Ein arroganter Millionär verliebt sich in die Frau, die sein Auto traf und keine Angst zeigte

Die Morgensonne tauchte die Skyline von Hamburg in goldenes Licht, als Olivia Berger das Lenkrad ihres 10 Jahre alten VW Golf fest umklammerte. Ihre Fingerknöchel waren weiß vor Anspannung. Sie war bereits 20 Minuten zu spät und das ausgerechnet zu dem wichtigsten Kundentermin ihrer Karriere.

Der Verkehr auf der Mönkebergstraße bewegte sich im Tempo von gefrorenem Sirup. Ihr kleines Grafikstudio Berdesign hing am seidenen Faden. Diese Präsentation konnte es retten oder sein Ende besiegeln. Ein Blick auf die Uhr ließ ihr den Magen zusammenziehen. Auf dem Beifahrersitz lag das Portfolio, das sechs Monate unbezahlter Überstunden, unzähliger schlafloser Nächte und jedes letzte bisschen Kreativität aus ihr herausgepresst hatte.

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Dies musste funktionieren. Es musste einfach. Als die Ampel auf gelb sprang, drückte Olivia entschlossen aufs Gas. Aber der schwarze Bentley vor ihr hatte offenbar andere Pläne. Ohne jede Vorwarnung leuchteten seine Bremslichter knallrot auf. Ein Schrei, ein Ruck, dann das unbarmherzige Geräusch von Metall, das auf Metall traf.

Ein dumpfer Knall halte durch die Kreuzung, gefolgt von einem lauten Zisch, als sich ihr Airbag entfaltete. Einen Moment lang war alles still. Nur das schrille Pfeifen in ihren Ohren füllte die Welt. Als der weiße Pulferdampf sich legte, traf sie die Realität härter als der Aufprall selbst.

Sie hatte gerade das Heck eines Autos zerstört, das vermutlich mehr kostete als ihr gesamtes Miethaus. Die Tür des Bentley öffnete sich langsam, beinahe majestätisch, und heraustrat ein Mann, der aussah, als wäre er aus Marmor und Geld geschnitzt. Rien Schwarz war groß, elegant und gefährlich ruhig, die Sorte Mann, die gewohnt war, dass andere ihm Platz machten.

Sein antrazitfarbener Anzug saß perfekt, sein dunkles Haar war akkurat frisiert und seine eisblauen Augen glühten vor kühler Wut. Olivia stieg hastig aus, das Herz hämmernd gegen ihre Rippen. Katastrophe. Vollkommene, unvermeidliche Katastrophe. Sie würde den Termin verpassen, ihre Versicherung würde explodieren und sie hatte gerade ein Auto gerammt, dessen Rücklicht vermutlich teurer war als ihre gesamte Wohnungseinrichtung.

Haben Sie irgendeine Ahnung, was Sie da gerade getan haben? Rüans Stimme klang wie eiskaltes Wasser. Etwas in seinem Tonfall, diese selbstverständliche Überheblichkeit ließ in Olivia etwas reißen. Ja, sie hatte ihn gerammt. Ja, es war technisch gesehen ihre Schuld, aber die Art, wie er sie ansah, als wäre sie ein lästiges Insekt, das seine perfekte Welt gestört hatte, ließ all die aufgestaute Müdigkeit und Frustration in ihr explodieren.

“Ja, ich weiß genau, was ich getan habe”, schoss sie zurück und stemmte die Hände in die Hüften. Ich bin auf Ihr Auto aufgefahren, weil Sie mitten in der Kreuzung ohne Vorwarnung eine Vollbremsung hingelegt haben. Was war los? Eine wichtige SMS, ein Aktienkurs? Oder wollten sie einfach ihre Reflexe testen? Rüans Augen weiteten sich kurz. Überraschung, vielleicht sogar ein Funken Respekt blitzte darin auf.

Offenbar war er es nicht gewohnt, dass jemand ihm widersprach. Ich habe gebremst, weil ein Fußgänger die Straße überquert hat”, sagte er ruhig, aber mit gefährlicher Tiefe in der Stimme. “Vielleicht hätten Sie das bemerkt, wenn Sie nicht versucht hätten, die Ampel noch schnell zu erwischen.

Vielleicht hätten sie gesehen, dass ich nicht mehr bremsen konnte, wenn ihr Ego nicht die Sicht in den Rückspiegel blockiert hätte.” Um sie herum hatte sich längst eine kleine Menge gebildet. Menschen zückten ihre Handys, filmten. Es war Hamburg, aber der Anblick einer jungen Frau, die einem Mann im Designeranzug die Meinung sagte, war offenbar universell unterhaltsam.

