Der letzte Bee Gee enthüllt: Barry Gibb gesteht mit 79 Jahren seine lebenslange Angst vor Ablehnung

Das Schweigen eines Giganten: Barry Gibbs Kampf mit der Wahrheit

„Es war nie leicht, das zuzugeben.“ Mit diesen leisen Worten begann Barry Gibb, der letzte Überlebende der legendären Bee Gees, das wohl emotionalste und offenste Interview seines Lebens. Nach Jahrzehnten, die von unzähligen Hits, Auszeichnungen und Plattenverkäufen in dreistelliger Millionenhöhe geprägt waren, senkte die Ikone des Falsettgesangs ihren Blick und sprach zum ersten Mal über das, worüber er so lange beharrlich geschwiegen hatte: seine tief sitzende Angst vor Ablehnung und das jahrzehntelange Leben hinter einer Maske der Perfektion.

Dieses Geständnis, das erst kürzlich in einem britischen Sender ausgestrahlt wurde, erschütterte nicht nur Familie und Freunde, sondern auch Millionen von Fans weltweit. Die Öffentlichkeit kannte ihn als den charmanten, kontrollierten Superstar, dessen Lächeln jedoch nicht immer die Augen erreichte. Nun, im hohen Alter von 79 Jahren, lüftet sich der Schleier über einem Leben, das ebenso im Rampenlicht wie im Schatten stattfand.

Ein Leben im Falsett und im Schatten

Barry Allen Crompton Gibb, geboren 1946 auf der Isle of Man, fand seine Sprache früh in der Musik. Gemeinsam mit seinen Brüdern Robin und Maurice formte er die Bee Gees, ein Name, der zum Synonym für Harmonien, Welt-Hits und den Sound einer ganzen Generation wurde. Während die Welt ekstatisch zu Discohymnen wie „Stayin’ Alive“ tanzte und er zur globalen Ikone aufstieg, wuchs in Barry eine unbestimmte Leere, eine tiefe, persönliche Unsicherheit.

Diese Entfremdung wurde auf dem Höhepunkt des Erfolgs in den 1970er Jahren am schmerzhaftesten. Trotz des weltweiten Zuspruchs fühlte sich Barry im Interview wie in einer Rolle gefangen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich eine Rolle spiele. Der Superstar, der Familienvater, der Ehemann“, offenbarte er. „Aber tief in mir war ich oft unsicher, ob ich das alles wirklich war.“ Er lebte zwischen Erwartungen, Masken und einem tiefen, verdrängten Bedürfnis, einfach nur er selbst zu sein – fernab der Bühne und der grellen Scheinwerfer.

Die Last der Perfektion und die Angst vor dem Fall

Der Erfolg der Bee Gees war atemberaubend: über 220 Millionen verkaufte Alben, die Grammy Hall of Fame, ein Platz in der Rock and Roll Hall of Fame. Doch mit dem Ruhm kam ein erdrückender Druck. Plattenfirmen forderten Hits, das Publikum neue Shows, die Medien frische Geschichten. Barry, der Älteste und Fels der Gruppe, fühlte sich verantwortlich für das Familienimage, den Erfolg und die musikalische Qualität.

In dieser Konstruktion war kein Platz für Schwäche oder Zweifel. Er gestand, die Angst gehabt zu haben, nicht mehr gebraucht zu werden, wenn er sein wahres, zerbrechliches Ich zeigen würde. „Ich dachte, wenn ich die Kontrolle verliere, verliere ich alles.“ Diese strikte Kontrolle zeigte sich in seinem perfekten Äußeren, der Beherrschung seiner einzigartigen Stimme und vor allem der tiefen Unterdrückung seiner Emotionen. Niemand durfte das unsichere Kind hinter dem gestandenen Mann sehen – bis jetzt.

Verlust, Einsamkeit und der Fels in der Brandung

Die enge, oft intensive Verbindung zu seinen Brüdern war für Barry Segen und Fluch zugleich. Nach dem plötzlichen Tod von Maurice im Jahr 2003 und später Robin im Jahr 2012 stürzte Barry in eine tiefe Depression. Der Verlust der Brüder war nicht nur ein familiäres Drama, sondern ein innerer Riss. „Ich habe nicht nur meine Brüder verloren“, reflektierte er. „Ich habe Teile von mir selbst verloren.“ Jeder Auftritt ohne sie wurde zu einem Spagat zwischen beruflicher Pflicht und unerträglichem Schmerz.

Doch im Zentrum dieses inneren Kampfes stand eine stille Heldin: Linda Grey, seine Ehefrau seit 1970. Über fünf Jahrzehnte lang blieb sie sein Anker. Sie drängte sich nie in den Vordergrund, sah aber, was die Welt übersah: die Panik vor Auftritten, die Unsicherheiten, die Nächte voller Zweifel. „Sie war mein Anker“, sagte Barry. „Als alles um mich herum unsicher wurde, war sie da. Immer.“ Sie war es, die ihn auffing, die ihn ermutigte, nach dem Verlust der Brüder weiter Musik zu schreiben. Ihre stille Treue war in seinen dunkelsten Momenten die bedingungslose Liebe, die ihn rettete.

