Heinrich Müller – Der Gestapo-Chef, der nach dem Zweiten Weltkrieg spurlos verschwand

Heinrich Müller war einer der mächtigsten Männer im nationalsozialistischen Deutschland, Chef der Gestapo und bis zum Schluss in Hitlers Bunker anwesend. Dann, im Mai 1945, verschwand er spurlos. Seine Leiche wurde nicht gefunden. Es gab keine bestätigten Sichtungen. Achtzig Jahre lang suchten Geheimdienste und Historiker nach Antworten auf eine Frage: Wie konnte ein so mächtiger Mann einfach verschwinden? Heinrich Müller wurde am 28. April 1900 in München, der Hauptstadt Bayerns, geboren. Mit siebzehn Jahren, noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs,

  
schloss er eine Lehre als Flugzeugmechaniker ab. 1917, als der Krieg in seine Endphase ging, trat er in die Königlich Bayerische Armee ein und diente in der Luftstreitmacht als Pilot einer Artilleriebeobachtungseinheit. Er erhielt mehrere Auszeichnungen für Tapferkeit. Nach der deutschen Niederlage im November 1918 kehrte Müller in ein von der Revolution erschüttertes Land zurück.  
Bayern war eine der instabilsten Regionen. Linke Aufstände in München führten zur kurzlebigen Bayerischen Räterepublik, und verschiedene Kräfte kämpften das ganze Jahr 1919 um die Vorherrschaft. Müller trat in dieser Zeit der Münchner Polizei bei und diente im politischen Dienst. Er war an der Niederschlagung mehrerer Aufstände beteiligt und erwarb sich einen Ruf für Zuverlässigkeit.
Seine Berichte waren klar, strukturiert und frei von persönlichen Äußerungen. Höhere Beamte hoben hervor, dass er Befehle ohne Zögern befolgte – eine Eigenschaft, die ihm zum Aufstieg verhalf. Anfang der 1920er Jahre gehörte Müller zur Bayerischen Staatspolizei. Zu seinen täglichen Aufgaben gehörte die Überwachung politischer Gruppen in ganz München. Dies umfasste auch frühe Kontakte zur NSDAP.
Müller war in der Zeit nach dem Hitlerputsch im November 1923 anwesend, als Adolf Hitler und seine Anhänger versuchten, die Macht zu ergreifen. Obwohl Müller ein entschiedener Antikommunist war, wahrte er professionelle Distanz zu allen politischen Bewegungen, einschließlich der Nationalsozialisten. Seine Berichte aus dieser Zeit lassen keine persönliche Sympathie für sie erkennen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, Bedrohungen zu erkennen und die Staatssicherheit zu gewährleisten.
In den späten 1920er Jahren vertiefte Müller seine Karriere bei der politischen Polizei. Er spezialisierte sich auf Überwachung, Verhöre und die Analyse politischer Bedrohungen. Seine Vorgesetzten schätzten seine administrativen Fähigkeiten. Er verstand sich mit Ablagesystemen, verglich Dokumente präzise miteinander und behielt die Kontrolle über Informationen streng im Griff. Der Wendepunkt kam im Januar 1933 mit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler.
Kurz darauf reorganisierte Hermann Göring die preußische Polizei und schuf eine neue politische Kraft: die Geheime Staatspolizei, die Gestapo. Müller wurde aufgrund seiner Erfahrung in München und seiner erfolgreichen Bilanz im Kampf gegen kommunistische Gruppen rekrutiert. Er zog nach Berlin und schloss sich der Organisation in ihrer Gründungsphase an. Seine präzisen Berichte und seine Fähigkeit, große Geheimdienstakten zu verwalten, ließen ihn schnell hervorstechen. 
Mitte der 1930er-Jahre erregte Müller die Aufmerksamkeit aufstrebender Sicherheitsführer, darunter Reinhard Heydrich, der den Sicherheitsdienst (SD) aufbaute. Heydrich schätzte Müllers methodisches Vorgehen und berief ihn in Positionen, die strenge administrative Kontrolle erforderten. Müller trat 1934 der SS bei und wurde zu einer verlässlichen Stütze im wachsenden Berliner Sicherheitsapparat.
