Friedrich Steinbrecher — Schwängerte seine 5 Töchter und zwang sie die toten Babys zu essen (1927)

In den endlosen sandfarbenen Weiten der Lüneburger Heide der 20er Jahre, wo der Wind über die Kragen Flächen strich und die Sonne im Hochsommer erbarmungslos brannte, erzählte man sich einst eine Geschichte, die jahrzehntelang im Schweigen vergraben lag. Das Jahr war 1927.


Ein Jahr, in dem Deutschland sich noch immer von Krieg, Entbehrung und politischer Zerrissenheit erholte. Und doch gab es einen Ort, verborgen zwischen Heidekraut und flachen Kiefernwäldern, an dem etwas heranwuchs, das jedes menschliche Begreifen sprengte. Abseits jeder Ansiedlung, ungefähr 2 Dutzend Kilometer von einem kleinen Dorf namens Eichenmoor entfernt, lag das abgeschiedene Anwesen des Mannes, den man später nur noch mit gesenkter Stimme erwähnte. Herr Friedrich Steinbrecher.
Sein Hof ragte wie ein dunkler Fleck aus den violetten Teppichen des Heidekrauts hervor. Ein langgezogener Fachwerkbau, halb verwittert, umgeben von Wacholderbüschen, krummen Birken und sandigen Wegen, die im Sommer zu Staub zerfielen. Eichenmoor selbst war ein winziges Dorf, kaum 300 Seelen, deren Leben geprägt war von Heidebauern, Schafhirten und einigen Bergarbeitern aus den stillgelegten Gruben der Region.
Die Menschen kannten einander beim Namen, halfen sich über harte Winter und tranken an Sonntagen im Gasthaus zum Wildschaf. ihr Bier. Und obwohl sie gern tuschelten, mischten sie sich selten in die Angelegenheiten anderer ein, besonders, wenn es sich um jemanden wie Friedrich Steinbrecher handelte.
Er war im Jahr 1910 in die Heide gekommen in einer Zeit, in der Deutschland zwischen Monarchie und Modernisierung schwankte. Ein Mann von mächtiger Gestalt, mit aschblondem Bart, scharfkantigen Wangen und Augen, so kalt wie ein zugefrorener See. Er nannte sich Witwer. Seine Frau, behauptete er, sei im Kindbett gestorben. Niemand stellte Fragen.
Es waren Jahre voller Unruhe und viele suchten Zuflucht in der Weite des Landes. Mit ihm kamen fünf Mädchen. Anna, 12 Jahre. Helene 10 Margarete, Liselotte se und die kleine Grätchen gerade vier. Alle hatten sie dieselben harten Gesichtszüge wie ihr Vater, dieselben gesenkten Blicke, als fürchteten sie jeden Blickkontakt. Ihre Kleidung war dunkel, abgetragen, von Staub überzogen und niemals, wirklich niemals lächelten sie.
In den ersten Jahren sah man die Steinbrecherfamilie nur selten. Friedrich ritt einmal im Monat nach Eichenmo Vorräte zu kaufen. Mehl, Bohnen, Speck, manchmal Stoffbahnen. Er kam immer alleine. Fragte man nach seinen Töchtern, knurrte er nur. Sie hätten auf dem Hof genug zu tun und bräuchten keinen Umgang mit fremden Leuten. Es sind meine Kinder. Ich entscheide, was gut für sie ist.
Der Dorfladenbesitzer Herr Abundius Meer, ein gutmütiger Mann mit schweren Händen und immer leicht verstrubbelten Schnurbartspitzen, bemerkte im Jahr 1918 etwas Merkwürdiges. Friedrich kaufte plötzlich große Mengen weißer Stoffe und Verbände. Als Abundius vorsichtig fragte, ob jemand krank sei, blickte ihn Friedrich mit einer Kälte an, die ihm durch alle Knochen fuhr.
