Baron der seine Ehefrau mit sieben Knechten teilte: Die Vereinbarung die Haus Hohenfeld zerstörte


Georg behauptete, er habe ihn zur Arbeit auf ein anderes Gut geschickt, doch niemand sah ihn je wieder. Elisabeth stellte keine Fragen. Sie wußte, daß ihr Mann endgültig verloren war. Die Tage vergingen. Maria lernte zu lächeln und in ihrem Lächeln lag etwas, das Elisabeth glauben ließ, das Gute könne überleben, selbst in einem Haus, das von Schuld erbaut war.
Doch tief im Keller, in einer Truhe aus Eichenholz lag das schwarze Buch und es roch nach Wachs, Staub und Sünde. Der Herbst kam früh in jenem Jahr mit Nebel, der die Hügel umhüllte und einem feuchten Wind, der durch die Ritzen des Hauses kroch. Maria war nun ein halbes Jahr alt und ihr Lachen erfüllte manchmal die stillen Flure des Gutshauses. Für Elisabeth war dieses Lachen das einzige Licht.
Sie hatte begonnen wieder zu lächeln, doch in ihrem Blick lag etwas zerbrechliches, als fürchte sie, daß jeder Tag der letzte sein könnte. Georg hingegen sprach kaum noch. Er aß allein, las keine Zeitung mehr und verbrachte Stunden im Arbeitszimmer, in das niemand eintreten durfte. Wenn Elisabeth an der Tür vorbeiging, hörte sie manchmal, wie er leise murmelte, Wörter, die wie Gebete klangen, doch keine waren.
Im Oktober kam ein Brief aus München. Die Cousine des Freiherrn, Gräfin Therese von Waldenfels kündigte ihren Besuch an. Sie war eine kluge, stolze Frau, bekannt für ihre scharfe Zunge. Georg konnte ihren Besuch nicht ablehnen, also bereitete man das Gästezimmer vor, ließ Wein und Gebäck kommen und Elisabeth ordnete alles so gut sie konnte.
Am Tag der Ankunft herrschte Unruhe. Die Gräfin stieg in schwerem Reisekleid aus der Kutsche, sah sich um und sagte: “Mein lieber Georg, dein Haus wirkt still, zu still.” Dann bemerkte sie das Kind in Elisabeths Arm. “Ah, das muss also die kleine Maria sein”, sagte sie, beugte sich vor und musterte das Mädchen aufmerksam.
Ihre Augen verengten sich leicht, doch sie lächelte höflich. “Ein starkes Kind, ganz der Vater, nicht wahr? Elisabeth spürte, wie ihr Herz stockte. Georg antwortete nur: “Natürlich.” Am Abend beim Essen sprach die Gräfin viel. Sie erzählte von der Stadt, von den Bällen, von Politik. Georg trank mehr als üblich und irgendwann fragte sie beiläufig: “Man erzählt, du hast besondere Ärzte aus Augsburg kommen lassen wegen familiärer Schwierigkeiten.” Das Messer fiel ihm aus der Hand.
Er zwang ein Lächeln hervor. Gerüchte, du weißt, wie das Landvolk ist. Sie nickte, doch in ihren Augen blitzte es. Elisabeth wustte, daß sie etwas ahnte. In den nächsten Tagen beobachtete die Gräfin alles, das Kind, die Knechte, den Blick ihres Cousins. Eines Abends, als sie Elisabeth allein traf, sagte sie leise: “Ich habe Dinge gehört, die ich lieber nicht glauben möchte. Man spricht von sonderbaren Hausregeln hier.
Sag mir, Kind, was hat dein Mann getan? Elisabeth schwieg. Sie fühlte, wie ihr der Atem stockte. Manchmal flüsterte sie schließlich, ist Schweigen das einzige, was uns schützt. Die Gräfin seufzte. Dann bete, dass es genügt. Zwei Tage später reiste sie ab. Georg begleitete sie bis zur Kutsche. Als sie einstieg, beugte sie sich zu ihm und sagte halb laut: “Manche Geheimnisse sind wie Blut, Georg, sie trocknen nie.
” Er stand da, während die Kutsche im Nebel verschwand. Als er ins Haus zurückkehrte, war sein Gesicht bleich. Er rief den Verwalter, befahl neue Anweisungen für die Knechte, sprach von Ordnung und Disziplin, doch seine Stimme zitterte. In jener Nacht suchte er Elisabeth in ihrem Zimmer auf.
Sie hielt Maria im Arm. Therese weiß etwas, sagte er. Dann bete, dass sie schweigt, antwortete sie ruhig. Er trat näher, beugte sich über das Kind und flüsterte: “Wenn jemand uns verrät, wird er es bereuen.” Elisabeth schloss die Augen. Sie wusste, dass ihr Mann kein Gebet mehr kannte, nur noch Drohung.
