Heinrich IV – Der König, der von seinen eigenen Schamläusen aufgefressen wurde

An jenem Tag verwandelte sich die Krönung in etwas, das eher einer öffentlichen Hinrichtung der Würde glich Heinrich vi kniete vor dem Altar. Seine Hände tasteten verzweifelt unter seiner Robe umher, als wolle er eine lebendige Infektion aus sich herausreißen, die sich dort verborgen hatte. Aus der Ferne wirkte es als krochen Würmer über seinen ganzen Körper, doch die Wirklichkeit war noch abstoßender.
Im Jahr 1589 erlebte Frankreich zum ersten Mal einen Monaren, der vor den Augen von tausenden Höflingen lebendig zu verfaulen schien. Und dennoch stand der wahre Albtraum erst bevor. Die Luft roch nicht nach Weihauch, sondern nach saurem Schweiß, Feuchtigkeit und blanker Angst.


Der König aller Etikette entledigt, riss sich direkt vor dem Thronteile seiner Kleidung vom Leib. In Aufzeichnungen vom 27. August des Jahres 1589 schrieb ein Hofchronist: “Der König kratzt sich, als hätte der Teufel in ihm Wohnung genommen und seine Haut gleicht einem Schlachtfeld, auf dem ein unsichtbarer Feind sein Fleisch zerreißt.
” Höflinge und Gäste wandten die Blicke ab. Frauen in prachtvollen Kleidern wurden blaß und flüsterten mit bebenden Stimmen. Das ist göttliche Strafe. Jemand murmelte mit Genugtungen. Frankreich hat noch nie eine solche Erniedrigung erlebt. Unser König ist vor dem gesamten Hof zu einem stinkenden Spottbild geworden. Heinrich warf nervöse Blicke um sich, doch nichts konnte verbergen, was geschah.
Das unbarmherzige Jucken trieb ihn in den Wahnsinn. Er wischte sich mit dem Ärmel die schweißnasse Stirn und kratzte an seiner Brust, seinen Oberschenkeln und seinem Bauch. Der erste spöttische Satz verbreitete sich innerhalb weniger Stunden im ganzen Hof. Der Kampf um den Thron ist vorbei. Der Thron besiegt Heinrich.
Als er durch die Halle ging, schleifte seine Robe hinter ihm her wie abgestorbene Haut, die von seinem Körper fiel, und unter seinen Fingernägeln sammelte sich getrocknetes Blut. Immer häufiger verschwand er hinter den Säulen, wo er sich die Unterwäsche vom Leib rizündete Haut rieb, während er versuchte, keinen Schrei auszustoßen. Die Diener kamen nicht mehr hinterher mit dem ständigen Bedarf an frischen Laken und Hemden.
Sie wurden fünf oder sogar sechs mal am Tag aus den Gemächern getragen. Die Stoffe waren gezeichnet von Blut, Eiter und seltsamen winzigen Punkten. Die herbeigerufenen königlichen Ärzte untersuchten die Kleidungsfetzen und Schwiegen. Wer wagte es dem König zu sagen, dass Läuse sein Fleisch verzehrten? Ein älterer Arzt verbrannte heimlich einige der Stoffe in der Nacht in der Hoffnung, der Rauch könne die Schande tilgen.
Doch es nützte nichts. Nur eine Woche nach der Krönung wusste nicht nur der Palast, sondern die ganze Stadt von Heinrichs Qual. Aufzeichnungen aus dem September enthalten die düstere Zeile. Der König von Frankreich kann nicht länger als eine einzige Minute auf seinem Thron sitzen. Seine eigene Haut frisst ihn bei lebendigem Leib.
Als er versuchte seinen ersten Ministerrat abzuhalten, brach alles im Chaos zusammen. Mitten in einer Diskussion sprang Heinrich auf, warf seinen Mantel ab und rief: “Ich koche, ich brenne!” und begann ohne jede Hemmung sich vor aller Augen blutig zu kratzen. Die Botschafter tauschten Blicke, einige wurden Kreide bleich, andere kämpften verzweifelt dagegen an, nicht loszulachen. So entstand eine neue Legende.
