Patell”, sagte sie von der Neurochirurgie. “Ich wollte Ihnen ein Update geben.” Alle standen auf. Die Zwillinge rannten zu Lukas, hielten seine Hände fest. “Frau Hansen ist aus der Operation. Wir konnten die Blutung im Gehirn stoppen und die Frakturen stabilisieren, aber ihre Verletzungen sind schwer.
Gehirnerschütterung, Schädelbruch, gebrochene Rippen, innere Blutungen. Sie ist in kritischem Zustand. Wird sie wieder aufwachen? Fragte Lea mit kleiner Stimme. Dr. Patell kniete sich zu ihr. Im Moment halten wir sie in einem künstlichen Kom, damit das Gehirn heilen kann. Wir wissen erst mehr, wenn die Schwellung zurückgeht. Das kann Tage dauern.
Können wir sie sehen? fragte Anna. Bald, sobald sie auf der Intensivstation liegt. Versprochen. Nachdem die Ärztin gegangen war, kam Frau Berger zurück. Ich habe Nikoles Eltern erreicht. Sie fliegen morgen früh aus dem Allgäu her und die Nachbarin, Frau Schneider würde die Mädchen heute Nacht aufnehmen. Nein! Rief Lea. Wir bleiben bei Mama.
Kinder, ihr dürft nicht in der Intensivstation übernachten”, sagte Frau Berger sanft. Ihr müstt schlafen. Wir gehen nicht zurück in das Haus, schrie Anna plötzlich. Was, wenn Papa wiederkommt? Frau Berger sah ratlos zu Lukas. Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass Sie bei Ihnen bleiben könnten? Nur heute Nacht, sagte Lukas sofort, bis die Großeltern da sind. Ich kann mich kümmern.
Das ist unüblich, murmelte sie. Ich brauche eine Genehmigung, aber gut, ich rufe an. Jessica kam 20 Minuten später mit Jakob an der Hand. Jakob, 5 Jahre alt, blieb stehen, als er die weinenden Zwillinge sah. Ohne ein Wort öffnete er seinen kleinen Rucksack, zog sein Lieblingsauto heraus, das blaue mit dem Streifen, das er seit Jahren überall hin mitnahm, und hielt es Lea hin.
“Das hilft, wenn ich Angst habe”, sagte er. “Eern ernst.” Lea nahm das Auto zitternd. “Danke!” Dann wandte sich Jakob an Anna, zog seine Jacke aus, die mit dem Superhelden Aufnäher, den seine Mama einst genäht hatte. “Dir ist kalt. Zieh sie an.” Anna zog sie über, viel zu klein, aber sie lächelte schwach. Jessica stand mit Tränen in den Augen. Sie umarmte Lukas fest.
“Wie geht es, Nicole?” “Kritisch: “Die Ärzte wissen nicht, ob sie aufwacht.” Und die Mädchen. Lukas blickte zu den Kindern. Sie saßen auf dem Boden, redeten leise mit Jakob. teilten Kekse. Sie halten sich tapfer, aber sie sind völlig fertig. Eine Stunde später kam eine Krankenschwester. Sie dürfen kurz zu Frau Hansen. 5 Minuten. Die Intensivstation war kalt, hell, voller Maschinen. Nicole lag da. Schläuche, Monitore, Verbände.
Ihr Gesicht war kaum wieder zu erkennen. Anna und Lea traten vorsichtig näher, Hand in Hand. Amama, flüsterte Lea. Kannst du uns hören? nichts, nur das rhythmische Zischen des Beatmungsgeräts. Es geht uns gut, Mama, sagte Anna, die Stimme bebend. Herr Weber passt auf uns auf. Jakob hat uns Sachen gegeben, aber du musst aufwachen. Ja, bitte wach auf.
Wir brauchen dich. Lea legte ihre kleine Hand auf die von Nicole. Ich habe dich lieb, Mama. Bitte wach auf. Lukas fühlte, wie ihm die Kehle brannte. Er hatte in seinem Beruf viele Verletzte gesehen, aber nie etwas so herzzerreißendes wie zwei Kinder, die mit gebrochener Stimme zu ihrer bewusstlosen Mutter redeten.
Die Schwester kam leise zurück. Die Zeit ist um. Die Zwillinge wollten nicht gehen, doch Lukas führte sie sanft hinaus. “Wir kommen morgen wieder”, versprach er. Es war kurz nach Mitternacht, als sie seine kleine Wohnung erreichten. Zwei Zimmer in München Sendling. Bescheiden, unaufgeräumt, voller Kinderspielzeug und Wäsche. “Ihr könnt in meinem Bett schlafen”, sagte Lukas.
“Ich nehme das Sofa.” “Wo schläft Jakob?”, fragte Anna. “Ich habe mein eigenes Zimmer”, verkündete Jakob stolz. “Wollt ihr es sehen?” Die Zwillinge nickten, folgten ihm in sein kleines Kinderzimmer voller Dinosaurierposter und bunter Zeichnungen. “Ihr könnt ihr schlafen”, bot Jakob an. “Mein Bett ist groß. Wenn man mit Leuten schläft, die man mag, gehen die Albträume weg.” Das hat Mama gesagt. Lukas Brust zog sich zusammen.