Draußen fiel der erste Schnee des Jahres. Die Glocken von St. Georg läuteten zur Abendandacht. Im Kamin prasselte das Feuer und Maria schlief friedlich, ohne zu wissen, dass über ihrem kleinen Leben ein Sturm aufzog, der alles zerstören sollte. Der Winter des Jahres 1865 war der kälteste, den die Menschen in der Gegend je erlebt hatten. Schnee lag Meter hoch auf den Feldern.
Die Bäume standen Karl und schwarz gegen den grauen Himmel. Die Wege zum Dorf waren wochenlang unpassierbar. Das gut hohenfeld war wie abgeschnitten von der Welt, ein Insel aus Schweigen und Schuld. Im großen Haus brannten die Kamine Tag und Nacht, doch die Wärme drang nicht in die Herzen. Georg sprach fast gar nicht mehr.
Er ging morgens hinaus in die Scheune, kam spät zurück und trank sich schweigend in den Schlaf. In seinem Blick lag ein Schatten, als habe er etwas gesehen, das kein Mensch sehen sollte. Elisabeth lebte wie in Trans. Sie kümmerte sich um Maria, sang ihr leise Schlaflieder und las sie ihr aus Gebetbüchern vor, als könne das Kind ihre Worte verstehen.
Manchmal, wenn das Feuer im Kamin knisterte, stellte sie sich vor, dass jede Flamme ein Engel sei, der sie und das Kind schützte. Doch tief in ihr nagte eine Angst, die sie nicht benennen konnte. Im Januar kam die Nachricht, dass Gräfin Therese in München plötzlich erkrankt sei. Manche sagten, es sei ein Herzleiden gewesen, andere flüsterten von Gift.
Georg las den Brief, legte ihn schweigend beiseite und sagte nur: “Gott richtet jeden nach seinem Wissen.” Elisabeth wagte nicht zu fragen, ob er etwas damit zu tun hatte. Maria wuchs und begann zu krabbeln. Ihr Lachen halte durch die Gänge und manchmal blieb selbst Georg stehen. Lauschte kurz, als erkenne er in diesem Klang etwas Reines, das ihn fast berührte. Dann drehte er sich ab.
Eines Abends kam der Arzt wieder, um nach dem Kind zu sehen. “Sie ist kräftig”, sagte er, “aber ihr Blick? Er ist ungewöhnlich klug für ihr Alter.” Georg nickte nur. Man sagt, Kinder spüren die Geheimnisse ihrer Eltern”, fügte der Arzt leise hinzu. Georg sah ihn an, so kalt, dass Auer verstummte.
Danach kam der Arzt nie wieder ohne Einladung. Im Februar geschah etwas Seltsames. Mehrere Knechte berichteten, nachts Schritte auf dem Dachboden gehört zu haben, obwohl niemand dort oben war. Elisabeth hörte es auch. Ein leises Poltern, gefolgt von einem Flüstern, als rufe jemand ihren Namen. Eines Nachts nahm sie eine Kerze und ging allein hinauf.
Der Dachboden war leer, doch in einer Ecke lag das alte Gebetbuch mit der gepressten Blume, das Peter ein zurückgelassen hatte. Sie erkannte es sofort. Es war sauber, als sei es gerade erst dorthinelegt worden. Sie kniete nieder, öffnete es und sah auf der Innenseite eine neue Zeile mit fremder Handschrift geschrieben. Das Blut spricht. Sie ließ das Buch fallen und rannte hinunter.
Georg wartete im Salon, als sie hereinstürzte. “Was ist?”, fragte er. Sie konnte nicht sprechen. Er nahm ihr das Buch ab, blätterte darin, doch die Schrift war verschwunden. Nur die gepresste Blume lag noch zwischen den Seiten. “Du siehst Gespenster”, sagte er kühl. Doch in jener Nacht schlief er kein Auge. Am nächsten Tag ließ er alle alten Truhen und Bücher vom Dachboden entfernen und im Garten verbrennen.
Der Rauch stieg schwarz in den Himmel und die Bediensteten bekreuzigten sich. Elisabeth stand am Fenster, hielt Maria auf dem Arm und flüsterte. Er verbrennt nicht nur Holz, er verbrennt sich selbst. Der Winter zog sich hin. Georg wurde immer unruhiger, redete manchmal im Schlaf, flüsterte die Namen der sieben Männer, als wolle er sie zählen.
Elisabeth begann, sich vor ihm zu fürchten. Sie verschloss nachts die Tür ihres Schlafzimmers und schlief mit dem Kind im Arm. Eines Morgens, als der Schnee zu schmelzen begann, fand man im Brunnen hinter der Scheune eine tote Krähe. Ihr Gefieder war schwarz wie Kohle, aber die Augen waren geöffnet, als sähen sie noch.