Die Feinde Frankreich sind nicht furchteinflößend. Was den König selbst verzehrt, ist weit schlimmer. Die Chronik der Erniedrigung setzte sich tag für Tag fort. Gerüchte machten die Runde. Der König sei für seine Sünden verflucht worden. Einige schworen, einen schwarzen Hahn gesehen zu haben. Ein Zeichen von Verderbnis und Unheil. Am Eingang zum Thronsaal weigerte Heinrich sich weiterhin die Wahrheit einzugestehen und gab stattdessen der Wolle in seinen Gewändern, dem schlechten Wetter und sogar den Dienern die Schuld, die angeblich Schmutz in den
Palast trugen. Doch keine Ausrede konnte das Grauen überdecken. Ganz Frankreich verspottete nun den König, der zum Gefangenen seines eigenen Juckens geworden war. Die Schande verbreitete sich wie eine Soluche. Bald flüsterten die Menschen. Der Königstron sei verflucht und Heinrich selbst zrage nun eine Last, die auf dem ganzen Reich liege.
Im Jahr 1587, zwei Jahre vor seiner Krönung, kannte man diesen Mann in den Straßen von Paris nicht wegen seiner Staatskunst, sondern wegen des Gestanks von billigem Wein und des schwedischen Leidens, das ihn nachts heimsuchte. Während ausländische Monarchen mit Verbeugungen empfangen wurden, begegnete man Heinrich mit Murmeln und spöttischem Lächeln.
Da kommt derjenige, der sich nach seinen Ausschweifungen nicht mit Wasser, sondern mit Schweiß reinigt. König von Frankreich mag edel klingen, doch in den Bordellen war er nur ein weiterer wohlhabender Kunde. Er liebte es, in den verschlungenen Gassen zu verschwinden, wo die Nächte nach ranzigem Schmalz, verdorbenem Fisch und Parfüm rochen, das den Schmutz überdecken sollte.
Hier, unter den niedrigsten Schichten der Stadt fühlte er sich, wie er seinen wenigen Vertrauten anvertraute. Wahrhaftig. Doch niemand wagte ihn daran, zu erinnern, wie oft seine Besuche in Skandalen, Schlägereien oder blaner Schande endeten. Selbst die Prostituierten, die er aufsuchte, mieden ihn wann immer sie konnten. In den Notizen von Mademoiselle Gen, der berühmtesten Kurtisane der Nacht, schrieb sie: “Der König habe nicht nach Stoff verlangt, sondern nach bloßer Haut, die sich direkt an seine eigene presste, damit kein einziger Faden dazwischen lag.” Sie fügte hinzu, er
rieb wie an einem Baumstamm und der Schweiß tropfte von ihm wie von einem fiebernden Hengst. In dieser Nacht glaubte ich wirklich, er könnte in meinen Armen sterben. Sein Zittern war so heftig, alles was folgte, war nur ein Prolog zum Unheil. Im Jahr8, noch nicht König, wurde Heinrich in ganz Paris berüchtigt, als er trunken von Wein und Lust mit einem ganzen Gefolge von Dienern in Madame Louises Nachtbetrieb stürmte.
In jener Nacht brachte er nicht nur sich selbst, sondern jeden, der ihm folgte, in Schande. Er wurde halbnckt hinausgetragen, in einem zerrissenen Hemd, seine Brust blutend von den Kratzern, die er sich selbst zugefügt hatte. Die Gerüchte über den brutalen Prinzen verbreiteten sich schneller, als die Flecken auf seiner Kleidung trocknen konnten.
Frauen auf den Straßen flüsterten: “Wer von ihm berührt wurde, bringt einen Fluch nach Hause.” Viele klagten später über unerträgliches Jucken, andere über geschwüre und wütende Entzündungen. Und eine Frau, wie die Journalisten jener Zeit berichteten, überlebte nicht einmal bis zum Winter auf ein lebendes Skelett reduziert.
