Es war ein Moment, der in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen könnte – nicht wegen eines großen Skandals, sondern wegen der stillen Sensation seiner bloßen Anwesenheit. Als die Kameras bei “Grill den Hänzler” schwenkten, saß er da: Franjo Pooth. Für 21 Jahre Ehe war dieser Mann ein Phantom, der unsichtbare Partner an der Seite einer der schillerndsten und präsentesten Frauen der deutschen Medienlandschaft, Verona Pooth. Er war der Mann, der nach einem der größten Wirtschaftsskandale der jüngeren Promi-Geschichte von der Bildfläche verschwand. Und nun, plötzlich, saß er in einer Kochshow.
Sein Auftritt war eine Premiere, die niemand mehr erwartet hatte. Während Verona in den letzten zwei Jahrzehnten jede Bühne, jeden roten Teppich und jede Talkshow mit einer Selbstverständlichkeit eroberte, die ihresgleichen sucht, blieb Franjo konsequent im Schatten. Er war der Anker, der private Gegenpol, aber niemals der Co-Star. Bis jetzt.

Dass sein Debüt ausgerechnet in einer lauten, fröhlichen Kochshow stattfand, wirkte fast surreal. Doch die Geschichte, wie es dazu kam, ist bezeichnend für die Dynamik des Power-Paares Pooth. Wie Verona lachend bei Steffen Henssler ausplauderte, war es eine Mischung aus mütterlicher Verzweiflung und ehelicher List. Sie hatte zuerst ihre Söhne, Diego (22) und Rocco (14), gefragt, die beide sofort die Flucht ergriffen. Der Blick fiel auf Franjo. “Jetzt musst du doch mit”, soll sie gesagt haben.
Franjos eigene Erklärung für seine Zusage ist der Schlüssel zu diesem Abend. Mit einer entwaffnenden, trockenen Ehrlichkeit, die das Publikum sofort in seinen Bann zog, gestand er: “Ich hatte ein bisschen was getrunken an dem Abend, als Verona mich gefragt hat, und dann hatte ich es vergessen. Jetzt stehe ich hier in dem Disaster.”
Ein “Desaster”. Dieses eine Wort, humorvoll vorgetragen, enthält die ganze Schwere der letzten 21 Jahre. Es ist ein Wort, das Bände spricht über die Furcht eines Mannes vor der Öffentlichkeit, die ihn einst zerrissen hat.
Um zu verstehen, warum dieser Auftritt so monumental war, muss man zurückblicken. Man muss das Jahr 2008 verstehen. Franjo Pooth war nicht immer nur “der Mann von”. Er war ein gefeierter Unternehmer, Gründer der “Maxfield GmbH”. Doch dann kam der Absturz. Die Insolvenz, die Vorwürfe der Bestechung und Vorteilsnahme, die mediale Hinrichtung. Franjo Pooth wurde zum Symbol des gefallenen Geschäftsmanns. Er verlor nicht nur seine Firma; er verlor seinen Ruf.
Von diesem Tag an änderte sich die öffentliche Wahrnehmung radikal. Verona, die zuvor als schillerndes “Anhängsel” eines reichen Unternehmers belächelt wurde, avancierte zur Alleinverdienerin, zur “Business-Frau”, die die Familie rettete. Franjo hingegen wurde zur “Persona non grata”. Er zog sich vollständig zurück, mied jede Kamera, gab keine Interviews. Jedes Foto von ihm war ein seltener Paparazzi-Schuss. Er war der Mann im Schatten, der stille Partner, der die Schmach seines Scheiterns im Privaten verarbeitete.
Während Verona zur Medien-Ikone wurde, wurde Franjo zum Geist. Dieses selbst gewählte Exil war ein Schutzmechanismus. Er wollte sich und seine Familie nie wieder dieser Art von öffentlicher Zurschaistellung aussetzen. Seine Weigerung, an Veronas öffentlichem Leben teilzunehmen, war 21 Jahre lang unumstößlich. Er hatte sich, so schien es, “erfolgreich gedrückt”.
Und nun das. “Grill den Hänzler”. Ausgerechnet er, der Mann, der jeden Skandal mied, nun in einer Arena, die auf Emotionen und unvorhergesehene Momente ausgelegt ist. Sein humorvolles Geständnis, “betrunken” zugesagt zu haben, ist mehr als nur ein Lacher. Es ist die menschliche, fast tragikomische Enthüllung, dass er bei klarem Verstand dieser öffentlichen Zurschaustellung wohl nie zugestimmt hätte. Er nannte es ein “Desaster”, und er meinte es in diesem Moment wahrscheinlich auch so. Er stand da, im grellen Licht, das er zwei Jahrzehnte lang gefürchtet hatte.
