Doch das neue Kapitel begann mit neuen Herausforderungen. Die Abwicklung des Castellanos-Konzerns zog sich hin. Castellanos, in Untersuchungshaft, nutzte seine letzten Verbindungen.
Eines Abends klingelte Sebastians Telefon. Es war ein anonymes Video. Es zeigte Miguel, der von seinem Gefängnisgespräch mit einem Anwalt sprach.
Miguel: „Sagen Sie ihm, Sebastian soll aufpassen. Er hat meine Hälfte des Geschäfts zerstört. Und er hat die kleine Putzfrau. Er wird feststellen, dass ein Verräter von innen leichter zu erkennen ist, als ein Feind von außen. Ich habe noch ein paar Schulden offen, die er nicht kennt. Und die werden fällig. Sorgen Sie dafür, dass die Nachricht an Sebastian übermittelt wird, bevor das große Eröffnungstreffen von Morales & Santos.“
Sebastian erstarrte. Es gab also noch mehr Leichen im Keller, die Miguel versteckt hatte. Er sah Camilla an, die gerade Kaffee zubereitete.
„Was ist los?“, fragte sie.
Sebastian zeigte ihr das Video. Sie sah es ruhig an. „Er spielt sein letztes Spiel. Ablenkung. Aber er hat auch recht: Es ist etwas im Gange, das wir übersehen haben.“
Der versteckte Kredit: Camilla nutzte ihre Kontakte in der Reinigungsfirma, die noch immer Mitarbeiter in den alten Castellanos-Büros hatte. Eine Woche vor der Eröffnung fand sie heraus, dass Miguel vor Jahren einen geheimen Kredit bei einem zwielichtigen, nicht registrierten Inkasso-Unternehmen aufgenommen hatte – Los Fúrias – und das Darlehen mit einem Anteil von Morales Tech gesichert hatte. Das Darlehen war nie im regulären Firmenbuch aufgetaucht, weil Miguel die Dokumente absichtlich in einer alten Lagereinheit, die als “Archiv Reinigungsmaterialien” deklariert war, versteckt hatte.
Sebastian wurde blass. „Wenn Los Fúrias dieses Pfand einfordert, könnten sie die Fusion anfechten und zumindest einen Teil der Firma als Beute nehmen. Das würde uns Monate an Gerichtsverfahren kosten.“
Camilla lächelte scharf. „Keine Sorge. Ich weiß, wo sich das Archiv befindet. Dort habe ich meine Karriere als Spionin begonnen.“
Die nächtliche Mission: Gemeinsam fuhren sie in die alten Büroräume, die noch ungenutzt waren. Camilla führte Sebastian durch die verwinkelten, dunklen Korridore. Sie kannten jeden Schatten, jede knarrende Diele. Sie fanden die unscheinbare Tür mit dem Schild „Reinigungsmaterialien“. Dahinter, versteckt in einer alten Kiste, fand Camilla die Unterlagen des Kredits.
Sie brauchten die Unterlagen, um sie zu neutralisieren. Aber als sie gehen wollten, bemerkten sie, dass ein Fenster im Büro von Castellanos offen stand – ein Zeichen, dass jemand vor kurzem hier gewesen war. Sie waren fast zu spät.
„Los Fúrias schickt seine Leute“, flüsterte Camilla. „Wir müssen schnell sein.“
Kapitel 9: Der neue Vertrag (DAS FINALE)
Am Morgen des großen Eröffnungstreffens von Morales und Santos Consulting stand Sebastian vor dem Konferenzraum. Er hielt die Dokumente des Kredits in der Hand.
Der Anwalt von Los Fúrias, ein großer Mann mit einem kalten Blick, wartete bereits mit seinem eigenen Rechtsteam in der Lobby.
Sebastian trat ihm mit Camilla an seiner Seite entgegen. „Ich weiß, warum Sie hier sind“, sagte Sebastian ruhig. „Es geht um den Miguel Torres Kredit.“
Der Anwalt nickte, ein arrogantes Lächeln auf den Lippen. „Ich bin beauftragt, sofort 20% des Morales Tech Vermögens zu pfänden. Der Kredit ist fällig.“
Camilla trat vor, die Kreditdokumente in der Hand. „Nein, das ist er nicht“, sagte sie, ihre Stimme war ruhig und fest, wie die einer ausgebildeten Anwältin. „Dieses Dokument ist ungültig.“
Der Anwalt lachte. „Warum sollte das so sein, Putzfrau?“
Camilla ignorierte die Beleidigung. „Laut Paragraph 4 dieses Darlehensvertrages, den Herr Torres mit Ihnen abgeschlossen hat, wird die Gültigkeit des Pfandes bei wesentlicher Änderung der Rechtsform und des Unternehmensziels aufgehoben. Herr Torres hat den Kredit mit Morales Tech gesichert. Aber Morales Tech hat seine Rechtsform und sein Ziel vollständig geändert. Es existiert nicht mehr. Es wurde von Morales und Santos Consulting übernommen, einer völlig neuen Firma, die am Freitag registriert wurde. Das Pfand ist gegenstandslos.“