Der alte Knecht, der sie fand, sagte leise: “Ein Zeichen, ein Fluch liegt auf diesem Haus.” Niemand widersprach ihm. Der Frühling des Jahres66 brachte kein für das guthohenfeld. Der Schnee war geschmolzen, aber die Erde blieb nass und schwer, und in der Luft hing ein Geruch von Moder, als würde der Winter nicht gehen wollen.
Die Knechte arbeiteten schweigend, die Ernte war schwach und das Vieh verendete ohne erkennbaren Grund. Manche sagten, der Hof sei verflucht, doch niemand sprach das laut aus, wenn der Freiherrähe war. Georg war nun nur noch ein Schatten seiner Selbst. Er trank ununterbrochen, sprach mit niemandem und begann sich vor Spiegeln zu fürchten.
Mehrmals befahl er, die großen Wandspiegel im Salon mit Tüchern zu verhängen. “Sie lügen”, sagte er. “Sie zeigen Dinge, die nicht da sind.” Elisabeth beobachtete ihn mit einer Mischung aus Angst und Mitleid. Sie wusste, dass er nicht mehr derselbe war. In seinen Augen lag eine Dunkelheit, die kein Gebet erhellen konnte. Maria war nun fast ein Jahr alt.
Sie lief schon einige Schritte, lachte oft und sprach erste Worte. Doch Georg wich ihr aus. Wenn sie auf ihn zuging, drehte er sich um, als würde er sich vor ihr fürchten. Einmal, als sie seine Hand ergriff, starrte er sie an und flüsterte. Deine Augen sind nicht die meinen. Elisabeth riss das Kind an sich und verließ den Raum.
Im Mai kam der Verwalter, um den Freiherrn auf offene Schulden hinzuweisen. “Die Händler aus Augsburg warten auf Bezahlung, Herr”, sagte er vorsichtig. Georg winkte ab. “Sie sollen warten. Ich habe wichtigeres zu tun.” Doch was er tat, wusste niemand. Er schloss sich oft im Arbeitszimmer ein, schrieb seitenlange Briefe, die er nie abschickte und redete mit sich selbst.
Elisabeth fand eines dieser Schreiben später in der Feuerstelle halb verbrannt. Die lesbaren Worte lauteten: “Das Blut vererbt mehr als Namen. Es vererbt Schuld.” Im Juni erkrankte Maria schwer. Fieber, das nicht wich, und Schreie in der Nacht. Der Arzt kam wieder, diesmal besorgt. “Es ist nichts, was ich verstehe”, sagte er, “aber ich fürchte, das Kind trägt eine Bürde, die nicht von dieser Welt ist.” Georg Tobte.
Unsinn. Heile sie, tu etwas. Doch der Arzt konnte nur die Schultern heben. Elisabeth wachte an Marias Bett, Tag und Nacht. Sie legte kalte Tücher auf ihre Stirn, sang alte Kirchenlieder, flüsterte: “Bleib bei mir, mein Engel.” Nach drei Tagen sank das Fieber. Das Kind überlebte. Doch seitdem sah es anders aus.
Ernster, stiller, als hätte es etwas gesehen, was Kinder nicht sehen sollten. Im Juli begann Georg wieder nachts in die Scheune zu gehen. Er zündete Kerzen an, murmelte lateinische Worte, die niemand verstand. Die Knechte erzählten, sie hätten ihn dort sprechen hören, als würde er mit jemandem verhandeln. Er ruft Geister, sagte einer, oder er bittet sie, ihm seinen Namen zurückzugeben.
Eines Morgens fand Elisabeth auf dem Tisch im Salon das schwarze Buch. Es lag offen und auf der letzten Seite stand in großen, hastigen Buchstaben: “Ich weiß jetzt, wer es war.” Es gab keine weiteren Worte. Sie schloss das Buch zitternd und versteckte es in der Truhe unter ihrem Bett.
In dieser Nacht träumte sie von sieben Männern, die im Kreis standen, schweigend mit leeren Augen. In der Mitte lag das Kind. Einer hob es hoch, doch es war nicht Maria. Es war etwas anderes, etwas altes, das aus der Dunkelheit geboren war. Sie wachte schreiend auf. Georg stand neben dem Bett, das Gesicht bleich, die Augen weit geöffnet. “Was hast du geträumt?”, fragte er. Sie schwieg.
Er beugte sich über sie, flüsterte. Er hat es mir gesagt, der Gärtner. Er war es. Elisabeth verstand sofort. Er sprach von Peter Schenk, dem Mann, der verschwunden war. Er ist tot, Georg, sagte sie ruhig. Tot? Er lachte leise. Nein, nicht für mich, nicht für sie. Er deutete auf das schlafende Kind.

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