Doch Heinrich schien den Schmutz gerade zu absichtlich zu suchen. Er verkündete, ein König darf niemals Fleisch fürchten. Wer den Körper fürchtet, fürchtet seine eigene Autorität. Rang und Reinlichkeit kümmerten ihn wenig.
Nach einer Nacht in einem verdreckten Bett konnte er am Morgenrat genauso erscheinen, wie er war. Die lagen noch warm vom Schlaf, das Haar vom Geruch nach Wein und Schweiß durchdrungen und Flecken auf Armen und Hals. Wenn jemand es wagte, dies zu bemerken, lachte er ihm einfach ins Gesicht. Eure Reinheit ist nichts als eine Verkleidung. Mein Schmutz ist meine Macht.
An einem Frühlingstag im Jahr89 wurde der englische Botschafter Sir William Roseman vorgeladen, um mit Heinrich über ein mögliches Bündnis zu sprechen. Wie Rosemon später in einem Brief schrieb: “Ich wurde von einem Mann empfangen, dessen Augen hohl waren und dessen Haut sich mit Geschwüren öffnete. Das gesamte Gespräch war von einem säuerlichen Schweißgeruch erfüllt.
Als ich nach Hause zurückkehrte, verbrannten meine Diener jedes Kleidungsstück, das ich getragen hatte, aus Angst, sich etwas einzufangen. Diese Begegnung wurde am englischen Hof zu einem ständigen Spott. Der König von Spanien bemerkte in einem Schreiben: “Die Krankheit von Paris ist schlimmer als die Pest. Sie befällt den Geist durch die Länden.
In anderen Ländern erhielt Frankreich den höhnischen Beinamen Das Königreich des Juckens.” In Ungarn führten Höflinge kleine Theaterstücke auf. Ein Schauspieler, der eine Krone trug, kratzte sich wie wild, viel dramatisch zu Boden und das Publikum brüllte vor Lachen. In italienischen Zeitungen hieß es, der neue König von Frankreich besitzt eine bemerkenswerte Eigenschaft.
Er kratzt schneller, als er erlaße unterschreibt. Währenddessen tat Heinrich überwältigt von Läus, nichts um sein Leiden zu verbergen. Er zuckte im Bett, malte mit den Zähnen und schleuderte die Decken immer wieder von sich, um die unsichtbaren Quälgeister zu erwischen. Eine seiner Metressen erinnerte sich, ich erwachte in der Nacht.


Er saß auf dem Boden und rieb seine Füße an der Wand, während er flüsterte, daß etwas ihn von innen auffresse. Die Diener, unfähig den Gestank zu ertragen, schliefen in Schränken oder flohen vollständig aus dem Palast. Wenn es Zeit war, die Bettwäsche zu wechseln, versuchten sie sie nicht mit bloßen Händen zu berühren und warfen die durchnästen Hemden sofort ins Feuer.
Der Arztier, der die Ansammlung kleiner brauner Parasiten auf der Haut des Königs untersuchte, schwieg lange, bevor er flüsterte. Das ist keine Krankheit, das ist der Fluch der Lust. Im Mai des Jahres8, als das Jucken unerträglich wurde, verfiel Heinrich in plötzliche Wutanfälle. Ohne Vorwarnung riss er Höflingen die Perücken vom Kopf, kratzte Dienern die Brust auf und schrie: “Alle hätten die Pest über ihn gebracht.
” Die Chronikern schrieben: “Der König wurde zu einer Gefahr nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle um ihn herum. Die Menschen fürchteten sich, sich ihm zu nähern, ja sogar seinen Blick zu erwidern. Einige Höflinge begannen sich vor einer Begegnung mit Knoblauch und Wehrmut einzureiben.
Man glaubte, dies würde sie vor Unglück schützen. Doch das wahre Grauen hatte noch nicht einmal richtig begonnen. Um dieselbe Zeit verbreiteten sich in Paris Witze. Heinrich liebt das einfache Volk so sehr, dass er sich all ihre schlimmsten Gewohnheiten angeeignet hat. oder unser König besitzt nicht nur eisernen Willen, sondern auch eiserne Eier, denn kein Parasit wagt sie zu berühren.
