17. März 1942 Feldflugplatz Pskov Süd Ostfront. Die Transportmaschinen kehrten leer zurück, wieder und wieder. Leutnand Karl Bergmann stand neben seiner BF9 F4 und beobachtete, wie die beschädigten U5 auf der vereisten Landebahn aufsetzten. Von z Maschinen, die am Morgen zur Versorgung des Demyanz Kessels gestartet waren, fehlten vier.

Drei weitere trugen Einschusslöcher in Rumpf- und Tragflächen. In 8 Tagen hatte die Transportstaffel 23 Flugzeuge verloren. Die eingekesselte 16. Armee brauchte täglich 300 Tonnen Nachschub zum Überleben. Die Luftwaffe lieferte kaum noch in 180 Tonnen. Bergmann vor dem Kriegmechaniker in einer Autowerkstatt in Nürnberg hatte heute seinen vierten Begleitflug absolviert.
Vier Staats, vier erfolglose Kämpfe gegen sowjetische Jäger. Die Taktik war immer gleich. 6 BF 109 flogen in viertausend M Höhe über den schwerfälligen Transportern, die sich in zwei tausend m Höhe durch die Luft quälten und jedesmal geschah dasselbe. Die sowjetischen Jag und LGJ3 tauchten aus den Wolken, griffen die Transporter von unten an und verschwanden wieder, bevor die deutschen Jäger sie erreichen konnten.
Zwölf sowjetische Maschinen waren heute gesichtet worden. Die Messerschmitz hatten keine einzige abschießen können. Bergmann Hauptmann Steiner, der Staffelkapitän, winkte ihn zu sich. Morgen früh 0:30 Uhr, wieder Geleitschutz. Diesmal führst du die Rotte. Jawohl, Herr Hauptmann. Bergmann salutierte mechanisch, aber seine Gedanken waren woanders.
Er hatte heute etwas bemerkt, etwas, das nicht stimmte. Die sowjetischen Jäger griffen immer aus südlicher Richtung an, immer zur gleichen Zeit. Kurz nachdem die Transporter den Ilmensee überquert hatten und sie verschwanden immer nach Nordosten über den Sumpfwäldern. Als Mechaniker hatte Bergmann gelernt, Muster zu erkennen.
Ein Motor, der unregelmäßig lief, hatte immer einen Grund. Ein Feind, der immer gleich angriff, hatte immer eine Schwäche. Am Abend saß er in der überfüllten Unterkunft, einem umgebauten Bauernhaus und studierte die Karte. Sein Kamerad, Feldwebel Otto Krause, trat neben ihn. Was grübelst du, Karl? Diese verdammten Russen kommen immer von der gleichen Stelle hier.
Bergmann tippte auf die Karte. Südlich vom See und sie verschwinden hier nordöstlich. Na und? Dort ist ihr Flugplatz. Nein. Bergmann schüttelte den Kopf. Ihr Flugplatz liegt laut Aufklärung 40 km weiter östlich. Wenn sie von dort starten würden, müssten sie mehr Treibstoff verbrauchen. Sie würden nicht so lange über dem Kampfgebiet bleiben können. Grause runzelte die Stirn.
Du meinst, sie haben einen vorgeschobenen Stützpunkt oder einen Hinterhalt? Bergmann zeichnete eine Linie auf der Karte. Sie warten irgendwo hier im Tieflug zwischen den Bäumen. Unsere Transportmaschinen fliegen immer die gleiche Route. Die Russen müssen nur aufsteigen und angreifen. Hast du das Steiner gesagt? Der wird mir nicht zuhören.
Ich bin erst seit 8 Wochen an der Front. Krause zündete sich eine Zigarette an. “Und was willst du tun?” Bergmann schwieg lange. Dann sagte er leise: “Morgen fliege ich nicht über den Transportern. Ich fliege tief. Sehr tief. Das ist gegen die Befehle. Ich weiß, Steiner wird dich vor ein Kriegsgericht stellen. Nur wenn ich falsch liege.
Bergmann faltete die Karte zusammen. Aber wenn ich recht habe, Otto, dann können wir diese verdammten Transporter endlich durchbringen. In dieser Nacht schlief Karl Bergmann kaum. Er dachte an die Transportpiloten, die er heute hatte sterben sehen, an die Soldaten im Kessel, die auf Nachschub warteten und an die Anweisung, die er morgen brechen würde.