“Ich bin Rien Schwarz”, sagte er schließlich mit dieser Mischung aus Stolz und Ungeduld, als müsste das alles erklären. Olivia zog eine Augenbraue hoch. “Und ich soll jetzt in Ohnmacht fallen? Soll ich raten? Ein Vorstandsvorsitzender, der glaubt, die Verkehrsregeln gelten nicht für ihn.” Ein Muskel zuckte in seiner Wange.

Treffer, CEO von Schwarz Technologies, erwiderte er scharf. Aha. Und ich bin Olivia Berger, Inhaberin eines kleinen Designstudios, das gerade versucht, nicht unterzugehen. Ich war auf dem Weg zu einem Termin, der mein Leben verändern sollte, bis sie beschlossen haben, mitten auf der Straße zum Stehen zu kommen. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben gerade meinen Tag ruiniert.

Sie drehte sich um, bereit einfach die Versicherungsdaten auszutauschen und diesen Albtraum zu beenden, als seine Stimme sie erneut anhielt. Warten Sie. Etwas in seinem Ton klang anders. Kein Zorn, kein Spott, etwas, dass sie nicht einordnen konnte. Sie sagten sie haben einen wichtigen Termin. Hatten, korrigierte Olivia bitter. Der ist jetzt wohl passé.

Rien zückte sein Smartphone, sprach leise und präzise, als gäbe er Anweisungen an ein Team. Als er auflegte, sah er sie ruhig an. Meine Assistentin regelt die Versicherung und das Abschleppen. Ihr Wagen braucht ohnehin eine Werkstatt. Wo ist Ihr Termin? Olivia blinzelte verwirrt. Wie bitte? Ich fahre Sie hin. Sie was? Ich fahre Sie zum Termin.

Und warum würden Sie das tun? Sein Blick war unergründlich. Weil ich nicht völlig herzlos bin und weil ich ebenfalls abgelenkt war. Der Fußgänger war noch gar nicht auf der Fahrbahn. Das war so nah an einer Entschuldigung, wie sie es sich von ihm je hätte vorstellen können. Ihr Zorn wich langsam der Verwunderung.

Ich brauche kein Mitleid. Es ist kein Mitleid. Es ist Anstand. Olivia musterte ihn lange und dann nickte sie widerwillig, aber entschlossen. Na schön, aber nur, weil ich verzweifelt bin und weil ich ihnen trotzdem weiterhin arrogant finde. Zum ersten Mal zuckte ein echtes Lächeln über Rühanns Lippen. Zur Kenntnis genommen und für das Protokoll. Sie sind die sturste Frau, der ich je begegnet bin.

Ich nehme das als Kompliment. War als solches gemeint. Als der Bentley sanft anrollte, spürte Olivia jedes Geräusch, jeden Atemzug. Das Leder duftete nach Luxus, die Stille vibrierte vor unausgesprochenen Gedanken und irgendwo zwischen Angst, Stolz und Adrenalin begann sich etwas zu verändern. “Hier links”, sagte Olivia leise und klammerte sich an ihre Mappe.

Das Gebäude mit der blauen Markise. Der Bentley glitt lautlos an den Bordstein. Olivia wollte gerade aussteigen, da hielt Rein sie mit seiner Stimme zurück. “Mit wem haben Sie das Meeting?” “Wie bitte? Ihr Termin? Wer ist der Kunde?” Olivia zögerte. Dann seufzte mit Sterling und Partner, eine Unternehmensberatung, die eine komplette Neugestaltung ihres Markenauftritts plant.

Es wäre der größte Auftrag, den ich je bekommen hätte. Etwas blitzte in Ruans Gesicht auf, ein Schatten, kaum wahrnehmbar. Sterling und Partner wiederholte er langsam. Interessant. Warum? Kennen Sie sie? Nur flüchtig. Sein Ton war zu beiläufig, um glaubwürdig zu sein. Olivia nickte misstrauisch, öffnete die Tür. Danke für die Fahrt. Trotz allem war das anständig von ihnen. Gern geschehen.

Olivia Berger. Der Klang ihres Namens in seiner Stimme ließ etwas in ihr. Sie schloss die Tür etwas fester als nötig und eilte zum Gebäude, bemüht, nicht zurückzublicken. Das Meeting lief besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. Ihre Präsentation war flüssig, ihre Entwürfe weckten Begeisterung und zum ersten Mal seit Monaten fühlte Olivia so etwas wie Hoffnung.

Als sie am Ende ihre Unterlagen zusammenpackte, trat Patrizia Sterling, die Geschäftsführerin, auf sie zu. “Ihre Arbeit ist außergewöhnlich, Frau Berger”, sagte sie herzlich. “Ich werde ihrem Portfolio meine ausdrückliche Empfehlung beifügen.” Olivia lächelte erleichtert, doch dann kam der Satz, der ihr Blut gefrieren ließ. Wir werden demnächst von Schwarz Technologies übernommen.

