Hinter dem Glanz der Leinwand: Uschi Glas’ größte Tragödie war nicht die Scheidung, sondern der Schmerz um ihren Sohn – Die späte Wahrheit über ihr wahres Glück
Die Namen einiger Persönlichkeiten sind nicht nur Erinnerungen, sie sind kulturelle Fixpunkte, fest in das kollektive Gedächtnis einer Nation eingebrannt. In Deutschland gehört Uschi Glas zweifellos zu dieser raren Kaste. Geboren am 2. März 1944, avancierte die Schauspielerin aus Landau an der Isar in den rebellischen 1960er- und 1970er-Jahren zur Ikone der Frechheit und weiblichen Selbstbestimmung. Ihre Rollen in Filmen wie Zur Sache, Schätzchen [00:42] oder der erfolgreichen Reihe Die Lümmel von der ersten Bank machten sie über Nacht zum Publikumsliebling und zur Stimme einer neuen, selbstbewussten Generation. Doch das helle, unerbittliche Licht des Ruhms war stets nur die eine Seite der Medaille.
Hinter der Fassade zeitloser Schönheit, Eleganz und professioneller Stärke verbarg sich eine Frau von tiefer Nachdenklichkeit, Verletzlichkeit und einem unendlichen Schmerz, den sie über Jahrzehnte hinweg mit stoischer Haltung verbarg. Uschi Glas war nie nur ein Star; sie war eine Kämpferin [01:05]. Ihr Leben, das in den Medien oft als Märchen inszeniert wurde, war in Wahrheit ein Epos voller Aufstieg, Verrat, persönlicher Zerrissenheit und einer späten, hart erkämpften Wiedergeburt. Das größte Leid, so belegen die intimen Einblicke in ihre Lebensgeschichte, war nicht etwa eine gescheiterte Karriere oder ein dramatischer öffentlicher Skandal, sondern der langsame, schmerzhafte Zerfall ihrer Familie [02:21] und die schier unerträgliche Hilflosigkeit als Mutter.
Das zerbrochene Traumpaar: Die Bürde des Ruhms und die Last der Einsamkeit
Ihre erste Ehe mit dem Regisseur Bernd Tewaag war zu Beginn ein Paradebeispiel für die romantische Verflechtung von Kunst und Leidenschaft im deutschen Film [08:21]. Sie waren das Traumpaar des deutschen Films, zwei starke Persönlichkeiten, die sich auf der Bühne des Lebens anzogen und zugleich abstießen. Doch wie so oft zerriss die unaufhörliche Last des Ruhms und die Eifersucht die Bindung. Hinter verschlossenen Türen nagten unterschiedliche Lebensstile, Erwartungen und der unentrinnbare Druck der Medien an der Zuneigung [08:44].
Die Ehe, einst von Liebe und Leidenschaft geprägt, wurde zu einem Ringen ums Überleben [03:01]. Uschi Glas wählte den Weg des Schweigens, wo andere geschrien hätten. Sie lächelte, während sie innerlich zerbrach [03:12]. „Ich habe lange geglaubt, dass Liebe alles übersteht“, gestand sie später. „Aber Liebe ohne Frieden wird zur Last“ [03:19]. Als die Beziehung in den frühen 2000er-Jahren endgültig zerbrach, fühlte sich die Schauspielerin betrogen, enttäuscht, aber auch frei [08:54]. Doch der Weg in die Unabhängigkeit war mit Narben gepflastert; die emotionale Auszehrung war massiv [05:37].
Die Trennung warf sie in eine tiefe Identitätskrise. „Ich saß eines Abends allein im Wohnzimmer […] nur ich und meine Gedanken. Ich sah alte Fotos und ich erkannte, dass ich mich selbst verloren hatte“ [05:57]. Nach Jahrzehnten der Bewunderung fühlte sie sich plötzlich wie ein „Relikt“ [05:50]. Diese Nacht wurde zum Wendepunkt [06:10]. Sie beschloss, ihr Leben neu zu beginnen, Rollen abzulehnen, in denen Frauen „alt, bitter oder vergessen sind“, und stattdessen Frauen zu spielen, „die leben“ [06:29].

Die größte Wunde: Der Sohn und die öffentliche Ohnmacht
Weit schmerzhafter als die Scheidung war jedoch der Schmerz um die Kinder. Besonders die Beziehung zu ihrem Sohn Ben Tewaag wurde zum größten Trauma im Leben der Schauspielerin [02:41]. Als Ben wiederholt in Schlagzeilen geriet, in Verbindung mit Drogen, Gewalt und Skandalen [03:35], musste Uschi Glas ein Leid erleben, das tiefer geht als jeder öffentliche Verrat: die Ohnmacht einer Mutter. Die Öffentlichkeit urteilte gnadenlos, doch niemand sah die Frau, die nachts wach lag und betete, „dass er den Weg zurückfindet“ [03:46].
„Es gibt kein tieferes Leid“, offenbarte sie in einem raren, intimen Interview, „als wenn dein Kind kämpft und du kannst nichts tun“ [03:46]. Die Tränen, die sie in diesen Phasen vergoss, blieben unsichtbar für die Kameras. Ihr späterer Ehemann, Dieter Hermann, sprach über diese Zeit mit ernster Stimme: „Ich habe sie gesehen, wie sie still wurde, nicht aus Kälte, sondern aus Schmerz“ [04:07]. Uschi Glas trug ihre Wunden nicht zur Schau; sie verwandelte sie in Stärke [04:21].