Selbst Kinder spielten kleine Szenen auf den Straßen nach. Wer verliert, muss Heinrich spielen und sich den ganzen Tag kratzen. Das Jucken ließ ihm keine Ruhe. Er schlief erst kurz vor Morgengrauen ein und erwachte in zerrissenen Laken und mit neuen roten Striemen auf seiner Haut. Sogar sein Gang veränderte sich.
Er bewegte sich unsicher, zerrte ständig an seiner Kleidung, als wolle er sich vor seinem eigenen Körper verstecken. Ganz Frankreich sah, dass dieses Leid nicht nur sein Fleisch verzehrte, es zerstörte die Vorstellung königlicher Würde selbst. Dennoch weigerte sich Heinrich nachzugeben. Im August des Jahres 1589 verkündete er: “Ich bin König. Ich bin stärker als jeder Schmerz, jeder Schmutz, jede Laus.
Doch jeder verstand, daß diese Worte von einem Mann stammten, der bereits von einem unsichtbaren Heer aufgefressen wurde, einem Mann, der zum Sinnbild für die Erniedrigung eines ganzen Zeitalters geworden war. Im Sommer des Jahres, ein Jahr nach seiner Krönung, war das Leiden nicht mehr Heinrichs persönliche Schande.
Es war zum Schrecken des gesamten Hofes geworden. Die ersten Opfer erschienen unter seinen engsten Hofdamen. Bei einem Zusammentreffen vom 2. bis zum 15. Juni in Nnyri begannen zwei junge Frauen plötzlich mitten im Saal sich heftig zu kratzen, bis eine zusammenbrach und die andere Arme hatte, die von ihren eigenen Nägeln blutig zerfurcht waren.
Ein Chronist bemerkte, seit Heinrich König geworden ist, ist Jucken zum höfischen Zeitvertreib geworden. Bald griff das Leiden auf die Pagen über, dann steckten die Pagen die Diener an und danach kroch das Übel wie ein groteskittelalterliches Flüsterspiel durch den gesamten königlichen Haushalt. Im Juli des Jahres 1590 gab es keinen einzigen Unbetroffenen mehr.
Stofffetzen, Haarsträhnen und sogar Blutspuren bedeckten den Boden des Thronsaals. Diener trugen Schüsseln mit Wasser und Essig, um ihre Hände zu reinigen und das Blut abzuwischen. Doch das Jucken wurde nur stärker. Panik ergriff selbst die Stärksten unter ihnen.
Höflinge begannen Metallplatten und Lederpolster unter ihrer Kleidung zu tragen, in der Hoffnung, sich zu schützen. Frauen befestigten lagen von Bandagen unter ihren Kleidern. Männer stopften Filzpolster unter ihre Roben und rieben ihre Haut mit Salz, Knoblauch ein. Nichts half. Die Qual verbreitete sich wie Feuer und verschonte keine Rangstufe. Bald entstanden Gerüchte über massenhafte königliche Untersuchungen.
Bis zum 20. Juli 1590 bildeten sich zweimal täglich lange Schlangen aus Dienern, Hofdamen und Offizieren, die sich im Palast von den königlichen Ärzten untersuchen lassen mussten. Die Ärzte prüften die Haut an Oberschenkeln Beäuchen und Leisten. Das leiseste Anzeichen von Rötung bedeutete sofortige Isolation. Diese beschämenden Routinen wurden selbst zur Tortur.