Die finale Entscheidung über unsere Dienstleister wird daher von Rien Schwarz persönlich getroffen. Olivia stand wie versteinert. Rien Schwarz, der Mann, dessen Auto sie angefahren, den sie beschimpft und der sie danach zu ihrem Termin gefahren hatte. Und jetzt hielt er ihre berufliche Zukunft buchstäblich in der Hand.

Auf dem Gehweg vor dem Gebäude zitterten ihre Finger, als sie ihr Handy zückte. Eine schnelle Suche nach Rin Schwarz ergab tausende Treffer. Artikel über den jungen Techmogol, Fotos von ihm auf Wirtschaftskonferenzen, Spendenbällen, Umgeben von Politikern und Models und dann ein Zitat in einem Interview, dass sie innerlich zusammenfallen ließ.

Im Geschäft zähle ich ausschließlich Leistung. Persönliche Gefühle spielen keine Rolle. Olivia lehnte sich an die kalte Fassade des Gebäudes. Sie hatte ihn beleidigt, provoziert, ihn einen arroganten Egomanen genannt und nun sollte er über ihre Zukunft entscheiden. Das Telefon vibrierte in ihrer Hand. Unbekannte Nummer: Olivia Berger.

Ah ja, hier ist Jennifer Kim, Assistentin von Herrn Schwarz. Ich wollte Sie informieren, dass Ihr Wagen bereits in der Werkstatt ist. Meer Karosserie auf der Schanze. Herr Schwarz hat die Kosten übernommen. Er was? Er sagte, es sei kein Almosen, sondern Verantwortung für seinen Anteil am Unfall. Seine Worte: “Nicht meine.”

Das Gespräch endete und Olivia starrte fassungslos auf ihr Handy. Wer war dieser Mann? Der kalte, wunderbare CEO oder der, der sie gefahren und nun ihre Reparatur bezahlt hatte? Drei Tage vergingen. Keine Nachricht von Sterling und Partner, keine E-Mail von Schwarz Technologies, nur das nagende Schweigen der Ungewissheit.

Olivia stürzte sich in kleinere Aufträge, ein Kaffeelogo, ein Flyer für einen Friseursalon, alles um sich abzulenken. Doch nachts starrte sie an die Decke und sah immer wieder das gleiche Bild: Rien Schwarz, wie er sie in diesem Bentley ansah, mit etwas, dass sie nicht deuten konnte.

Am Donnerstagmorgen arbeitete sie gerade an einem Entwurf, als sich die Tür zu ihrem Studio öffnete. Sie blickte auf und ihr Atem stockte. Rien Schwarz stand im Eingang. ohne Anzug, dafür in Jeans und einem weißen Hemd, das viel zu gut saß. Der Raum mit seinen alten Backsteinwänden und Farbflecken schien plötzlich zu klein für ihn. “Wir müssen reden”, sagte er ohne Umschweife. Olivia klappte den Laptop zu, verschränkte die Arme.

“Wenn Sie gekommen sind, um mir zu sagen, dass ich den Sterling Auftrag nicht bekommen habe, eine E-Mail hätte gereicht. Ich bin nicht hier wegen Sterling.” Er trat näher, musterte ihre Wand voller Skizzen, Entwürfe, Collagen. Das ist gut. Wirklich gut. Danke. Sie sind talentiert, Olivia. Sie verschränkte die Arme fester. Also, worum geht’s wirklich? Rin drehte sich zu ihr um und sein Blick war anders. Das arrogante Funkeln war verschwunden.

Was blieb, war eine Ehrlichkeit, die sie unvorbereitet traf. Weil ich nicht aufhören kann, an sie zu denken. Olivia blinzelte. Entschuldigung, was? Sie haben mich gehört. Er kam näher, so nah, dass sie den Duft seines Parfums spüren konnte. Dezent, aber gefährlich vertraut. Seit drei Tagen versuche ich mich auf Arbeit zu konzentrieren, auf Übernahmen, auf Sitzungen.

Aber alles, woran ich denken kann, ist die Frau, die mitten in der Mönkebergstraße auf mich geschrien hat, als wäre ich kein Mensch aus Beton und Stahl, sondern jemand, der sich das endlich anhören musste. Das ist keine Liebeserklärung, erwiderte Olivia, obwohl ihre Stimme zitterte. Das ist eine soziologische Beobachtung über Einkommensungleichheit.

Rien lachte leise. Es war das erste Mal, dass sie ihn lachen hörte. Und das Lächeln stand ihm gefährlich gut. Sie machen es wieder. Sie weigern sich beeindruckt zu sein. Wissen Sie, wie selten das ist? Vielleicht sollten Sie sich öfter mit Menschen umgeben, die ihnen widersprechen. Vielleicht tue ich das gerade.