Frauen haben ihre eigenen Angelegenheiten. Mehr sagte er nicht. Doch das Seltsamste waren die Käufe der folgenden Jahre. Stoff für Babys, kleine Windeln, dünne Tücher, Fläschchenchen. Und doch niemand in der Gegend hatte je von einer Geburt auf dem Steinbrecherhof gehört. Kein Arzt wurde gerufen, keine Hebarme gefragt.
Es war als passierten Dinge im Verborgenen, nur sichtbar durch flüchtige Spuren, die niemand deuten konnte. Dann kam 19. An einem frühen Morgen, als der Nebel noch als grauer Schleier in den Heidegräsern hing, ging die junge Patrizia Hermann, die für mehrere Haushalte im Dorf Wäsche wusch, zum Gemeinschaftsbrunnen. Und dort sah sie zwischen Wacholder Sträuchern eine Gestalt.
Zuerst dachte sie, es sei Margarete, die inzwischen 18 Jahre alt sein musste. Doch als das Mädchen näher trat, stockte Patrizia der Atem. Margarete war ausgemärgelt. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und ihr Bauch deutlich gewölbt. Patrizia schluckte, trat einen Schritt näher. Geht es dir gut? Das Mädchen wich zurück, die Hände schützend um den Leib gelegt, ihre Lippen bebten, als wolle sie etwas sagen.
Doch hervor drang nur ein gequältes, ersticktes Geräusch. Dann drehte sie sich ruckartig um und rannte, so schnell es ihr Zustand zuließ, in die Heide davon. Fort, fort, als hetzte sie ein unsichtbarer Schrecken. Patrizia lief ins Dorf zurück, völlig außer Atem, und suchte Pfar Emil Krämer auf, den Seelsorger der kleinen weißgetünchten Kirche am Dorfplatz.
Der Pfarrer, ein Mann um diezig, mit wettergegerärbtem Gesicht und zitternden Händen. Man munkelte über seine Vorliebe für Obstbrand, hörte ihr zu, während er nervös seine Finger verschränkte. “Vielleicht hat sie sich mit einem Jungen eingelassen”, murmelte er ohne Überzeugung. “Herr Pfarrer, sie wissen genau, dass diese Mädchen nie allein ins Dorf kommen. Irgendetwas stimmt dort nicht.
” Fahrer Emil holte tief Luft. Er wußte, daß Patrizia recht hatte, doch Friedrich Steinbrecher war kein Mann, den man unüberlegt gegenüber trat. Einst im Jahrzehn hatte ein fahrender Händler versucht am Hof Waren anzubieten und Friedrich hatte ihn mit einem Gewehr bedroht, ihn über den Hof gejagt, fluchend und schreiend: “Er solle nie wieder zurückkommen.
” “Ich werde mit ihm sprechen”, versprach der Pfarrer, aber er wusste selbst, es war ein leeres Versprechen. Er sollte nie dazu kommen. Nur eine Woche später verschwand Patrizia Hermann. Niemand sah sie je wieder. Die Nachricht über Patrizias Verschwinden traf Eichenmor wie ein Donnerschlag.
Ihre Mutter, Frau Soledart Hermann, durchkämpte verzweifelt jeden Winkel des Dorfes, klopfte an Türen, fragte jeden, der ihr begegnete. Der letzte Mensch, der Patrizia gesehen hatte, war eine Bauersfrau, die sie auf dem Weg nach Norden vorbei am Weg, der zum Steinbrecherhof führte, gesehen hatte. Das genügte, um das ganze Dorf in Alarm zu versetzen.
Der Bürgermeister von Eichenmo Hilarius Brand, ein kleiner nervöser Mann, der stets einen geflochten Strohhut trug, stellte eine Suchtruppe zusammen. Zehn Männer mit Jagdgewehren und Laternen ausgestattet ritten hinaus in die Heide. Drei Tage suchten sie durch Heidekraut, durch Sandkughlen, durch Kieferninseln. Kein Haar, kein Tuchfetzen, keine Spur.
Am vierten Tag erreichten sie den Hof von Friedrich Steinbrecher. Der Mann stand bereits in der Tür, das Gewehr in den Armen, als hätte er sie erwartet. “Wenn ihr dieses Klatschweib sucht, hier ist sie nicht”, sagte er mit heiserer, abweisender Stimme. “Wahrscheinlich ist sie mit irgendeinem Herumtreiber durchgebrannt. Solche Mädchen sind schwach.
