BERLIN – Im Auge des Sturms globaler geopolitischer Verschiebungen sind die Flure des Deutschen Bundestages heißer denn je, geprägt von heftigen Debatten über den Kurs der größten Volkswirtschaft Europas. Während die Ampel-Koalition noch immer nach einem moralischen Kompass für ihre Außenpolitik sucht, sorgt eine Stimme aus der Opposition für Aufsehen – mit offenen, teils schonungslosen Enthüllungen über den wahren Zustand der deutsch-chinesischen Beziehungen.
Peter Felser, Bundestagsabgeordneter der Alternative für Deutschland (AfD) und Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe, gab ein Interview ohne Kompromisse. Er riss den Vorhang der glanzvollen Diplomatie beiseite, um die nackten Tatsachen über wirtschaftliche Abhängigkeit, diplomatisches Versagen und die technologischen Ambitionen Pekings offenzulegen.

Der 5-Jahres-Plan: Wenn der “Drache” die Schuppen wechselt
Einer der alarmierendsten Punkte, die Felser hervorhebt, ist der strategische Wandel Chinas. Seiner Einschätzung nach betrachtet Peking das Thema E-Autos bereits als “gewonnenes Spiel”, während Europa noch über Zölle streitet.
“Ihr kommender 5-Jahres-Plan (der im März 2026 verabschiedet wird) wird das E-Auto nicht mehr als strategische Komponente führen, weil sie ihre Ziele erreicht haben”, analysiert Felser. Stattdessen steckt China seine ganze Kraft und sein “Humankapital” in neue Fronten: Künstliche Intelligenz (KI) und Quantenmechanik.
Das ist nicht nur eine Änderung im Portfolio; es ist eine technologische Kriegserklärung. Felser warnt: Wenn Deutschland nicht aufwacht, wird der Abstand bei KI und Quantentechnologie in fünf Jahren nicht mehr aufzuholen sein. Während Deutschland durch bürokratische Vorschriften und Datenschutzängste gefesselt ist – Hürden, die die KI-Entwicklung bremsen –, beschleunigt China mit atemberaubendem Tempo. Die Langsamkeit der demokratischen Entscheidungsfindung, so wertvoll sie ist, wird in diesem brutalen Technologiewettlauf zur Achillesferse.
Die Illusion des “De-Risking” und die Wahrheit über Lieferketten
Begriffe wie “De-Risking” oder “Decoupling”, die im Westen oft propagiert werden, sind aus Felsers Sicht nur ein Manöver, das dem deutschen Mittelstand Angst macht. Er weist auf eine bittere Realität hin: Deutsche Unternehmen können den chinesischen Markt nicht einfach verlassen.
Ein besonders interessantes Detail ist Felsers Verweis auf Südostasien. Er bestätigt den Trend, dass deutsche Firmen nach Vietnam, Thailand oder Indonesien ausweichen. Doch er entlarvt die Tatsache, dass die Lieferketten selbst dort fest an China gebunden bleiben.
“Wir sehen eine Firma, die einen zweiten Standort in Vietnam eröffnet, aber was dort verbaut wird, hängt letztlich wieder von Zulieferungen aus China ab, zum Beispiel von BYD”, erklärt Felser. Das zeigt, wie tief das chinesische Industrienetzwerk verwurzelt ist; eine vollständige “Entkopplung” ist eine Illusion.
Noch gravierender ist Deutschlands Abhängigkeit bei Seltenen Erden (über 90%) und Medikamenten. Felser nennt dies eine “absolute Katastrophe”. Er zieht einen bitteren Vergleich zu Japan, das seine Abhängigkeit bei Seltenen Erden innerhalb eines Jahrzehnts von 90% auf 60% gesenkt hat. Deutschland hingegen habe, beschäftigt mit “Werteorientierung” und Brunnenbau-Projekten, vergessen, eine Kernstrategie für die eigene Souveränität zu entwickeln.
Diplomatisches Desaster und die “Peinlichkeit” namens Baerbock
Peter Felser nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er die aktuelle deutsche Diplomatie kritisiert, insbesondere Außenministerin Annalena Baerbock. Er bezeichnet sie als die wohl “schlechteste Diplomatin”, die die Bundesrepublik je hatte, und stellt sogar in Frage, ob sie überhaupt eine Diplomatin sei.
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Die Absage der China-Reise des Unionspolitikers Wadephul beschreibt Felser als “absolut peinlich” für Deutschland. Der wahre Grund sei nicht einfach “Spannung” gewesen, sondern die Tatsache, dass China die hochrangigen Empfangskanäle eingefroren hatte, was die Reise sinnlos gemacht hätte.
“Man kann nicht vorher Werte einfordern und ihnen bei der Taiwan-Frage auf den Schlips treten und dann erwarten, dass der Gesprächsfaden hält”, argumentiert Felser. Sein Standpunkt ist klar: Gegenüber einer totalitären Macht wie China braucht es professionelle Realpolitik, keine moralischen Predigten. Auch das Einschränken des akademischen Austauschs aus Angst vor Spionage hält er für einen Fehler, der wertvolle Brücken zerstört.