Ein Koch bekommt einen Job als Koch für Milliardäre, nur um festzustellen, dass das Fleisch von Menschenhand stammt …

 

Die Ankunft und ein Wiedersehen im tropischen Exil

Die Luft, feucht und stickig, schlug Ryan entgegen, als er aus dem Flugzeug in diese lateinamerikanische Hitze trat. Sein Ziel war ein vager Punkt auf der Landkarte, aber die unmittelbare Realität war das Chaos des Flughafens. Die Taxifahrer winkten verächtlich ab; sein Angebot für die lange Fahrt ins Unbekannte war ein Witz, ein erbärmliches Minimum, das seine prekäre Lage nur unterstrich. Er musste weg von den Schatten, die ihm in seiner Heimat auf den Fersen waren, und diese Flucht hatte ihren Preis. Er schnallte seinen Rucksack fester und begann, resolut die staubige Straße entlangzulaufen. Seine Schritte waren fest, ein entschlossener Rhythmus gegen die Angst, bis ein elegantes, dunkles Fahrzeug neben ihm anhielt. Der Fahrer nickte kurz, ein Mann mit ernstem Gesicht und ohne unnötige Fragen. „Ich bin geschickt worden, um Sie abzuholen“, erklärte er lapidar, ohne eine Miene zu verziehen. Ryan atmete innerlich auf, die erste Hürde war genommen. Er ließ sich auf den Ledersitz sinken.

Während der Fahrt, die tief in eine üppige, fast undurchdringliche Waldlandschaft führte, überreichte der Fahrer einen versiegelten Umschlag. Es war ein Brief von Jack. Ryans Finger zitterten kaum merklich, als er das Papier brach. Jack schrieb, er sei durch dringende geschäftliche Verpflichtungen aufgehalten, eine Dinner-Vorbereitung, die seine volle Aufmerksamkeit forderte. Er könne Ryan nicht persönlich begrüßen, aber er hinterließ den Zugangscode für das Haus, eine Einladung, sich sofort häuslich einzurichten und auszuruhen. Die Worte waren flüchtig, aber die Geste war vertraut. Jack war immer derjenige gewesen, der Ordnung schuf.

Als der Wagen schließlich vor einem eisernen Tor hielt und Ryan ausstieg, erstarrte er. Dieses Anwesen war nicht bloß ein Haus. Es war eine weitläufige architektonische Vision, die sich trotz ihrer Abgeschiedenheit inmitten des Waldes majestätisch erhob. Jeder Winkel schien Luxus und verborgene Macht auszustrahlen. Ein deutlicher Kontrast zu Ryans Leben der letzten zwölf Jahre.

Nachdem er den Code eingegeben und die schwere Tür hinter sich geschlossen hatte, durchquerte Ryan die leeren, kühlen Räume. Er fand eine Flasche tiefroten Weins und öffnete sie ohne Zögern. In der riesigen, blitzsauberen Küche begann er, intuitiv zu arbeiten. Es war ein instinktiver Akt der Selbstberuhigung: das Messer, das präzise und zackig über das Schneidebrett tanzte; der Duft von brutzelndem Knoblauch und Öl, der die Stille durchbrach. Er kochte, um die erdrückende Anspannung der Flucht zu vertreiben.

Kurz darauf hörte er das Knirschen von Reifen auf dem Kies. Ein Wagen hielt an. Ryan legte das Messer beiseite, wischte sich die Hände an der Schürze ab und stürmte hinaus. Jack. Die zwölf Jahre lösten sich in einer Sekunde auf. Sie umarmten sich fest, ein Griff, der mehr sagte als tausend Worte über verlorene Zeit und eine unerschütterliche Freundschaft.

Sie saßen bis tief in die Nacht zusammen, die leeren Weingläser zeugten von tiefgründigen, ehrlichen Gesprächen. Es stellte sich heraus, dass beide ihre Leidenschaft im gleichen Kochausbildungskurs in der Jugend entdeckt hatten. Jack, nun strahlend und offensichtlich wohlhabend, hörte zu, wie Ryan die trostlose Realität seiner Existenz beichtete: ein Kellner und Koch am Rande der Gesellschaft, gerade genug Lohn, um nicht zu verhungern. Jack hingegen arbeitete für eine exklusive Agentur, die Catering für die Weltelite anbot. Das luxuriöse Anwesen, in dem sie sich befanden, war für das große Dinner des nächsten Abends angemietet worden. Jack war der Küchenchef, der Maestro, derjenige, der die Fäden zog. Er erklärte stolz, dass sein Gehalt ein Vielfaches dessen war, was Ryan sich auch nur erträumen konnte, da er die anspruchsvollsten und reichsten Klienten bediente, die der Planet zu bieten hatte.

