Die Belagerung von Cholm 1942 – 105 Tage Überleben durch Luftversorgung

Im eisigen Winter 1941 bis erlebte die kleine russische Stadt Tcholm eine der bemerkenswertesten Belagerungen des Zweiten Weltkriegs. Was hier geschah, sollte nicht nur militärische Lehrbücher umschreiben, sondern auch die Grenzen menschlicher Ausdauer und die Möglichkeiten der Luftversorgung auf eine beispiellose Probe stellen.


Die Stadt Cholm lag südlich des Ilmensees in Nordwestrussland etwa 200 km südöstlich von Leningrad. Es war eine unbedeutende Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern, die jedoch eine strategisch wichtige Position an der Rollbahn, einer der wenigen befestigten Straßen der Region, einnahm. Diese Straße verband die nördlichen und südlichen Abschnitte der Deutschen Heresgruppe Nord und machte Kolm zu einem unverzichtbaren Stützpunkt.
Im Januar 194 befand sich die Wehrmacht in einer präkären Lage. Der Vormarsch auf Moskau war gescheitert und die sowjetische Winteroffensive gewann an Fahrt. Die deutschen Truppen, völlig unvorbereitet auf die extremen Temperaturen von -40° CSUS kämpften nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen die Elemente. Erfrierungen forderten ebenso viele Opfer wie feindliches Feuer.
Inolm selbst waren etwa 3500 deutsche Soldaten stationiert. Die Kampfgruppe unter Generalleutnant Theodor Sher bestand hauptsächlich aus Teilen der 92. Infanteriedivision, verstärkt durch Einheiten der Luftwaffe, Polizei und Waffen SS. Es war ein zusammengewürfelter Haufen aus Infanteristen, Artilleristen, Pionieren, Nachrichtentruppen und Versorgungseinheiten.
Niemand von ihnen ahnte, dass sie bald zu den Hauptdarstellern eines beispiellosen Dras werden würden. Am 21. Januar 1942 begann die sowjetische Thoropes Chcholmer Operation. Starke sowjetische Kräfte, zahlenmäßig den Verteidigern weit überlegen, begannen eine großelegte Offensive, um die deutschen Stellungen zu durchbrechen und die Heresgruppe Nord zu zerschlagen.
Innerhalb weniger Tage waren die Verbindungen zwischen Holm und den anderen deutschen Einheiten unterbrochen. Die Stadt war eingeschlossen, die Lage war verzweifelt. Die deutschen Soldaten in Scholm hatten nur begrenzte Vorräte an Munition, Treibstoff, Lebensmitteln und medizinischen Versorgungsgütern. Die verwundeten Soldaten füllten schnell die improvisierten Lazarette in den Kellern der zerstörten Häuser.
Die Temperaturen blieben erbarmungslos niedrig und Brennmaterial wurde zu einem kostbaren Gut. Ohne Versorgung würde die Garnison innerhalb weniger Wochen verhungern oder erfrieren. General Leutnandera stand vor einer schwierigen Entscheidung. Das Oberkommando der Wehrmacht hatte kategorisch befohlen, dass keine Festung aufgegeben werden dürfe.
Die traumatischen Erfahrungen des Rückzugs Napoleons aus Russland 130 Jahre zuvor hatten Adolf Hitler zutiefst beeindruckt. Er war überzeugt, dass jeder Rückzug zur Katastrophe führen würde. Daher erging der berüchtigte Haltebefehl, der die Truppen zwang, ihre Positionen um jeden Preis zu halten. Doch Scher und seine Männer hatten keine Wahl, sie waren umzingelt und ein Ausbruchsversuch durch die sowjetischen Linien wäre einem Selbstmordkommando gleichgekommen.
Die einzige Hoffnung lag in der Luftversorgung und einem späteren Entsatz durch deutsche Truppen von außen. Die Luftversorgung von Scholm wurde zu einem Pionierunternehmen der Luftwaffe. Bereits während der Belagerung von Demjansk, die zur gleichen Zeit stattfand, hatte die Luftwaffe bewiesen, dass eine eingeschlossene Truppe aus der Luft versorgt werden konnte.
Doch Cholm stellte besondere Herausforderungen da. Die Stadt war kleiner und die verfügbaren Landeflächen waren begrenzt. In den ersten Wochen der Belagerung landeten Junkers U 52 Transportflugzeuge auf einem notdürftig geräumten Behelfsfeldflugplatz. innerhalb des Kessels. Diese dreimotorigen Flugzeuge, die eigentlich für den zivilen Einsatz konzipiert worden waren, wurden zu Lebensadern für die eingeschlossene Garnison.
Sie brachten Munition, Lebensmittel, Medikamente, Ersatzteile und sogar Feldpostbriefe. Auf dem Rückflug nahmen sie Verwundete mit, die sonst in den überfüllten Kellern gestorben wären. Die Flüge waren lebensgefährlich. Sowjetische Flag und Jagdflugzeuge lauerten den langsamen schwerfälligen Transportern auf.