” Bürgermeister Brand wollte etwas erwidern, aber der kalte Blick des Mannes ließ ihm die Worte im Hals erstarren. Die Suchtruppe zog sich zurück, eingeschüchtert und ratlos. Der Fall wurde offiziell als Verschwinden in unruhigen Zeiten eingestuft und zu den Akten gelegt. Die Jahre floss dahin, doch die Unruhe blieb.
Die Dorfbewohner beobachteten Steinbrechers monatliche Besuche im Laden weiterhin aus den Augenwinkeln, spürten die kalte Schwere, die ihn umgab. Und dann im Jahr6 veränderte sich alles. Friedrich kam nicht mehr in den Ort. Ein Monat verging, dann zwei, dann drei. Abundius Meer, der trotz des Unbehagens um seinen verlorenen Kunden bankte, entschloss sich selbst zum Hof zu fahren.
Mit ihm ritt sein Sohn Markus, 16 Jahre alt, ein neugieriger kluger Bursche, der eigentlich Lehrer werden wollte. Der Weg war beschwerlich, sandige Senken, steinige Pfade, trockene Bachbetten. Als am späten Nachmittag endlich das Anwesen sichtbar wurde, färbte der untergehende Himmel die Heide in Flammenfarben und der Hof wirkte wie ein böses schwarzes Auge darin. Das Tor hing offen, vom Wind hin und her geworfen.
Kein Hühnergeger, kein Blöken von Ziegen, kein Hund der Bälte. Stille. Markus schluckte. Vater, irgendetwas stimmt nicht. Doch Abundius konnte jetzt nicht umkehren. Herr Steinbrecher rief er laut. Hier ist Abundius Meer. Brauchen Sie nur der Wind antwortete. Sie stiegen ab. Die Haustür ließ sich mit einem Knarren weiter aufstoßen. Ein Geruch schlug ihnen entgegen wie eine Wand.
Feulnis, Exkremente und etwas Süßliches, das sich in die Haut zu brennen schien. Markus prste eine Hand vor den Mund. Bei Gott. Die Stube war verwüstet, Möbel lagen umgestürzt, Geschirr zerbrochen, dunkle Flecken zogen sich über die Wände. Doch das Schlimmste lag hinter den Türen der Zimmer. Die erste war von außen verriegelt, ungewöhnlich genug für ein Wohnhaus.
Abundius fand ein altes Brecheisen, stemmte dagegen. Das Schloss gab nach. Der Gestank wurde schlimmer. Ein enger Raum ohne Fenster, darin ein rostiges Eisenbett. Die Wände zerkratzt von Fingernägeln bis in den Leine, Blutspuren, dunkle Schlieren, als hätte jemand wochenlang in völliger Dunkelheit geschrien, gekratzt, gebettelt und Zeichnung, primitive Gestalten mit Kohle oder Blut aufgemalt.
Kleine Menschen umringt von dunklen verzerrten Wesen. Markus wirkte. Was ist hier passiert? Doch Abundius schwieg, die Kehle wie zugeschnürt. Vier weitere Zimmer fanden sie. Jedes davon wie diese Zelle. Jede verriegelt, jede mit Spuren eines Leidens, das kein Mensch ertragen sollte.
Zerrissene Frauenkleider, zerbrochene Puppen, alte Ketten. In der Küche stießen sie auf das, was ihr Leben für immer verändern würde. In der verloschenen Feuerstelle stand ein großer eiserner Topf. Abundius hob mit zitternden Händen den Deckel. Darin lagen Knochen. Kleine Knochen, unverwechselbar, menschlich. Markus fiel auf die Knie und übergab sich, sein Körper krampfend, während der Vater zurücktaumelte. Das Gesicht.