Ein kulinarischer Wettstreit und die Schatten der Vergangenheit

Am nächsten Tag lenkte Jack seinen neu erworbenen Oldtimer, ein poliertes, tiefblaues Prachtstück, behände durch die engen Gassen einer nahegelegenen Kleinstadt. Es war eine sorglose Fahrt, die im Kontrast zu Ryans innerer Anspannung stand. Sie hielten in einem kleinen, unauffälligen Restaurant, wo sie Alice trafen. Sie war eine junge Frau von entschlossener Haltung, die ihren Konzernjob aufgegeben hatte, um mit ihren Ersparnissen die Welt zu erkunden.

Als die beiden Freunde von ihrer gemeinsamen Zeit in der Kochschule erzählten, funkelte Neugier in Alice’ Augen. Sie stellte die unvermeidliche Frage: „Wer von euch beiden kocht besser?“ Die Herausforderung hing in der Luft. Jack, sein Ego gekitzelt, lud sie sofort in sein temporäres Refugium ein. Sie würden einen Wettkampf veranstalten, ein kulinarisches Duell, um sie zu beeindrucken.

In der weitläufigen, professionellen Küche begannen die Köche mit der Arbeit. Jack arbeitete mit der kühlen Präzision eines Profis, der die Regeln des Reichtums verinnerlicht hatte. Ryan hingegen, befreit von den Zwängen seines Imbissstandes, kochte mit Leidenschaft, mit der rohen Intuition, die ihn einst ausgezeichnet hatte. Er legte seine ganze aufgestaute Frustration und Sehnsucht in das Gericht.

Die Entscheidung fiel eindeutig aus. Alice bevorzugte Ryans Kreation. Es war eine vernichtende Bestätigung seiner Talente, die Ryans Seele für einen kurzen, triumphalen Moment linderte – auch wenn Jack hundertmal mehr verdiente.

Nach dem Essen verbrachten sie Stunden am Pool. Das Wasser war kühl und erfrischend. Später, als die Schatten länger wurden, fiel Alice Blick auf die auffällige Armbanduhr an Jacks Handgelenk. Die Uhr hatte ihre eigene, tief verwurzelte Geschichte. Sie gehörte einst Ryan, der sie vor anderthalb Jahrzehnten in einer dummen Wette an Jack verloren hatte. Ein Symbol ihrer Jugend und der Wendepunkte, die ihre Leben getrennt hatten. Das Gespräch endete abrupt, als Jack und Alice sich in eine ihrer Suiten zurückzogen. Ryan blieb allein zurück, die Stille des luxuriösen Hauses nun drückender denn je. Er starrte auf seine perfekt zubereitete Mahlzeit, ein Beweis seines Könnens, das in der rauen Realität nichts zählte.

Am nächsten Morgen riss ihn eine Nachricht aus dem Halbschlaf. Es war „Rabbit“, ein Inkassohai. Eine kalte, unmissverständliche Drohung. Die Wahrheit hinter Ryans Reise enthüllte sich in einem Schlag: Er war nicht nur gekommen, um einen alten Freund wiederzutreffen. Er war auf der Flucht vor Kredithaien, deren Schatten ihn täglich terrorisierten.

Kurz darauf kehrte Jack zurück, nachdem er Alice in ihrem Hotel abgesetzt hatte. Er wirkte gehetzt, musste sofort wieder los, um letzte Vorkehrungen für das Dinner zu treffen. Ryan nickte mechanisch.

Die Fassade des Reichtums bröckelt

Sobald Jack das Anwesen verlassen hatte, schlich Ryan zu Jacks Laptop, der noch auf dem Tisch stand. Die Neugier war stärker als jedes Schuldgefühl. Er öffnete das Bankkonto. Die Zahl, die ihn anstarrte, war gigantisch, irreal: 17 Millionen. Eine Summe, die er sich in zehn Leben nicht hätte erarbeiten können, das direkte Ergebnis von Jacks Arbeit für die superreichen Klienten. Es war ein schwindelerregender Anblick.