Das große Geständnis: Die zutiefst menschliche Angst

Das große, dunkle Geheimnis, das Barry Gibb 79 Jahre lang mit sich trug, war, entgegen allen Boulevard-Vermutungen, kein Skandal oder Verbrechen. Es war die zutiefst menschliche Angst vor Ablehnung. „Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, perfekt zu sein, aber ich war es nicht. Ich habe Angst gehabt. Angst, nicht genug zu sein.“

Er sprach über jahrzehntelange Selbstzweifel, über Panikattacken, die ihn vor Konzerten heimsuchten, und Albträume nach Interviews. Er erzählte von Momenten, in denen er die Bühne verließ und im Hotelzimmer zusammenbrach – zitternd, allein, schweigend. In einer Welt, in der Prominente als perfekte Wesen erscheinen müssen, war Barry Gibbs Geständnis ein Akt von tiefster Menschlichkeit und einer der mutigsten seiner gesamten Karriere. Es war die befreiende Erkenntnis, dass die Legende hinter der Bühne ebenso verwundbar war wie jeder andere Mensch.

Vaterpflicht und das innere Chaos

Barry Gibb ist nicht nur Musiker und Ehemann, sondern auch Vater von fünf Kindern. Seine Rolle als Vater empfand er oft als ambivalent. Ständig zog ihn das Musikgeschäft in die Welt, was es ihm nach den tragischen familiären Verlusten erschwerte, für seine Kinder die notwendige Stärke zu vermitteln. „Ich wollte nie, dass meine Kinder dieselben Fehler machen wie ich“, gestand er. Doch wie sollte er etwas weitergeben, das er selbst nie ganz verstanden hatte?

Er sprach offen über die Angst, geistig abwesend gewesen zu sein, selbst wenn er körperlich da war – gefangen in einem Strudel aus Erinnerungen, Schmerz und dem endlosen Druck der Musik. Seine Kinder lernten, dass das Genie ihres Vaters oft Hand in Hand mit einem inneren Chaos ging.

Ein Vermächtnis jenseits der Musik

Nach dem Ende der Bee Gees als Trio bewertete Barry seine Musik neu. Er entfernte sich von der reinen Messung an Verkaufszahlen. Sein Album In the Now im Jahr 2016 markierte einen Meilenstein – ein persönliches Statement, das tiefer ging als alle Discobats zuvor, ein Album voller reflektierter Balladen über Zeit und Verlust. „Es war das erste Mal, dass ich Musik nur für mich gemacht habe“, sagte er. Dieses neue Selbstverständnis erlaubte ihm, sich mit der Vergangenheit und seinem inneren Kritiker zu versöhnen.

Sein letztes musikalisches Projekt, das schlichte Album Letters to Heaven aus dem Jahr 2024, war ein musikalischer Abschiedsbrief. Die Songs, wie Dear Mo und Robin’s Shadow, klangen wie Tagebucheinträge, durchzogen von Erinnerung, Schuld und Liebe. „Ich habe es nicht für euch geschrieben. Ich habe es für mich geschrieben und für sie.“ Dieses Album war sein letztes Geschenk an die Welt: keine Show, kein Pathos, nur rohe, ungeschönte Wahrheit.

Die Lektionen eines stillen Giganten

Mit seinem öffentlichen Geständnis wurde Barry Gibb paradoxerweise zu einem Vorbild, besonders für Männer seiner Generation. Er zeigte, dass wahre Größe darin liegt, Verletzlichkeit zuzulassen. Er sprach über Therapie, über die Angst allein zu sterben und über die Hoffnung, seinen Brüdern eines Tages wieder zu begegnen. „Ich habe so lange gedacht, ich müsse stark sein, weil ich der Letzte bin“, sagte er. „Aber ich habe gelernt: Manchmal ist es stärker zu sagen, ich brauche Hilfe.“

In seinen letzten öffentlichen Äußerungen wurde Barry philosophisch. Er sagte: „Ich habe gelernt, dass Ruhm dir kein Zuhause gibt. Nur Menschen können das.“ Nicht die hundert Millionen verkauften Platten, sondern seine Entwicklung vom jungen Mann, der alles kontrollieren wollte, zum alten Mann, der alles losließ, definierte ihn am Ende. Er bedauerte, seine Brüder nie richtig umarmt zu haben, als sie noch lebten, war aber überzeugt, dass sie seine Liebe kannten.

Heute lebt Barry Gibb zurückgezogen mit Linda in Miami. Er schreibt leiser, sanfter, für sich, für die Stille. Die Musik wird bleiben, eingebrannt in das kollektive Gedächtnis der Welt. Doch sein größtes Vermächtnis ist die Lektion, dass selbst Ikonen nachts weinen dürfen und dass die Liebe – zu seiner Frau, seinen Kindern und seinen Brüdern – das einzige Band ist, das in der Dunkelheit hält. Er hat der Welt die Erlaubnis erteilt, Mensch zu sein.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News