Bis 1938 hatte er sich den Ruf eines der fähigsten Verwaltungsbeamten der deutschen politischen Polizei erworben. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 avancierte Müller zu einem der mächtigsten Funktionäre im Sicherheitsapparat Nazi-Deutschlands. Im selben Jahr wurde er zum Leiter des Amtes IV ernannt, der für die Gestapo zuständigen Abteilung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Das RSHA vereinte Nachrichtendienst, Polizeiarbeit und Verwaltungsaufsicht in einer einzigen Struktur. 
Vom RSHA-Hauptquartier in Berlin aus koordinierte Müller die tägliche Arbeit Tausender Offiziere. Seine Aufgaben reichten von der Auswertung von Geheimdienstberichten bis zur Leitung von Ermittlungen im gesamten besetzten Europa. Seine Informationskompetenz machte ihn zu einer Schlüsselfigur der inneren Sicherheitsoperationen des Regimes.
Mit der Ausweitung des Krieges wuchsen auch Müllers Aufgaben. Er leitete Ermittlungen gegen Oppositionsnetzwerke, Widerstandsgruppen und Personen, die von der NS-Führung als Bedrohung eingestuft wurden. Seine Abteilung überwachte die besetzten Gebiete, koordinierte sich mit den Feldstellen und wertete Informationen der Abwehr, des Sicherheitsdienstes und ausländischer Polizeibehörden aus.
  Müller war maßgeblich am Repressionsapparat in Deutschland beteiligt, insbesondere gegen Hochverräter und Spionageverdächtige. Die Beziehungen innerhalb des Sicherheitsapparates waren oft angespannt. Müller respektierte Heydrich, geriet aber häufig mit Heinrich Himmler aneinander, der Loyalität und ideologische Überzeugung Müllers bürokratischer Strenge vorzog.
  Müllers mangelnde ideologische Begeisterung führte dazu, dass ihm einige Führungskräfte misstrauten, doch seine Effizienz machte ihn unentbehrlich. Nach Heydrichs Tod im Juni 1942 arbeitete Müller unter Ernst Kaltenbrunner, dem neuen Chef des RSHA. Eine seiner prominentesten Rollen übernahm Müller nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Als Offiziere unter Claus von Stauffenberg versuchten, den Diktator in der Wolfsschanze zu ermorden, wurde Müller mit der Identifizierung und Verfolgung der Verschwörer beauftragt.
Sein Büro koordinierte Verhöre, Verhaftungen und die darauffolgenden raschen Ermittlungen. Seine Arbeit trug zum Zusammenbruch des Widerstandsnetzwerks und zur Verhaftung Tausender Personen bei. Seine Kontrolle über die Informationen machte ihn zu einem der bestinformierten Männer im nationalsozialistischen Deutschland. Anfang 1945 war Müller für die Bemühungen des zusammenbrechenden Regimes, die Ordnung aufrechtzuerhalten, unverzichtbar geworden. 


Während sich Berlin auf den Vormarsch der sowjetischen Truppen vorbereitete, leitete Müller seine Abteilung weiterhin aus der Hauptstadt heraus. Seine letzten Monate im Amt führten ihn in Hitlers Bunker und in das bis heute ungeklärte Schicksal. Im April 1945 brach Berlin unter dem Druck des sowjetischen Vormarsches zusammen.
Regierungsbehörden evakuierten, doch Müller blieb in der Hauptstadt. Als Chef der Gestapo wähnte er sich im Zentrum der Macht. Mitte April zog er in den Führerbunker unter der Reichskanzlei. Eine seiner letzten dokumentierten Aufgaben war das Verhör von Hermann Fegelein, Himmlers SS-Verbindungsoffizier, nachdem bekannt geworden war, dass Himmler hinter Hitlers Rücken versucht hatte, Friedensverhandlungen mit den Westalliierten aufzunehmen.
Fegelein wurde in einem Keller nahe des Bunkers verhört und später erschossen, nachdem Hitler Himmler all seiner Ämter enthoben hatte. Diese Episode verdeutlichte, wie tief Müller selbst im Angesicht des Zusammenbruchs des Regimes noch in die innere Sicherheit involviert war. Müller arbeitete in den kleineren Verwaltungsräumen abseits des Hauptkorridors.
