22. Juni 1941 Sowjetunion. Noch vor Tagesanbruch durchdringt das donnernde Artillerie die Stille entlang der Front von der Ostsee bis zum schwarzen Meer. Tausende Geschütze eröffnen gleichzeitig das Feuer, während Panzer und Infanterie ihren Vormarsch beginnen. Am Himmel erscheinen die ersten Flugzeuge.

Der Angriff auf die Sowjetunion hat begonnen. Monatelang hatten deutsche Soldaten an der Grenze gewartet und nun überschreiten mehr als 3 Millionen Männer die Linie in sowjetisches Gebiet. Die Kampagne wird als Kreuzzug gegen den Bolschevismus dargestellt. Doch in Wahrheit ist es ein Krieg der Vernichtung. Hinter der Front folgen Einsatzgruppen, Spezialeinheiten mit dem Auftrag, ganze Bevölkerungsgruppen zu töten, darunter Juden, Kommunisten und alle, die als lebens unwürdig gelten.
Das weite Gebiet des Ostens wird zu einer Landschaft aus Feuer, Hunger und Erschießungen. Zunächst scheint der Sieg sicher. Die sowjetischen Verteidigungslinien brechen zusammen. Ganze Armeen ergeben sich. Und die Wehrmacht rückt in wenigen Wochen hunderte Kilometer vor. Doch hinter dem Triumph liegt ein moralischer Abgrund.
Brennende Dörfer, verhungernde Gefangene und Zivilisten, die auf der Stelle erschossen werden. Offiziere und Soldaten reden sich ein, sie dienten ihrem Land, nicht der nationalsozialistischen Ideologie. Unter ihnen befindet sich ein Mann, der dieses Paradox verkörpert. Ein disziplinierter Berufssoldat, geprägt von den Traditionen der alten deutschen Armee, nun im Dienst eines Regimes, das den Krieg in Völkermord verwandelt hat.
Sein Name ist Werner von Erdmannsdorf. Heinrich Werner Bernhard von Erdmannsdorf wurde am 26. Juli 1891 in Bauzen im Königreich Sachsen geboren, damals Teil des Deutschen Kaiserreichs. Er wuchs in einer traditionellen Offiziersfamilie auf. Sein Vater, Heinrich von Erdmannsdorf war ein adliger königlich sächsischer Beamter und ehemaliger Rittmeister.
Seine Mutter Gtrud von Schönberg entstammte einer alten sächsischen Alsfamilie. Das Elternhaus legte großen Wert auf Pflichtgefühl, Disziplin und Loyalität gegenüber der Monarchie. Eigenschaften, die Wernas Charakter von klein aufprägten. Er hatte außerdem einen jüngeren Bruder Gottfried, der ebenfalls in der deutschen Armee diente und später Generalmajor wurde. Am 1.
Oktober 1910 trat Werner von Erdmannsdorf in eine sächsische Leichtinfanterieeinheit des Deutschen Heer ein. Durch seinen Fleiß stieg er stetig im Rang auf und war bereits im August 1912 Offizier. Als im Sommer 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, diente Erdmsdorf als Kompanieoffizier. Sein Bataillon kämpfte an der Westfront, wo er am 23.
September 1914 verwundet wurde. Nach seiner Genesung kehrte er an die Front zurück und diente in den folgenden vier Jahren, sowohl an der West als auch an der Ostfront. Er nahm an den großen Operationen teil, die den Krieg bestimmten. Verzweifelte Gegenangriffe, endlose Artilleriebeschüsse und die zunehmende Erschöpfung der deutschen Armee.
Erdms Dorfkriegsdienst brachte ihm mehrere deutsche und österreichisch-arische Auszeichnungen ein. 1917 erhielt er das Ritterkreuz des Militär St. Heinrichs Ordens, eine der höchsten militärischen Ehrungen Sachsens. Und bis Kriegsende besaß er beide Klassen des eisernen Kreuzes. Außerdem diente er als Regimentsadjutant und Stabsoffizier.
Doch wie Millionen andere Deutsche kehrte er am Ende des Krieges in ein Land im Chaos zurück. Kaiser Wilhelm II. hat im Herbst 1918 abgedankt. Die Monarchie war verschwunden und ein Revolution erfasste das ganze Land. Die Armee, die aus den Trümmern des Kaiserreichs hervorging, die Reichswehr, war klein und durch den Versailler Vertrag auf 100.000 Mann beschränkt.