Er stand jetzt so nah, dass sie fast seinen Herzschlag spüren konnte. Essen Sie mit mir zu Abend. Nein. Warum nicht? Weil sie darüber entscheiden, ob ich den wichtigsten Auftrag meines Lebens bekomme, weil das ein massives Machtgefälle ist und weil ich keine Männer will, die mein Geschäft im Grund und Boden stampfen könnten, wenn ihnen langweilig wird.

Rien nickte ernst. Ich würde das nie tun. Das sagen alle, bevor sie es tun. Sein Blick wurde weicher. Ich meine es ernst, Olivia. Ich will sie nicht retten. Ich will sie kennenlernen. Olivia wusste nicht, ob sie lachen, weinen oder schreien sollte. Also sagte sie gar nichts. Da klingelte ihr Handy. Patrizia Sterling.

Frau Berger. Hervorragende Neuigkeiten. Ihr Studio wurde ausgewählt. Herr Schwarz persönlich war begeistert von ihren Entwürfen. Sie haben den Auftrag. Olivia hielt das Telefon fest, während sich ihre Welt in Zeitlupe drehte. Sie, sie meinen das ernst? Absolut. Glückwunsch. Als sie auflegte, sah sie Rien an, zwischen Erleichterung, Misstrauen und einer leisen, gefährlichen Hoffnung.

Sie haben mir den Auftrag gegeben. Ich habe Ihnen gegeben, was Sie verdient haben”, sagte Rien ruhig. “Ihr Talent hat das entschieden, nicht? Und trotzdem frage ich mich, was Sie fühlen.” Rien trat näher. Verwirrung, Faszination und das beunruhigende Gefühl, dass sie mich besser verstehen, als mir lieb ist.

Olivia öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch bevor sie antworten konnte, ging die Tür auf. Eine Frau betrat das Studio, als gehöre es ihr. Hochgewachsen, blond, makellos und mit dem Selbstbewusstsein einer Person, die noch nie nein gehört hatte. Ihr Parfüm füllte den Raum, teuer und schwer. “Da bist du ja, Liebling”, sagte sie mit einem Lächeln. Das Messerscharf wirkte. “Ich habe dich überall gesucht.”

Rüans Körper spannte sich an. “Victoria”, sagte er kühl. “Was machst du hier?” “Ich suche meinen Verlobten.” “Natürlich.” Olivia blinzelte. “Deine was?” Victoria sah sie endlich an, von Kopf bis Fuß. Als wäre Olivia eine Fußnote im falschen Buch. Oh, das ist sie also. Ich hätte es mir denken können. Sie lachte leise. Bitter. Wir haben heute Abend das Charity Dinner. Rien.

Erinnerst du dich? Das bei dem wir unsere Verlobung offiziell bekannt geben. Olivia fühlte wie die Luft im Raum gefror. Ex Verlobte korrigierte Rien sofort. Wir haben uns vor sechs Monaten getrennt. Eine vorübergehende Pause. Schatz. Victoria klang spöttisch süß. Jeder weiß, dass du zu mir gehörst.

Wir stammen aus der gleichen Welt, sprechen dieselbe Sprache und du willst mir doch nicht sagen, dass du dich jetzt dafür interessierst. Sie deutete mit dem Kopf abfällig auf Olivia. Das Wort dafür brannte sich in Olivias Brust. Sie atmete tief ein, hob das Kinn. Wissen Sie was? Dieses Gespräch ist beendet. Ryan, danke für den Auftrag.

Ich werde beweisen, dass ich ihn durch Leistung bekommen habe und nicht wegen ihrer persönlichen Verwirrung. Victoria, gratuliere zu ihrem exzellenten Geschmack in Männern. Er gehört wieder ihnen. Sie wandte sich ab, setzte sich an ihren Schreibtisch und begann demonstrativ zu tippen. Ihr Herz pochte so laut, dass sie die Tasten kaum hörte. Hinter sich vernahm sie Ruans leise Stimme, dann das Schließen der Tür.

Als Stille einkehrte, ließ sie die Fassade fallen. Die Enttäuschung traf sie wie eine Welle. Sie hatte gewusst, dass Männer wie Rien nicht in Welten wie ihrer blieben. Männer wie er endeten mit Frauen wie Victoria, glatt, glänzend, fehlerlos. Frauen, die genau wussten, welchen Wein man zu welcher Vorspeise servierte.

Olivia hingegen hatte Mühe, ihre Miete zu zahlen und den Drucker am Laufen zu halten. Sie war kein Teil seiner Welt. Sie war der Unfall, der aus Versehen hineingeraten war. In dieser Nacht arbeitete sie bis spät. Sie schüttete ihre Wut und Traurigkeit in neue Entwürfe, ließ Farben explodieren, Linien brechen und als sie um Mitternacht ihre Tasche packte, erlaubte sie sich genau 10 Minuten, um zu weinen. Dann wischte sie sich die Tränen ab.

