Die Meinungsfreiheit gilt in Deutschland als das höchste Gut, die unerschütterliche Säule einer demokratischen Gesellschaft. Doch für einige wenige, mutige Stimmen, die sich an die vorderste Front der ideologischen Auseinandersetzung wagen, ist diese Freiheit zu einem lebensgefährlichen Luxus geworden. Eine dieser Stimmen gehört Hamed Abdel-Samad. Der politische Wissenschaftler, Islamkritiker und Autor ist eine der zentralen Figuren, wenn es um die dringend notwendige Debatte über die Vereinbarkeit von Islam und Moderne geht. Sein Hintergrund – einst Mitglied der Muslimbruderschaft, heute einer ihrer schärfsten Kritiker – verleiht seiner Analyse eine tiefgehende, unbequeme Autorität.
Was jedoch seine Existenz in Deutschland seit Jahren prägt, ist kein akademischer Diskurs mehr, sondern eine brutale Realität: Er lebt unter Polizeischutz. Eine Fatwa, ein islamisches Todesurteil, belegt ihn aufgrund seiner Kritik am Islam und am Propheten Mohammed. In einem brisanten Auftritt und tiefgreifenden Bekenntnissen enthüllt Abdel-Samad nun, wie dieser radikale Hass nicht nur sein persönliches Leben zerstört hat, sondern wie parallel dazu in Deutschland eine schleichende Unterwanderung des Rechtsstaates stattfindet. Seine schonungslose Analyse zwingt die deutsche Öffentlichkeit, sich der unbequemen Wahrheit über Parallelgesellschaften, Schattenjustiz und die ideologische Macht der Scharia in der Mitte Europas zu stellen.
Das Urteil der Fatwa: Ein Leben in Ketten
Hamed Abdel-Samad ist der lebende Beweis dafür, dass Kritik am Islam in Teilen der Welt – und die Bedrohung daraus auch in Deutschland – nicht als intellektueller Beitrag, sondern als todeswürdige Beleidigung interpretiert wird. Die Fatwa gegen ihn wurde in seinem Geburtsland Ägypten ausgesprochen, von renommierten Gelehrten, darunter Professoren der Al-Azhar-Universität und sogar bekannte Figuren aus der salafistischen Szene, die auch in Deutschland Einfluss haben [08:42]. Für radikale Muslime soll dieses Todesurteil bindend sein: Es muss nicht der Staat die Strafe vollstrecken, sondern jeder Moslem, der sich berufen fühlt, seinen Propheten zu lieben, kann diese Tat „vollenden“, wie Abdel-Samad selbst ausführt [07:58].
Die Konsequenzen für Abdel-Samads Leben in Deutschland, dem Land, in dem er als deutscher Staatsbürger eigentlich in Sicherheit leben sollte, sind drastisch. „Ich kann nicht spontan irgendwas machen“, gesteht er [07:41]. Die Struktur seines Alltags ist komplett verändert; spontane Fahrten mit der U-Bahn oder der S-Bahn sind unmöglich [07:36]. Seine Heimat, die Bundesrepublik, kann ihn nicht vor dem Hass radikaler Prediger schützen, die ihre Drohungen bis ins Herz Europas tragen.
Abdel-Samad zieht einen beunruhigenden Vergleich, der die Einzigartigkeit der Bedrohung verdeutlicht: „Wir haben in der Welt nur zwei Sorten von Autoren, die gefährlich leben: Autoren, die kritisch über die Mafia schreiben, und Autoren, die kritisch über den Islam schreiben“, so seine tiefgreifende Beobachtung [08:25]. Man könne die israelische Armee kritisieren, man könne die Züge des Alten und Neuen Testaments kritisieren – all dies sei möglich, ohne mit dem Tode bedroht zu werden. Die Kritik am Islam hingegen führt zu Problemen, zur Isolation, zur Bedrohung, was für Abdel-Samad ein eindeutiges Indiz für die Natur des Problems ist [00:47].
