Die Genealogin Sarah McKenzie, die ehrenamtlich für die Untersuchung arbeitete, konnte mindestens drei der möglichen Opfer bestimmten Familien zuordnen. Ihre Nachforschungen ergaben, dass Patrick Osolvan, ein 32-jähriger irischer Einwanderer, 1893 verschwunden war, als er auf dem Weg nach Freising war, um Vieh für seinen kleinen Hof zu kaufen.
Sein rotes Haar und sein Bart, die in damaligen vermissten Anzeigen beschrieben wurden, entsprachen einer der eindeutig sichtbaren Skullps auf der Fotografie. Ebenso identifizierte McKenzie Maria Rosetti, eine 24-jährige Italienerin, die 1894 verschwand, als sie Verwandte in Ingolstadt besuchen wollte. Ihr markantes schwarzes lockiges Haar, das in Familienbriefen erwähnt wurde, passte zu einem weiteren Exemplar in der sogenannten Schwarzwaldsammlung.
Die Auswirkungen dieser Identifikationen waren tiefgreifend. Familien, die über Generationen hinweg über das Schicksal ihrer Vorfahren gerätselt hatten, erhielten endlich Antworten Antworten, die allerdings schrecklicher waren, als sie es sich je hätten vorstellen können. In München, Freising und Augsburg wurden Gedenkfeiern für die identifizierten Opfer abgehalten und gaben den Hinterbliebenen einen Abschluss, der ihnen über 130 Jahre verwrt geblieben war.
Die Ermittlungen führten außerdem zu einer Neubewertung anderer Ungelöster vermissten Fälle aus den 1890 Ehrjahren in ganz Süddeutschland. Es wurde deutlich, daß der sogenannte Schwarzwaldfall nur ein Teil eines größeren Musters von Gewalt gegen schutzlose Bevölkerungsgruppen jener Zeit war. Obwohl alle Täter bereits seit Jahrzehnten tot waren, erkannte das bayerische Justizministerium die Ergebnisse offiziell an und erklärte die identifizierten Personen Postum zu Mordopfern.
Diese juristische Anerkennung bedeutete eine späte, aber wichtige Form der Gerechtigkeit. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in einer öffentlichen Anhörung im Münchner Stadtaff vorgestellt, wo Kriminalkommissarin Rodriguez die Beweise präsentierte, die ein unscheinbares Familienportrait in den Schlüssel zu einer Serie von Morden verwandelt hatten.
Das Foto aus dem Jahr 1895 gilt heute als eines der bedeutendsten forensischen Beweisstücke der deutschen Kriminalgeschichte. Rodriguez erklärte: “Es hat uns ermöglicht, mehrere nie aufgeklärte Morde zu lösen und den Familien nach über einem Jahrhundert die Wahrheit zu bringen. Die Anhörung befasste sich auch mit den systematischen Versäumnissen der Polizei des 19.
Jahrhunderts, die solche Taten überhaupt ermöglicht hatten. Historische Aufzeichnungen zeigten, dass vermissten Meldungen zwar eingegangen waren, die Ermittlungen jedoch oberflächlich geführt und schnell eingestellt wurden, sobald keine unmittelbaren Beweise vorlagen. Das gesellschaftliche Klima jenerzeit begünstigte die Täter insbesondere, da viele Opfer aus Einwanderer oder Romergemeinschaften stammten, die von den Behörden als durchreisend oder unzuverlässig abgetan wurden. Dr.
Anna Foster, deren zufällige Entdeckung die Ermittlungen ausgelöst hatte, wurde offiziell dafür gewürdigt, den ältesten ungelösten Mordfall Bayern aufgeklärt zu haben. Ihre Expertise in viktorianischer Kulturgeschichte war entscheidend, um die Bedeutung des Fotos und den sozialen Kontext der Verbrechen zu erkennen.
Daraufhin richtete die bayerische Landespolizei neue Protokolle zur Untersuchung historischer Fälle ein. Man erkannte, daß alte Familienfotos, Dokumente und Artefakte Beweise enthalten können, die Jahrzehnte später zur Aufklärung von Verbrechen beitragen. Der Schwarzwaldfall wurde zu einem Modellfall für die Anwendung moderner forensischer Techniken auf historische Quellen.
Gedenktafeln wurden im historischen Zentrum Münchens errichtet, um Patrick Osoliwan, Maria Rosetti und die anderen Opfer zu ehren. Damit wurden ihre Geschichten dauerhaft in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingebettet, gleichberechtigt neben den bekannten Kapiteln der bayerischen Geschichte. Die rechtliche Aufarbeitung empfahl außerdem andere historische Fälle zu überprüfen, bei denen Beweise aufgrund sozialer Vorurteile übersehen worden sein könnten.