Die Ukraine-Krise als ökonomische Selbstzerstörung der EU
Die wohl schärfste Spitze richtet Orbán gegen die europäische Haltung im Ukraine-Krieg und die deutsche Schlüsselrolle darin. In einer Szene, die für Aufsehen sorgt, wird der ungarische Premier mit seiner jüngsten Aussage konfrontiert, in der er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Kontext neuer Korruptionsaffären als Teil einer „Kriegs-Korruptions-Mafia“ bezeichnete. Orbán nimmt diesen Vorwurf nicht etwa als politisches Manöver zurück, sondern unterstreicht ihn als rationales Argument.
Der Kern seiner Kritik ist ökonomischer Natur: „Dieser Krieg tötet die Europäische Union ökonomisch, finanziell. Was wir tun, ist verrückt.“ Er nennt die massive Summe von 185 Milliarden Euro, die die EU bereits in den Konflikt gepumpt hat – Geld, das der Wirtschaft der Mitgliedstaaten fehle und sie immer schwächer mache. Die Argumentation ist zwingend: Die EU finanziert einen Staat, der laut Orbán „keine Chance hat, den Krieg zu gewinnen“, der von hoher Korruption durchzogen ist, und dies geschieht auf Kosten der eigenen europäischen Wirtschaftskraft. Für Orbán ist das keine geopolitische Notwendigkeit, sondern ein Akt der ökonomischen Selbstzerstörung, der sofort beendet werden müsse.
Der Ruf nach Souveränität – Merz’ Drohung mit dem Stimmrechtsentzug
Die deutsch-ungarischen Beziehungen erreichen einen Tiefpunkt, als Orbán auf die Forderungen des Kanzlers Friedrich Merz angesprochen wird, Ungarn das Stimmrecht in der EU zu entziehen, weil es Entscheidungen blockiere. Orbán entgegnet dieser Drohung mit einer prinzipiellen Warnung: Eine solche Suspendierung werde niemals geschehen, weil sie einen fatalen Präzedenzfall schaffen würde. „Trifft es den einen einmal, dann trifft es dich beim nächsten Mal“, lautet seine unerschütterliche Logik.
Er wehrt sich vehement gegen die Darstellung, er blockiere die EU. Vielmehr setze er sich für die nationalstaatlichen Interessen Ungarns ein, was im heutigen Europa, in dem viele Länder diese Position aufgegeben hätten, fälschlicherweise als Blockade ausgelegt werde. Gleichzeitig bestätigt Orbán, dass Ungarn massiv finanziell unter Druck gesetzt und „erpresst“ werde, um seine Politik zu ändern. Diese Offenlegung der Finanzknebelung, gestützt durch Berichte wie jene der Financial Times, zeigt die harte Realität hinter der Fassade der europäischen Harmonie auf. Orbán positioniert sich als letzter Verteidiger der nationalen Souveränität gegen den zentralistischen Druck Brüssels und die Drohgebärden aus Berlin.
Kanzler Merz vs. Herausforderin Weidel – Das vernichtende Urteil

Die kontroversesten Aussagen Orbáns galten der deutschen Kanzlerschaft und dem politischen Spitzenpersonal. Auf Döpfners Frage, ob Friedrich Merz das Zeug habe, „der beste Kanzler der Geschichte zu werden“, antwortete Orbán diplomatisch, ja, Merz habe die Chance. Doch die vermeintliche diplomatische Geste entlarvt Merz’ Prioritäten umso mehr: Orbán enthüllte, dass eine Einladung an Merz nach Budapest seit Langem bestehe, dieser jedoch nach fast einem Jahr im Amt immer noch keinen Besuch in Ungarn abgestattet habe. Für Orbán ist dies ein Indiz dafür, dass Merz’ Politik zu sehr vom „pro-Krieg“-Gedanken und der „naiven Darstellung“ getragen wird, dass Russland einfach verschwinden werde, wenn man nur maximal aufrüste. Solange Deutschland diese Position nicht ändert, so Orbán, werde es keinen Frieden geben. Deutschland sei die „zentrale Schnittstelle“ für die europäische Einigung oder Uneinigkeit.
Der eigentliche politische Höhepunkt, der in Deutschland für scharfe Reaktionen sorgen wird, war jedoch Orbáns Lob für die AfD-Vorsitzende Alice Weidel. Er bezeichnete sein Treffen mit ihr in Budapest als eine der „größten Überraschungen“ seines Lebens. Entgegen der Darstellung der „ganzen Medien“, sie sei „sehr radikal“, erklärte Orbán unumwunden: Alice Weidel wäre „absolut geeignet für den Job“ – womit er das Kanzleramt meinte. Er lobte explizit ihre „ökonomische Bildung“ und ihr „sehr genaues Wissen“, was in Deutschland aktuell falsch laufe.
Dieses Urteil ist ein vernichtendes politisches Misstrauensvotum gegen Friedrich Merz und eine demonstrative Stärkung der in Deutschland isolierten AfD. Orbán unterstreicht damit seine Überzeugung, dass der Aufstieg einer Partei rechts der CDU/CSU aufgrund der zunehmenden Linksentwicklung der Unionsparteien (insbesondere in der Migrationspolitik) nicht nur möglich, sondern sogar notwendig sei. Mit der direkten Empfehlung Weidels für das Kanzleramt hat Viktor Orbán nicht nur in die deutsche Innenpolitik eingegriffen, sondern auch eine klare Präferenz für eine nationale Wende in Berlin ausgesprochen. Sein Credo lautet: Weniger Kriegsretorik, mehr nationaler Realismus und eine konsequente Vertretung der eigenen ökonomischen Interessen.