Dann lauter HR prüft morgen seine Position. Sofort raus. Elias sagte nichts. Er legte den Mob in den Wagen, nahm Miras Hand und gemeinsam verließen sie den Raum. Und während die Tür hinter ihnen zufiel, folgten die Augen der Delegation nicht Vivian. Sie folgten dem Mann, der in einem Satz ihre ganze Wahrnehmung von ihm zerstört hatte.
Sato beugte sich zu seinem Berater und murmelte: “Anohito, Fuani, dieser Mann ist kein gewöhnlicher Hausmeister.” Und zum ersten Mal an diesem Abend spürte Vivien Kronberg ein Flattern aus Zweifel, ein Gefühl, dass sie seit Jahren vergessen hatte. Der Morgen brach über Frankfurt herein wie ein gedämpfter Seufzer. Nicht laut, nicht hell, sondern schwer wie ein Gebäude, das noch die Spuren der vergangenen Nacht trug. Im 34.
Stock von Kronberg Industries füllte sich die Luft mit dem Klicken erwachender Drucker, dem Summen der Heizung und dem nervösen Klimpern eines Löffels in einer Kaffeetasse. Doch unter allem lag etwas anderes, eine Art Restschatten, ein stilles Echo dessen, was zwischen Vivien und Elias geschehen war.
Vivien stand in ihrer Bürotür, starrte hinaus über die winterliche Skyline. Frankfurt schimmerte in blassem Silber, doch sie fühlte nichts davon. Sie hatte kaum geschlafen. Immer wieder hörte sie die Worte, den Tonfall, die Stille danach. Respektlos, hartarbeitenden Menschen, makelloses Japanisch und vor allem die Blicke der Satelegation. Nicht feindlich, schlimmer, enttäuscht. Parker trat an sie heran.
Sein Parfüm drang wie ein fremder Gast in den Raum. “Sie sind da”, murmelte er. “Die Delegation wartet.” Vivien atmete durch. “Und err, der Hausmeister wird heute überprüft.” “Überprüft? Das war Parkers Wort für entsorgt. Vivien nickte, aber etwas in ihr klickte nicht mehr richtig. Etwas war aus dem Gleichgewicht geraten, obwohl sie jahrelang jede Form von Unsicherheit aus ihrer Brust verbandt hatte. Im Konferenzraum wirkten die Japaner höflich, doch ihre Höflichkeit war eine höfliche Mauer.
Sie lächelten, aber ihre Augen lächelten nicht mit. Vivien begrüßte sie mit professioneller Wärme. Guten Morgen, Herr Sato. Wir schätzen ihre Pünktlichkeit. Er verbeugte sich dezent. Ihre Gastfreundschaft ist geschätzt, Frau Kronberg. Doch seine Stimme. Sie hörte Papier darin, dünn, abstandhaltend. Als sie die Präsentation begann, fühlte sie es.
Widerstand nicht offen, feiner wie Wasser, das gegen einen Damp presst. Dann hob Herr Sato den Blick. Bevor wir beginnen, gestern war ein Mann im Raum. Vivienes Herz setzte aus. Ein Mann, der Hausmeister. Das Wort lag anders in seinem Mund, nicht abwertend, sondern neugierig. Wir hätten gerne, dass er heute anwesend ist.
Ein Schock raste durch Vivienes Brust. Sie wollen ihn. Seine Anwesenheit wäre wertvoll. Parker beugte sich vor, zischte: “Gib ihnen, was Sie wollen. Hol ihn rein, danach kannst du ihn aus dem Spiel nehmen.” Vivienes Kie verspannte sich. Ihr Stolz rebellierte, doch sie konnte es sich nicht leisten, Sato zu verlieren. Holt Elias Köhler. Sofort. 15 Minuten später.
Die Tür öffnete sich. Elias trat ein immer noch in seiner schlichten blauen Arbeitsuniform. Er wirkte fehl am Platz und doch nicht wirklich. Die Delegation verbeugte sich. Einer von ihnen sogar tiefer als vor Vivien. Arigat Gozaimaso, Köersan sagte Sato. Danke, dass Sie gekommen sind. Elias neigte den Kopf. Bescheiden, aber sicher.
Ich helfe, wo ich kann. Vivien verspürte einen Stich. Sie spürte in seinem Ton keinen Trotz, keinen Groll, nur ruhige Würde und diese Würde machte sie nervöser als jede feindliche Attacke. Die Verhandlungen begannen. Elias saß nicht wie ein Dolmetscher da. Er saß wie ein stiller Architekt zwischen zwei Welten. Jede Nuance, jede Andeutung, jede gefährliche Höflichkeit glitt in sein Ohr und verwandelte sich in klare, ehrliche Worte. Als ein Satmanager versehentlich eine Formulierung benutzte, die für Außenstehende hart klang, milderte Elias
sie. Als ein deutscher Manager zu Forsch formulierte, glättete er die Wogen. Er machte nicht nur Wörter verständlich, er machte Absichten sichtbar und allmählich veränderte sich die Atmosphäre im Raum. In der Pause kam ein älterer Delegierter auf Elias zu. “Ih Name ist Köhler?”, fragte er in perfektem Japanisch. “Ja.