Seine Aufgaben im Bunker konzentrierten sich auf die innere Sicherheit, die Aktualisierung der Geheimdienstinformationen und den Schutz sensibler Dokumente. Jeden Morgen überprüfte er abgefangene Kommunikationen, Truppenberichte und den Zustand der Berliner Verteidigung. Hitlers Sekretärin Traudl Junge erinnerte sich später daran, Müller am 22. April gesehen zu haben, und bemerkte, dass er faktisch einige der Aufgaben Ernst Kaltenbrunners als Leiter des RSHA übernommen hatte.
Junge und der Bunkertelefonist Rochus Misch erinnerten sich beide daran, Müller am 30. April, dem Tag von Hitlers Selbstmord, wiedergesehen zu haben. In diesen Tagen hatte Müller häufigen Kontakt zu Wilhelm Mohnke, dem militärischen Kommandanten des Bunkers. Müller stand auch in Kontakt mit Martin Bormann, der sich bei Sicherheitsbeurteilungen auf ihn verließ.
  Nachkriegsaussagen zufolge informierte Müller Joseph Goebbels über die Lage der Widerstandsgruppen, da er befürchtete, dass Oppositionsnetzwerke das Chaos ausnutzen könnten. Er überwachte auch die Loyalität des verbliebenen Personals, da er sich angesichts der sich verschärfenden Lage Sorgen um Desertionen machte. Mehrere Bunkerüberlebende erwähnten später Müllers ruhiges, fast distanziertes Auftreten.  
Seine Uniform war stets tadellos, er hielt sich strikt an seine Büroroutine und trug Aktenordner zwischen den Besprechungen mit sich herum, als ob die Regierung noch immer funktionsfähig wäre. Seine Autorität rührte nicht von seinem Rang her, sondern von der enormen Menge an Informationen, über die er verfügte. In einem auf Geheimhaltung basierenden System verstand Müller das Ausmaß seines Wissens und die damit verbundene Gefahr nach dem Krieg.
Die letzte verlässliche Sichtung Müllers erfolgte am 1. Mai 1945. Zeugen gaben an, ihn an diesem Nachmittag noch im Bunkerkomplex gesehen zu haben. Danach gehen die Berichte auseinander. Einige behaupten, er sei in Richtung der Gärten der Reichskanzlei gegangen. Andere behaupten, er habe sich in einen angrenzenden Schutzraum begeben. Einige wenige Zeugen vermuteten, er habe Leichen in der Nähe des Ausgangs untersucht, doch diese Aussagen widersprechen sich.
Es gibt kein bestätigtes Dokument, das Müller nach dem 1. Mai außerhalb des Bunkers verortet. An einem Ort, an dem Dutzende hochrangige Persönlichkeiten starben, sich ergaben oder flohen, verschwand Müller spurlos. Als der Krieg im Mai 1945 endete, erwarteten die alliierten Geheimdienste, dass Heinrich Müller zu den hochrangigen NS-Funktionären gehören würde, die festgenommen wurden.
Als Chef der Gestapo verfügte er über Kenntnisse der inneren Sicherheitsoperationen, der Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten und der sensibelsten Akten des Regimes. Dennoch befand er sich nicht unter den in Berlin festgenommenen Gefangenen, und sein Name tauchte auch auf keiner sowjetischen Liste auf. Innerhalb weniger Wochen leiteten sowohl das US-amerikanische Counterintelligence Corps als auch der sowjetische NKWD unabhängige Suchaktionen ein.
Erste Spuren führten in verschiedene Richtungen. Im Sommer 1945 berichteten einige deutsche Gefangene US-Ermittlern, Müller sei in der Nähe der Reichskanzlei tot gesehen worden. Andere bestanden darauf, er sei von sowjetischen Truppen verschleppt worden. Amerikanische Offiziere durchsuchten Krankenhäuser, Leichenhallen und Haftanstalten in ganz Berlin, fanden aber keine eindeutige Übereinstimmung.
