” Sie sagte, sie sahen traurig aus auf dem Flug. Vielleicht macht sie das fröhlicher. Mit freundlichen Grüßen Martin Krause. Alexandra öffnete den Umschlag. Ein Kinderbild, ein Flugzeug am Himmel, darunter drei Strichmännchen. Die Hände haltend. In bunter Schrift stand: “Wir sind alle sicher.” Sie hängte es in ihrem Büro an die Wand.
Ein Jahr später. Der Himmel über Leipzig war klar, als Erovan Pressekonferenz auf der Startbahn des Flughafens abhielt. Genau dort, wo Flug 2743 sicher gelandet war. Ein großes Banner spannte sich hinter dem Rednerpult. Das Krauseprogramm. Alexandra trat ans Mikrofon.
Heute sagte sie starten wir ein Stipendien und Sicherheitsprogramm für die Kinder von Pilotinen, Ingenieurinnen und Einsatzkräften, die ihr Leben im Dienst gegeben haben. Dieses Programm trägt den Namen Martin Krause, ein Mann, der uns daran erinnert hat, dass Heldentum nichts mit Titeln oder Gehältern zu tun hat. Es bedeutet aufzustehen, wenn es darauf ankommt. Außerdem führen wir neue Sicherheitsstandards für alle Aerowanzpartner ein.
Keine verkürzten Prüfungen mehr, keine Eile auf Kosten von Menschenleben. Wir schulden das jedem Passagier, der uns vertraut. Applaus brandete auf. In der ersten Reihe saß Martin Krause Lina auf dem Schoß in einem Kleid mit kleinen Flugzeugen darauf. Sie winkte Alexandra fröhlich zu. Alexandra lächelte und winkte zurück. Nach den Reden ging sie zu ihnen hinüber. In den Händen hielt sie eine kleine Holzschatulle.
Ich habe etwas für Sie. Martin öffnete sie. Darin lag ein rundes Stück Metall, eine Titantrimrolle, eingraviert mit dem Datum des Fluges und den Worten. Mut ist leise, nicht vom Konzern, sagte Alexandra, von mir, weil sie nicht nur mein Leben gerettet haben, sondern auch den Teil in mir, den ich verloren glaubte.
Martin strich mit dem Daumen über die Gravur. Ich brauche keine Medaille, Frau Brand. Ich weiß”, antwortete sie sanft, “aber ich brauchte Ihnen eine zu geben.” Lina zog an Alexandras Ärmel. “Frau Brand, Papa sagt, sie waren früher traurig. Sind Sie das immer noch?” Alexandra ging in die Hocke, nicht mehr so wie früher. Lina nickte ernst.
“Gut, Papa sagt: “Traurige Menschen brauchen nur jemanden, der bei ihnen sitzt.” Alexandra spürte, wie ihr die Kehle eng wurde. “Dein Papa ist sehr klug.” “Ich weiß”, sagte Lina stolz. Als die Zeremonie endete, begaben sich die Gäste zum Hangar, wo ein Empfang vorbereitet war. Martin blieb am Rand des Rohfelds stehen. Alexandra trat neben ihn. Am Horizont erschienen 4 Eurofighter.
Sie flogen Information über das Feld, zogen dann eine Herzform in den blauen Himmel zuerst schief. “Dann perfekt. Papa, schau!” rief Lina begeistert. “Ich sehe es, mein Schatz”, antwortete er. Alexandra blickte nach oben. Die Sonne spiegelte sich in den Triebwerken. “Haben Sie das arrangiert?” Martin grinste. “Vielleicht.
Ich kenne da noch ein paar Leute.” Sie standen nebeneinander, während die Jets verschwanden. Der Himmel still wurde und Alexandra zum ersten Mal seit Jahren Frieden fühlte. Herr Krause, Martin, danke für alles. Er nickte. Wissen Sie, was das Schwierigste an der Landung war? Was? Zu vertrauen, dass die Maschine hält, dass der Kapitän seinen Teil tut, dass die Menschen hinten ruhig bleiben.
Ich glaube, sie versuchen alles zu kontrollieren, weil sie Angst haben zu vertrauen. Alexandra nickte langsam. Da haben Sie wohl recht. Das Gute, sagte er, Vertrauen ist eine Fähigkeit. Man kann sie lernen. Wie? Er sah zu Lina, die jetzt über das Rollfeld rannte. Die Arme wie Flügel ausgebreitet. Man fängt klein an. Man lässt jemand anderen das Steuer halten.
Man atmet 4 Sekunden ein sech aus und man erinnert sich, wir versuchen alle nur sicher zu landen. Alexandra lachte zum ersten Mal seit langem ein echtes freies Lachen. Vier ein sechs aus, sagte sie leise. Genau antwortete er. Sie gingen zusammen Richtung Hangar. Lina kam zurückgelaufen, nahm die Hand ihres Vaters und Alexandras. Kommt, es gibt Kuchen. Martin lachte. Für uns an, Kapitän.
Eine Journalistin rief ihnen nach. Frau Brand, eine letzte Frage. Wie würden Sie dieses vergangene Jahr beschreiben? Alexandra blieb kurz stehen. Sie dachte an den Flug, an die Angst, an den Sturz und den Mann, der aufgestanden war, an den Brief, das Kinderbild, die Medaille.