Das TV-Tabu ist gebrochen! Plötzlich fragt Lanz: Hat der Westen durch Ignoranz den Ukraine-Krieg befeuert?

Article: Das TV-Tabu ist gebrochen! Plötzlich fragt Lanz: Hat der Westen durch Ignoranz den Ukraine-Krieg befeuert?
Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges wird die politische und mediale Landschaft in Deutschland von einem klaren, oft unhinterfragten Narrativ dominiert: Wladimir Putin ist der unzweifelhafte Aggressor. Doch was geschieht, wenn ausgerechnet im deutschen Mainstream – in einer der prominentesten politischen Talkshows – dieses Narrativ brüchig wird und eine unbequeme Frage gestellt wird? Eine Diskussion im Fernsehen hat eine kleine Sensation ausgelöst, indem sie sich überraschend offen der Vorgeschichte des Konflikts widmete und die Fehler des Westens, der USA und der NATO in den Fokus rückte.
Die Sendung untersuchte die Ereigniskette, die von 2007 bis zum „verhängnisvollen Gipfel“ 2008 führte. Die zentrale These ist so brisant wie selten zuvor im deutschen Fernsehen zu hören: Die rücksichtslose Missachtung von Russlands klar kommunizierten Sicherheitsinteressen durch eine kurzsichtige US-Außenpolitik befeuerte die Konfrontation massiv und trug maßgeblich zur Eskalation bei. Im Kern geht es um die Frage der geopolitischen Arroganz und die Gefahr, legitime Bedenken einer Großmacht auszublenden, nur weil sie nicht in das eigene Weltbild passen.
Die Rote Linie in München: Putins unmissverständliche Warnung
Um die Tragweite der Diskussion zu erfassen, muss man sich in das Jahr 2007 zurückversetzen. Es war eine Zeit, in der noch von einem gemeinsamen europäischen Haus geträumt wurde, von einem Wirtschaftsraum, der sich „von Wladiwostok bis Lissabon“ erstrecken sollte. Wladimir Putin, der sich damals noch als potenzieller Partner Europas sah, hielt auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine Rede, die von vielen im Westen entweder ignoriert oder als überzogene Polemik abgetan wurde.
Doch rückblickend war sie ein Manifest der Ablehnung gegen die unipolare Weltordnung. Putin sprach bewusst ohne „geschliffene, aber leere diplomatische Worthülsen“ und warnte eindringlich vor der Entstehung einer „monopolaren Welt“ unter der alleinigen Herrschaft der Vereinigten Staaten. Diese Welt, so seine düstere Prognose, sei nicht nur „tödlich für alle innerhalb dieses Systems“, sondern zerstöre auch den Souverän selbst von innen.
Er nannte konkrete Beispiele für seine Bedenken: die Errichtung sogenannter „leichter amerikanischer Vorpostenbasen“ in Bulgarien und Rumänien. Er sah darin einen klaren Beleg, dass die NATO ihre Stoßkräfte „immer dichter an unsere Staatsgrenzen heranbringt“. Putins Fragen waren unmissverständlich: „Gegen wen richtet sich diese Erweiterung? Was ist aus den Versicherungen geworden, die uns die westlichen Partner nach dem Zerfall des Warschauer Paktes gegeben haben?“ Er brandmarkte dies als „provozierenden Faktor“, der das gegenseitige Vertrauen nachhaltig senke.
Merkels Reaktion und die kollektive Ignoranz des Westens
Die Reaktionen im Saal waren geteilt. Wie in der Lanz-Sendung beschrieben, saß die damalige Kanzlerin Angela Merkel in der ersten Reihe und registrierte die Rede Berichten zufolge mit „zitternden Knien“. Doch die kollektive politische Reaktion des Westens, insbesondere der USA, war keine Einsicht, sondern kollektive Ignoranz. Die Expertenrunde hinterfragte eindringlich, ob man die „Zeichen nicht verstanden“ oder die Konsequenzen dieser klaren Ansage nicht gezogen habe.
Diese systematische Realitätsverweigerung führte dazu, dass der Westen eine diplomatische Chance verpasste. Obwohl die Regierung in Berlin in Folge der Rede eine strukturierte Analyse in Auftrag gab – das „Russland in 5 Jahren: Partner oder Gegenmacht“-Papier – schien die politische Führung in Washington die klare Warnung beiseite zu legen. Der Konflikt über die „rote Linie“ der NATO-Osterweiterung wurde somit nicht entschärft, sondern in eine explosive Grundlage für die Ereignisse des nächsten Jahres verwandelt.
Bukarest 2008: George W. Bushs fatales Vermächtnis