Viele weinten, verbargen ihre Ausschläge und vertrauten auf Amulette oder geflüsterte Gebete. Das Leiden verbreitete sich nicht nur durch Berührung, sondern auch durch Bettwäsche, Kleidung und Möbel. Die Räume wurden zehnm täglich gelüftet, die Wände mit frischem Stoff verhängt und alte Möbel im Hof auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
Eines Tages wurde eine Hofdame, an deren Haut man verdächtige Flecken entdeckt hatte, sofort aus dem Palast geworfen und ihre gesamte Familie wurde ins Exil aufs Land geschickt. Dieser Vorfall löste eine neue Welle des Schreckens aus. Nun fürchtete jeder das nächste Ziel zu werden. Lachen verschwand vollständig. Schaurige Flüstereien krochen durch die Korridore.
Ein Diener hatte sich in der Nacht die Haut vom eigenen Rücken gerissen. Ein Dienstmädchen brach in Ohnmacht, nachdem sie sich mit Essig übergossen hatte. Ein Palastgardist lief davon und ließ seine Rüstung einfach zurück. Er sagte, das sei der einzige Weg, sich davor zu retten, sich zu Tode zu kratzen. Doch die verstörendsten Fälle ereigneten sich weit entfernt vom Hof.
Man behauptete, der österreichische Botschafter sei kurz nach einem Händedruck mit dem König in einen Ausschlag ausgebrochen und habe Frankreich beschuldigt, die Pest des Teufels zu verbreiten. In England wurde im August des Jahres 1590 am Hof berichtet. Die Franzosen regieren nun mit Krätze unter der Krone, Karikaturen und Spotterfüllten London.
König Laos, der Streit unter dem Mantel, der juckende Thron. Höflinge verbrannten Flugblätter bezichtigten einander und wagten es kaum noch jemandem die Hand zu geben. Der königliche Hof verwandelte sich in eine belagerte Festung, einen Ort, an dem jede unbedachte Geste zu Schande oder Verbannung führen konnte. Spät im Sommer hatte sich das Leiden weit über die Palastmauern hinaus ausgebreitet.
Diener, die nach Hause flohen, brachten die Ansteckung zu ihren Familien. In Wirzhausliedern und auf den Straßen von Paris tauchte ein neuer Ausdruck auf. Heinrichs Schorf. Angst packte die Nation. Die Menschen schlossen sich in ihren Häusern ein, verbrannten ihre Kleidung, verfluchten den königlichen Haushalt und warteten auf das unausweichliche Ende.
Denn wenn selbst der König hilflos war, hatte niemand Hoffnung zu überleben. Der Winter des Jahres 1590 brach an. Unnung herrschte in den königlichen Gemächern. Türen schlugen ununterbrochen von morgengrauen bis Sonnenuntergang. Diener rannten mit Eimern und Waschschalen durch die Hallen und königliche Ärzte schleppten Säcke voller Kräuter, Salben, Gefäße und Haufen schmutziger Stoffe. Heinrich.
I ertrug weder Menschen noch sein eigenes Spiegelbild. Jeden Abend bete ich sauber aufzuwachen, doch ich öffne die Augen, bedeckt von Blut und Dreck, flüsterte er seinen Vertrauten zu, aller königlichen Haltung beraubt. Doch dies war nur der erste Kreis des Leidens. Mit jedem Tag wurde er wütender, misstrauischer und anspruchsvoller.
Jeder, der sein Zimmer betrat, riskierte angeschrienen oder bespuckt zu werden, Selle. Besonders, wenn er nichts Neues brachte, um das höllische Jucken zu lindern. Im Januar des Jahres erstarrte der Hof, als Heinrich einem Arzt einen silbernen Krug an den Kopf schleuderte, weil dieser vorgeschlagen hatte, den König mit einer Mischung aus Salz und Essig einzureiben.
“Wenn ihr mir das noch einmal ratet, reibe ich euch damit ein”, brüllte Heinrich und ließ den Krug auf dem Boden zerschellen. Die Ärzte, ohnehin verängstigt, näherten sich ihm, als gingen sie ihrem eigenen Tod entgegen. Die Behandlungen versanken im reinen Wahnsinn.
