Die Hexe von Würzburg – 1626

Würzburg im Jahr 1626. Eine Stadt, die im dichten Nebel der Angst und des religiösen Fanatismus versinkt. Inmitten des klirrenden Frosts jenes Winters war es nicht die Kälte oder eine Seuche, die den Tod brachte, sondern etwas weitaus Unheimlicheres: Der Massenwahn der Hexenverfolgung und die bodenlose Gier des Menschen. Heute reisen wir zurück in die Vergangenheit, um eine der schmerzhaftesten Tragödien der Geschichte aufzudecken – die Geschichte von Cordula Zimmermann, einer Frau, die ihr Leben dem Empfang neuer Erdenbürger widmete, nur um von genau dieser Gesellschaft in den Tod getrieben zu werden.

Die Hüterin des Lebens und der Schatten des Vorurteils

Cordula Zimmermann war keine Unbekannte in der Stadt. In den 30 Jahren ihrer Tätigkeit hatten ihre geschickten Hände und ihr gütiges Herz über 450 Kindern auf die Welt geholfen. Sie war ein Symbol des Lebens, eine Frau, die von jeder Familie in Würzburg respektiert wurde. Doch in einer Gesellschaft, die unter der strengen Herrschaft von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn zunehmend von religiösen Säuberungen und der Angst vor schwarzer Magie vergiftet wurde, war dieser Respekt so zerbrechlich wie eine Kerze im Wind.

Die Tragödie nahm an einem stürmischen Tag im September 1626 ihren Lauf. Cordula half bei der Geburt im Hause Steinbach. Das Kind kam gesund zur Welt, sein Schreien erfüllte das Haus, doch nur wenige Stunden später wurde es still und starb in ihren Armen. Ein Kind, dann zwei. Nur zwei Wochen später wiederholte sich das Grauen bei der Familie von Anna Müller. Das Baby starb friedlich im Schlaf, obwohl es kurz zuvor noch vollkommen gesund gewesen war.

Das Flüstern in der Bevölkerung begann. Die einst bewundernden Blicke für Cordula wandelten sich in Misstrauen und Furcht. “Sie ist eine Hexe”, “Sie hat die Kinder dem Teufel geopfert”. Diese Gerüchte verbreiteten sich schneller als jede Krankheit und verwandelten eine rechtschaffene Frau in den Staatsfeind Nummer eins der Stadt.

Drei Tode – Ein perfektes Drehbuch

Der Höhepunkt der Grausamkeit ereignete sich am 12. Oktober. Cordula wurde zum Haus von Jakob Hofmann gerufen, einem mächtigen Kaufmann und Ratsmitglied, um dessen lang ersehnten Stammhalter zur Welt zu bringen. Der Junge wurde gesund und kräftig geboren. Doch das alte Drehbuch wiederholte sich: Am nächsten Morgen lag das Kind tot in seiner Wiege.

Jakob Hofmann, blind vor Schmerz, verwandelte sich in eine reißende Bestie. Er stürmte zum Rathaus und klagte Cordula der Hexerei an. Für den hysterischen Mob waren drei tote Kinder in den Händen einer Hebamme innerhalb von sechs Wochen der unwiderlegbare Beweis für dunkle Magie.

Doch es gab einen Mann, der nicht an Dämonen glaubte: Valentin Eschbach, der Magistrat der Stadt. Obwohl er unter enormem Druck stand, Cordula zu verurteilen, um die Menge zu beruhigen, sagte ihm sein juristischer Verstand: Alles wirkte zu perfekt, zu zufällig, um ein Unglück zu sein, aber auch zu unlogisch für Hexerei.

Die schreckliche Wahrheit: Keine Magie, sondern Belladonna!

Valentin ignorierte die Gerüchte und begann seine eigene, geheime Untersuchung. Was er entdeckte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Alle betroffenen Familien hatten eine enge Verbindung zu Burghard Weiß – einem ehrgeizigen und skrupellosen Ratsherrn. Hans Steinbach schuldet Weiß eine große Summe Geld, Anna Müller war die Nichte seiner Frau, und Jakob Hofmann war sein enger Geschäftspartner.

Was war das Motiv? Nicht Gott, nicht Gerechtigkeit. Es ging einzig und allein um ein Grundstück. Cordula und ihr Mann besaßen ein Stück Land in bester Lage, das Burghard Weiß seit Jahren begehrte und vergeblich zu kaufen versuchte.

In einer Nacht der Observation ertappte Valentin den korrupten Arzt Dr. Friedrich Brennauer, wie er das Haus von Weiß verließ. Unter Druck gestand der Arzt alles: Burghard Weiß hatte ihn beauftragt, ein farb- und geruchloses Gift aus der Tollkirsche (Belladonna) herzustellen. Weiß nutzte seine Macht und sein Geld, um die Familien zu erpressen oder zu täuschen, damit er oder seine Handlanger Zugang zu den Neugeborenen erhielten. Ein paar Tropfen Gift genügten. Diese Kinder starben nicht durch einen Fluch, sie starben durch die Gier eines Mannes!

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