Der Preis des Vertrauens: Eine Romanerweiterung

„Wie hast du das alles herausgefunden?“, fragte er leise.

„Ich arbeite nachts“, zuckte Camilla mit den Schultern. „Die Leute glauben, ich bin unsichtbar. Sie lassen Rechner an, Papiere liegen, telefonieren offen. Für sie bin ich nur das Putzmädchen.“

Sein Blick fiel auf die Bücher, die sie aus ihrer Putztasche hervorholte, um sie in ihrem Spind zu verstauen: Einführung in das Betriebswirtschaftsrecht. „Und du studierst?“, fragte er.

„Abends. Betriebswirtschaft. Meine Schwester studiert Medizin. Ich schicke ihr Geld. Ich will irgendwann meine eigene Reinigungsfirma gründen.“

Sebastian lächelte schwach. „Das klingt nicht dumm. Das klingt mutig.“

Ein heftiges Klopfen an der Tür unterbrach den Moment. „Wo bist du, Sebastian? Castellanos wird ungeduldig“, rief Miguel.

Camilla erbleichte. „Was machen wir jetzt?“, flüsterte sie.

Sebastian stand langsam auf. Die Trauer wich einer neuen, kalten Entschlossenheit. „Wir geben ihnen genau das, was sie erwarten“, sagte er mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. „Aber zuerst hilf mir, unsere eigene Falle zu stellen.“

Erweiterung: Die Falle beginnt

In den nächsten drei Tagen wurden Camilla und Sebastian zu heimlichen Ermittlern. Jede Nacht, wenn das Büro leer war, trafen sie sich in seinem privaten Büro. Sebastian brachte seine Expertise in Finanzforensik ein; Camilla ihr tiefes Wissen über die Abläufe im Gebäude und ihre unsichtbare Präsenz.

„Hier ist die Überweisung vom letzten Monat“, sagte Camilla und zeigte ein weiteres Foto. „50 Millionen Pesos von einem Scheinkonto direkt an Castellanos.“

Sebastian starrte auf die Zahlen. Jeder neue Beweis war ein Stich ins Herz. „Wir haben uns mit Zwölf kennengelernt“, murmelte er, den Blick auf die Lichter Bogotás gerichtet. „Wir haben Süßigkeiten in Bussen verkauft, um zu überleben. Als meine Mutter starb, hat er mir geholfen, einen Job in einer Autowerkstatt zu finden, damit ich studieren konnte.“

Camila legte das Handy beiseite und trat näher zu ihm. „Was ist mit deiner Mutter passiert?“

„Krebs. Die Lebensversicherung hat gerade so die Krankenhausrechnungen gedeckt. Miguel war bei der Beerdigung. Er war mein Trauzeuge. Mein Geschäftspartner beim ersten Startup.“ Seine Stimme brach.

„Es tut mir leid“, sagte sie sanft, ein Impuls, ihn zu trösten, der sie selbst überraschte. „Es muss furchtbar sein, so etwas über jemanden herauszufinden, der einem so nahe war.“

„Weißt du, was das Schlimmste ist?“ Er wandte sich zu ihr. „Ein Teil von mir hat es immer geahnt. Die gescheiterten Deals, die verschwundenen Kunden. Ich wollte nur nie glauben, dass er dahinter steckt.“

„Mein Vater war genauso“, nickte Camilla. „Hat jedem vertraut, besonders seinem besten Freund. Der hat ihn in ein Fantasiegeschäft gelockt. Wir verloren das Haus. Mein Vater fiel in eine Depression.“ Sie stockte, die Augen feucht. „Deshalb bin ich von Cali nach Bogotá gekommen. Für einen Neuanfang.“

„Deshalb arbeitest du nachts und studierst tagsüber“, sagte er leise.

„Und deshalb putze ich.“ Camilla lächelte schwach. „Nicht glamourös, aber es zahlt gut und ich kann nebenbei lernen. Eines Tages will ich meine eigene Reinigungsfirma führen, damit meine Familie das Leben bekommt, das sie verdient.“

In diesem Moment summte Camilas Handy. Eine neue automatische Aufnahme. „Was ist das?“, fragte Sebastian.

Camila überprüfte das Foto und wurde blass. „Dein Partner trifft sich gerade jetzt mit Castellanos. Und da ist noch jemand. Eine Frau, ich erkenne sie nicht.“

Sebastian trat näher. Dann stockte ihm der Atem. „Das ist Elena.“ Seine Ex. „Was zur Hölle macht sie da?“

Camilla drückte Sebastians Hand, bevor er reagieren konnte. „Nein, Sebastian, halt. Wir wissen nicht, warum sie da ist. Miguel ist ein Meister der Manipulation. Er hat sie dazu gebracht, Sie zu hassen. Vielleicht ist sie nur eine Schachfigur, genau wie Sie es fast waren.“

„Wir sollten das herausfinden“, sagte Camilla.

Sebastian schüttelte den Kopf. „Nein. Elena ist nicht so. Miguel hat sie genauso belogen wie mich.“ Doch während er es sagte, kroch ein kleiner Zweifel in sein Herz.

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