Das Publikum richtet: Lanz’ verzweifelter Kontrollverlust
Der emotionale Höhepunkt war erreicht, als die vermeintliche neutrale Instanz – das Publikum – sich in das Geschehen einschaltete. Entgegen jeder Erwartung für eine Talkshow-Situation, begann das Publikum, Günther Jauch vehementen Applaus zu spenden. Die anfängliche Stille wich einem immer lauter werdenden Applaus, begleitet von Pfiffen und dem Ruf nach Jauchs Namen. Lanz war sichtlich verwirrt und verlor die Kontrolle über seine eigene Sendung. Er versuchte, das Publikum zum Schweigen zu bringen: „Hört auf! Das ist meine Show.“
Jauch nutzte den Moment, um seine finalen Worte zu sprechen, bevor er ging. Er klagte Lanz an, das Gespräch böswillig zu einem Kampf und Wettbewerb gemacht zu haben. „Du hast dich entschieden, nicht der gute Moderator zu sein. Du hast dich entschieden, der Angreifer zu sein und das ist schade.“ Als Jauch zur Tür schritt, versuchte Lanz, nun fast panisch, ihn aufzuhalten und flehte ihn an. „Wo gehst du hin? Wir haben noch 20 Minuten Sendezeit!“ Jauchs Antwort war kurz und vernichtend: „Das ist dein Problem, nicht meins. Du hättest dir das vorher überlegen sollen, bevor du beschlossen hast, mich anzugreifen.“
Die verspätete Entschuldigung und Jauchs finales Urteil
In seiner Verzweiflung versuchte Lanz, eine Entschuldigung auszusprechen: „Ich entschuldige mich.“ Jauch hielt inne und stellte die Entschuldigung schonungslos bloß: „Das ist keine echte Entschuldigung. Das ist Schadensbegrenzung. Das ist der Versuch, dein Image zu retten. Aber es ist zu spät.“ Jauch hielt fest, dass Lanz nicht an einem echten Gespräch interessiert gewesen sei, sondern nur Drama und eine „Show“ gewollt habe, um die Menschen über sich selbst reden zu lassen.
Jauch drehte sich ein letztes Mal um, bevor er durch die Tür ging. Sein abschließendes Urteil war ein vernichtender Schlag gegen Lanz’ Berufsethos: „Weißt du, was das Schlimmste an dem ganzen ist? Nicht die Beleidigungen, nicht die Angriffe, sondern die Tatsache, dass du wirklich gedacht hast, das wäre in Ordnung. Du hast wirklich gedacht, du könntest mich so behandeln und damit durchkommen. Das zeigt mir, dass du überhaupt nicht verstanden hast, worum es bei einem guten Interview geht. Es geht um Respekt. Es geht um echtes Interesse an der anderen Person. Es geht darum, die Wahrheit zu finden, nicht darum, jemanden zu zerstören.“
Mit diesem Satz ließ Jauch die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Markus Lanz blieb allein, besiegt und mit rotem Gesicht auf der Bühne zurück. Inmitten des ohrenbetäubenden Applauses erkannte Lanz endlich den Fehler. Seine späte, leise und sichtlich erzwungene Entschuldigung in die Kameras: „Ich bin zu weit gegangen. Einen großen Fehler,“ wirkte hohl und leer. Sie kam zu spät. Günther Jauchs spektakulärer Abgang war nicht nur das Ende eines Interviews, sondern ein mächtiges Signal gegen die Kultur der Respektlosigkeit und des überheblichen „Journalismus“ auf Kosten der Würde des Gastes. Es war ein Lehrstück, wer in der deutschen Medienlandschaft am Ende tatsächlich die Relevanz und den Respekt des Publikums genießt.