Ärzte rieten Quecksilber auf die Haut zu reiben, Knoblauch, Wermutsut in die Ohren zu gießen und einmal sogar den ganzen Körper des Königs in nasse Tücher zu wickeln, um die Reizung zu ersticken. Heinrich saß zwei Stunden lang eingewickelt wie ein gekochtes Schwein und als die Tücher entfernt wurden, schrie er so entsetzlich, dass die Fensterscheiben zitterten.
Es gab auch wissenschaftliche Methoden, Heißluftschöpfköpfe und rotglühende Münzen, mit denen man die Geschwüre ausbrennen wollte. An vielen Stellen verursachten diese Mittelverbrennungen und das Jucken verschlimmerte sich nur. Eines Tages erschien ein Charlatan aus Bordeaux am Hof und behauptete, der ganze Fluch könne mit Weindämpfen ausgeräuchert werden.
Er ließ ein riesiges Fass bauen, füllte es mit dampfendem Rotwein, gab Schwefel hinzu und befahl dem König hineinzusteigen. Aus purer Verzweiflung stimmte Heinrich zu. Eine halbe Stunde später brach er aus dem Fass hervor. Nackt wie ein neugeborenes, verbrannt, von Weintriefend. vor den Augen aller Diener und rannte schreiend auf das nächste Fenster zu.
Eine ganze Woche lang sprach der Hof darüber, wie der König sich beinahe selbst verbrannt hatte, um den Dämon auszutreiben. Die Nächte waren am unerträglichsten. Heinrich wanderte schlaflos umher, schritt im Zimmer auf und ab, rief nach Ärzten und schluchzte. Etwas fresse ihn bei lebendigem Leib. Eines Tages im Februar des Jahres 1599 sahen Höflinge, wie er fast eine Stunde lang seinen Kopf gegen die Wand schlug und nach einem Messer verlangte, um den Juckreiz herauszuschneiden.
Diener schworen: “Sie hätten ihn murmeln hören. Verbrennt mich, wenn ihr nicht zusehen wollt, wie ich lebendig verrotte.” Die Frau des Königs, Maria, l mehr als jeder andere. Von Angst und Scham gequält, versuchte sie dennoch Fassung zu bewahren.
Man flüsterte, daß etwas Unheimliches in ihrem Schlafzimmer stattfand. Die seltsamste und lächerlichste Szene ereignete sich, als Maria, erschöpft von den Schreien ihres Mannes, beschloss, ihn selbst zur Vernunft zu bringen. In der Nacht des 16. Februar des Jahres 1599 rüttelte sie Heinrich wach und schüttete eimereisiges Wasser über ihn.
Dann schrie sie: “Hör auf zu kratzen und benimm dich wie ein Mann!” und warf ein Nachtgeschirr nach ihm. Heinrich sprang auf, nach Luftringend, stampfte fluchend durch das Zimmer und rannte dann nackt auf den Flur hinaus, wo er zwei Hofdamen in die Arme lief. Sie flohen kreischend, doch Maria blieb zwei Tage lang in ihren Gemächern und erklärte allen: “Sie bringe ihrem Mann königliche Disziplin bei.
” Nach jener berüchtigten Nacht verbreitete sich ein beliebter Spruch: “Heinrichs Frau ist stärker als jede Salbe. Sie heilt wie kochendes Wasser. Ärzte witzelten untereinander. Der königliche Juckreiz ist schlimmer als Krieg und kann nur durch Schrecken und eine wütende Frau geheilt werden. Ein Arzt notierte sogar den Satz: “Es ist besser, einen Arm zu verlieren, als zu versuchen, diesen König zu heilen.
Nicht weil die Krankheit unheilbar wäre, sondern weil er dich in den Wahnsinn treibt, lange bevor du ihm helfen kannst.” Im Frühjahr des Jahres9 wurden selbst Heinrichs älteste Gefährten nicht mehr zu ihm vorgelassen. Er galt nun sowohl als gesundheitliche Bedrohung als auch als Wahnsinniger.