Um 05:45 Uhr stand er neben seiner Maschine. Der Motor der BF109 lief bereits warm. In 20 Minuten würde die Sonne aufgehen. In 20 Minuten würde er wissen, ob seine Theorie stimmte oder ob er der letzte Flug 18. März 06:28 Uhr Feldflugplatz Pskovs Süd. Der Morgen war eisig. Bergmanns Atem bildete weiße Wolken, während er seinen Fallschirm anlegte.
Seine Hände zitterten, nicht vor Kälte, sondern vor Anspannung. Um ihn herum starteten die anderen fünf BF 19 der Begleitsstaffel. Hauptmann Steiner hatte die Formation befohlen. Zwei Rotten in 4000 m Höhe, eine Rotte in 5000 m als obere Deckung. Bergmann führte die zweite Rotte mit Feldwebel Krause als Rottenflieger. Krause wusste, was Bergmann vorhatte, die anderen nicht. Achtung, alle Maschinen.
Start in 2 Minuten. Die Stimme des Flugleiters knackte im Funkgerät. Bergmann kletterte in sein Cockpit. Die vertrauten Handgriffe, Riemen festziehen, Instrumente prüfen, Gasknüppel testen. Die BF10 F4 war eine gute Maschine. Schnell, wendig, zuverlässig. 650 PS Daimler Benz DB 601 Motor. Höchstgeschwindigkeit 65 Kalamar, Dienstgipfelhöhe 11000 m.
Bewaffnung: 15 mg in der Motorgondel, 27,22 MG17 über dem Motor. Aber all diese technischen Daten würden ihm nichts nutzen, wenn seine Theorie falsch war. Um 06:31 Uhr onhoben die 12 U52 ab. Schwerfällig überladen mit Munitionskisten und Verpflegung. Jede Maschine trug 3 Tonnen Last. Ihre Höchstgeschwindigkeit. Sie waren fliegende Särge.
Die sechs Messerschmitz starteten 30 Sekunden später. Bergmann zog seine Maschine in die Luft, formierte sich mit Krause auf Steiners linker Seite. Der Hauptmann führte die Formation nach Osten in Richtung der aufgehenden Sonne. Adler eins an alle. Steigflug auf 4000. Route wie gestern. Augen auf. Steiners Stimme klang routiniert, müde.
Die Formation stiegend, zweitausend. Die Transporter blieben weit unter ihnen. Schwerfällige Schatten über dem gefrorenen Land. 3000 m jetzt. Bergmann drückte seine Maschine nach unten. Hart. Der Horizont kippte. Der Motor heulte auf. Adler 3: Was zum Teufel machst du? Steiners Stimme explodierte im Funk.
Motorproblem, Herr Hauptmann. Mß runter. Bergmann log, aber seine Stimme klang überzeugend. Jahre als Mechaniker hatten ihn gelehrt, wie sich ein defekter Motor anhörte. Er imitierte das Stottern perfekt. Adler 4, bleib bei ihm. Befahl Steiner. Krause folgte ihm nach unten. Gut. Bergmann hatte mit zwei Maschinen mehr Chancen.
Sie sankten schnell. 2000 m, 1000 m, 500 m. Der Boden raste auf sie zu. Endlose Wälder durchzogen von gefrorenen Flüssen und Sümpfen. Karl, was machst du? Grause Stimme im Funk angespannt. Vertrau mir, Otto. 300 m. 200 m. Bergmann flog jetzt knapp über den Baumwipfeln die Geschwindigkeit auf 45 hin5 km h gedrosselt.

Die BF10 zitterte im turbulenten Luftstrom über dem Wald. Jeder Fehler, jede Unaufmerksamkeit würde ihn in die Bäume reißen. Er flog die Route der Transporter nach, aber 3700 m tiefer, südlich vom Ilmensee, genau dort, wo er die sowjetischen Jäger vermutete. Die Minuten dehnten sich. Bergmanns Augen brannten von der Konzentration.
Jeder Baum, jede Lichtung, jede Bodenwelle mußte beachtet werden. Im Tieflug gab es keine Fehlertoleranz. Dann sah er es. Eine Lichtung etwa 800 m langweih mer breit und darauf Flugzeuge. Acht nein zehn sowjetische Jäger LJ3 und Jack 1 getarnt unter Netzten und Ästen. Daneben primitive Zelte, ein Treibstofflager aus Fässern, Munitionskisten, ein vorgeschobener Stützpunkt, genau wie er vermutet hatte und mehr noch.
