Skandal auf dem roten Teppich? Bibi Heinicke ruft ihren Hassern zu
Ein Auftritt, der alles verändert
Goldener Spätsommer, Kamerablitze, ein erster gemeinsamer Auftritt: Als Bianca „Bibi“ Heinicke – vielen noch als BibisBeautyPalace bekannt – mit ihrem Partner Timothy Hill (30) zum ersten Mal als Paar über den roten Teppich schreitet, ist die Kulisse perfekt. Doch was den Abend zum Gesprächsthema macht, ist nicht das Paar-Debüt, nicht die Location, nicht die Promi-Dichte – sondern eine Entscheidung, die so schlicht wie radikal ist: Bibi kommt ungeschminkt. Kein Mascara, kein Concealer, keine „rote-Teppich-taugliche“ Contour. Ein Gesicht, wie es ist.
„Eigentlich nichts Weltbewegendes – und doch hat mein Bild eine Flut an Reaktionen ausgelöst“, schreibt die 32-Jährige später. Unter ihrem Instagram-Post sammeln sich Kommentare, die von neugierig bis gnadenlos reichen: „Wie alt bist du geworden?“, „Siehst müde aus“, „Auch auf dem roten Teppich ungeschminkt? Das muss doch wirklich nicht sein.“ Bibi nimmt es sportlich – und setzt genau dort an, wo die Kommentare ins Mark treffen. Sie nutzt den Moment, um laut über etwas zu sprechen, das weitaus größer ist als ein Glamour-Abend: den ständigen Druck, einem Schönheitsideal entsprechen zu müssen.
„Wenn ein ungeschminktes Gesicht polarisiert, haben wir Arbeit vor uns“
Für Bianca liegen die Reaktionen offen zutage: Wie tief wir verstrickt sind in die stummen, aber allgegenwärtigen Strukturen einer Gesellschaft, die fortwährend vorgibt, wie Menschen zu sein, zu wirken und auszusehen haben. „Wenn ein ungeschminktes Gesicht derart polarisiert, haben wir als Gesellschaft noch viel Arbeit vor uns“, heißt es sinngemäß in ihrem Statement. Statt beleidigt abzutauchen, macht sie den vermeintlichen „Skandal“ zur Diskussion über Maßstäbe: Wer setzt sie, wem nützen sie – und was kosten sie?
Ein Bruch mit dem alten Bild – und doch eine logische Entwicklung
Viele erinnern sich: Vor ein paar Jahren stand „Bibi“ wie kaum eine andere Influencerin für Tutorials, Gloss, „Get ready with me“. Ihr Kanal war das Epizentrum jugendlicher Beauty-Kultur. Heute wirkt dieser Abend wie ein selbstbewusster Bruch – und zugleich wie eine logische Weiterentwicklung. Denn wer jahrelang mit Make-up gespielt hat, darf doch auch öffentlich Nein dazu sagen. Nicht als Absage an Schönheit, sondern als Erweiterung: Schönheit ohne Pflicht, ohne Strafzettel aus den Kommentarspalten.
Timothy Hill an ihrer Seite: Teamgefühl statt Accessoire
Auch das gehört zur Erzählung des Abends: Timothy Hill wirkt nicht wie ein schmückendes Beiwerk, sondern wie ein Partner, der den Rücken stärkt. Kein überinszeniertes Pärchen-Spektakel, eher gelassene Präsenz – zwei Menschen, die nebeneinander stehen und den Lärm aushalten. Gerade im Wirbel der Social-Media-Reaktionen ist dieses stille „Wir“ die vielleicht stärkste Geste.
Zwischen Applaus und Abwertung: Warum ein Gesicht Streit auslöst
Warum kocht das Netz, wenn jemand ohne Make-up über den roten Teppich geht? Weil Rituale berührt werden. Der rote Teppich ist ein Ort der Inszenierung – Kleid, Schmuck, Pose, Glanz. Wer den Dresscode ändert, stellt Fragen: Muss Glamour immer „perfekt“ sein? Darf Glamour auch echt sein? Viele applaudieren: „So stark, danke, dass du das machst!“ Andere werten ab – oft im Tonfall des vermeintlich guten Rats. Dahinter steckt die alte, ermüdende Logik: Frauenkörper sind Projektionsflächen. Wer sich ihnen entzieht, stört.
