Vogel es empfahl. Es kostete mehr, als wir uns leisten konnten. Aber was kostet Sicherheit? Was kostet der Beweis, dass meine Kinder existieren, dass sie meine Kinder sind? Dass sie ein Recht haben zu sein, wer sie sind? Ich schaue auf das Foto und sehe uns, wie wir wirklich sind. Eine Familie.

Aber ich weiß, daß, wenn sie es ansehen, nur die Beweise sehen werden, nach denen sie suchen. Thomas fand auch dunklere Geschichten. Manche Fotos führten zu Gerichtsakten, die zeigten, dass nicht alle rechtlichen Kämpfe gewonnen wurden. Eine Familie verlor trotz des Fotos ihr Haus, weil der Richter die fotografische Dokumentation als irrelevante Kuriosität abtat.

Eine andere Familie musste Deutschland verlassen, nachdem wiederholte rechtliche Angriffe sie finanziell ruinierten. Das System von Vogel und Engel war brillant, aber es war kein Allheilmittel. Es war ein Werkzeug in einem Kampf, der viel größer war als jeder einzelne. Und als Thomas tiefer grub, begann er zu verstehen, dass dieser Kampf ein Ende hatte, ein brutales, schreckliches Ende, das mit dem Aufstieg einer Ideologie kam, die Menschen nicht nur diskriminieren, sondern auslöschen wollte.

Der Kontakt mit lebenden Nachfahren begann durch einen Zufall. Thomas hatte einen Artikel über seine Forschung in einer lokalen Hamburger Zeitung veröffentlicht mit der Hoffnung, dass vielleicht jemand weitere Informationen hätte. Er erwartete wenig. Die meisten dieser Familien waren entweder verschwunden oder hatten ihre Geschichte verloren.

Doch drei Tage nach der Veröffentlichung erhielt er eine E-Mail von einer Frau namens Josephine Oduro, die in Berlin lebte. “Ich habe ihren Artikel gelesen”, schrieb sie. Und ich glaube, sie sprechen über meine Familie. Meine Urgroßmutter hieß Marie Schneider Okonwo. Wir haben eine Geschichte über ein Foto, das unsere Familie gerettet hat.

Ich dachte immer, es sei nur eine Familienlegende. Das Treffen mit Josephine in einem Café in Berlin im Juni 2019 war für Thomas einer der bewegendsten Momente seiner Karriere. Josephine war eine Frau in ihrenzigern, Lehrerin mit einem warmen Lächeln und Augen, die Thomas sofort an das Portraät erinnerten.

Sie brachte eine alte Schatulle mit, die Familienken enthielt. “Meine Großmutter hat mir diese Dinge gegeben, als ich 18 war”, erzählte Josephine. Sie sagte, es sei wichtig, dass ich wüsste, woher ich komme, weil die Welt versuchen würde, mir zu sagen, dass ich nicht hierher gehöre. Aber das tue ich. Meine Familie ist seit über 50 Jahren in Deutschland. In der Schatulle waren Briefe, alte Dokumente, ein paar Schmuckstücke und eine Kopie des Fotos, das Thomas im Archiv gefunden hatte. Josephine erzählte die Geschichte, wie sie ihr überliefert worden war. Marie, meine

Urgroßmutter, heiratete 1897 einen deutschen Mann namens Franz Richter. Aber Franz Familie akzeptierte die Ehe nicht. Als Franz 1910 bei einem Unfall im Hafen starb, versuchte seine Familie Marie aus dem Haus zu werfen, dass Franz und Marie gemeinsam gekauft hatten. Es kam vor Gericht und Marie brachte dieses Foto als Beweis mit.

Ihre Mutter, meine Ururgroßmutter Helene war bereits verstorben, aber das Foto bewies Maris erbrecht aus der mütterlichen Linie. Der Richter entschied zu ihren Gunsten. Meine Großmutter sagte, immer ohne dieses Foto wäre unsere Familie auf der Straße gelandet.

Thomas zeigte Josephine seine Forschung, die Tagebücher von Hermann Vogel, die Geschäftsunterlagen von Leopold Engel, die anderen Fotografien, die er gefunden hatte. Josephines Augen füllten sich mit Tränen. “Ich wusste nicht, dass es andere gab”, flüsterte sie. “Ich dachte, unsere Geschichte sei einzigartig, etwas Seltsames, das nur unserer Familie passiert war. Aber das hier, das ist systematisch, das ist absichtlich.

Diese Männer haben ein System geschaffen, um Menschen wie meine Familie zu schützen. Thomas nickte. Es waren mehr als nur diese zwei, sagte er. Ich habe Hinweise gefunden, dass andere Fotografen und Anwälte in Bremen, Lübeck, sogar in Berlin, ähnliche Systeme hatten. Es war ein Netzwerk, obwohl ich nicht sicher bin, wie koordiniert es war.