Am östlichen Ende der Lichtung startete gerade eine Jack. Ihre Propeller wirbelten Schnee auf, zwei weitere rollten zur Startposition. Sie bereiteten den Angriff auf die Transporter vor. In wenigen Minuten würden sie aufsteigen, unsichtbar im Tieflug und dann aus dem Hinterhalt zuschlagen. Otto, siehst du das? Bergmann riissß seine Maschine nach rechts, um nicht über die Lichtung zu fliegen und gesehen zu werden.
Mein Gott, ein ganzes Nest. Über ihnen, in 4000 m Höhe begleiteten die deutschen Jäger ahnungslos die Transporter. Die sowjetischen Maschinen würden in weniger als dre Minuten in der Luft sein. Dann würden sie aufsteigen, die Transporter von unten angreifen und wieder verschwinden, bevor Steiner und seine Männer reagieren konnten.
Es sei denn, Bergmann traf seine Entscheidung in Sekunden Bruchteilen. Er hatte zwei Möglichkeiten: Zurückfliegen, Steiner informieren, auf Befehle warten. Aber bis dahin wären die sowjetischen Jäger in der Luft und die Transporter unter Feuer. oder er konnte jetzt angreifen ohne Befehl, ohne Unterstützung gegen einen Feind, der ihm zahlenmäßig fünf zu ein überlegen war.
Otto, hörst du mir zu? Ja. Grauses Stimme war fest, obwohl Bergmann die Angst darin hörte. Wir greifen an jetzt. Sofort. Karl, das ist Wahnsinn. Wir sind nur zwei Maschinen. Die Hälfte ihrer Jäger steht noch am Boden. Wenn wir jetzt angreifen, können wir sie am Boden zerstören. Wenn wir warten, sind sie in der Luft und die Transporter sind tot.
Stille im Funk, 3 Sekunden, 5 Sekunden. Dann scheiß drauf, ich bin dabei. Bergmann drehte seine Maschine nach links, beschleunigte auf 558 kmh. Die Lichtung lag jetzt direkt vor ihm. Die startende Jag 1 war gerade abgehoben, vielleicht 50 m über dem Boden. Er zielte. Die MG151 in der Nase der BF 109 hatte 200 Schussmunition. Jeder musste sitzen.
200 m Entfernung hin oder 50 m, 100 m. Bergmann drückte ab. Die 15 mimier Kanone hämmerte. Leuchtspurgeschosse rasten auf die Jagd zu. Treffer in der linken Tragfläche. Treffer im Rumpf. Die sowjetische Maschine taumelte, kippte nach links, stürzte brennend in den Wald, aber jetzt wusste der Feind, dass er da war.
Am Boden sprangen sowjetische Piloten aus ihren Zelten. Flag MG wurden in Stellung gebracht. Die beiden Jack auf der Startbahn gaben Gas, versuchten abzuheben. Bergmann riss seine Maschine nach rechts, flog über die Lichtung hinweg. Leuchtspurgeschosse jagten ihm nach. Rot glühende Linien im Morgenlicht. Eine Garbe riss Löcher in seine linke Tragfläche.
Hinter ihm griff Krause die zweite startende Jack an. Seine MJs hämmerten. Die sowjetische Maschine explodierte noch am Boden. Treibstoff und Munition detonierten in einer gewaltigen Feuerwolke. “Noch acht am Boden”, schrie rause. Bergmann drehte wieder ein Wendekreis flach über den Baum wipfeln. Sein Puls hämmerte. Schweiß lief ihm trotz der Kälte über das Gesicht. Die dritte Jacke hob ab.
Sie stieg steil, versuchte Höhe zu gewinnen. Bergmann flog eine Kurve, kam von hinten. 300 m, 200 m. Er zielte auf das Leitwerk, drückte ab, Treffer. Das Höhenruder der Jagd zerfetzte, die Maschine trudelte, schlug in den Boden. Drei Abschüsse in 2 Minuten. Aber am Boden starteten jetzt zwei weitere Jäger gleichzeitig und aus dem Osten tauchten drei weitere sowjetische Maschinen auf, offenbar eine Patrouille, die den Lärm gehört hatte.
