Die Liebe, die kein Abkürzen kannte: Tina Turner und Erwin Bach
Als Tina Turner an einem deutschen Flughafen einen um siebzehn Jahre jüngeren Musikmanager traf, erwartete die globale Ikone nichts Spezielles, nur ein weiteres geschäftliches Treffen. Tina Turner war vierundvierzig, sie baute gerade ihr Leben neu auf, nach Jahren der Gewalt und des Traumas. Erwin Bach war nachdenklich, gut aussehend und auf eine Weise ruhig, die sie bisher nicht gekannt hatte.
Was folgte, war keine auffällige Romanze, sondern eine Geschichte von Geduld, Einhaltung und tiefster Ehrlichkeit. Es war, nach ihren eigenen Worten, Liebe auf den ersten Blick, doch das bedeutete nicht, dass Tina ihr Herz sofort glaubte. Sie hatte Ruhm, Reichtum und endlich Freiheit, aber sie traute der Liebe nicht. In den Schatten der Vergangenheit hielt sie ihr Herz auf Abstand.
Obwohl Erwin ihr schon bald einen Antrag machte, sagte Tina erst nach fast drei Jahrzehnten Ja. Sie handelte nicht überstürzt, unsicher, ob überhaupt jemand sie lieben konnte, ohne sie kontrollieren zu wollen. Doch Erwin verlangte nie Kontrolle; er bot ihr Zeit, Gesellschaft und wartete still. Ihre Hochzeit, die Feier auf ihrem Anwesen am Zürichsee, war ein Fest der Liebe ohne Abkürzungen, ein stilles Einverständnis zwischen zwei Menschen, die gelernt hatten, sich gegenseitig Freiheit und Raum zu gewähren. Wahre Liebe, so Tina, verlange nicht, dass ihr Licht gedimmt werde, damit er strahlen könne.
Das doppelte Geschenk des Lebens: Die selbstloseste Tat
Nur wenige Wochen nach ihrer lang ersehnten Hochzeit wurde ihre Verbindung auf eine harte Probe gestellt. Tina Turner erlitt einen Schlaganfall. Es kam plötzlich, erschreckend und demütigend. Sie lag im Krankenhausbett, unfähig zu gehen oder klar zu sprechen. Die Queen of Rock and Roll fürchtete, ihre Stimme, ihr Lebenswerk, ihre Identität könnte für immer verstummen.
Erwin wich in dieser Zeit nicht von ihrer Seite. Er wurde ihr Pfleger, ihr Motivator, ihr Engel. Er fütterte sie, ermutigte sie durch die schmerzhafte Rehabilitation, half ihr, Gleichgewicht und Sprache wiederzuerlangen, und brachte ihr behutsam, Schritt für Schritt, das Gehen bei. Er sah mich nie mitleidig an, schrieb sie später, nur mit Entschlossenheit.
Doch der Schlaganfall war nur der Anfang. Nur wenige Jahre später wurde bei Tina Darmkrebs diagnostiziert. Die Behandlungen waren brutal, aber der verheerendste Schlag kam, als ihre Nieren zu versagen begannen. Angesichts von Dialyse für den Rest ihres Lebens oder Schlimmerem begann Tina still, sich auf den Tod vorzubereiten. Sie wollte nicht an eine Maschine gefesselt leben. „Ich hatte keine Angst vor dem Sterben. Ich wollte nur, dass es meine Entscheidung ist“.
Da trat Erwin ein und bot ihr etwas an, das die Medizin nicht konnte: Seine eigene Niere. Sie war fassungslos. Er sagte, er wolle keine andere Frau, kein anderes Leben. Es war kein sentimentaler Akt, sondern ein tiefgreifendes Risiko, das ihm selbst Schmerzen und lebenslange Überwachung einbrachte. Doch Erwin zögerte keinen Moment. Er war nicht bereit, die Frau, die er liebte, zu verlieren. Die Transplantation war erfolgreich und war mehr als ein medizinischer Akt, es war ein Akt der Hingabe, still, enorm und zutiefst menschlich. In ihrem dunkelsten Moment, als sie bereit war aufzugeben, gab ihr Erwin einen Grund zu bleiben.