In jener Nacht kehrte Jack mit einem dunklen Schleier über dem Gesicht zurück. Er kippte ein Glas nach dem anderen und entleerte seine Seele bei Ryan. Trotz des Reichtums, trotz der Millionen auf der Bank, fühlte sich sein Leben elend an, eine leere, verzweifelte Hülle. Ryan hatte die Worte der Bitte um ein Darlehen bereits auf der Zunge, wollte Jack von seinen eigenen Problemen mit den Haien erzählen. Doch angesichts des tiefen, unheilvollen Kummers in Jacks Augen schluckte er die Worte hinunter. Es war kein passender Moment, um ihn mit den eigenen Belastungen zu behelligen.

Am nächsten Morgen fand Ryan die unerträgliche Stille, die er gefürchtet hatte. Jack hatte es beendet. Ein Akt der letzten, bitteren Verzweiflung. Ryan stand wie erstarrt da, das Schockgefühl wich langsam einer kalten, berechnenden Logik. Die Schulden. Die drohenden Haie. Die 17 Millionen auf Jacks Konto. Anstatt die Polizei zu alarmieren, traf er eine sofortige, kühne Entscheidung. Er würde das Geld nehmen, seine Schulden begleichen und seine Mutter in Sicherheit bringen.

Ein verzweifelter Pakt und das Dunkel der Täuschung

Da Ryan die PIN für Jacks Konto nicht kannte und nicht riskieren konnte, die Bank zu kontaktieren, bevor die Gefahr gebannt war, musste er eine dreiste Maskerade inszenieren. Er musste persönlich als Jack auftreten.

Mit eiskalter Entschlossenheit begann er seine Transformation. Er bestellte online eine gefälschte ID in Jacks Namen, aber mit seinem eigenen Gesicht – sie würde in wenigen Tagen eintreffen. Die Zeit drängte jedoch unerbittlich.

Am selben Tag, als der Plan erst in den Anfängen steckte, traf eine weitere Nachricht des Kredithais ein. Dieses Mal enthielt sie ein Foto seiner Mutter, unmissverständlich. Eine glasklare, brutale Drohung: Bezahle oder sie wird leiden. Die Panik kochte in Ryan hoch. Er antwortete sofort, versprach verzweifelt 50.000 Dollar und flehte um eine Woche Aufschub. Der Druck war nun physisch spürbar. Ryan musste handeln, jetzt und ohne Gnade. Die Entschlossenheit, an das Geld zu kommen, wurde zu einer Überlebensnotwendigkeit, zu einer absoluten Priorität.

In jener Nacht vollzog Ryan den dunkelsten Akt seiner Flucht. Mit kalten, dứtkwát Bewegungen, die von einem unentrinnbaren Zwang diktiert wurden, schleppte er Jacks Körper aus dem Haus. Die Stille des Waldes schien das schwere Geräusch seiner Schritte zu schlucken. Er entsorgte den leblosen Körper in einem nahegelegenen See, einem Akt der Beseitigung, der ihn für immer an dieses Verbrechen kettete. Der See schloss sich über Jack, und Ryan wusste, dass es kein Zurück mehr gab.

Am nächsten Tag kehrte Ryan zu dem unscheinbaren Restaurant zurück, in dem er Alice getroffen hatte, suchte nach einer Fassung. Doch der Inkassohai fand ihn auch dort. Die neue Nachricht war ein Schock: Der Hai glaubte ihm nicht. Die Drohung eskalierte: Ryan musste noch am selben Abend bezahlen, sonst würde seiner Mutter etwas zustoßen. Der Hai würde zur Villa kommen.

Als Ryan in panischer Eile zum Anwesen zurückfuhr, sah er bereits einen dunklen Wagen auf dem Kiesweg stehen. Die Situation hatte sich unkontrollierbar zugespitzt.

Das Netz schnappt zu

Im Haus traf Ryan auf zwei Personen: Imagigene, eine Frau von kühler Eleganz und durchdringendem Blick, und Maurice, ein bulliger, wortkarger Mann. Sie begrüßten ihn als „Jack“. Ein Schauer durchzog Ryan: Sie kannten Jacks tatsächliches Aussehen nicht. Das Schicksal hatte ihm eine unerwartete, tödliche Chance gegeben.

