Der Mord an Sonja Schmieder: Der Fall Robert Berg und die Frage nach Mord oder Totschlag
Im Zentrum des dramatischen Prozesses steht Robert Berg, ein 28-jähriger Redaktionsassistent, der beschuldigt wird, seine Chefin Sonja Schmieder am 7. Oktober 2011 in ihrer Wohnung ermordet zu haben. Die Anschuldigungen beinhalten, dass Berg nach einer öffentlichen Abmahnung durch seine Chefin, die ihn regelmäßig demütigte und ihm unangemessene Aufgaben zuteilte, in einem Affekt reagierte und ihr mit einem Seidenschal das Leben nahm. Doch der Fall ist weit komplexer, als er zunächst erscheint, und dreht sich um eine vermeintliche Affäre sowie die Frage, ob es sich um Mord oder Totschlag handelt.
Der Hintergrund des Verhältnisses zwischen Berg und Schmieder
Sonja Schmieder war als Chefredakteurin der Zeitschrift Die moderne Frau bekannt für ihre strenge und manchmal tyrannische Art. Besonders Robert Berg, der neu in der Redaktion war, wurde immer wieder schikaniert und mit niederen Aufgaben betraut. Doch hinter diesen Spannungen soll sich laut Berg und einigen Zeugen eine geheime Affäre zwischen ihm und Schmieder entwickelt haben. Diese Affäre war, zumindest in Bergs Augen, die Ursache seiner aufgeladenen Gefühle gegenüber Schmieder. Doch die Autorität und das Verhalten der Chefredakteurin, die sowohl im Büro als auch im Privatleben dominierte, scheinen ihn zunehmend unter Druck gesetzt zu haben.
Am 7. Oktober 2011, so die Anklage, verließ Berg nach einer abermaligen Demütigung in der Redaktion das Büro und begab sich in den späten Nachmittagsstunden zu Schmieders Wohnung, wo er sie laut seiner Aussage leblos vorfand. Der Obduktionsbericht hingegen legte nahe, dass Schmieder bereits zwischen 17 und 19 Uhr gestorben war. Berg behauptete, bei seiner Ankunft um 21 Uhr sei sie bereits tot gewesen, was die Ermittler und den Staatsanwalt dazu brachte, ihm eine viel schuldigere Rolle zuzuschreiben.
Die Spurensuche und die Affäre
Der Vorfall selbst, wie Berg ihn schilderte, scheint widersprüchlich zu den vorliegenden Beweisen. Berg gab zu, die Wohnung von Sonja Schmieder mit einem Ersatzschlüssel betreten zu haben. Dass er an diesem Abend bei ihr war, bestätigten auch Zeugen, die ihn um 21 Uhr aus dem Haus flüchten sahen. Doch die entscheidenden Fragen sind, was genau zu diesem Zeitpunkt geschah und ob Berg wirklich nur zufällig auf eine bereits tote Schmieder stieß oder ob er sie tatsächlich hinterrücks erdrosselte.
Ein weiterer Schlüsselfaktor im Fall ist die behauptete Affäre zwischen Berg und Schmieder. Diese Affäre wurde von Berg zwar in seiner Verteidigung eingeräumt, jedoch bestand ein zentraler Streitpunkt darin, dass seine Frau und Schmieders Tochter von dieser Beziehung nichts wussten. Es gab auch widersprüchliche Aussagen zu den Details der angeblichen Affäre, einschließlich der Nutzung eines anonymen Sexchats, in dem die beiden miteinander in Kontakt standen. Auch der Ring, den Berg seiner Frau angeblich auf einem Flohmarkt gekauft haben soll, wurde später als ein möglicherweise gestohlener Ring aus Schmieders Wohnung identifiziert – ein weiteres Puzzleteil, das die Beweisführung erschwerte.
Die Anklage: Mord durch Heimtücke
Der Staatsanwalt argumentierte, dass es sich bei dem Vorfall nicht um einen Unfall oder einen Affekt handelte, sondern um Mord. Er berief sich auf die Heimtücke, die in diesem Fall eindeutig nachweisbar sei: Schmieder sei völlig arglos gewesen, als sie zur Tür gehen wollte und plötzlich von Berg mit dem Seidenschal erdrosselt wurde. Laut der Staatsanwaltschaft, so die Verteidigung, müsse das Gericht die Heimtücke und die unvorhersehbare Reaktion Bergs als Mord werten. Er habe gewaltsam auf die Zurückweisung reagiert, da Schmieder ihm mitteilte, dass sie ihren Ex-Mann heiraten wolle.
Die Verteidigung: Totschlag und ein unglücklicher Vorfall
Die Verteidigung bestreitet den Mordvorwurf und hält an der Theorie fest, dass es sich um Totschlag handele. Der Anwalt betonte, dass Berg nicht aus heimtückischer Absicht, sondern in einem Moment der emotionalen Verwirrung gehandelt habe. Der Mord sei nicht geplant gewesen, sondern eine spontane, unüberlegte Handlung, die aus dem psychischen Druck der vergangenen Monate und der ablehnenden Haltung von Schmieder resultiert habe. Er argumentierte, dass Berg in einem Affekt, nachdem Schmieder die Affäre beendet hatte, den Schal genommen und sie aus Verzweiflung erdrosselt habe.
Der abschließende Prozessverlauf
Am Ende des Prozesses ging das Gericht davon aus, dass Berg tatsächlich aus heimtückischer Absicht gehandelt hatte. Die Ermittlungsergebnisse, die Fingerabdrücke von Berg am Tatort und der Beweis, dass Schmieder erdrosselt wurde, legten nahe, dass Berg die Kontrolle über seine Emotionen verlor und eine schreckliche Entscheidung traf. Der Schock über den Bruch mit der Frau, die er geliebt hatte, und die Demütigungen bei der Arbeit führten zu dem tödlichen Vorfall.
Das Gericht verurteilte Robert Berg zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe, wobei die Schwere der Tat, die Hinterlist und das Fehlen einer unmittelbaren Gefahr für das Opfer als entscheidende Faktoren gewertet wurden.
Fazit: Ein Fall von Liebe, Wut und Mord
Der Fall von Robert Berg und Sonja Schmieder zeigt die dunklen Seiten menschlicher Beziehungen und die zerstörerische Kraft von ungelösten Gefühlen und emotionaler Belastung. Es ist ein tragisches Beispiel dafür, wie Demütigungen und enttäuschte Erwartungen zu einem tödlichen Ausgang führen können. Das Urteil gegen Berg und die umstrittene Frage, ob es sich um Mord oder Totschlag handelte, wirft einen bleibenden Schatten auf das Verständnis von Affären, Machtverhältnissen und menschlichem Verhalten unter Druck.