Dennoch bewahrte sie ihre Traditionen von Professionalität und Hierarchie. Während der Weimacher Republik blieb Erdmsdorf in der Armee und besuchte Generalstabslehrgänge, die seinen militärischen und geistigen Horizont erweiterten. 1919 heiratete er Helene Anna Elonore von Chie und Bögendorf. die wie er aus einer alten Adelsfamilie stammte.
In den 1920er Jahren wechselte Erdmsdorf zwischen Infanterie und Kavallerieeinheiten und stieg weiter im Rang auf. Er unterrichtete auch Taktik in der Infanterieschule in Dresden, wobei seine Lehre stark von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs geprägt war. Er gehörte zu jener Generation von Offizieren, die sich als Hüter einer unpolitischen professionellen Militärtradition verstanden.
Ein Ideal, das sich unter dem nationalsozialistischen Regime später nicht mehr aufrechhalten ließ. Anfang der 1930er Jahre befand sich Deutschland im Wandel. Die Wirtschaft brach zusammen und radikale Bewegungen gewannen an Einfluss. Als Adolf Hitler und die NSDP 1933 an die Macht kamen, begrüßten viele Berufsoffiziere, darunter auch Erdmannsdorf, die neue Regierung mit vorsichtigem Optimismus.
Sie waren keine Nazis, doch sie begrüßten das Versprechen des Regimes, die Armee wieder aufbauen und das nationale Selbstbewusstsein zu stärken. Der persönliche Eid of Hitler, der 1934 eingeführt wurde, band sie nicht nur an den Staat, sondern an den Führer selbst. Eine moralische Falle, die ihr weiteres Schicksal bestimmen sollte.
In den frühen Jahren des nationalsozialistischen Regimes, als die Aufrüstung der deutschen Armee immer schneller voranschritt, stieg Erdmannsdorf weiter auf. Die Idee einer kleinen Armee, damals Reichswehr genannt, wurde aufgegeben und 1935 entstand mit der Wehrmacht eine neue Streitkraft in offenem Verstoß gegen den Versailler Vertrag.
Bereits im November 1938 kommandierte Erdmsdorf ein eigenes Regiment. Für ihn und für die Nationalsozialisten waren die Jahre stiller Vorbereitung vorbei. Deutschland war bereit zur Eroberung Europas. Als am 1. September 1939 der zweite Weltkrieg begann, führte Erdmannsdorf sein Regiment beim Überfall auf Polen.
Seine Truppen kämpften in dem raschen Feldzug, der die polnische Armee in wenigen Wochen zerschlug. Für Offiziere wie ihn schienen die frühen Siege alles zu bestätigen, wofür die neue Wehrmacht stand. Effizienz, Tempo und Disziplin. Nach dem Polenfeldzug diente er 1940 an der Westfront und später in der Sowjetunion nach dem 22.
Juni 1941, als Hitler Unternehmen Barbarossa startete. An der Ostfond befähligte Erdmannsdorf eine ganze Division und nahm an den großen Kesselschlachten bei Bia Wistock, Minsk und Smolensk teil, wo hunderttausende sowjetische Soldaten gefangen genommen wurden. Die Bedingungen für diese Gefangenen waren entsetzlich.

ZNTAende starben an Hunger, Kälte und Vernachlässigung. In deutschen Kriegsgefangenenlagern, oft nur umzeunte Felder ohne Unterkunft, griffen verhungernde mitunter zum Kannibalismus, um zu überleben. Inzwischen drang Erdmsdorfsdivision in Richtung Liniengrad heutigen St. Petersburg vor und kämpfte in den Wäldern und Sympfen des Nordens.
Der Feldzug war grausam. Dörfer brannten, Zivilisten wurden ausgehungert und auf der Stelle erschossen. Ganze Regionen verwüstet. Für seine Führung beim Halten der Stellung im Winter 19412 gegen sowjetische Gegenangriffe erhielt Erdmannsdorf das deutsche Kreuz in Gold. gefolgt wenige Monate später vom Ritterkreuz des eisernen Kreuzes.
Eine der höchsten militärischen Auszeichnungen des NS-Staates. In der offiziellen Begründung wurde er für seine herausragende Führung während der Verteidigung von Tichwen und beim Rückzug seiner Division über die Wolchov gelobt. Handlungen, die halfen, die Front bei Liniengrad zu stabilisieren. Doch hinter diesem Heldentum verbarg sich die düstere Realität eines Vernichtungskrieges.