“Ich habe schon schlimmeres überlebt”, sagte sie sich. “Ich überlebe auch das.” Am nächsten Morgen stand ein riesiger Strauß weißer Rosen vor ihrer Studiotür. Eine Karte steckte dazwischen. “Sie ist nicht meine Verlobte, sie ist meine Vergangenheit. Ich möchte, daß Sie meine Zukunft werden. Bitte geben Sie mir eine Chance. Ihr Rien.”

Olivia warf die Karte in den Papierkorb. Die Blumen stellte sie in eine Vase. Sie waren zu schön zum Wegwerfen, redete sie sich ein. Am Tag darauf kam ein weiterer Strauß, diesmal mit Tulpen, dann einer mit Sonnenblumen. Danach brachte ein Bote ihr Mittagessen aus einem Sternerestaurant und schließlich am Freitag betrat ein singender Telegrammbote ihr Studio, trug Smoking und trällerte. Rien Schwarz sagt, er hat Mist gebaut, doch liebt sie mehr als seinen Bentley. Laut.

Olivia lachte zum ersten Mal seit Tagen. Aber Antworten das tat sie nicht. Jedes Mal, wenn sie kurz davor war, ihm zu schreiben, hörte sie wieder Victorias kalte Stimme in ihrem Kopf. Du glaubst doch nicht, dass das hält. Zwei Wochen später schlug das Schicksal erneut zu. Ihr größter Kunde, ein junges Startup, das ihr ein Jahr lang feste Aufträge versprochen hatte, meldete plötzlich Insolvenz an.

In einer Nacht verlor Olivia fast vierzig Prozent ihres Jahresumsatzes. Sie saß spät abends im Studio, starrte auf Zahlen, die keinen Sinn ergaben. Miete, Gehälter, Materialkosten. Alles überstieg ihre Möglichkeiten. Da klingelte das Telefon. Olivia. Rüans Stimme ruhig, aber angespannt. Ich habe gerade von dem Startup gehört.

Geht es Ihnen gut? Wie wissen Sie davon? Ich verfolge die Techbranche. Als ich sah, wer betroffen ist, dachte ich an Sie. Das ist nett, aber es ist schlimm. Rien, richtig schlimm. Ich weiß nicht, wie lange ich das Studio noch halten kann. Stille, dann lassen Sie mich helfen. Nein, Olivia, bitte. Ich will ihr Geld nicht. Ich will kein Mitleid und keine Wohltätigkeit. Ich bin kein Projekt für ihren moralischen Imagewandel.

Das ist nicht der Grund. Dann sagen Sie mir den Grund, rief sie, weil Sie sich schuldig fühlen, weil sie mich angelogen haben oder weil sie ihr Gewissen beruhigen wollen. Seine Stimme wurde fester. Ich fühle mich nicht schuldig und ich will nichts wieder gut machen.

Ich will sie nicht, weil Sie Hilfe brauchen, sondern weil sie die erste echte Person sind, die mir seit Jahren begegnet ist. Echtheit bezahlt keine Miete, Rien. Sie legte auf, bevor er antworten konnte. Dann legte sie den Kopf auf den Schreibtisch und zum ersten Mal seit langem ließ sie alles raus. Am nächsten Morgen betrat sie ihr Studio und blieb stehen. Das Telefon blinkte. Fünf neue Nachrichten, vier neue E-Mails, zwei Anrufe auf der Mailbox, alle von ehemaligen Kunden.

Jede Nachricht begann ähnlich. Wir würden gern wieder mit ihnen arbeiten. Kleine Cafes, Boutiken, Handwerksbetriebe, all jene, die sie früher kaum bezahlt hatten, meldeten sich plötzlich zurück. Zufall? Wohl kaum. Sie griff zum Telefon. “Sie haben das getan”, sagte sie, kaum das Rien abhob. “Ich habe niemanden kontaktiert”, erwiderte er ruhig.

“Ich habe nur erwähnt, dass es in Hamburg eine außergewöhnlich talentierte Designerin gibt, die gerade freie Kapazitäten hat. Das ist Haarspalterei und das wissen Sie.” “Ich habe Ihnen kein Geld gegeben, Olivia. Ich habe eine Tür geöffnet. Durchgehen mussten Sie selbst.

Diese Kunden kommen zurück, weil ihre Arbeit überzeugt, nicht weil ich es ihnen befohlen habe. Olivia wollte kontern, doch sie war zu müde, zu erschöpft, um weiter dagegen anzukämpfen gegen ihn, gegen sich selbst. “Warum tun sie das?”, flüsterte sie. “Weil ich in sie verliebt bin.” Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Echt, ungeschützt, furchtlos. Das können Sie nicht sein.