Von der Maske zur Haltung
Bibi sagt, sie wolle für Vielfalt, Echtheit und gegenseitigen Respekt stehen. Das klingt nach PR – wäre da nicht der Mut, das auch im Moment der maximalen Sichtbarkeit zu tun. Ungeschminkt auf dem roten Teppich ist keine Weltrevolution, aber es ist eine sichtbare Entscheidung, die auf dem größten Laufsteg der Öffentlichkeit stattfindet. In der Mode nennt man so etwas „Statement Piece“. Hier ist das Statement: Mein Gesicht gehört mir.
Die alte Erzählung – und warum sie nicht mehr trägt
Vor ihrer Partnerschaft mit Timothy war Bianca lange mit Julian „Julienco“ Claßen zusammen; als BibisBeautyPalace prägte sie eine ganze Generation. Damals schien Schönheitspflege das Thema. Heute ist das Thema Freiheit. Freiheit, die Routine zu ändern. Freiheit, sich neu zu definieren. Freiheit, zu sagen: Ich schulde der Welt keine aufgemalten Wimpern, um „repräsentabel“ zu sein. Der rote Teppich war immer Bühne. Bianca nutzt ihn – aber nicht mehr, um nur Produkte zu zeigen, sondern Position.
Was der Shitstorm verrät
Die härteren Kommentare verraten mehr über die Kommentierenden als über die Protagonistin: Alters-Shaming, Müdigkeits-Shaming, ein Reflex, Weiblichkeit nach Gebrauchsanweisung zu beurteilen. Das ist kein Randgruppenphänomen, sondern eine eingeübte Kulturtechnik in Social Media – schnell, laut, enthemmter als im echten Leben. Bibis Antwort ist ein Gegenangebot: Langsamkeit, Selbstdefinition, Respekt. Wer nur klatschen will, findet den Abend langweilig. Wer zuhört, hört: Es geht nicht um Mascara. Es geht um Macht.
Echtheit ist kein Anti-Glamour
Wichtig ist, was Bibi nicht tut: Sie erklärt Make-up nicht zum Feind. Sie dämonisiert nicht das, was ihr eigenes Markenfundament war. Sie erweitert den Rahmen: Glamour darf beides – stark geschminkt und ganz pur. Sobald beides möglich ist, ohne dass der Mensch darunter verschwindet, haben wir gewonnen. Der rote Teppich muss kein Tribunal sein. Er kann ein Versprechen sein: Zieh an, was du willst, zeig dich, wie du willst – und wir lassen dich in Frieden.
Warum das vielen Mut macht
Gerade Jüngere lesen den Auftritt als Erlaubnis, sich aus starren Erwartungsrastern zu lösen: Schule, Uni, Job – zwischen Filtern und Leistungsdruck hilft jede prominente Geste, die sagt: Du musst nicht jeden Tag gefallen. Das ist keine Ausrede, sich gehen zu lassen, sondern eine Ansage: Selbstakzeptanz ist ein Wert. Und Respekt ist keine Kür, sondern Pflicht.
Der rote Teppich als Testfeld
Vielleicht ist der rote Teppich der falsche Ort, um neue Regeln zu testen – gerade deshalb ist er der richtige. Wo der Blick am strengsten ist, hat Veränderung die größte Wirkung. Wenn ein ungeschminktes Gesicht in dieser Umgebung bestehen darf, dann öffnet das Türen auch für den Rest: für Körper, die nicht genormt sind, für Stile, die nicht „passen“, für Menschen, die nicht auf Knopfdruck lächeln.
Fazit: Kein Skandal, sondern ein Startsignal
War das nun ein Skandal? Nur, wenn man unter Skandal versteht, dass jemand nicht mehr mitspielt, wenn die Spielregeln unfair sind. Bianca Heinicke hat ihren Hassern zugerufen – nicht mit Capslock, sondern mit einer stillen Entscheidung. Sie hat ihnen gezeigt, dass Macht da endet, wo Menschen Stellung beziehen. Und sie hat ihren Fans signalisiert: Echtheit ist kein Trend, sondern eine Haltung. Der Rest ist Lärm. Und Lärm vergeht.