Sie begannen, ihn nach den Vorbereitungen und dem Menü zu fragen. Ryan, der seine Fassung mit einer Anstrengung bewahrte, die seine ganze Willenskraft forderte, antwortete ruhig, gestützt auf sein unbestreitbares Fachwissen als Koch. Er ergriff die Gelegenheit. Mit ruhiger Stimme bat er um einen Teil der Bezahlung im Voraus, eine gängige Praxis bei solchen Großaufträgen, wie er elegant log. Zu seiner Erleichterung stimmten sie zu. Die Schulden waren beglichen, seine Mutter war vorerst sicher.

Doch sein Atem stockte in der Kehle, als Imagigene mit der eigentlichen Menübesprechung begann. Ihre Augen funkelten kalt, als sie die nächste Anforderung stellte: Er sollte menschliches Fleisch zubereiten. Und er sollte das Opfer auswählen, das für das morgige Dinner bereitgestellt werden sollte.

Ryan war nicht nur fassungslos; er war innerlich zerschmettert. Die Agentur war keine Catering-Firma. Sie war eine geheime Organisation, ein zutiefst perverses Konsortium, das die ultrakorrupten, ultrakonsumistischen Wünsche der reichsten Menschen der Welt erfüllte: Sie kochten und servierten Menschenfleisch. Die Einsätze wurden sofort klar und unbarmherzig: Sollte er versagen, sollte das Dinner enttäuschend sein, würde Ryan noch in dieser Nacht sein eigenes Ende finden.

Die eiserne Falle

Imagigene bemerkte Ryans panische Reaktion. Ihr Blick nagelte ihn fest, verhinderte jede Bewegung, jeden Fluchtgedanken. Sie informierte ihn mit erschreckender Gelassenheit über die kalte Realität seiner Lage. Die morgigen Gäste waren Milliardäre, die bereit waren, eine halbe Million Dollar für ein einziges Abendessen zu zahlen. Ihre Organisation war ein globales Netzwerk. Sie reichte überall hin. Jeder Fluchtversuch, so versicherte sie ihm mit einem tödlichen Lächeln, würde mit seiner sofortigen Ergreifung enden. Sein Leben war von nun an an dieses mörderische Unternehmen gebunden.

In diesem Moment erkannte Ryan Jacks wahres Dilemma. Der Freund hatte sich nicht wegen des Geldes umgebracht, sondern weil er die Existenz in dieser Falle, in diesem goldenen Käfig aus Angst und Verzweiflung, nicht mehr ertragen konnte. Jack war gefangen gewesen, und nun war Ryan es auch.

Die Jagd auf ein Opfer

Am nächsten Morgen weckte Maurice Ryan mit rücksichtsloser Effizienz. Sie fuhren zu jener Kirche in der Kleinstadt, die Ryan am Vortag mit Jack besucht hatte. Dort fixierten sie ihr Ziel: ein kleines Mädchen, das in Begleitung ihrer Großmutter war. Die Jagd hatte begonnen.

Sie folgten den beiden unauffällig bis zu einer Brücke. Dort verschwanden das Mädchen und die Frau in einer engen Gasse. Ryan und Maurice verloren die Spur.

Verärgert wandten sie sich ab und stießen auf einen jungen Mann, der gerade einen Reifen reparierte. Er war jung, gesund und kräftig. Ein perfektes Ziel. Der Mann, ein einfacher Arbeiter, fragte sie neugierig, was sie in dieser Gegend suchten. Maurice, die Definition von kaltblütiger Effizienz, traf die Entscheidung in einem Sekundenbruchteil.

Er gab vor, eine Panne zu haben, und bot dem Mechaniker einen stattlichen Betrag, um einen Blick unter sein Fahrzeug zu werfen. Der junge Mann zögerte einen Moment, das Angebot war jedoch zu verlockend. Er beugte sich hinunter. In diesem exakten Augenblick zog Maurice eine Waffe und streckte den Mechaniker kaltblütig nieder. Der Schuss knallte kurz und trocken in der feuchten Luft.