Doch dann passierte etwas Unerwartetes. Das “Desaster” verwandelte sich in einen Triumph. Das Publikum lachte nicht über ihn; es lachte mit ihm. Franjos trockener Humor, seine unaufgeregte Art, seine offensichtliche Nervosität gepaart mit Selbstironie – all das traf einen Nerv. Er war nicht der glatte Medienprofi wie seine Frau. Er war kein Showman. Er war einfach… Franjo. Ein Mann, der sichtlich unwohl war, aber das Beste daraus machte.
Die wahre Sensation dieses Abends war nicht, dass er da war, sondern wie die Öffentlichkeit auf ihn reagierte. Die sozialen Medien, oft ein Ort der Häme und des Zynismus, explodierten in einer Welle der Sympathie. Die Kommentare, die der Transkription zu entnehmen sind, sind ein eindeutiges Urteil, eine kollektive Absolution:
“Ich finde Franjo richtig sympathisch.” “Das erste Mal, dass ich Franjo lächeln sehe. Er ist sehr sympathisch.” “Kein Wunder, dass Verona ihn lieb hat.” “Sehr sympathisch, der Franjo, und witzig, hätte ich nicht gedacht.” “Habe gar nicht gewusst, dass er so lustig sein kann.”
Diese Reaktionen sind mehr als nur ein Kompliment für einen gelungenen TV-Auftritt. Sie sind die Neudefinition einer öffentlichen Person. Nach 21 Jahren, in denen sein Name unweigerlich mit “Pleite” und “Skandal” verbunden war, wurde er an diesem Abend neu kontextualisiert. Er war nicht mehr der gefallene Unternehmer. Er war der “sympathische” und “witzige” Ehemann, der seiner Frau zuliebe über seinen eigenen Schatten gesprungen war.
Man kann nicht umhin, die strategische Brillanz von Verona Pooth in diesem Manöver zu sehen. Sie, die wie keine andere die Mechanismen der deutschen Medien versteht, wusste, dass die Zeit reif war. Sie wusste, dass die Öffentlichkeit nach zwei Jahrzehnten nicht mehr auf den Skandal von 2008 wartete, sondern neugierig auf den Menschen war, der es so lange mit der “Maschine” Verona Pooth aushielt.
Sie hat ihn nicht in eine politische Talkshow oder eine Enthüllungs-Homestory gezerrt, wo er sich hätte rechtfertigen müssen. Sie wählte “Grill den Hänzler” – ein Umfeld, das unpolitisch, menschlich und auf Unterhaltung ausgelegt ist. Ein Ort, an dem man nicht über Bilanzen spricht, sondern über das Kochen. Sie gab ihm die perfekte Bühne, um sich von seiner verletzlichsten und gleichzeitig stärksten Seite zu zeigen: als humorvoller, bodenständiger Mann, der zu seiner eigenen Nervosität steht.
Indem er seinen Auftritt als “Desaster” bezeichnete, nahm er allen Kritikern den Wind aus den Segeln. Er spielte mit seiner eigenen Unsicherheit und machte sie zu seiner größten Stärke. Er war authentisch. Und in einer Medienwelt, die von inszenierter Perfektion lebt, ist Authentizität die härteste Währung.

Franjos Premiere war, wie das Transkript treffend schließt, “mehr als gelungen”. Er hat an einem Abend geschafft, was 21 Jahre lang unmöglich schien: Er hat sein öffentliches Image rehabilitiert. Er trat aus dem Schatten seines eigenen Skandals und gleichzeitig aus dem übergroßen Schatten seiner Frau.
Die Frage, ob wir ihn nun öfter im TV sehen werden, ist fast zweitrangig. Was zählt, ist das Ergebnis dieses einen Abends. Franjo Pooth hat sich der Öffentlichkeit gestellt, die er so lange gefürchtet hat, und diese Öffentlichkeit hat ihn mit offenen Armen empfangen. Das “Desaster” war seine Katharsis. Er ist nicht mehr der Geist der Vergangenheit, sondern der sympathische Gewinner eines Abends, der bewiesen hat, dass 21 Jahre Loyalität und ein gut platzierter Witz jede alte Schlagzeile überschreiben können. Verona Pooth, die das sicher alles geplant hat, dürfte die größte Gewinnerin sein: Sie hat nicht nur einen Kochwettbewerb bestritten, sondern ihrem Mann öffentlich seine Ehre zurückgegeben.
 
								 
								 
								 
								 
								