Seine Existenz unter Polizeischutz ist somit mehr als ein individuelles Schicksal; es ist ein absurdes und klares Zeichen von Staatsversagen und einer akuten Bedrohung der Redefreiheit in Deutschland. Kritiker müssen sich verstecken, während Täter und Ideologen mit der Aura eines Kulturschutzes davonzukommen scheinen [00:26].

Die ideologische Unterwanderung: Der Anspruch auf „Islamrabatt“
Die physische Bedrohung gegen Abdel-Samad ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Ein weitaus subtileres, aber strukturell gefährlicheres Phänomen ist die ideologische Forderung nach einem sogenannten „Islamrabatt“ – einem privilegierten Status oder einer besonderen Rücksichtnahme für islamische Überzeugungen, der die Gesetze des Rechtsstaats relativiert.
Abdel-Samad und andere Experten warnen davor, dass eine „starke Minderheit“ unter den Muslimen in Deutschland versucht, diesen Islamrabatt in die Bildung, die Gesetzgebung und die Medien zu tragen [02:52]. Das Ziel ist die Durchsetzung einer religiösen Überzeugung, die die Scharia über das Grundgesetz stellt. Die Anhänger dieser Ideologie erkennen nicht den Menschen oder den demokratisch gewählten Staat als Souverän und Gesetzgeber an, sondern sind überzeugt: „Gott ist der Souverän und Gott ist der Gesetzgeber“ [03:25]. Dessen Gesetze, so ihre Überzeugung, müssten angewendet werden, „jenseits von Zeit und Raum, auch in einer deutschen Gesellschaft“ [03:38].
Diese Haltung manifestiert sich durch salafistische Vereinigungen und Islamverbände, die versuchen, Muslime zu bevormunden und im Namen aller Muslime zu sprechen [03:49]. Wer den Islam offen kritisiert, riskiert sofort Ärger [03:53], was zeigt, wie einseitig die Debatte geworden ist, bei der Kritik sofort als „Hetzerei“ denunziert wird, während die Bedroher selbst sich als Opfer stilisieren. Die Antwort auf Kritik ist dabei oft eine emotionale, anstatt eine wissenschaftlich fundierte [02:17].
Die Forderung nach dem Islamrabatt ist somit eine fundamentale Herausforderung für die deutsche Rechtsordnung, da sie die Verpflichtung zur Einhaltung weltlicher Gesetze infrage stellt und damit die Säulen des Staates selbst unterwandert. Es geht um die Anerkennung oder Ablehnung der Souveränität des deutschen Staates.
Die Schattenjustiz: Parallelgesellschaften und „Friedensrichter“
Die gefährlichste praktische Konsequenz dieser ideologischen Haltung ist die Entstehung und Verfestigung von Parallelgesellschaften, die über eine eigene, informelle Justiz verfügen. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff der „Friedensrichter“ bekannt. Experten wie der Innenausschuss-Experte Bosber bestätigen, dass diese Schattenjustiz in ethnisch geschlossenen Gesellschaften und Parallelgesellschaften weit verbreitet ist und ein „riesiges Dunkelfeld“ darstellt [05:38].
Das Prinzip dieser Paralleljustiz ist erschreckend einfach und zutiefst rechtsstaatswidrig: Die Gruppe hält sich, die eigene Religion und Kultur für überlegen und fühlt sich nicht verpflichtet, sich an die deutsche Rechtsordnung zu halten [04:04]. Die Fälle werden unter sich geregelt. „Alle Opfer, Täter, Familien, alle sind sich einig: Wir regeln das unter uns“, heißt es [06:29].
Daraus erwachsen zwei massive Probleme für den Rechtsstaat, die auf ein klares Staatsversagen hindeuten:
-
Ignoranz des Strafanspruchs: Der Strafanspruch der deutschen Justiz wird nicht anerkannt, und Täter werden der staatlichen Strafjustiz entzogen. Das Opfer bleibt oft auf seinem Schadenersatzanspruch sitzen, den es nicht auf rechtsstaatlichem Wege geltend machen kann [05:52]. Bosber betont, dass der Strafanspruch der deutschen Justiz überhaupt nicht anerkannt wird [05:59].