Die Deutsche Armee im Osten kämpfte nicht nur gegen Soldaten, sondern führte einen ideologischen Krieg, geprägt von Hitlers Rassenpolitik. Zivilisten unermesslich unter der Besatzung und sowjetische Kriegsgefangene starben zu Hunderttausenden. Erdmsdorf diente wie viele Berufsoffiziere trotz dieser unmenschlichen Zustände weiter pflichtbewusst und blind gegenüber den Verbrechen um ihn herum.
Anfang 1943 wurde Erdmannsdorf zum Generalleutnand befördert. Seine Erfahrung und Zuverlässigkeit machten ihn zu einem typischen Vertreter des Führungskors der Wehrmacht. Effizient, loyal und gehorsam. Doch der Krieg wendete sich. Stalingrad fiel im Februar 1943 an die Sowjets und der Mythos der Unbesiegbarkeit Deutschlands zerbrach.
In den folgenden Monaten diente Erdmannsdorf in Stabs- und Reservefunktionen, unter anderem als Militärinspekteur in Dresden. Seine Aufgaben waren in dieser Phase des Krieges vor allem administrativ, doch das sollte sich bald ändern. 1944 stand Deutschland von allen Seiten unter Druck.
Erdmsdorf erhielt kurzzeitig das Kommando über Armeekors in Norwegen und wurde später nach Jugoslawien versetzt. Der Balkan war für die deutschen Besatzungstruppen ein Albtraum. Von Beginn an Partisanenkämpfe, Vergeltungsaktionen aller Seiten und Chaos. Ende Januar 1945 wurde Erdmannsdorf zum kommandierenden General des Deutschen Cors in Jugoslawien ernannt.
Eine der ihm unterstellten Einheiten war die siebte SS Freiwilligen Gebirgsdivision Prinz Eugen, berüchtigt für ihr mörderisches Vorgehen gegen Zivilisten. Die Opfer wurden erschossen, erschlagen, gefoltert oder in brennenden Häusern verbrannt. Wurde jemand nicht zu Hause, sondern auf der Straße oder auf den Feldern gefunden, tötete man ihn dort und verbrannte die Leiche.
Säuglinge mit ihren Müttern, schwangere Frauen und gebrechliche alte Menschen wurden ebenfalls ermordet. In der Ortschaft Velike wurde ein neunjähriger Junge von zwei Männern bei lebendigem Leib geholutet. Das war keine Ausnahme. Nahezu alle unter Erdmannsdorfs Kommando stehenden Einheiten beteiligten sich im Rahmen der Partisanenkämpfung an brutalen Vergeltungsaktionen gegen Zivilisten.
Erdmsdorfs letzter Feldzug fand im März 1945 während des Unternehmens Frühlingserwachen in Ungarn statt. einem von Hitlers letzten verzweifelten Versuchen den Vormarsch der roten Armee aufzuhalten. Das Unternehmen scheitte katastrophal und die Reste von Erdmsdorfs Chor zogen sich nach Westen zurück in der Hoffnung sich den westlichen Alliierten zu ergeben.
Als Nazi Deutschland im Mai 1945 kapitulierte, geriet Erdmannsdorf in britische Gefangenschaft. Wie viele Offiziere der besiegten Wehrmacht rechnete er mit Internierung oder Verhören durch Briten oder Amerikaner. Doch am 4. Juni 1955 wurde er den jugoslawischen Behörden übergeben, die ihn für die von deutschen Truppen auf dem Balkan begangenen Kreultaten verantwortlich machten.
Die von Josip Bros Tito geführten Partisanen vollzogen rasche Vergeltung an Besatzern und Kollaborateuren. Erdmannsdorf wurde nach Lybiana in Slowenien gebracht zusammen mit drei weiteren deutschen Generälen. Gustav Fehen, Friedrich Stefan und Heinz Katner. Es gab kein formelles Gerichtsverfahren und die vier Männer wurden am 5.
Juni 1945 durch Erschießung hingerichtet. Seine Frau Helene von Chirchke und Bögendorf erfuhr erst Jahre später vom Tod ihres Mannes. Als ihn die Partisanen für die Verbrechen der unter seinem Kommando stehenden Einheiten erschossen, war er 53 Jahre alt. Vielen Dank, dass du dir den World History Kanal angeschaut hast. Klick auf gefällt mir, abonniere unseren Kanal und aktiviere die Benachrichtigungen, um keine Folge zu verpassen.
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