CEO verspottet alleinerziehenden Vater – Minuten später erfriert ihm das Lächeln

“Papa, darf ich dir ein Flugzeug malen?” “Natürlich, aber leise.” “Hm.” Beatrix nickte Martin kaum merklich zu. Ein stilles Zeichen des Respekts unter Menschen, die wussten, wie man Raum teilt. Dann sah sie zu Alexandra, die mit steinerner Miene tippte, völlig in Zahlen und Verträgen verloren. Beatrix zog weiter. Kurz darauf dröhnte die Stimme des Kapitäns aus den Lautsprechern. Guten Morgen, meine Damen und Herren.

Hier spricht Kapitän Georg Hartmann. Wir erwarten eine ruhige Strecke nach München. Etwa eine Stunde 20 Flugzeit. Reiseflughöhe 12000 m. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie den Flug. Im Cockpit saß neben ihm der erste Offizier Finnbauer, ehrgeizig, aber unerfahren in echten Notfällen.

Kapitän Hartmann hingegen war ein Veteran, 30 Jahre in der Luft, Stürme über den Alpen, Gewitter über der Nordsee. Heute aber wirkten seine Augen leicht gerötet. Eine Allergietablette hatte ihn müde gemacht. “Checklisten abgeschlossen,” meldete Finn. “Gut”, antwortete Georg. Lass uns einen langweiligen Flug haben. Der Jet stieg in den grauen Morgenhimmel.

Unter ihnen breitete sich Norddeutschland aus Felder, Wälder, Dörfer, schmale Straßen. Wolken lagen in sanften Schichten übereinander. Lina drückte ihre Nase ans Fenster, zählte die Wolken. Martin beobachtete sie mit stiller Freude. Diese Reise war ein Geschenk für sie beide. Vor zwei Jahren war Linas Mutter bei einem Hausbrand gestorben, während Martin im Auslandseinsatz war.

Die Schuld saß wie ein Stein in seiner Brust, aber Lina war stark. Sie malte, sie stellte Fragen, sie träumte. Sie war sein Halt, sein Grund, morgens aufzustehen. Hinter ihnen vibrierte Alexandras Handy. Eine Nachricht von Clinton Reuter, Vorstandsmitglied bei Erovan und ihr erbittertster Rivale. Kommen Sie pünktlich. Die Presse erwartet die Vertragsunterzeichnung um 15 Uhr. Und um Gottes Willen, keine Überraschungen. Sie tippte zurück.

Ich bin auf dem Weg. Aber während sie die Nachricht absendete, zog sich ihr Magen zusammen. Der Helixil war riskant. Zu enge Zeitpläne, zu wenig Sicherheitstests, zu viel Druck. Vor zwei Jahren war ihr Verlobter bei einem Testflug einer Zulieferfirma ums Leben gekommen, weil man Prüfungen übersprungen hatte, um eine Deadline zu halten. Sie hatte ihn an einem Donnerstag beerdigt. Am Montag saß sie wieder im Büro.

Kontrolle wurde zu ihrer Rüstung, Effizienz zu ihrer Religion, Gefühle, Feinde. Sie sah auf den Mann vor ihr. Martin Krause, die Augen geschlossen, eine Hand beschützend auf der Schulter seiner Tochter, selbst im Schlaf wachsam. Das irritierte sie. Menschen wie er, die sich mit weniger zufrieden gaben, waren ihr fremd. Sie hatte einmal über ihn gedacht. Die erste Klasse ist nicht für Leute wie sie.

Was sie nicht wusste, was niemand ahnte, war, dass inz Minuten die Triebwerke versagen würden und dass genau dieser Mann ihr einziger Weg nach Hause sein würde. Das Flugzeug erreichte seine Reiseflughöhe. Das Anschnallzeichen erlosch. Die Flugbegleiterinnen begannen den Service vorzubereiten. Beatrix Neumann bewegte sich mit geübter Eleganz durch den Gang, fragte nach Getränken, lächelte freundlich, ruhig.

für die kleine Apfelsaft, für den Herrn Schwarzer Kaffee und für Sie, Frau Brand. Mineralwasser mit Kohlensäure, antwortete Alexandra, ohne aufzusehen. Im Cockpit überprüfte Kapitän Hartmann den Wetterradar. Ein schmaler Streifen aus Gelb und grün zeigte eine Regenfront über Süddeutschland. “Nichts Wildes”, meinte er. “Wir fliegen etwas nördlicher, dann wird’s ruhig bleiben.

” “Verstand?”, sagte Finn und korrigierte den Kurs. Doch tief im rechten Triebwerk. Dort, wo Titanblätter mit über 10 000 Umdrehungen pro Minute schnitten, wuchs seit Wochen ein unsichtbarer Riss. Ein winziger Materialfehler entstanden in einer Nachtschicht, übersehen in einer zu hastig abgezeichneten Inspektion.

Der Mechaniker, der ihn entdeckt hatte, hatte einen Vermerk gemacht, doch das Formular war in einem Schichtwechsel verschwunden. Der Riss hatte sich vergrößert, unbemerkt. Und nun bei zweusend Höhe war er nur Sekunden von einem Bruch entfernt. Martin Krause spürte es, bevor er es hörte. Eine kaum merkliche Vibration in der Kabine. Ein Rhythmus, der nicht ganz passte. Er öffnete die Augen.

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