Der Weg zur Heilung war lang und mühsam. Sie zog sich zurück, begann zu schreiben, zu reflektieren und fand Zuflucht im Glauben [04:34]. „Ich habe aufgehört zu fragen, warum das Leben so ist“, sagte sie, „ich habe angefangen, es anzunehmen – mit allem Schmerz“ [04:46]. Auch wenn die Narben blieben, blickt sie heute ohne Bitterkeit zurück. Die Annäherung an ihren Sohn fand erst in den letzten Jahren statt [10:48]. „Vergebung ist kein Wort“, resümierte sie ihre Haltung, „es ist eine Entscheidung, die du jeden Tag triffst“ [01:58].
Späte Liebe, tiefes Licht: Das Glück mit Dieter Hermann
Der emotionale Neubeginn fand leise statt, fernab von roten Teppichen und Blitzlichtgewitter. Im Jahr 2005 trat Dieter Hermann in ihr Leben, ein ruhiger, kluger Unternehmer, der nicht aus der Filmwelt stammte [06:48, 09:45]. „Er sah mich nicht als Star“, sagte sie, „sondern als Mensch“ [06:58]. Die Liebe zwischen ihnen war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern eine, die langsam, Schritt für Schritt wuchs [09:45].
Dieter Hermann wurde zu ihrem „Zuhause“ [01:43]. Er sah ihre Verletzungen, beurteilte sie jedoch nicht [09:54]. Er erinnerte sie daran, dass sie glücklich sein konnte [07:41]. Die Ehe, die noch im selben Jahr geschlossen wurde, ist reif, leise, stark [10:58]. Sie besteht aus gegenseitigem Respekt, Zärtlichkeit und dem Bewusstsein, dass Liebe Arbeit ist [21:44, 23:42]. Das Geheimnis ihres späten Glücks fasste Uschi Glas poetisch zusammen: „Früher dachte ich, Liebe müsse Feuerwerk sein. Heute weiß ich, sie ist das Licht, das bleibt, wenn das Feuerwerk vorbei ist“ [11:10].
In dieser stabilen Beziehung fand die Schauspielerin auch die Gelassenheit, ihr eigenes Älterwerden anzunehmen. Jahrzehntelang das Symbol zeitloser Schönheit, musste auch sie lernen, den Wandel zu akzeptieren [11:41]. Sie spricht offen über körperliche Beschwerden, die Phasen der Erschöpfung [12:44] und den Verlust der Kontrolle, der mit dem Alter einhergeht. Doch anstatt zu verzweifeln, findet sie Kraft in Disziplin, Yoga, Natur und ihrem Glauben [13:53]. Das Alter, so ihre Einsicht, hat sie nicht gebrochen, sondern veredelt [15:11]. Sie spielt heute Menschen, „die Fehler haben, die altern, die fühlen“ – und genau darin liegt ihre wahre, neue Schönheit [15:02].

Das wahre Vermächtnis: Brotzeit und Millionen für Kinder
Auch im Hinblick auf ihren materiellen Erfolg zeigt Uschi Glas eine Haltung, die im deutschen Showgeschäft Seltenheitswert hat. Ihr geschätztes Vermögen liegt heute bei rund 10 bis 12 Millionen Euro [15:58], eine Summe, die sie durch Fleiß, Weitblick und kluge Entscheidungen aufgebaut hat. Doch sie gehört nicht zu jenen Stars, die ihren Reichtum zur Schau stellen [16:08]. Statt Protzautos oder Villen auf Mallorca wählte sie ein Leben, das Luxus durch Einfachheit ersetzt [16:21].
Ihre wahre Bestimmung und ihr größtes Vermächtnis [02:05] liegt in ihrem sozialen Engagement. Im Jahr 2008 gründete sie die Stiftung Brotzeit e.V., die Kindern aus armen Familien an Schulen ein kostenloses Frühstück ermöglicht [17:03]. Dieses Projekt, das Tausenden von Kindern in Deutschland täglich zugutekommt, hat für sie einen tieferen Wert als jeder Filmpreis. „Ich weiß, was Hunger bedeutet“, erklärte sie ihre Motivation, „vielleicht nicht körperlich, aber seelisch“ [17:14]. Die Erfahrung, als Kind zu spüren, „dass du weniger hast als andere“, prägt ein Leben [17:25]. Ihre Arbeit ist der Versuch, etwas zurückzugeben.
Dieses Engagement ist das, was über den Ruhm hinaus Bestand hat [20:05]. Sie erhielt für diese Arbeit das Bundesverdienstkreuz [20:23], eine Auszeichnung, die sie sichtlich rührte. „Dieser [Preis] bedeutet mir am meisten, weil er für das Herz steht, nicht für den Applaus“ [20:36].
Im hohen Alter steht Uschi Glas weiterhin vor der Kamera, aber nicht mehr aus Not, sondern aus Leidenschaft [17:50]. Ihre Rollen wählt sie mit Bedacht, und sie inspiriert weiterhin junge Frauen durch ihre Haltung, „Ich wollte nie ein hübsches Accessoire sein, ich wollte eine Stimme haben“ [20:59].
Ihr Leben ist eine Chronik des 20. und 21. Jahrhunderts im deutschen Film, aber vor allem ist es eine Lektion in Menschlichkeit. Reichtum, so Uschi Glas, ist nicht das, was du hast, sondern was du teilen kannst [18:30]. Die leisen Narben des Schmerzes, die turbulenten Dramen um ihre erste Familie und die hart erkämpfte, späte Liebe haben aus der Leinwand-Ikone eine Frau der Weisheit gemacht. Sie hat alles erlebt: Ruhm, Verlust, Wiedergeburt. Und heute, wenn sie in den Spiegel blickt, sieht sie nicht die Schauspielerin oder die Legende, sondern eine Frau, die ihren Frieden gefunden hat [24:22]. Wie sie selbst sagt: „Die schönste Rolle meines Lebens ist, endlich ich selbst zu sein“ [24:32].