Er befahl Eimer voller Knoblauch in seinen Gemächer Gemächern aufzustellen, bedeckte sein Bett mit Asche und zwangen Hofmönch in seinem Zimmer einen vollständigen Exorzismus durchzuführen mit Schreien, Weihauch und Weihwasser, das gegen jede Wand geschleudert wurde. Es half nicht und jede letzte Hoffnung schwand. Der gesamte Hof war nun erfüllt von Gerüchten über neue Heilmittel, Heinrichs neue Ausbrüche und seine unerträglichen Schreie.
Jeder Tag glitt tiefer in das Chaos und der König murmelte immer öfter. Sie fressen mich von innen auf und bald bleibt nichts mehr von mir übrig. Der Morgen des 4. April des Jahres 1599 begann mit einer seltsam unnatürlichen Stille.
Nach mehreren Nächten ohne Schlaf, nach endlosem Schreien, Anfällen und Halluzinationen wirkte Heinrich plötzlich merkwürdig ruhig. Er schrie nicht, tobte nicht, rief nicht nach Ärzten. Er erlaubte sogar einem Höfling ihm ein frisches Hemd zu reichen. Die Diener tauschten Blicke. Vielleicht bessert sich sein Zustand, notierte ein Arzt in sein Tagebuch. Der König wirkt gefasster, seine Haut scheint heller, seine Bewegungen kontrollierter.
Doch niemand begriff, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war, als hätte sein Körper die letzten Bruchstücke seiner Kraft gesammelt. bevor er in das endgültige Leiden stürzte. Das Schlimmste hatte erst begonnen. Gegen Mittag begann Heinrich zu klagen, er könne seine Beine nicht mehr fühlen.
Er saß auf dem Bett, rieb sich mit beiden Händen die Knie und murmelte. “Sie sind da. Sie warten.” Die Haut an seinen Oberschenkeln war stumpfgrau geworden und die Stellen, die er monatelang aufgekratzt hatte, wirkten leblos. Die Ärzte gaben dem Zusammenbruch der Nerven die Schuld. Doch sie zitterten vor Angst. Keiner von ihnen hatte jemals etwas vergleichbares erlebt.
Gegen 2 Uhr nachmittags verschlimmerte sich sein Zustand schlagartig. Die Diener hörten den König plötzlich schreien, nicht vor Schmerz, sondern vor blankem Entsetzen. Er packte sein seinen Bauch und sagte: “Es ist warm dort. Sie haben sich versammelt.” Er versuchte aufzustehen, machte einen Schritt und brach zu Boden.
Sein Körper bebte. Seine Finger zuckten und eine Maske des Grauens breitete sich über sein Gesicht. Er schlug mit der Faust auf den Boden und kroch zur Wand, als wolle er seiner eigenen Haut entfliehen. Die Ärzte stürzten in den Raum. Einer versuchte ihn hochzuheben, ein anderer wollte seine Haut untersuchen.
Doch Heinrich wich ihrer Berührung zurück, als wäre sie Feuer. “Rührt sie nicht an, sie bewegen sich”, schrie er und schlug wild in die Luft. Sein Atem wurde stoßhaft, seine Lippen verloren jede Farbe und seine Augen glitten rastlos durch den Raum, als sähe er unsichtbare Kreaturen. Gegen 4 Uhr brannte er vor Fieber.
Sein Körper sackte in sich zusammen, schwankte zwischen brennender Hitze und eisiger Kälte. Er verlor immer wieder für Sekunden das Bewusstsein, erwachte jedes Mal mit einem Schrei und riss verzweifelt an seiner Kleidung. Sie klettern höher, höher. keuchte er. Kein Hofmann wagte sich mehr in seine Nähe. Die Mönche standen im Türrahmen und murmelten Gebete.
Die Ärzte rangen die Hände, suchten nach einem Freiwilligen, der sich seinem Zustand näherte. Doch die Angst lähmte alle. Gegenf Uhr am Abend war die Haut auf seiner Brust von sich ausbreitenden roten Flecken überzogen, die vor den Augen der Ärzte dunkler wurden. Er atmete in kurzen, panischen Stößen, als würde die Luft selbst ihn von innen aufschneiden. Er versuchte, die Arme zu heben, doch sie gehorchten ihm nicht mehr.