Karl, Verstärkung von Osten, drei Maschinen. Grauses Stimme war schrill. Sie waren jetzt sechs gegen zwei und die Munition wurde knapp. Bergmann schaute nach oben. In viertausend Meter Höhe. Winzig klein am Himmel sah er die deutschen Transporter. Ahnungslos flogen sie weiter nach Osten. Er hatte keine Zeit mehr, keine Munition für einen längeren Kampf.
Und jeden Moment würden die sowjetischen Verstärkungen sie erreichen. Aber er hatte noch eine Waffe, eine, die niemand erwartete. Otto, folge mir. Wir gehen auf die Fässer. Was? Bergmann drehte seine Maschine ein letztes Mal. Er flog direkt auf die Lichtung zu, auf das Treibstofflager in der Mitte. 20 Fässer, ordentlich gestapelt, jedes mit zwe lit Flugbenzin.
Die sowjetischen Flagschützen feuerten, Geschosse rissen durch die Luft. Eines schlug in seine Motorhaube, ein anderes zerfetzte die Antenne. 50 m, 30 m. Bergmann drückte ab. Seine letzten Geschosse rasten in die Fässer. Die Explosion war gewaltig. Eine riesige Feuerwolke schoss in den Himmel, 200 m hoch. Die Druckwelle erfßte Bergmanns Maschine, schleuderte sie nach oben wie ein Spielzeug.
Zwei sowjetische Jäger, die gerade starten wollten, wurden von der Explosion erfasst und verbrannten augenblicklich. Bergmann kämpfte um Kontrolle. Seine BF109 trudelte, der Motor stotterte. Endlich stabilisierte sich die Maschine. Er schaute zurück. Die Lichtung war eine Flammenhölle. Sieben sowjetische Jäger zerstört, das Treibstofflager vernichtet.
Der vorgeschobene Stützpunkt ausgelöscht. Die drei sowjetischen Verstärkungsmaschinen drehten ab, flogen nach Osten. Ohne Treibstoff konnten sie nicht lange in der Luft bleiben. Otto, Status: Ich lebe. Treffer im Seitenruder, aber ich fliege noch. Über ihnen zogen die deutschen Transporter ungestört weiter. Kein einziger Angriff, kein einziger Verlust.
Aber Bergmann wusste, jetzt kam der schwere Teil. Er mußte zu Hauptmann Steiner zurückkehren und erklären, warum er den direkten Befehl mixsachtet hatte. Der vergessene Jäger von Demjansk, Teil Dripti. Die Konsequenzen 18. März 194 0915 Uhr Feldflugplatz Pskov Süd. Hauptmann Steiner stand mit verschränkten Armen am Rand der Landebahn, als Bergmann seine beschädigte BF109 aufsetzte.
Die Maschine rollte ungleichmäßig. Das beschädigte Fahrwerk quietschte bei jedem Meter. 13zehn Einschusslöcher in den Tragflächen, die Motorhaube verbeult, die Antenne abgerissen. Bergmann stieg aus, seine Beine zitterten, nicht vor Angst, sondern vor Erschöpfung und Adrenalin. Hinter ihm landete Krause, dessen Maschine noch schlimmer aussah.
Leutnand Bergmann, in mein Büro. Sofort. Steiners Stimme war eisig. Die anderen Piloten standen schweigend dabei. Niemand gratulierte. Niemand sagte ein Wort. Befehlsverweigerung war kein Kavaliersdelikt. Im provisorischen Stabsgebäude, einer umgebauten Scheune, stand Steiner vor einer Karte und starrte Bergmann an. Erklären Sie.
Bergmann berichtete sachlich präzise die Beobachtungen der letzten Tage, die Theorie über den vorgeschobenen Stützpunkt, die Entscheidung im Tieflug zu fliegen, den Angriff. Steiner hörte schweigend zu. Als Bergmann endete, sagte der Hauptmann lange nichts. Dann, sie haben direkte Befehle missachtet. Sie haben ihre Position verlassen.
Sie haben ohne Genehmigung einen Angriff geflogen. Jawohl, Herr Hauptmann. Wissen Sie, was das bedeutet? Jawohl, Herr Hauptmann. Steiner trat ans Fenster, schaute hinaus auf das Flugfeld. Die Transporter sind durchgekommen, alle zwölf. zum ersten Mal seit acht Tagen keine Verluste. Er drehte sich um. Die Aufklärung hat ihre Lichtung überflogen.