Aschfahl. Wir müssen weg, brachte Abundius hervor. Wir müssen Hilfe holen. Doch gerade, als sie das Haus verließen, erklang ein Laut, ein Stöhnen, ein dünnes, erbärmliches Wimmern aus Richtung des Stalls. Sie blickten sich an. Angst stand in beiden Gesichtern, aber sie konnten es nicht ignorieren. Der Stall war alt, manch, halb eingestürzt.
Im dämrigen Licht sahen sie eine Gestalt in einer Ecke kauern, eine Frau oder das, was von ihr übrig war. Fahl, ausgezehrt, die Wangen eingefallen, die Augen riesig in dem knochigen Gesicht, das Haar verfilzt, der Körper übersätt mit Narben. Sie war mit einer Eisenkette am Knöchel festgebunden. Ihr Flüstern war kaum hörbar.
Hilfe, bitte. Abundius kniete sich vorsichtig neben sie. Wie heißen Sie? Es dauerte, bis sie antwortete und ihre Stimme war kaum mehr als Luft. Anna, ich bin Anna Steinbrecher, die älteste, die 11 gewesen war, als sie in die Heide kam. Jetzt sah sie aus, als hätte sie Jahrzehnte in einem Kerker zugebracht.
Abundius schlug die Kette mit dem Brecheisen auf und Anna brach in seinen Armen zusammen, weinend, aber ohne Tränen, als seien ihre Tränendrüsen längst versiegt. Markus reichte ihr Wasser, dass sie gierig trank. “Wo sind deine Schwestern und dein Vater?” Annas Blick leer, schwarz wie ein erloschener Ofen. “Sie sind tot”, flüsterte sie. “Alle tot, außer mir.” Ihre Stimme brach.
Er ist vor zwei Wochen fortgegangen. Er wollte neue holen. Abundius und Markus erstarrten. Neue was? Sie wagten nicht zu fragen. Mit einem alten Karren brachten sie Anna nach Eichenmor zurück. Als sie den Dorfplatz erreichten, war tiefe Nacht, doch Abundius weckte das ganze Dorf. Innerhalb einer Stunde verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer.
Am nächsten Morgen brach eine größere Gruppe zum Hof auf. Dieses Mal kam der Dorfarzt Fahrer Emil und fas das ganze Dorf mit. Und was sie dort fanden, bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Doch das war erst der Anfang. Als die Dorfbewohner begleitet vom Arzt Dr. Ernst Quirin, von Pfar Emil und mehreren bewaffneten Männern am nächsten Morgen erneut den Steinbrecherhof erreichten, hing ein unheilvolles Schweigen über der Heide. Nur das ferne Rauschen des Windes fuhr durch die Wacholderbüsche.
Die Sonne war kaum aufgegangen, doch das Gelände sah bereits aus, als wäre es von einem Jahrhundert des Verfalls eingeholt worden. Die Suchtruppe durchkämte das Gelände mit einer Gründlichkeit, zu der am Vortag Mut und Zeit gefehlt hatten. Hinter dem Wohnhaus fanden sie einen alten mit Holzbohlen abgedeckten Brunnen.
Der Geruch, der ihnen entgegenströmte, als sie die Planken anhoben, ließ mehrere Männer würgen. Als sie mit langen Stangen und Haken die ersten Reste hinaufzogen, schrie eine der Frauen auf. Es waren Körper, vier junge Frauen in verschiedenen Stadien der Verwesung. Dr. Quirin kniete nieder, untersuchte, soweit es möglich war.
“Alle im Kindbett gestorben”, murmelte er mit blassem Gesicht. oder kurz danach. Zwischen den Leichen fand man Knochen, kleine winzige Knochen, sicherlich von mehreren Neugeborenen. Der Arzt war geübt im Umgang mit Tod, doch hier versagte ihm beinahe die Stimme. Mindestens neun Säuglinge, wahrscheinlich mehr.
Fahrer Emil sank auf die Knie, murmelte ein verstörtes Gebet, während einige der Männer fluchten, andere still in die Heide starrten, als hofften sie, es möge alles ein Albtraum sein. Doch es wurde noch schlimmer. Unter einem Teppich im Wohnhaus entdeckten sie eine hölzerne Klappe. Darunter lag eine schmale, versteckte Treppe. Der modrige Geruch verriet, dass auch hier nichts Gutes verborgen war.