Das Wetter war unberechenbar mit plötzlichen Schneestürmen und dichtem Nebel, der jede Orientierung unmöglich machte. Die Piloten flogen oft bei Sicht unter 50 m, navigierten nach Kompass und der Hoffnung, nicht gegen einen Baum oder einen Hügel zu fliegen. Viele Maschinen wurden abgeschossen oder stürzten ab. Die Besatzungen zahlten einen hohen Preis für jeden Sack Mehl und jede Kiste Munition, die sie nach Scholm brachten.
Anfang März 1942 verschlechterte sich die Situation dramatisch. Die Sowjets hatten ihre Angriffe intensiviert und drängten den Verteidigungsring immer weiter zusammen. Der Behelfsfeld Flugplatz geriet unter direktes Artilleriefeuer und wurde schließlich unbenutzbar. Die letzte U5 startete am fünften März unter schwerem Beschuss.
Danach war keine Landung mehr möglich, doch die Luftwaffe gab nicht auf. Was folgte, war eine beispiellose Versorgungsoperation ausschließlich durch Luftabwürfe. Speziell ausgerüstete U52 und Heinkel 111 Bomber warfen Versorgungsgüter in Containern und an Fallschirmen über der eingeschlossenen Stadt ab. Die Abwurfzone wurde immer kleiner, da die sowjetischen Truppen weiter vorrückten.
Bald war sie nur noch 500 x 800 m groß, umgeben von feindlichen Stellungen. Die Versorgungsabwürfe wurden zu einer täglichen Routine und einem Spektakel gleichermaßen. Wenn das Brummen der Flugzeugmotoren über dem geschütz Donner hörbar wurde, blickten alle Soldaten zum Himmel. Die Transporter flogen in niedrigen Höhen manchmal nurzig bis zweundert m über dem Boden, um die Treffergenauigkeit zu erhöhen.
Fallschirme öffneten sich und Container schwebten herab. Manchmal landeten sie genau in den deutschen Linien, manchmal im Niemandsland, wo tollkühne Soldaten sie unter feindlichem Feuer bergen mussten, und manchmal landeten sie in den sowjetischen Stellungen, was den Feind mit deutscher Schokolade und Zigaretten versorgte. Die abgeworfenen Güter waren sorgfältig kalkuliert.
Jeder Soldat in Kolm benötigte pro Tag etwa 600 g Verpflegung. Dazu kamen Munition, Treibstoff für die wenigen noch funktionierenden Fahrzeuge und Waffen, medizinisches Material und Ersatzteile. Insgesamt mussten täglich mindestens 50 bis 60 Tonnen abgeworfen werden, um die Garnison am Leben zu erhalten. Bei schlechtem Wetter war dies oft unmöglich und die Verteidiger mussten mit halbvollen Mägen und rationierter Munition kämpfen.
Das Leben in der belagerten Stadt war die Hölle auf Erden. Die Gebäude waren größtenteils zerstört und die Soldaten hausten in Kellern, Bunkern und notdürftig ausgehobenen Unterständen. Die Kälte war allgegenwärtig. Trotz der Versorgungsabwürfe war Brennholz knapp und viele Männer schliefen in ihren Mänteln zusammengerollt, um nicht zu erfrieren.
Hygiene war praktisch unmöglich. Läuse plagten die Truppen und Krankheiten breiteten sich aus. Die Kämpfe waren erbarmungslos. Die Sowjets attackierten tag für Tag die deutschen Stellungen. Artilleriefeuer, Panzerangriffe und Infanteriestürme wechselten sich ab. Die Verteidiger antworteten mit allem, was sie hatten.
Deutsche 8, Flaggeschütze wurden im direkten Beschuss gegen sowjetische Panzer eingesetzt. Maschinengewehre ratterten ohne Unterlass. Handgranaten und Nahkampf waren an der Tagesordnung. Besonders dramatisch waren die nächtlichen Angriffe. Die Dunkelheit wurde von Leuchtspur geschossen, Mündungsfeuer und brennenden Gebäuden erhält.
Sowjetische Stoßtrups versuchten immer wieder die deutschen Linien zu durchbrechen. Die Verteidiger kämpften Mann gegen Mann in den Ruinen, in den Schützengräben, in den Kellern. Jeder Meter wurde blutig verteidigt. Die psychische Belastung war enorm. Die Soldaten wußten, daß sie auf sich allein gestellt waren. Briefe von zu Hause, die mit den Versorgungsflugzeugen kamen, waren ein schwacher Trost.
Viele Männer schrieben Abschiedsbriefe, überzeugt, dass sie Kolm nicht lebend verlassen würden. General Leutnanderer selbst ging mit gutem Beispiel voran. Er teilte die Strapazen seiner Männer, schlief in denselben eiskalten Unterständen und aß dieselben kargenationen. Seine Präsenz und sein Mut waren entscheidend für die Moral der Truppe.