Sie kennen mich kaum. Ich weiß genug. Ich weiß, dass sie kämpfen, statt aufzugeben, dass sie ehrlich sind, auch wenn es unbequem wird, und dass sie mich seit jenem Tag an der Kreuzung mehr verändern als all meine Erfolge zusammen. Olivia spürte Tränen. Rien, das funktioniert nicht. Warum nicht? Weil wir aus zwei Welten kommen. Weil du irgendwann merkst, dass ich nicht in deine passe.

Und dann bricht’s mir das Herz. Oder, sagte er leise, du merkst, dass ich eine neue Welt bauen will. Eine, die für uns beide Platz hat. Olivia schloss die Augen. “Ich habe Angst. Dann hab sie mit mir.” “Ein Abendessen,” sagte er schließlich.

“Nur eins, wenn du danach immer noch glaubst, dass wir nicht zusammenpassen, verschwinde ich aus deinem Leben.” “Ein Abendessen.” “Ein Abendessen”, wiederholte er und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. “Ich hole dich um 7 Uhr ab.” Punkt 7 Uhr klingelte es. Olivia stand in ihrer kleinen Altbauwohnung im Karoiertel, die Hände feucht, das Herz im Galopp.

Als sie öffnete, stand Rien da, nicht im Anzug, sondern in dunklen Stoffhosen und einem tiefblauen Pullover, der seine Augen noch intensiver wirken ließ. In der Hand hielt er eine einzelne Sonnenblume. “Ich erinnere mich an ihre Tasse im Studio”, sagte er leise. “Die mit der Sonnenblume.” “Ich dachte, sie mögen das lieber als Rosen.” Olivia musste lächeln, obwohl sie es nicht wollte.

“Sie haben recht. Danke. Das Restaurant, in das er sie brachte, war klein, fast versteckt. Ein italienisches Lokal in einem Seitenweg nahe der Alster. Kein Glitzer, keine Fotografen, keine Businessgespräche, nur der Duft von Knoblauch, Holzofenpizza und leiser Jay im Hintergrund. “Wie haben Sie diesen Ort gefunden?”, fragte sie überrascht.

Ich habe ihre Assistentin gefragt”, antwortete Rien grinsend, “Nachdem ich sie bestochen habe, mit Schokolade. Sie haben meine Assistentin bestochen. Ich nenne es lieber Informationsstrategie.” Zum ersten Mal seit Wochen lachte Olivia ohne Zwang. Der Abend fühlte sich leicht an, fast normal. Sie sprachen über alles, über Design und Technologie, über Kindheitsträume und gescheiterte Pläne.

Rien erzählte von Eltern, die Leistung über Liebe stellten, von langen Nächten, in denen er sein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut hatte. Ich dachte immer, Erfolg würde die Lehre füllen, gestand er, aber er hat sie nur besser getarnt. Olivia schwieg eine Weile, bevor sie leise sagte, ich dachte, Selbstständigkeit bedeutet Freiheit.

Stattdessen hat sie mich in Ketten gelegt. Immer kämpfen, immer stark sein. Rien nickte. Vielleicht ist das unser Problem. Wir beide wissen nicht, wie man loslässt. Er griff nach ihrer Hand, vorsichtig, als würde er um Erlaubnis bitten. Seine Finger waren warm, fest, aber nicht fordernd. Sie haben mich gesehen, Olivia.

Nicht den CEO, nicht das Konto, nicht die Schlagzeilen, nur mich. Ich war zu wütend, um beeindruckt zu sein. Genau das meine ich. Sie lachten beide dieses Lachen, das wie ein Befreiungsschlag wirkte. Dann vibrierte Olivias Handy. Patrizia Sterling, entschuldigen Sie kurz, murmelte sie und nahm ab.

Frau Berger, es tut mir leid, sie so spät zu stören sagte Patrizia atemlos. Aber wir haben ein Problem mit dem Vertrag. Olivia erstarrte. Was für ein Problem? Das Boot ist besorgt wegen eines möglichen Interessenkonflikts. Es kursieren Gerüchte, dass Sie und Herr Schwarz eine persönliche Beziehung haben. Was? Olivia warf Rien einen Blick zu, der sofort verstand.

“Sie wollen den Vertrag aussetzen, bis die Situation geklärt ist”, fuhr Patrizia fort. “Ich weiß, das ist unfair, aber es geht um Transparenz.” Als Olivia auflegte, war ihr Herz einziger Knoten. Sie denken, ich hätte den Auftrag bekommen, weil ich mit dir. Ich kläre das, sagte Rien sofort. Wie? Indem du sagst, dass da nichts ist oder indem ich sage, dass da etwas ist.