Mit Laternen stiegen sie hinab. Der Keller war eng, kaum höher als ein Mann, die Luft stickig. An der Wand hing ein schwarzes Notizbuch aus Leder, als hätte es jemand absichtlich bereitgelegt. Pfarrer Emil griff danach, obwohl seine Hände zitterten. “Lasst mich”, sagte er, “ich werde lesen.
” In der Stille hörte man nur das Rascheln der Seiten, als er sie aufschlug. “Es sind Aufzeichnungen”, sagte er stockend von “on Friedrich selbst. Daten, Namen, Beschreibungen. Seine Stimme wurde dünner und dünner. Er hat alle seine Töchter schwanger gemacht. Mehrere Frauen begannen zu weinen. Er glaubte, unser Blut müsse rein bleiben. Keine Vermischung.
Gott habe es ihm befohlen. Emil schloss die Augen. Er hat die Neugeborenen getötet. Er nennt es Opfer zur Erhaltung der Reinheit. und hat. Der Pfarrer brach ab, stützte sich an der Wand ab, als drohe er umzufallen. Doch bevor jemand reagieren konnte, öffnete er das Buch erneut, zwang sich weiterzulesen.
Er beschreibt, wie Karmen beim vierten Kind gestorben ist, wie Margarete sich aufgehängt hat, wie Lisel Lotte an einer Infektion starb, nachdem er versucht hatte ein. Seine Worte erstickten. Niemand fragte nach Details. Man wußte genug. Dr. Querin war Aschfahl. Das ist das schlimmste Verbrechen, das ich je gesehen habe. Die Gruppe verließ den Keller. Sie brauchten frische Luft.
Doch die Heidekte nicht mehr wie ein Ort aus Natur und Ruhe, sondern wie ein Abgrund, der alles verschluckt hatte. Friedrich Steinbrecher wurde zur meist gesuchten Person des ganzen Landkreises erklärt. Sein Bild, ein grobkörniges Passfoto, wurde an jede Kirche, jeden Gasthof, jeden Bahnhof geschickt. Zeitungen begannen darüber zu schreiben. Das Monster aus der Heide titelten einige.
Andere sprachen von einer Familientragödie ungekannten Ausmaßes. In Eichenmor kehrte der Alltag nicht zurück. Die Menschen schliefen schlecht, hörten nachts den Wind in den Birken und glaubten, er trage Stimmen mit sich. Die Schwestern der kleinen Klostergemeinschaft nahe Lüneburg nahmen Anna auf, eine Frau von erst 26 Jahren, die aussah wie 60.
Schwester Magdalena, die Oberin, eine ruhige Frau mit runzligen Händen und warmen Augen, kümmerte sich um sie. Anna sprach wochenlang kein Wort. Sie saß auf einer Bank im Klostergarten, starrte auf die Sandwege oder die violetten Heidekräuter, die im Wind schwankten. Jede laute Stimme, jeder hastige Schritt ließ sie zusammenfahren. Doch Schwester Magdalena hatte Geduld.
Viele Stunden saß sie schweigend neben ihr. Eines Abends im März, während Regen gegen die kleinen Fensterscheiben prasselte und der Wind um das Gemäuer heulte, brachte Magdalena Tasse warm Kakao, eine seltene Kostbarkeit in jenen Zeiten. Plötzlich nach Wochen des Schweigens sagte Anna leise: “Es begann, als ich 13 war.” Magdalena erstarrte.
Anna sprach langsam wie jemand, der durch eisiges Wasser wartet. Er sagte, es sei Gottes Wille, daß Väter das Blut reinhalten mütsten. Die Oberin senkte den Blick, hielt Annas zitternde Hände. “Ich habe sieben Kinder geboren”, flüsterte Anna. “Keines hat länger als ein paar Tage gelebt.” Sie atmete schwer, als drücke ein Stein auf ihrer Brust.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News