Die Verwundeten stellten ein besonderes Problem da. Die improvisierten Lazarette waren hoffnungslos überfüllt. Es mangelte an allem, an Verbandsmaterial, an Medikamenten, an Narkosemitteln. Die Ärzte operierten bei Kerzenlicht. amputierten erfrorene Gliedmaßen ohne Betäubung und kämpften gegen Infektionen, die sich in der schmutzigen kalten Umgebung rasend schnell ausbreiteten.
Das Stöhnen und Schreien der Verwundeten war eine ständige Hintergrundmelodie zum Krach der Kämpfe. Doch trotz all dieser Widrigkeiten hieltolm. Die Verteidiger entwickelten eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Sie improvisierten, kämpften und überlebten von Tag zu Tag. Die Luftversorgung funktionierte gerade gut genug, um die Garnison über Wasser zu halten.
Bis Mitte April 1942 hatten die Transportflieger über 1500 Tonnen Material abgeworfen und mehr als 2200 Verwundete ausgeflogen. Währenddessen bereiteten die deutschen Truppen außerhalb des Kessels eine Entsatzoperation vor. Der Kampfgruppe Scherte geholfen werden, doch die sowjetischen Linien waren tief gestaffelt und stark befestigt.
Mehrere Entsatzversuche scheiterten unter hohen Verlusten. Die Verteidiger in Scholm hörten das Donnern der Geschütze in der Ferne und wussten, dass ihre Kameraden versuchten, zu ihnen durchzubrechen. Doch die Hoffnung schwand mit jedem gescheiterten Angriff. Erst Anfang Mai 1942 gelang der Durchbruch.
Nach wochenlangen blutigen Kämpfen erreichten Einheiten der fünften Jägerdivision den Kessel von Kolm. Am 5. Mai trafen die ersten Entsatztruppen auf die ausgezehrten Verteidiger. Die Belagerung war nach 105 Tagen beendet. Die Männer, die ausm herauskamen, waren kaum wieder zu erkennen. Abgemagert, schmutzig, mit eingefallenen Gesichtern und leerem Blick. Sie hatten die Hölle durchlebt.
Von den ursprünglichen 3 Soldaten waren über gefallen oder vermisst. Fast alle Überlebenden waren verwundet oder krank. Die Stadt selbst war eine rauchende Ruinenlandschaft, in der kaum ein Gebäude unbeschädigt geblieben war. Die Belagerung von Kolm wurde von der deutschen Propaganda als heroische Tat gefeiert.


General Leutnant Scher erhielt das Ritterkreuz mit Eichenlaub und viele seiner Soldaten wurden ausgezeichnet. Die Luftwaffenpiloten, die die Versorgungsflüge durchgeführt hatten, wurden als Helden gepriesen. Die Geschichte von Kolm wurde als Beweis für die Überlegenheit deutschen Soldatentums und die Wirksamkeit der Luftversorgung dargestellt.
Doch die Realität war komplexer. Kolm war ein pyrrischer Sieg. Die Verteidigung der Stadt hatte enorme Ressourcen verschlungen. Hunderte von Transportflugzeugen und ihre Besatzungen waren verloren gegangen. Tausende von Soldaten waren gefallen, um eine strategisch letztlich unbedeutende Kleinstadt zu halten. Die Lehren, die aus Kolm gezogen wurden, führten zu gefährlichen Fehleinschätzungen.
Die Wehrmacht glaubte nun, dass jeder Kessel aus der Luft versorgt werden könnte. Diese fatale Annahme sollte später zur Katastrophe von Stalingrad führen. In Stalingrad im Winter 1942 bis 1943 versuchte die Luftwaffe eine eingekesselte Armee von 300.000 Mann zu versorgen. Die Entfernungen waren größer, das Wetter schlechter und die sowjetische Luftabwehr stärker.
Die Versorgung brach zusammen und die sechste Armee verhungerte und erfror im Kessel. Kolm hatte eine falsche Hoffnung geweckt, die zehntausende das Leben kostete. Heute ist Kolm, das nun wieder seinen russischen Namen Kolm trägt, eine ruhige Kleinstadt. Wenig erinnert an die 105 Tage, in denen hier um jeden Meter gekämpft wurde.
Auf dem ehemaligen Schlachtfeld wachsen Felder und Wälder. Doch die Geschichte bleibt. Sie erzählt von menschlicher Ausdauer und Leidensfähigkeit, von technischer Innovation und strategischer Fehleinschätzung. Sie mahnt uns, daß Heldentum und Wahnsinn oft nur durch eine dünne Linie getrennt sind und dass die Schrecken des Krieges auch die außergewöhnlichsten Leistungen nicht rechtfertigen können.
Die Belagerung von Kolm bleibt eine der bemerkenswertesten Episoden des Zweiten Weltkriegs, ein Zeugnis dessen, was Menschen ertragen können, wenn sie keine andere Wahl haben und eine Warnung vor den Kosten sinnloser Standhaftigkeit. Video.

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