Der Schatten von Ike Turner und die Heilung
Lange bevor Erwin Bach in ihr Leben trat, gab es die Ehe mit Ike Turner und sechzehn Jahre lang gab es kein Entkommen. Ike kontrollierte jedes Detail ihrer Existenz: ihre Karriere, ihre Finanzen, ihre Kleidung und sogar ihren Namen. Die Gewalt begann früh und eskalierte ohne Vorwarnung. Tina beschrieb später, wie er sie mit Drahtbügeln schlug, sie mit kochendem Kaffee verbrühte, wirkte und zu Sex zwang. Der Missbrauch war systematisch und zerstörte sie hinter verschlossenen Türen.
Tina lebte in ständiger Angst. Sie floh nach einer brutalen Prügelattacke. Sie wartete, bis Ike schlief, schlich sich aus dem Zimmer und hatte nur sechsunddreißig Cent in ihrer Handtasche. Bei der Scheidung forderte sie kein Geld, nur, dass man ihr ihren Namen behielt.
Selbst nachdem sie sich als Solostar neu erfand, weigerte sich die Welt, die Geschichte ihres Missbrauchs loszulassen. Ihr Schmerz wurde öffentliches Eigentum. Erwin Bach enthüllte später, dass Tina selbst Jahrzehnte nach der Flucht noch zitternd aufwachte und jene Nächte wiedererlebte.
Ihren Frieden fand sie schließlich in ihrem buddhistischen Glauben. Sie vergab Ike, nicht für ihn, sondern für sich selbst. Es war ein Loslassen, denn es verletzte nur einen selbst, nicht zu vergeben. Mit jedem Namioho Renge Kyo gewann sie ein Stück ihrer Würde zurück.
Der Anker in der Tragödie: Verlust und der Frieden am Zürichsee
In der Ehe mit Erwin Bach brauchten sie keine gemeinsamen Kinder, um ihre Verbindung zu definieren. Erwin versuchte nie, die Rolle eines Vaters einzunehmen, sondern wurde Tinas Anker, ihr Zeuge, ihr Frieden. Er stand ihr unerschütterlich durch das Unvorstellbare bei.
Tina erlitt in ihren letzten Jahren den schmerzhaften Verlust von zwei ihrer Söhne. Ihr erstgeborener Sohn starb durch Suizid. Sein Tod erschütterte sie zutiefst. Sie beschrieb ihn als einen der heiligsten und schmerzvollsten Momente ihres Lebens. Nur wenige Jahre später verlor Tina ihren zweiten Sohn. Wieder war es Erwin, der still und unerschütterlich an ihrer Seite stand.
Ihr Zuhause in der Schweiz, das Château Algonquin, wurde mehr als nur ein Anwesen – es wurde ein Zufluchtsort. Hier konnte Tina endlich einfach sie selbst sein. Sie brauchte keinen Applaus mehr, hörte auf aufzutreten. Sie musste sich nicht mehr aufdonnern. In diesem Garten, mit Erwin an ihrer Seite, hatte Tina Turner endlich alles, was sie sich je gewünscht hatte: Liebe ohne Gewalt, Frieden ohne Angst und ein Zuhause, in dem sie endlich ausatmen konnte.
Erwin Bachs neues Kapitel: Dankbarkeit inmitten der Trauer
Tina Turner starb im Alter von 83 Jahren. Der Vorhang fiel für ein Leben, das alles andere als gewöhnlich gewesen war. Erwin, der jahrzehntelang still an ihrer Seite gestanden hatte, wirkte nach ihrem Tod ausgehöhlt. Seine Trauer war tief ins Mark gehend.
Doch die Zeit hält für niemanden an. Über ein Jahr nach Tinas Tod wurde Erwin Bach zaghaft bei einer privaten Feier in der Schweiz in der Öffentlichkeit gesehen. An seiner Seite: Christina L., eine amerikanische Kunstberaterin und Witwe. Ihre Verbindung beruhte auf gemeinsamer Stille und Trauer. Es war keine Liebe mit Feuerwerk, sondern mit Ruhe und Respekt.
Erwin bestätigte die Beziehung in einem Interview und erklärte, er sei dankbar für sein neues Glück. „Tina werde ich immer lieben. Das hört nie auf. Aber es ist okay, wieder Freude zu empfinden“. Die langjährigen Freunde Tinas verstanden: Es ging nicht darum, sie zu vergessen. Es ging darum, ihr Leben zu ehren, indem er das fortführte, wofür sie so hart gekämpft hatte. Tina hätte gewollt, dass Erwin lebt, nicht nur überlebt. Am Ende überlebte Erwin Bach Tina Turners Tod nicht nur, er ehrte ihn, indem er sich entschied zu leben.