Einer ihrer letzten Auftritte in der Öffentlichkeit: Alice (links) und Ellen Kessler im September 2025 bei der Premiere der Komödie „Achtsam morden“ im Bayerischen Hof in München
München – Ein gemeinsames Leben – ein gemeinsamer Abschied. Der selbstgewählte Tod von Alice und Ellen Kessler (†89) bewegt immer noch Freunde und Fans.
Jetzt enthüllt eine enge Freundin der berühmten Zwillinge in der Münchner „tz“ bewegende Details über deren Freitod am 17. November in München-Grünwald. Laut „tz“ geschah alles geplant, mithilfe eines Anwalts und einer Ärztin. Schon Monate zuvor hatten sie den 17. November als ihren letzten Tag festgelegt.
Mai 2014: Ellen Kessler (damals 77, l.) und Gabriele Gräfin zu Castell-Rüdenhausen (damals 67) bei der Premiere des Theaterstücks „Omma Superstar“ in der Komödie im Bayerischen Hof in München
„Jeden Dienstag trafen wir uns zum Stammtisch“
Zwei Tage vor dem Suizid fuhren sie noch zu engen Freunden, warfen Päckchen mit Schmuck und Abschiedsbriefen in deren Briefkästen. Auch Gabriele Gräfin zu Castell-Rüdenhausen (81) bekam Post. Seit mehr als 50 Jahren war sie eng mit den Zwillingen befreundet.
Jetzt sagt die Gräfin zur „tz“: „Jeden Dienstag trafen wir uns zum Stammtisch, auch noch an dem Dienstag vor ihrem Tod. Es war eigentlich wie immer. Ich wusste nicht, dass ich beide zum letzten Mal sehen würde. Es ist furchtbar traurig.“
Alice und Ellen Kessler in ihrem Garten in München-Grünwald. Das Foto entstand 2016 anlässlich ihres 80. Geburtstages
Ellen Kessler war schwer krank
Nur eines sei ihr aufgefallen: „Beide sind so milde geworden. Früher haben sie mich öfter gerügt, ich sollte sie doch nicht unterbrechen. Aber kürzlich schaute mich Ellen nur liebevoll an – und sagte nichts.“
Was erst jetzt bekannt wird: Ellen soll zu der Zeit bereits schwer krank gewesen sein. Gräfin zu Castell-Rüdenhausen weiter: „Sie hatte einen Schlaganfall, Herzprobleme, aber vor allem starke Depressionen. Sie war krank. Alice dagegen war es nicht. Sie hatte natürlich die üblichen Beschwerden, mein Gott, was man halt mit 89 hat.“
„Alice hat beide durchs Lebensmeer gefahren. Bis zum Schluss.“
Die Gräfin kannte die Kessler-Zwillinge seit ihrer Jugend. „Meine Mutter, die Schauspielerin Luise Ullrich, hat uns zusammengebracht. Daraus ist eine echte Freundschaft gewachsen.“ Früher feierten sie gemeinsam auf Empfängen, später trafen sie sich lieber privat. „Wir sind jahrelang jeden Samstag joggen gegangen – so schnell, dass keiner mithalten konnte. Einmal war sogar der Dirigent Carlos Kleiber dabei – der hat gleich aufgegeben“, erinnert sich Castell zu Rüdenhausen.
Alice (l.) und Ellen Kessler, hier am 30. Oktober 2022 bei einem Fototermin anlässlich der Online-Versteigerung ihrer zahlreichen Bühnenoutfits
Und weiter: „Wissen Sie, die beiden waren so rein in ihrem Erscheinen wie in ihren Gedanken. Nur ihre Witze waren dreckig.“ Gräfin zu Castell-Rüdenhausen fügt leise hinzu: „Alice hat, wie ein Kapitän auf hoher See, beide durchs Lebensmeer gefahren. Bis zum Schluss.“