-
Unterdrückung von Frauen: Die Strukturen dieser Schattenjustiz sind „sehr religiös, aber auch sehr patriarchalisch“ [04:44]. In diesen Strukturen kommen Frauen nicht zu ihren Rechten. Viele Fälle, die Frauen als Opfer betreffen, werden am offiziellen Rechtssystem vorbei diskutiert und geregelt, was die Parallelgesellschaften weiter verankert und die Kluft zwischen den Gruppen vertieft [04:53].
Diese Art der Konfliktlösung, die als vermeintlicher „Frieden“ inszeniert wird [04:35], ist in Wirklichkeit eine Form der Strafvereitelung, die der deutsche Rechtsstaat nicht hinnehmen kann [06:43]. Das Problem ist die Verwirrung, die entsteht, weil die islamische Welt mit der deutschen vermischt wird und die Angst vor einer Vermischung besteht [06:43]. Die Existenz einer solchen Schattenjustiz zerstört die Einheit des Rechts und die Glaubwürdigkeit des staatlichen Gewaltmonopols.
Ein Weckruf für den Rechtsstaat
Die Enthüllungen und Analysen von Hamed Abdel-Samad sind ein bitterer Weckruf für die deutsche Gesellschaft und Politik. Das Leben eines prominenten, integrierten Intellektuellen, der aufgrund seiner Meinung unter Todesdrohung steht, ist ein sichtbares Symptom für ein tiefer liegendes Problem. Es geht um die ideologische Auseinandersetzung darüber, ob Deutschland ein säkularer Rechtsstaat bleibt oder ob er die schleichende Akzeptanz von religiös begründeter Paralleljustiz zulässt.
Der Rechtsstaat darf keine Angst vor Kritik haben und muss die Stimmen derjenigen, die sich für die Werte der Aufklärung einsetzen, bedingungslos schützen. Die Bedrohung durch Fatwas und die Unterwanderung durch Schattenjustiz zeigen, dass Toleranz nicht bedeuten darf, Intoleranz zu tolerieren. Die Stärke der Demokratie muss sich im Schutz ihrer Kritiker und in der unbeirrbaren Durchsetzung ihrer Gesetze gegen jeden Parallelanspruch beweisen. Die höchst mögliche Aussagebereitschaft besteht bei den Opfern nur unmittelbar nach der Tat, wenn sie noch unter Schmerzen leiden [06:14], was die Schwierigkeit für die Justiz zusätzlich erhöht, da die Familien schnell in die Paralleljustiz einlenken.
Es liegt nun an der deutschen Gesellschaft, diese Herausforderung nicht als Randthema abzutun, sondern als eine fundamentale Bedrohung der eigenen Werte zu erkennen. Die Geschichten von Hamed Abdel-Samad und die Existenz von Friedensrichtern sind ein deutliches Signal: Das Fundament der Meinungsfreiheit und des Rechtsstaats muss aktiv verteidigt werden, insbesondere gegen jene Kräfte, die Gott über den Staat stellen wollen. Die Aufklärung ist kein Besitzstand, sondern eine tägliche Aufgabe, die Mut erfordert – den Mut, den Hamed Abdel-Samad Tag für Tag beweist. Seine Geschichte ist ein Appell an alle Bürger: Werdet nicht gleichgültig gegenüber jenen, die mit Haltung und Ethik für die grundlegendsten Freiheiten eintreten. Es ist die Aufgabe des Staates, dies zu gewährleisten. Und es ist die Aufgabe der Gesellschaft, dies einzufordern, um zu verhindern, dass Kritiker verstummen, während Täter und Ideologen mit Kulturschutz davonzukommen scheinen.