Ich dürfte keine schicken. Er kämpfte gegen Tränen. Sechs Monate später habe ich darum gebettelt, dir wenigstens ein Lebenszeichen senden zu dürfen. Sie verweigerten es. “Zu gefährlich”, sagten sie. “Diese Leute hatten Verbindungen überall, eben zur Polizei.” Sopie sank in den Stuhl. Sie wollte wütend bleiben.
Sie wollte es so doch sein Blick voller Reue und gebrochener Jahre ließ es nicht zu. Der Fall wurde erst vor drei Monaten endgültig geschlossen, fuhr Jonas fort. Alle Beteiligten verurteilt oder tot. Ich dürfte zurück nach Berlin. Ich habe dich gesucht, aber du warst nicht mehr an deiner alten Adresse, nicht mehr in deinem alten Krankenhaus.
Du hast deinen Namen behalten, Gott sei Dank, aber trotzdem, ich habe Wochen gebraucht. Sophie öffnete den Mund, doch in diesem Moment riss die Tür auf. Amama. Sophies Herz setzte aus. Im Türrahmen stand Emilia, dunkle Locken, lila Kleid, Dinosaurier Sneaker und hinter ihr ihre Schwester. Emilia rannte auf Sophie zu, doch dann sah sie Jonas.
Blieb stehen, runzelte die Stirn. Wer ist das? Zeit erstarrte. Jonas Augen wurden groß. Er sah Emilia wie ein Mann, der ein Wunder erblickt. Emilia, flüsterte er. Der Name fiel aus seinem Mund wie ein Gebet. Emilia wandte sich verwirrt an Sophie. Warum kennt er meinen Namen? Jonas begann zu weinen. Nicht leise, sondern wie jemand, dem eine Welt zurückgegeben wird, die er verloren glaubte.
Sophie wusste, nichts würde je wieder sein wie zuvor. Die Stunden nach Emilias unerwarteter Begegnung mit Jonas fühlten sich für Sophie an, als würde sie durch einen dichten Nebel laufen. Ihre Gedanken stolperten zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer Zukunft, die plötzlich unendlich kompliziert geworden war.
Drei Tage später saß sie auf Emilias Bett, umgeben von Stofftieren und Zeichnungen von Dinosauriern mit Ballettröckchen. Emilia hielt ihren Lieblingsplüschtrisseratops fest, während Sophie versuchte, Worte zu finden, die Sinn ergaben. “Schatz, wir müssen über den Mann im Krankenhaus reden.” Emilia sah sie an, großäugig, aber nicht verängstigt.
Kinder hatten eine Art, die Welt schneller zu akzeptieren als Erwachsene. “Kennst du ihn?” Sophie nickte. Ja, ich kannte ihn früher. Er ist Sie musste tief einatmen. Er ist dein Vater. Emilia blinzelte. Es dauerte drei Herzschläge.
Dann fragte sie leise: “Hat er uns verlassen, weil er uns nicht wollte?” Sophie spürte ein Stechen in der Brust. “Nein, mein Schatz, er wollte uns immer, aber er musste weg, weil es gefährlich war für uns beide.” Emilia nickte langsam, kaute auf ihrer Lippe. Wird er wieder weggehen? Diese Frage schnitt tiefer als jede Skypellklinge. “Ich weiß es nicht”, antwortete Sophie ehrlich.
“Aber ich verspreche dir, wir finden das zusammen raus.” Eine Woche nach dem Unfall wurde Jonas von der Intensivstation auf die normale Station verlegt. Sophie überprüfte den Übergabebogen an der Schwestern, als sie eine vertraute Stimme hörte. “Wir müssen reden und zwar richtig.” Jonas stand neben ihr, stützte sich auf die Wand, noch schwach, aber wach und entschlossen.
“Du solltest im Bett sein”, murmelte Sophie und starrte auf die Akte. “Ich habe genug gelegen. Was ich brauche, ist Klarheit und Zeit mit dir.” Er senkte die Stimme. “Kannst du 5 Minuten mit mir in einen Beratungsraum kommen?” Nur reden, kein Drama. Sophie wusste, dass sie nicht ewig weglaufen konnte. “Futen,” sagte sie.
Sie gingen in den kleinen Raum am Ende des Flurs. Ein Fenster, zwei Stühle, nichts weiter. Zum ersten Mal seit Jahren standen sie sich gegenüber, ohne OP-Licht, ohne Monitore, ohne Barrieren. Sophie setzte sich. Jonas tat es auch und dann brach es aus ihr heraus. Hast du jemals an uns gedacht, an mich? An unser Leben? Jeden Tag antwortete er ohne zu zögern.
Ich hatte drei verschiedene Identitäten und in allen habe ich ein Foto von uns versteckt. Es war das einzige, was mich daran erinnert hat, dass ich noch ich bin. Sophie schluckte schwer. Warum hast du nie nach mir gesucht, nachdem der Fall vorbei war? Jonas rieb sich über die Stirn. Ich habe wochenlang, aber du hattest Berlin Mitte verlassen.