Unmittelbar darauf erschienen die Großmutter und das Mädchen, diesmal in Begleitung eines örtlichen Polizeibeamten. Der Beamte, Detective Ruiz, steuerte direkt auf sie zu und fragte, warum sie dem Mädchen gefolgt waren. Maurice, ein Meister der Täuschung, war darauf vorbereitet. Er war seit Langem ein Zahnrad in dieser Maschine. Er präsentierte sich als Vertreter einer großen Immobilienfirma, die das Gelände für ein Hotel inspizierte. Die Business Card, die er dem Beamten in die Hand drückte, war makellos, das Alibi wasserdicht. Der Beamte schien beruhigt, aber seine Augen verrieten eine latente Skepsis.

Vorbereitungen in der Tiefe

Zurück in der Villa fragte Imagigene Maurice mit leicht gereizter Stimme, warum sie nur eine Leiche mitgebracht hatten. Maurice erklärte die Begegnung mit dem Detective und die Notwendigkeit, ihm die Visitenkarte zu geben, um ihn abzuwimmeln. Imagigene verstand.

Der Körper des Mechanikers wurde in den Keller gebracht, einen Ort, der jetzt mehr einer Metzgerei als einem Vorratsraum glich. Imagigene befahl Ryan, die „Zutaten“ für das Abendessen vorzubereiten. Ryan gehorchte widerwillig, seine Bewegungen waren steif, mechanisch. Er musste jeden Anschein von Misstrauen vermeiden. Sie fügte eine grausame Spezifikation hinzu: Er müsse dem Mann die Zunge herausschneiden, da einer der Gäste ausdrücklich ein Gericht mit diesem speziellen Körperteil gewünscht habe.

Ryan führte den Befehl aus. Mit professioneller, aber innerlich zitternder Hand begann er, den Körper zu zerlegen. Es war eine blutige, entsetzliche Arbeit, die seine Seele für immer befleckte. Nach einer quälenden Weile kamen Maurice und half ihm bei der weiteren Vorbereitung. Das kalte, leere Gefühl in Ryan wuchs. Hätte er nur die Polizei gerufen, als Jack tot war. Wäre er nur bei der Wahrheit geblieben. All dies hätte niemals geschehen dürfen.

Ein gescheiterter Fluchtversuch

Der Gedanke an Flucht brannte in ihm. Er musste hier raus. Er beschloss, Jacks Auto zu nehmen und einfach davonzufahren. Er sprang in den Oldtimer und startete den Motor. Die Reifen drehten durch, als er entschlossen vom Hof fuhr. Nur wenige Meter vom Anwesen entfernt rammte er versehentlich einen Gärtner.

Als Maurice erschien, behauptete Ryan schnell, die Bremsen hätten versagt, eine plumpe Lüge. Maurice war nicht dumm. Sein Blick war scharf, durchdringend. Ryan, die Nerven am Ende, gestand schließlich seinen Fluchtversuch. Überraschenderweise reagierte Maurice weder wütend noch alarmiert. Er erstattete Ryan nicht bei Imagigene. Stattdessen sprach er eine eiskalte Warnung aus, die direkt ins Mark traf. Er solle niemals wieder versuchen zu fliehen. Niemand sei jemals dieser Agentur entkommen. Ihr Netzwerk war global, ihre Reichweite grenzenlos. Sie würden ihn überall auf der Welt finden.

Ryan verstand. Es gab keine Alternative. Resigniert kehrte er in die Küche zurück. Er ordnete seine Utensilien, nahm seine Rolle als Chefkoch an und informierte Imagigene über das geplante Menü. Die Maskerade musste weitergehen.

Der Abend der Feinschmecker

Die Nacht senkte sich über das luxuriöse Anwesen, und mit ihr trafen die Gäste ein, diskret von Maurice eskortiert. Ryan war in der Küche gefangen, seine Konzentration eine hauchdünne Schicht über dem Abgrund der Angst.

Mitten in den hektischen Vorbereitungen wurde Imagigene alarmiert: Zwei Polizeibeamte standen vor der Tür. Sie ließ sie herein, um keinen Verdacht zu erregen. Es waren Detective Ruiz und sein Partner, Officer Gallow, genau jene Beamten, denen Maurice am Morgen begegnet war.

Der Detective zog ein Foto hervor. Er suchte nach dem Mann auf dem Bild, der, wie er erklärte, sein Neffe war – der Reifenflicker, den Maurice erschossen hatte. Die polizeilichen Informationen besagten, dass Maurice und Ryan anwesend waren, als der junge Mann verschwand. Ruiz verlangte, „Jack“ zu sprechen.