Die Suche wurde dadurch erschwert, dass „Heinrich Müller“ ein häufiger Name war und es sogar zwei SS-Generäle mit diesem Namen gab. Die Sowjets gaben keine klaren Informationen. Sie behaupteten, Müller sei nicht in ihrer Obhut, was westliche Behörden jedoch bezweifelten. Ende der 1940er-Jahre weiteten das Counterintelligence Corps und seine Nachfolgeorganisationen die Suche aus. Sie befragten ehemalige Gestapo-Offiziere, durchsuchten das Haus von Müllers Kriegsgeliebter Anna Schmid und sammelten Berichte aus dem gesamten besetzten Europa.
Mit Beginn des Kalten Krieges verschoben sich die Prioritäten. Anfang der 1950er-Jahre gingen viele Beamte stillschweigend davon aus, Müller sei tot, obwohl sein Name weiterhin in Kriegsverbrechensakten auftauchte. Das Rätsel blieb jedoch ungelöst. Der ehemalige SS-Offizier Walter Schellenberg behauptete später, Müller sei in die Sowjetunion übergelaufen und 1948 in Moskau gesehen worden, lieferte jedoch keine überprüfbaren Details.
In den 1960er Jahren tauchten neue Gerüchte auf. Die Festnahme Adolf Eichmanns im Jahr 1960 weckte erneut Interesse, und Eichmann erklärte seinen israelischen Vernehmern, er glaube, Müller sei noch am Leben. 1961 berichtete der polnische Überläufer Michael Goleniewski, sowjetische Vorgesetzte hätten ihm mitgeteilt, Müller sei um 1950–1952 „aufgegriffen“ und nach Moskau gebracht worden, doch US-Ermittler konnten seine Aussage nicht bestätigen.
Die westdeutschen Behörden verfolgten auch konkretere Spuren. Sie untersuchten Berichte, wonach Müllers Leiche kurz nach dem Fall Berlins gefunden und beerdigt worden sein soll. Eine dieser Aussagen stammte von Walter Lüders, der angab, er habe geholfen, die Leiche eines SS-Generals zusammen mit Heinrich Müllers Papieren in einem Grab auf dem alten jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße zu bestatten.
1963 wurde ein Grab an dieser Stelle untersucht, doch die Überreste waren vermischt und ließen keine eindeutigen Ergebnisse zu. Spätere Behauptungen brachten Müller in so weit entfernte Städte wie die Tschechoslowakei, Brasilien, Paraguay, Argentinien und sogar Panama, wo ein Mann namens Francis Willard Keith kurzzeitig verdächtigt wurde, Müller zu sein, bis Fingerabdrücke ihn entlasteten.
2001 veröffentlichten die Vereinigten Staaten die Müller-Akte der CIA im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes. Die Dokumente belegten, dass amerikanische Behörden jahrelang nach ihm gesucht, aber nie eine Spur von ihm gefunden hatten. Das US-Nationalarchiv kam später zu dem Schluss, dass die Akte in einem Punkt eindeutig war: Die CIA und ihre Vorgängerorganisationen hatten nach dem Krieg nie Kontakt zu Müller aufgenommen.
Der Bericht stellte fest, dass es „starke Indizien, aber keinen Beweis“ dafür gebe, dass er in Berlin gestorben sei, und ebenso „starke Indizien, aber keinen Beweis“ dafür, dass er vom sowjetischen Geheimdienst eingesetzt worden sein könnte. Müllers Verschwinden ist besonders bemerkenswert, da er eine der höchsten Sicherheitspositionen im NS-Staat innehatte. In einer Stadt, in der Tausende starben und viele entkamen, bleibt er die einzige Person, deren Schicksal ungeklärt ist.
Sein Ableben gibt Historikern und Geheimdienstexperten weiterhin Rätsel auf. Wenn Ihnen dieses Video gefallen hat, schauen Sie sich als Nächstes „Hans Kammler – Der SS-Ingenieur, der nach dem Krieg verschwand“ an. Liken Sie dieses Video, abonnieren Sie den Kanal und aktivieren Sie die Benachrichtigungen, um keine weiteren Folgen von History Inside zu verpassen. Vielen Dank fürs Zuschauen.

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