Beides wäre fatal, sagte Olivia bitter. Wenn du es leugnest, bin ich die Lügnerin. Wenn du es zugibst, bin ich die, die sich hochgeschlafen hat. Rien schwieg kurz, dann entschlossen. Ich trete aus dem Entscheidungsprozess zurück. Eine unabhängige Kommission soll die Angebote prüfen.

Niemand kann dann behaupten, du hättest Vorteile gehabt und jeder wird wissen, dass du das wegen mir getan hast. Sollen sie? Mein Ruf ist ersetzbar. Deiner nicht. Olivia sah ihn an und zum ersten Mal erkannte sie, dass er es ernst meinte, dass hinter dem Geschäftsmann ein Mann stand, der bereit war, etwas zu riskieren, das ihm wichtig war. “Was, wenn ich nicht warten will?”, sagte sie plötzlich. Rien blinzelte.

Was? Was, wenn ich genug habe vom Warten, vom Fürchten, vom Vernünftigs ein? Sie atmete tief. Ich will das Risiko eingehen. Mit dir? Rien starrte sie an. Dann lächelte er leise, fast ungläubig. Bist du sicher? Nein, aber ich weiß, dass ich es bereuen würde, wenn ich es nicht tue.

Er zog sie zu sich, küsste sie zuerst zögerlich, dann sicherer, tiefer. Der Kuss schmeckte nach Mut und nach einer Zukunft, die niemand geplant hatte. Als sie sich lösten, lächelte sie. Und was machen wir jetzt mit dem Vertrag? Ich halte Wort. Ich ziehe mich zurück. Wenn du gewählt wirst, dann nur wegen deiner Arbeit. Und wenn nicht, gehen wir da gemeinsam durch.

Das ist verrückt. Vielleicht, aber du hast ja gesagt, du magst Risiko. Zwei Wochen vergingen. Zwei Wochen, in denen Olivia und Rien sich heimlich trafen. Spaziergänge an der Elbe, TKW-Abende in ihrem Studio, Gespräche, die länger dauerten als jeder Film. Es fühlte sich echt an. Ruhig. warm. Sie lernte Rüans besten Freund Diego kennen, charmant, laut, ehrlich, der sie nach 10 Minuten mit einem Lächeln umarmte und sagte: “Endlich jemand, der ihn auf den Boden holt.” Doch die Ruhe hielt nicht lange. Bei einer Konferenz, auf der Rih sprach,

tauchte sie wieder auf. Victoria in einem Kleid, das mehr kostete als Olivias Jahresmiete. Olivia suchte gerade das Bad auf, als Victoria ihr folgte, das Lächeln kalt wie Stahl. “Sie glauben wirklich, das Held?”, fragte sie, während sie ihr Lippenrot nachzog. “Rien und ich kennen uns, seit wir laufen können.

Unsere Eltern besitzen halbe Stadtviertel gemeinsam. Glauben Sie, sie passen da rein?” “Offenbar genug, um sie nervös zu machen,” erwiderte Olivia ruhig. Das Lächeln gefror. “Er kommt zurück. Er kommt immer zurück.” “Nicht diesmal”, sagte Olivia und sah ihr in die Augen. **”Er sucht keine Welt, die ihn kennt.

Er sucht jemanden, mit dem er eine neue bauen kann.”** Sie ließ Victoria stehen und ging. Im Konferenzsaal trat sie auf Rien zu vorlaufenden Kameras vor Vorstand und Journalisten und küsste ihn lang, offen, unmissverständlich. Ein Raunen ging durch den Saal. “Was war das?”, fragte Rien atemlos. “Das Mut”, sagte Olivia und lächelte. “Danke, dass du mich dazu gebracht hast.”

Eine Woche später kam das Ergebnis der unabhängigen Prüfung. Bergerdesign hatte den Zuschlag bekommen. Offiziell, transparent. Einstimmig. Olivia stand mit Rien auf der Dachterrasse seines Büros, die Stadt unter ihnen glitzernd. “Siehst du”, sagte er leise. “Dein Talent hat gewonnen, nicht mein Name. Vielleicht beides ein bisschen.”

Er lachte, zog sie an sich und für einen Moment fühlte sich die Welt einfach richtig an. Sechs Monate später hatte sich Olivias Leben so sehr verändert, dass sie manchmal aufwachte und kurz glauben musste, es sei alles nur ein Traum. Berger Desesign war kein Einpersonenstudio mehr, sondern ein Team aus fünf kreativen Köpfen.

Der Sterling Auftrag war in den großen Magazinen vorgestellt worden, ein voller Erfolg, der Anfragen aus ganz Deutschland brachte. Rien hatte unterdessen eine Stiftung gegründet, die kleine Unternehmen förderte, vor allem von Frauen, die wie Olivia einmal ganz unten angefangen hatten.