Die Enthüllung der Gerichtsdokumente war der finale Beweis. Thomas und Josephine reisten gemeinsam zurück nach Hamburg, wo sie im Staatsarchiv die originalen Akten des Falles von 1910 fanden. Der Fall Richter gegen Richter füllte zwei dicke Ordner. Die Familie von Franz hatte jeden erdenklichen Grund vorgebracht. Marie sei eine ungeeignete Witwe.

Die Ehe sei niemals legal gewesen. Das Haus gehöre eigentlich der Familie Richter. Aber dort in den Akten war das Foto offiziell als Beweisstück eh registriert zusammen mit Hermann Vogelsa Aussage über die dokumentarische Natur fotographischer Familienportraits. Der Richter, ein gewisser Karl Schumacher, hatte in seinem Urteil geschrieben: “Das vorgelegte fotografische Zeugnis zusammen mit den Airpapieren der Mutter der Klägerin bestätigt die Rechtmäßigkeit ihres Anspruchs. Die Einwende der Beklagten werden als unbegründet zurückgewiesen.

Thomas fand noch etwas in den Akten. Eine handgeschriebene Notiz von Hermann Vogel, offensichtlich für seine eigenen Unterlagen gedacht, die versehentlich mit den Gerichtsaken archiviert worden war. Zwöfter Fall, in dem die fotografische Dokumentation den Unterschied gemacht hat, wie lange noch können wir dies tun? Die Zeiten werden dunkler, die Stimmen lauter, die Gesichter Hassfüllter. Leopold sagt, er wird weitermachen, solange er kann.

Ich auch. Aber ich fürchte, eines Tages wird ein Foto nicht mehr ausreichen. Eines Tages wird nicht einmal die Wahrheit ausreichen. Die vollständige Kartierung des Netzwerks dauerte weitere 8 Monate. Thomas erhielt Hilfe von anderen Historikern, von Genealogen, von Nachfahren, die nach Josephines Geschichte an die Öffentlichkeit getreten waren.

Gemeinsam dokumentierten sie 42 Familien, die zwischen 1880 und 1930 dieses System der fotografischen Dokumentation genutzt hatten. Die Familien waren über Norddeutschland verteilt mit Schwerpunkten in Hafenstädten. Hamburg hatte die meisten Fälle gefolgt von Bremen und Lübeck, aber es gab auch vereinzelte Fälle in Berlin, Köln und sogar in kleineren Städten wie Kiel und Rostock.

Das Netzwerk war größer gewesen, als Thomas zunächst gedacht hatte, aber es war auch fragiler. Die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts markierten einen Wendepunkt. Thomas fand Hinweise, dass das System unter dem zunehmenden politischen Druck schwächer wurde. Leopold Engel starb 1920. Sein Studio wurde von seinem Sohn übernommen, der das Geschäft in eine konventionellere Richtung lenkte. Hermann Vogel zog sich 1921 aus der aktiven Praxis zurück.

Andere Fotografen und Anwälte, die Teil des informellen Netzwerks gewesen waren, taten dasselbe. Manche aus Altersgründen, andere aus wachsender Furcht vor den sich verändernden politischen Verhältnissen. Die weimer Republik brachte mehr rechtliche Gleichheit auf dem Papier, aber die gesellschaftliche Realität war komplizierter. Vorurteile verschwanden nicht durch Gesetze.

Der wirkliche Niedergang kam mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Thomas Forschung in diesem Bereich war schmerzhaft und notwendig. Die meisten der Familien, die er dokumentiert hatte, verschwanden aus den Aufzeichnungen nach 1934. Manche emigrierten. Er fand Passagierlisten, die Schneiders und Mensas und Okoros nach Frankreich, England, sogar nach Brasilien führten. Andere Namen tauchten in dunkleren Listen auf.

Listen von Menschen, die verfolgt, deportiert, ermordet wurden, nicht weil sie etwas getan hatten, sondern wegen wer sie waren. Das System, das geschaffen worden war, um diese Menschen zu schützen, wurde irrelevant in einer Welt, in der kein Dokument, keine Fotografie, kein Gesetz sie vor einer Ideologie schützen konnte, die ihre bloße Existenz als Verbrechen ansah. Viele Fotografien wurden in dieser Zeit zerstört, oft von den Familien selbst.

Thomas interviewte mehrere Nachfahren, die sich an Geschichten erinnerten, wie ihre Großeltern oder Urgroßeltern alte Fotos verbrannten, aus Angst, dass diese als Beweis gegen sie verwendet werden könnten. Eine Frau erzählte: “Meine Oma sagte, sie hätte alles verbrannt, was sie mit ihrer Vergangenheit verband.

Sie wollte nicht, dass irgendein Foto beweisen konnte, wer ihre Eltern waren. Es brach ihr das Herz, aber sie hatte noch größere Angst um ihre Kinder. Das Foto der Familiechneider überlebte nur durch Zufall. Während einer Renovierung in den sech Jahren wurde es hinter einer Wand gefunden, wo es wahrscheinlich 1940 versteckt worden war.