In der Küche stand Ryan dem Detective gegenüber. Auf die Frage, ob er den jungen Mann gesehen habe, antwortete Ryan mit einem zögerlichen, unglaubwürdigen „Ich erinnere mich nicht.“ Imagigene schaltete sich sofort ein und behauptete, Ryan sei ein Architekt ihrer Immobilienfirma. Der Detective forderte sofort, detaillierte Baupläne und Materiallisten für das angeblich geplante Hotel zu sehen. Ryans Antworten waren vage, improvisiert, sie wirkten unhaltbar. Die Skepsis des Detectives wuchs. Er beschloss, zu bleiben und auf Maurice zu warten.

Eine Suppe der Wahrheit und bröckelnde Lügen

Imagigene, alarmiert durch Ryans offensichtliche Nervosität, versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Blitzschnell bot sie den Beamten eine Fleischsuppe an. Was sie nicht wussten: Die Suppe war mit dem Fleisch des verschwundenen Neffen zubereitet.

In der Küche genoss der Detective die Mahlzeit, ohne die schreckliche Wahrheit zu kennen. Er fragte Ryan nach der Art des Fleisches, es sei besonders köstlich. Ryan antwortete schnell, es sei eine Mischung aus Schwein und Lamm. Der Detective zog sich in eine Ecke zurück, um mit seinem Handy einige Anrufe zu tätigen, und stellte Ryan weitere Fragen über Architektur, um ihn zu testen. Ryan geriet zunehmend ins Stocken.

Glücklicherweise riss der Lärm neuer Gäste, die eintrafen, die angespannte Atmosphäre entzwei. Die Beamten wurden abgelenkt.

Unerwartete Begegnungen und eine schreckliche Entdeckung

Vor dem weiteren Service ohrfeigte Imagigene Ryan fast mit ihren Worten. Er hatte das Skript nicht befolgt. Seine Performance war miserabel.

Später traf Imagigene den Detective, der Maurice bereits in ein geschicktes Verhör verwickelt hatte. Doch Maurice, der Profi, wehrte die Fragen gekonnt ab, sein erfundenes Alibi hielt stand. Bevor der Detective ging, verabschiedete er sich von den Gästen. Einer der japanischen Gourmets lud ihn spontan zum Essen ein. Officer Gallow verließ das Anwesen vorzeitig, er hatte andere Verpflichtungen.

Kurz darauf informierte Maurice Imagigene, dass ein unerwarteter Gast an der Tür war: Alice. Sie wollte „Jack“ sprechen. Imagigene erlaubte ihr zu warten, in der Hoffnung, sie würde bald aufgeben.

Als Ryan Alice sah, durchzuckte ihn ein Schock. Ihr Erscheinen war das Letzte, was er jetzt brauchte. Sie fragte, während sie ihm beim Kochen zusah, wo Jack sei. Ihr Blick fiel auf die Uhr an Ryans Handgelenk – Jacks Uhr. Der Ring schloss sich um Ryans Hals. Misstrauen blitzte in ihren Augen auf. Alice beschloss plötzlich, sofort zu gehen.

In diesem kritischen Moment forderte ein Gast, der von der unglaublichen Köstlichkeit der Gerichte überwältigt war, den Chefkoch zu sprechen. Er gratulierte Ryan und verlangte eine spezielle Nachspeise: Sashimi von der Zunge.

Ryan kehrte in die Küche zurück, um das grausige Dessert vorzubereiten. Dort machte er eine schreckliche Entdeckung: Die Zunge des Reifenflickers war von Herpes befallen. Sie brauchten sofort eine neue Zunge.

Genau in diesem Moment kehrte Alice zurück. Ihr Auto sei stehen geblieben, behauptete sie. Sie brauchte ein Taxi.

Ryan servierte das Zungen-Sashimi den Gästen. Die neue Zunge, frisch und delikat, war offensichtlich von Alice.

Der Pakt im Badezimmer

Diskret sandte Ryan eine Nachricht an den Detective, um ihn auf die Toilette zu bestellen. Im winzigen, kalten Raum brach Ryan zusammen und gestand die ganze, entsetzliche Wahrheit. Das Fleisch, das sie gegessen hatten, war das Fleisch des vermissten Reifenflickers, des Neffen des Detectives.