Sie saßen oft zusammen, wählten Projekte aus, diskutierten über Fördergelder, lachten über die Ironie, dass ihre Zusammenarbeit aus einem Unfall geboren worden war. Sie pendelten zwischen zwei Welten, seinem Penthaus an der Alster mit der Glasfront über den Dächern der Stadt und ihrer kleinen Wohnung mit den Pflanzen auf der Fensterbank und den ungleichen Stühlen. Beide Räume gehörten zu ihnen.

In dem einen fanden sie Ruhe, im anderen Bodenhaftung. Victoria war inzwischen nach New York gezogen. Der letzte Versuch, Rien zurückzugewinnen, endete in höflicher Gleichgültigkeit. Sie hatte irgendwann verstanden, dass seine Welt sich weitergedreht hatte, ohne sie. Und trotzdem war in Olivias Leben nicht alles perfekt.

Sie und Rien stritten über Zeitpläne, über Arbeit, über sein Bedürfnis alles zu kontrollieren und ihren Drang, alles allein zu schaffen. Doch jedes Mal fanden sie zurück zueinander. Nicht weil es leicht war, sondern weil sie beide gelernt hatten, zuzuhören. An einem warmen Frühlingsabend, genau ein Jahr nach dem Unfall, hielt Rien sie mit einem Lächeln vor ihrem Studio auf.

“Komm”, sagte er, “ich will dir etwas zeigen.” Sie fuhren durch die Stadt, bis Olivia die Gegend wiedererkannte, die Kreuzung, an der sie sich kennengelernt hatten. Der Asphalt glänzte leicht vom Regen und das Orangelicht der Laternen spiegelte sich auf der Motorhaube seines Wagens. “Erinnerst du dich?”, fragte er, “Als ob ich das vergessen könnte.”

Er nahm ihre Hände. “Ich habe viel über diesen Tag nachgedacht. Über Zusammenstöße, Zufälle, das Chaos, das unser Leben verändert.” Das klingt poetisch für einen Mann, der sonst über Marktstrategien redet. “Du bringst die Poesie in mich”, sagte er und grinste. “Dann wurde er ernst. Ich will nichts überstürzen.

Kein Antrag, keine großen Gesten. Ich will dir nur sagen, dass ich hier stehe. Ganz mit dir, ohne wenn und aber.” Olivia spürte Tränen aufsteigen. Ich bin auch ganz da. Selbst wenn du manchmal stur, überheblich und viel zu klug bist und du bist dickköpfig, eigensinnig und weigerst dich, meine Geschenke anzunehmen, sonst wäre es ja langweilig.” Sie lachten und dann küsste er sie langsam, warm, vertraut.

Der Verkehr floss um sie herum. Autos hubten, Menschen liefen vorbei. Doch für Olivia und Rien existierte in diesem Moment nur dieser Ort, dieser Herzschlag. “Ich habe übrigens auch etwas für dich”, sagte sie und griff in ihre Tasche. Sie reichte ihm ein kleines in Papier gewickeltes Päckchen. Rien öffnete es und lachte laut auf.

“Ist das ein Stück Metall? Ein Teil deines alten Stoßfängers. Ich hab es aufgehoben, dachte, das ist das teuerste Souvenir meines Lebens. Er zog sie in seine Arme. Sein Lachen vibrierte gegen ihre Wange. Du bist unglaublich, ich weiß.

Sie sahen sich an, zwei Menschen, die aus einem Chaos geboren waren, dass sie nie geplant hatten. Zwei, die gelernt hatten, dass Liebe nicht perfekt sein muss, um echt zu sein. Dass die besten Dinge manchmal dann passieren, wenn alles schiefgeht. Als sie Hand in Hand davon liefen, war der Himmel über Hamburg tiefblau und das Licht der Stadt spiegelte sich im Asphalt.

Olivia dachte an alles, was sie verloren und gefunden hatte, an all die Momente, in denen sie geglaubt hatte, sie müsse stark sein, um zu überleben, und dann merkte, dass wahre Stärke darin lag, nicht allein zu sein. “Weißt du, was das Schönste an all dem ist?”, fragte sie leise. “Sag’s mir, dass nichts davon geplant war, dass wir einfach ineinander gekracht sind und alles begann. Rien nickte.

Dann hoffe ich, dass wir noch oft zusammenstoßen. Nur nicht mit dem Auto sagte Olivia lachend und sie verschwanden in der Menge in diesem endlosen, lebendigen Rauschen der Stadt, die sie beide verändert hatte. Und irgendwo über den Dächern Hamburgs flackerte ein Licht, das Zeichen eines Neubeginns, geboren aus einem Zusammenprall, der zu allem geführt hatte, was wirklich zählte.

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