Die Person, die es fand, erkannte seinen historischen Wert nicht und spendete es an ein Archiv, wo es vergessen wurde, bis Thomas es 70 Jahre später wieder entdeckte. Die Briefe zwischen Leopold Engel und Hermann Vogel, die Thomas in einem Nachlass gefunden hatte, endeten 1920 kurz vor Engelst Tod. Der letzte Brief war kurz in engelsz zittriger Handschrift. Mein lieber Hermann, ich werde nicht mehr lange hier sein.

Die Arbeit, die wir getan haben, war gut. Wir haben Menschen geholfen, die Hilfe brauchten. Ob es genug war, weiß ich nicht. Ob es in Erinnerung bleiben wird, weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass wir es versucht haben, in einer Welt zu helfen, die oft nicht helfen will. Das muss genug sein.

Ich hoffe, dass eines Tages jemand versteht, was wir getan haben und warum. Dein Freund Leopold. Thomas stand in seinem Büro den Brief in der Hand und verstand, daß er dieser jemand war. Die Geschichte hatte auf ihn gewartet. Was bedeutet es, wenn eine Geschichte vergessen wird? Wenn Namen aus den Büchern verschwinden, wenn Gesichter verblassen, wenn die Kämpfe und Triumphe von Menschen zu bloßem Staub werden? Thomas Bergmann dachte oft über diese Fragen nach, während er die Ausstellung vorbereitete, die im Februar 2020 im Museum für hamburgische Geschichte eröffnet wurde. Der Titel war einfach Zeugnis: Fotografien als

Widerstand 1880 bis 1930. An den Wänden hingen die Portraits, die Thomas und sein Team gefunden hatten. Fotografien von Familien, die gekämpft hatten, um zu existieren, um anerkannt zu werden, um ihre Rechte zu behalten in einer Gesellschaft, die ihnen diese Rechte lieber genommen hätte.

Das Foto der Familie Schneider hing in der Mitte, beleuchtet wie ein Gemälde in einer Galerie. Neben dem Portrait waren die Dokumente ausgestellt, die Gerichtsaken, Hermann Vogels Tagebucheinträge, Leopold Engels Geschäftsbücher, Besucher konnten den Handcode studieren, erklärt in mehreren Sprachen, verstehen, wie eine einfache Geste der Hände zu einem Werkzeug des Widerstands wurde.

Für viele Besucher war es eine Offenbarung. Ich wusste nicht, dass es afrodeutsche Menschen schon so lange gibt”, sagte eine Frau zu Thomas bei der Eröffnung. Ich dachte, das sei etwas Neues. Thomas lächelte traurig. “Das ist das Problem mit vergessener Geschichte”, antwortete er.

“Wir denken alles sei neu, aber in Wahrheit wiederholen wir nur alte Kämpfe, weil wir nicht aus ihnen gelernt haben.” Die Ausstellung brachte Menschen zusammen, die nie gedacht hätten, dass sie verbunden waren. Nachfahren der verschiedenen Familien trafen sich zum ersten Mal, tauschten Geschichten aus, entdeckten gemeinsame Vorfahren, gemeinsame Kämpfe, gemeinsame Überlebensstrategien.

Josephine Oduro stand oft in der Ausstellung und sprach mit Besuchern, erzählte die Geschichte ihrer Urgroßmutter, Marie, die ein Foto benutzte, um ihr Haus zu retten. “Es geht nicht nur um Vergangenheit”, sagte sie einem Reporter.

“Es geht darum zu verstehen, dass Menschen immer Wege gefunden haben zu überleben, zu widerstehen, zu bestehen, auch wenn die Systeme gegen sie waren.” Das gibt mir Hoffnung für heute. Thomas selbst war überwältigt von der Resonanz, was als akademisches Projekt begonnen hatte. Die Analyse einer seltsamen alten Fotografie war zu etwas viel Größerem geworden.

Es war zu einer Wiederentdeckung von Leben geworden, die die offizielle Geschichte ignoriert hatte, zu einer Anerkennung von Kämpfen, die vergessen worden waren, zu einer Erinnerung daran, dass Gerechtigkeit oft nicht gegeben wird, sondern erkämpft werden muss. Er dachte an Leopold Engel und Hermann Vogel, an die stillen Stunden in Engels Studio, wo Hände sorgfältig positioniert wurden, an die Gerichtsseele, wo Vogel argumentierte, dass ein Foto mehr als nur ein Bild sei.

Sie hätten nie gewusst, dass ihre Arbeit eines Tages in einem Museum stehen würde, dass ihre Namen mit Respekt gesprochen würden. Aber vielleicht dachte Thomas, hätte das auch nicht ihre Motivation sein müssen. Sie taten es einfach, weil es richtig war.

Die Ausstellung läuft noch heute erweitert um weitere gefundene Fotografien, um mehr Geschichten, um mehr Namen, die dem Vergessen entrissen wurden. Jedes Gesicht an der Wand ist ein Zeugnis, nicht nur von Unterdrückung, sondern auch von Widerstand, von Würde, von der Weigerung, unsichtbar zu werden. Die Hände in den Fotografien sprechen noch immer für jene, die zuhören wollen. Sie erzählen von Eigentumsrechten und Erbe.

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