Der Detective taumelte, von der Wahrheit getroffen. Übelkeit überkam ihn. Er erbrach sich in stürzenden Schwallen. Zusammen schmiedeten sie einen verzweifelten Plan. Der Detective würde sich von den Gästen verabschieden und vorgeben, nach Hause zu fahren, um dann unauffällig in den Keller zurückzukehren.

Das blutige Ende des Widerstands

Im Keller angekommen, sah der Detective das Chaos, die Beweise, das unvorstellbare Ausmaß des Horrors. Er versuchte, sofort die Polizei zu rufen, doch sein Telefon lag zum Aufladen im Haus. Ryan hatte es noch, aber der panische Detective konnte sich in seiner Aufregung nicht an die Nummer seines Kollegen erinnern. Die einzige Lösung war, das Handy zurückzuholen. Während der Detective in den Tiefen des Kellers wartete, schlich Ryan zurück ins Haus.

In diesem Augenblick begannen Maurice’ Augen, Ryans Bewegungen zu verfolgen. Der Verdacht loderte auf. Er ging direkt in den Keller und fand den Detective. Ohne ein Wort zu wechseln, ohne zu zögern, zog Maurice eine Kettensäge und tötete den Detective mit brutaler Gewalt.

Ryan kehrte in den Keller zurück und erstarrte. Der Detective lag in einer Pfütze aus Blut. Neben ihm lag Alices Leiche. Ryan hatte versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, doch die Konsequenzen waren tödlich gewesen. Maurice verhielt sich, als wäre nichts geschehen, und befahl Ryan, das Chaos zu beseitigen.

Nachdem das Dinner und der Mord beendet waren, sah Ryan Imagigene lächelnd E-Mails schreiben, in denen sie die Morde in harmlosen Versionen umdeutete. Er fragte sie, wie sie das tun könne. Sie antwortete kalt, sie sei daran gewöhnt. Die Agentur sei professionell und würde alles abdecken.

Das goldene Gefängnis

Am nächsten Morgen war Ryan immer noch wach, gefangen in einem Zustand der Schlaflosigkeit und des Grauens. Die Taten der letzten Tage quälten ihn.

Imagigene betrat den Raum. Sie hatte gute Nachrichten: Die Klienten waren zufrieden. Das Hauptquartier hatte Ryan als Chefkoch für eine noch größere Veranstaltung empfohlen, für die Ultra-Reichen. Das Gehalt würde astronomisch sein. Sie überwies Ryan den Restbetrag, eine Summe von über 4 Millionen Dollar. Sie informierte ihn, dass der nächste Auftrag in Afrika stattfinden würde.

Plötzlich stand Maurice auf und stieß Ryan eine Spritze in den Nacken. Es war ein Gerät, erklärte er, ein Tracking-Chip, der es der Agentur erlauben würde, jede seiner Bewegungen zu verfolgen, egal, wo auf der Welt er sich befand.

Ryan ergab sich seinem Schicksal. Er packte seine Sachen und wurde von demselben Fahrer, der ihn am Anfang abgeholt hatte, zum Flughafen gebracht. Sein Ziel: London, Jacks Heimatstadt. Maurice kümmerte sich derweil um die Beseitigung der letzten Beweise: Er verbrannte Jacks und Alices Autos auf dem Flughafenparkplatz, um alle Spuren zu verwischen.

Am Flughafen traf Ryan auf andere Reisende, die auf ihre Flüge warteten. Einer der Männer, ein unscheinbarer Typ, begann, ihm seine Geschichte zu erzählen. Er klagte über seinen miserablen Job und die schäbigen Hotels, in denen er untergebracht war. Er beneidete Ryan, den scheinbar erfolgreichen Koch, der so viel Geld verdiente und in Luxusanlagen residierte. Der Mann wusste nicht, dass Ryan von alledem nichts hatte. Er war nicht glücklich. Er war gefangen in einem dunklen Pfad, der ihm jeden Funken Freiheit genommen hatte.

Die Geschichte endete hier, mit Ryan, gefangen in einem Leben voller Luxus, aber gezeichnet von Schuld, Angst und einer verlorenen Freiheit, die er niemals zurückgewinnen würde.

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