Sie klettern bis ganz nach oben”, flüsterte er und zwang sich mit letzter Kraft aufzusetzen. Dann kam der schrecklichste Moment von allen. Heinrich verkrampfte sich wie ein vom Blitz getroffener Mann, starrte einen Arzt an und zischte: “Sie sind in der Wärme, in der Wärme der Haut. Sie fressen.
” Plötzlich stieß er ein heiseres Röcheln aus, das allen Anwesenden die Haut gefrieren ließ. Sein Körper begann heftig zu zittern. Die Zähne klapperten, die Finger krampften sich ein. Er riß sich mit solcher Wut an der Brust, daß die Diener herbeistürzten, um seine Arme festzuhalten. Doch er kratzte weiter in die leere Luft, drängte sich nach vorn, als wollte er mit aller Gewalt aus seinem eigenen Fleisch fliehen.
Gegen 6 Uhr schwebte der König am Rand des Wahnsinns. Er fiel immer wieder nach hinten, riss sich dann ruckartig hoch und brach erneut zusammen. Erte unverständliche Worte, sprach dann plötzlich mit kristallklarer Deutlichkeit. Ich fühle, wie sie kauen und brach in Tränen aus. Niemand hatte Heinrich je weinen sehen. Um 20 Minuten vor 7 heulte er auf. Es war kein Schrei.
Es war das Brüllen eines sterbenden Tieres, ein laut reiner ungefilter Angst. Er schlug mit den Händen auf den Boden und auf seine Brust kratzte an seinem Hals, als könne er das Jucken herausreißen. Die Ärzte versuchten ihn festzuhalten, doch er kämpfte so heftig, dass zwei von ihnen zu Boden geschleudert wurden. Exakt um 10 Minuten nach 7 verstummte er für einen Herzschlag, als wäre sein Leben endlich entwichen. Die Diener atmeten auf, nur um zu erkennen, dass es nicht das Ende war.
Heinrichs Augen riissen sich plötzlich auf und er begann zu röcheln. Sein Brustkorb hob sich, doch keine Luft strömte hinein. Seine Lippen verfärbten sich dunkel. Seine Hände kratzten instinktiv an seiner Kehle. Seine Augen weiteten sich, erfüllt von einer Angst, so rein, dass sie den Raum erstarren ließ.
Es war der Blick eines Mannes, der verstand, dass das Ende bereits in ihm war, nicht außerhalb. Die letzten zehn Minuten waren reine Qual. Er trat gegen die Wand. Er versuchte zu schreien, doch es entwich nur ein Krächzen. Immer wieder stieß er hervor: “Sie sind drin, sie sind drin wie ein Gebet.
” Er schlug seinen Kopf gegen die Wand, fiel, versuchte aufzustehen und brach erneut zusammen. Um Minuten nach 7 wurde sein Körper reglos, nur seine Finger zuckten noch leicht, als wollten sie ein allerletztes Mal kratzen. Die Kammer erstarrte, das Schweigen war erdrückend und wurde nur von einem leisen Schluchzen an der Tür unterbrochen. Die Ärzte zögerten sich ihm zu nähern. Die Mönche wichen zurück und bekreuzigten sich.
Erst nach einigen Minuten wagte der Leibarzt seine Hand zu berühren. Kalt, feucht und unnatürlich leicht vermerkten die Chroniken. Am 4. April des Jahres 1599 starb König Heinrich. seiner Kraft, seinem Verstand und seinem Atem beraubt. Und wie die Diener flüsterten sie frasßen ihn und niemand stellte diesen Glauben in Frage.
Sein Körper wurde durch einen Hinterausgang hinausgetragen. Das Bett wurde verbrannt, der Raum versiegelt und schon am nächsten Morgen flüsterte Paris. Der König wurde von jenen getötet, die er selbst in den Palast brachte. So endete das Leben des Königs, den die Filzläuse verzehrten.

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