Sie nickte, doch in ihrem Inneren war ein leises Beben. Als Parker mit ihr alleine war, trat er näher, seine Stimme schmeichlerisch und giftig zugleich. Die Sache gestern war nicht dein bester Moment. Wief, du hast einem Hausmeister erlaubt, den Raum zu dominieren.
Es stach mehr als sie zugeben wollte, doch sie hielt sich zurück. Später, kurz bevor sie zum Flughafen mußten, wartete Elias auf sie wieder in seiner schlichten Kleidung, die nach Reinigungsmitteln duftete. Vivien blieb stehen. Bevor wir fliegen, Köhler, erwarte ich folgendes. Sie übersetzen. Kein Einfluss, keine Kommentare, kein Eingreifen. Er sah sie ruhig an.
Wenn Sie nur eine Stimme brauchen, nehmen Sie ein Übersetzungsprogramm. Das ist kein Wunsch, das ist eine Anweisung. Nein, sagte er still. Das ist Kontrolle und Kontrolle ist nicht Verständnis. Sie fühlte ihre Muskeln verhärten. Warum traf er immer genau die Seiten, die sie nie berühren ließ? Tun Sie einfach ihren Job.
Er neigte den Kopf nicht unterwürfig, sondern als würde er ihr gerade Raum lassen, Fehler zu machen. Ja, Frau Kronberg. Doch in seiner Stimme lag eine Würde, die sie aus dem Gleichgewicht brachte. Der Flug nach Tokio war angespannt. Vivien saß ihn gegenüber, viel zu nah, weit genug, um nicht an ihn zu stoßen. Nah genug, um ihn nicht ignorieren zu können. Draußen unter ihnen wuchs die Welt klein und glitzernd.
Doch im Flugzeug war die Luft schwer, fast zerbrechlich. Während des Fluges dachte sie an Miras Stimme. Wenn du helfen kannst, dass Menschen sich verstehen, tun sie sich weniger weh. Und sie dachte an ihre Mutter müde, still, unsichtbar in den Augen anderer. War sie gerade dabei gewesen, Menschen genauso zu verletzen, wie ihre Mutter verletzt worden war? Sie schloss die Augen. Ein unangenehmer Gedanke.
Tokio begrüßte sie mit Lichtern wie flüssiges Gold. Elias war still geworden, zu Hause geworden oder zerrissen geworden. Sie konnte nicht sagen, was von beidem. Er bat den Fahrer um einen kurzen Umweg. Vivien wollte zuerst protestieren, doch etwas in seiner Stimme ließ sie verstummen. Sie folgten ihm zu einem kleinen Schrein zwischen zwei modernen Gebäuden. Windspiele sangen leise.
Mira klammerte sich an seine Schulter. Er verbeugte sich, schloss die Augen, flüsterte leise Worte. für jemanden, den er geliebt hatte, für jemanden, den er verloren hatte. Vivien stand da, sah zu, hörte und fühlte, wie etwas in ihrer Brust unerwartet schmerzte. Nicht wegen ihm, wegen ihrem eigenen Spiegelbild in diesem Moment.
Nach einer Weile kehrte Elias zurück. War sie von hier? Fragte Vivien. Er nickte. Aiko liebte diesen Ort. Er war ihr zu Hause, wenn alles zu schwer wurde. Zum ersten Mal sah Vivien ihn nicht als Mitarbeiter, sondern als Mann, als Vater, als jemand, der eine Welt in sich trug, von der sie nichts wusste.
Die ersten Verhandlungen in Tokio begannen und Parker machte alles falsch. Er war zu laut, zu drängend, zu ungeduldig. Ein Sohn der Satos sprach eine scharfe, höfliche Kritik aus dünn verpackt, aber deutlich. Vivien spürte es ohne die Worte zu kennen. “Elias”, flüsterte sie. “Was hat er wirklich gesagt?” Elias übersetzte leise. Das ein überstürzter Vertrag, die würde beider Seiten verletzt. Ein starkes Fundament braucht Zeit.
Die Spannung im Raum glättete sich. Vivien atmete aus. “Danke”, Ilias nickte. Ich bin hier, um beiden Seiten zu helfen, nicht um zu kämpfen. Doch in Wahrheit begann Vivien gerade erst um etwas zu kämpfen, von dem sie nicht einmal wusste, dass es ihr fehlte. Und während Tokio in der Nacht glitzerte, standen die beiden auf dem Balkon Seite an Seite in Stille.
Vivien fragte ihn leise: “Ist das schwer für dich hier zu sein?” Er sah in die Ferne: “Jede Ecke dieser Stadt ist voller Erinnerungen. Manche schön, manche nicht auszuhalten.” Vivien fühlte etwas in ihrem Brustkorb brechen, leise, aber unwiderruflich.
Die nächsten drei Tage spannten sich über Tokio wie ein unsichtbarer Draht, immer fester, immer gefährlicher. Jede Sitzung, jede Pause, jedes höfliche Lächeln trug etwas in sich, das Vivien nicht richtig greifen konnte. Doch Elias konnte. Er spürte es zuerst in winzigen Pausen, in unbedeutend wirkenden Phrasen, in Formulierungen, die oberflächlich harmonisch klangen, aber unter der Oberfläche bröckelten.