Eines Morgens rief jemand an: Elena Jimenez. Sie trafen sich in einem Café in einem belebten Viertel, weit weg vom Morales Tech Gebäude. Sebastian war überrascht, wie müde Elena aussah.
„Ich wollte dich treffen“, begann Elena, „weil Miguel ein Idiot ist, aber er ist nicht ganz unschuldig an unserer Trennung. Er hat mir tatsächlich Lügen erzählt, manipuliert unsere Nachrichten, das stimmt. Er hat mir gefälschte Fotos von dir und einer anderen Frau geschickt.“
Sebastian nickte langsam. „Ich weiß. Camilla hat die Beweise gefunden.“
Elena sah ihn fest an. „Aber das ist nicht der Punkt. Ich hätte die Wahrheit damals erkennen müssen. Ich habe dir misstraut, Sebastian. Ich habe mich von meiner Eifersucht leiten lassen, weil unsere Beziehung schon vor Miguel fragile war. Ich wollte immer, dass du dich für mich entscheidest, nicht für die Arbeit.“
Sie lächelte traurig. „Ich war bei dem Treffen mit Castellanos und Miguel. Nicht als Komplizin. Miguel hat mich angerufen und gesagt, er bräuchte meine Hilfe, weil er Angst hatte, dass Castellanos ihn betrügt. Er hat mich gebeten, die Papiere auf Fehler zu prüfen, bevor sie unterschreiben. Ein letzter Test der Loyalität, hat er gesagt. Ich war so dumm, ihm zu vertrauen, aber ich wollte ihm nur zeigen, dass ich besser bin als du. Dass ich ein besserer Partner wäre.“
Sebastian sank in seinen Stuhl. „Du hast Miguel geholfen, mich zu testen?“
„Nein“, korrigierte sie ihn. „Ich dachte, ich helfe ihm, seinen Deal mit Castellanos zu sichern. Aber ich bin gegangen, bevor die wirklich wichtigen Dokumente herausgeholt wurden. Ich habe nichts gesehen, was auf Betrug hindeutete. Er hat mich nur benutzt, um dich zu verwirren.“
Elena sah ihn prüfend an. „Weißt du, ich habe dich nie wirklich gekannt. Wir waren auf dem Papier perfekt, aber du warst nie ganz du selbst mit mir. Aber bei Camilla, du hast über sie anders gesprochen. Ehrlicher, tiefer. Hast du sie verloren oder bist du einfach weggelaufen?“
Die Frage traf ihn ins Mark. Sebastian erkannte, dass sein Zweifel nicht aus Logik, sondern aus seinem eigenen Schmerz und seiner Angst vor Verrat geboren war. Er hatte Miguel das Vertrauen geschenkt und Camilla, die es verdient hatte, die Ehrlichkeit verweigert.
Zwei Stunden später rannte Sebastian durch den Busbahnhof von Bogotá, ein Ticket nach Medellín in der Hand. Das Herz pochte wie verrückt.
Kapitel 7: Die einzige Chance
Camilla war bereits im Bus. Der Motor lief. „Warten Sie!“, rief er und hämmerte gegen die Tür.
Der Bus hielt an, der Fahrer fluchte, öffnete. Sebastian stieg ein, völlig außer Atem. Da sah er sie am Fenster. Rote Augen, schockierter Blick.
„Camila, bitte geh nicht.“
Sie flüsterte. „Was machst du hier?“
„Ich bin hier, um mich zu entschuldigen und dir zu sagen, dass du das Beste bist, was mir je passiert ist. Das hier ist nicht der richtige Ort dafür“, sagte sie nervös.
„Vielleicht nicht“, sagte Sebastian und kniete sich mitten im Busgang nieder. „Aber es ist die einzige Chance, die ich noch habe.“
Die anderen Fahrgäste sahen neugierig zu.
„Camilla Santos“, sagte Sebastian, die Stimme belegt. „Du bist die mutigste, klügste und ehrlichste Frau, die ich kenne. Und ich war ein Idiot. Aber wenn du mir noch einmal vertraust, dann will ich, dass wir gemeinsam einen neuen Weg gehen – als Partner auf Augenhöhe. Nicht der Millionär und die Reinigungskraft, sondern Sebastian und Camilla.“
Tränen rannen über ihr Gesicht. „Was, wenn es nicht klappt?“, fragte sie leise.
„Dann bauen wir unsere eigene Welt. Eine, in der es nicht zählt, woher wir kommen, sondern wohin wir gehen.“
Camila hielt inne, dann lächelte sie. Ein strahlendes, echtes Lächeln. „In Ordnung. Aber nur unter einer Bedingung. Wenn du jemals wieder Zweifel hast, sprich mit mir, anstatt dich in deinem Kopf zu verlieren.“
„Versprochen“, sagte er und stand auf.
Sie küssten sich, inmitten des Applauses der Fahrgäste.
Kapitel 8: Die Schatten der Vergangenheit (NEUES KAPITEL)
Herausforderung nach dem Sieg
Sechs Monate später gründeten Camilla und Sebastian in demselben Konferenzraum ihre Firma: Morales und Santos Consulting. Die Partnerschaft war makellos. Camilla, die ihr Studium mit Auszeichnung abschloss, brachte eine pragmatische Bodenständigkeit und ein tiefes Verständnis für menschliches Verhalten in das Unternehmen ein.