Das geheime Trauma hinter der Kultserie: Wie ALF zur Hölle für seine Darsteller wurde
Ein unscheinbarer Alien aus Melmac, der im Vorgarten einer amerikanischen Durchschnittsfamilie abstürzt. Was wie der Anfang einer skurrilen, aber harmlosen Sitcom klingt, war in den späten 80er Jahren ein weltweites Phänomen. „ALF“ eroberte die Herzen von Millionen Zuschauern und wurde zu einem festen Bestandteil der Popkultur. Der pelzige Außerirdische, der Katzen zum Frühstück essen wollte und stets einen frechen Spruch auf den Lippen hatte, schien die perfekte Zutat für den Familienfernsehen-Erfolg zu sein. Doch hinter der charmanten Fassade und den eingespielten Lachern verbarg sich eine dunkle, unschöne Wahrheit: Für seine Darsteller war die Arbeit am Set von „ALF“ eine Tortur, ein psychologischer Albtraum, der die Beteiligten bis an den Rand des Zusammenbruchs trieb. Was genau geschah hinter den Kulissen? Und warum musste eine der beliebtesten Serien ihrer Zeit so plötzlich und mit einem unbefriedigenden Cliffhanger enden?
Die Geschichte von „ALF“ ist eine klassische Parabel über den unkontrollierbaren Erfolg. Paul Fusco, der Schöpfer, Puppenspieler und die Stimme hinter ALF, hatte eine bahnbrechende Idee, die auf einem einfachen Konzept beruhte: Ein außerirdischer Charakter, der als Puppe mit Menschen interagiert. Während die Puppen-Animation für das Publikum unterhaltsam war, war sie für das Produktionsteam und die Schauspieler eine Qual. Die technischen Schwierigkeiten, die mit der ALF-Puppe verbunden waren, waren enorm. Jeder einzelne Schuss, in dem ALF zu sehen war, erforderte einen aufwendigen Aufbau. [01:46] Die Puppenspieler, allen voran Fusco, mussten in einem Graben unter der Bühne agieren, während die Schauspieler ständig darauf achten mussten, nicht über Kabel oder Falltüren zu stolpern, die für die Bewegungen der Puppe unerlässlich waren. Diese ständigen Unterbrechungen und die akribische Präzision, die für jede Szene erforderlich war, machten die Dreharbeiten quälend langsam. Was bei anderen Sitcoms in einem Nachmittag erledigt war, dauerte bei „ALF“ oft bis tief in die Nacht. Die Stimmung am Set verschlechterte sich rapide. Die Schauspieler, allen voran Max Wright, der Familienvater Willie Tanner spielte, litten unter den Bedingungen.
Die psychologische Belastung war immens. Die Schauspieler, die die menschlichen Mitglieder der Tanner-Familie darstellten, fühlten sich zunehmend als bloße Requisiten, als Nebendarsteller in ihrer eigenen Show. Der Star war die Puppe, ALF. [03:14] Paul Fusco, der nicht nur Schöpfer und Puppenspieler war, sondern auch als Produzent fungierte, hatte die absolute Kontrolle über das Projekt. Die Schauspieler hatten kaum kreativen Freiraum und fühlten sich in ihrer Rolle als bloße Staffage für eine Puppe gefangen. Es entwickelte sich ein tiefsitzender Groll zwischen Fusco und den Darstellern. Es gab Berichte über heftige Streitereien, verbale Auseinandersetzungen und eine Atmosphäre von Unzufriedenheit, die den Drehort vergiftete. Paul Fusco bestand darauf, dass die Schauspieler mit dem gleichen Maß an Hingabe und Ernsthaftigkeit an das Projekt herangingen wie er, während diese das Gefühl hatten, in einem Käfig der Unfreiheit gefangen zu sein.
Die Spannungen am Set spiegelten sich auch in der Qualität der Serie wider. Wie viele erfolgreiche Shows, die über mehrere Staffeln liefen, begann auch „ALF“ unter einer kreativen Ermüdung zu leiden. [04:10] Die Witze, die in der ersten Staffel noch frisch und originell wirkten, wurden zunehmend repetitiv. Die Handlung stagnierte, und die Geschichten verloren an Biss und Originalität. Darüber hinaus versuchte der Fernsehsender NBC, die Serie familienfreundlicher zu gestalten, was dazu führte, dass die schärferen, oft zynischen Witze von ALF, die ihn so beliebt gemacht hatten, aus dem Drehbuch gestrichen wurden. Die subversive Komödie, die ALF von anderen Sitcoms abhob, wurde zugunsten eines seichten Humors geopfert, was die Serie austauschbar machte und ihren einzigartigen Charme schmälerte.
Das schlagartigste Problem für die Fans war jedoch das unbefriedigende Ende. Die letzte Folge von „ALF“ endete mit einem massiven Cliffhanger: ALF wurde von der Alien Task Force gefangen genommen, bevor seine Melmac-Freunde ihn retten konnten. Der Bildschirm wurde schwarz, mit der eingeblendeten Nachricht „Fortsetzung folgt…“ [05:18] Diese Fortsetzung kam jedoch nie. Die Fans warteten vergeblich auf eine Auflösung, die nie produziert wurde, was zu massiver Enttäuschung und Frustration führte. Für die Zuschauer, die jahrelang der Geschichte gefolgt waren, war es ein Schock und ein unfaires Ende, das das Vermächtnis der Serie nachhaltig beschädigte.
Nach dem Ende der Serie verschwanden viele der Schauspieler aus dem Rampenlicht. Die Strapazen und der psychische Druck der Dreharbeiten hatten tiefe Spuren hinterlassen. Max Wright, der den Willie Tanner spielte, hatte nach dem Ende der Serie mit Drogensucht und psychischen Problemen zu kämpfen. Er selbst bezeichnete die Arbeit an „ALF“ als eine „sehr, sehr, sehr schwere“ Erfahrung und räumte ein, dass die gesamte Besetzung unglücklich war. Auch Anne Schedeen, die die Rolle der Kate Tanner spielte, sprach in Interviews über die angespannte Atmosphäre und die Erleichterung, als die Serie endlich abgesetzt wurde. Sie verglich die Dreharbeiten mit einem Albtraum, aus dem sie nicht aufwachen konnte.
„ALF“ ist ein tragisches Beispiel für eine Serie, die an ihrem eigenen Erfolg scheiterte. Die Kombination aus den extremen technischen Anforderungen, der unglücklichen Besetzung und den sich verschlechternden Drehbüchern führte letztendlich zum unvermeidlichen Ende. Das, was die Serie einzigartig und bahnbrechend machte, war gleichzeitig auch ihr größter Fluch. Die schrecklichen Geschichten vom Set stehen in krassem Gegensatz zur fröhlichen, heiteren Atmosphäre, die die Serie ausstrahlte, und dienen als Mahnung, dass hinter den Kulissen einer Hollywood-Produktion oft eine ganz andere Realität herrscht, als die, die wir auf dem Bildschirm sehen.