Sieben zerstörte feindliche Jäger. Ein vernichtetes Treibstofflager. Der sowjetische Stützpunkt ist Geschichte. Bergmann schwieg. Ich sollte sie vor ein Kriegsgericht stellen sagte Steiner leise, aber wenn ich das tue, verliere ich meinen besten taktischen Denker. Also werde ich etwas anderes tun. Er zog ein Formular aus seiner Tasche.
Sie haben heute einen Motorschaden erlitten. Hier steht es schwarz auf weiß. Sie mussten notlanden. Dass sie dabei zufällig einen sowjetischen Stützpunkt entdeckt und angegriffen haben, war Initiative im Rahmen der Notlage. Herr Hauptmann, Klappe, Bergmann, ich schreibe den Bericht nicht Sie. Steiner griff nach einem Stift.
Aber hören Sie mir gut zu. Wenn Sie jemals wieder auf eigene Faust handeln, ohne mich zu informieren, lasse ich Sie nach Sibirien versetzen. Verstanden? Verstanden, Herr Hauptmann. Raus hier und lassen Sie Ihre Maschine reparieren. Die nächsten Wochen veränderten alles. Bergmanns Entdeckung hatte eine Lücke in der sowjetischen Taktik offenbart.
Andere Staffeln begannen vor den Begleitflügen Tiefaufklärung zu fliegen. Feldwebel Heinrich Müller von der Daen JJ G54 entdeckte zwei weitere vorgeschobene Stützpunkte und zerstörte sie bei Überraschungsangriffen. Oberleutnant Franz Köhler entwickelte die Taktik weiter. Eine Rotte flog tief, die andere hoch.
Der Bergmannschwarm, wie es inoffiziell genannt wurde. Die sowjetischen Jäger mussten ihre Taktik ändern. Sie verlegten ihre Stützpunkte weiter zurück, verloren damit aber Reaktionszeit. Die Transportverluste sanken von durchschnittlich vier Maschinen pro Tag auf 0,7. In 3 Wochen wurden 2400 Tonnen zusätzlicher Nachschub in den Kessel geflogen. Die 16. Armee hielt durch.
Der Kessel wurde im April 1947 entsetzt, aber Bergmanns Name erschien in keinem offiziellen Bericht. Hauptmann Steiner schrieb in seinem Einsatzbericht von verbesserter taktischer Koordination und effektiver tiefen Aufklärung. Das Wort Befehlsverweigerung fiel nicht. Bergmann erhielt kein eisernes Kreuz, keine Beförderung. Er blieb leutnand.
Nur die Piloten seiner Staffel wussten die Wahrheit und sie hielten dicht. Am 12. Mai 1942, 9 Wochen nach dem Angriff auf die Lichtung wurde Bergmanns BF10 über dem Wolhoffkessel von sowjetischer Flag getroffen. Er schaffte es zurück zum Flugplatz, aber die Maschine war totalen. Bergmann selbst trug eine Kopfverletzung und splitter im linken Arm davon.

Man versetzte ihn nach Deutschland zur Jagdfliegerschule in Werneuchen. Dort bildete er bis zum Ende des Krieges junge Piloten aus. Er lehrte sie nicht nur nach Vorschrift zu fliegen, sondern den Feind zu beobachten, Muster zu erkennen, im richtigen Moment die Initiative zu ergreifen. Seine Schüler fragten ihn manchmal nach seinen eigenen Einsätzen.
Bergmann erzählte von Routineflügen, Begleitschutz, Wolken und Kälte. Von der Lichtung sprach er nie. Nach dem Krieg kehrte Bergmann nach Nürnberg zurück. Die Stadt lag in Trümmern. Seine alte Autowerkstatt war zerstört. Er fand Arbeit in einer Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Maschinen. Er heiratete 1947, bekam zwei Töchter, ein stilles, unauffälliges Leben.
Feldwebel Otto Krause, der einzige andere Überlebende jenes Fluges, besuchte ihn 1953. Sie saßen in Bergmann kleiner Küche, tranken billigen Kaffee. Krause hatte inzwischen von einem Historiker gehört, der Material über die Luftschlachten an der Ostfront sammelte. “Wir sollten ihm schreiben”, sagte Krause. “Deine Geschichte sollte erzählt werden.
” Bergmann schüttelte den Kopf. Welche Geschichte, Otto, daß ich Befehle missachtet habe, daß ich Glück hatte, daß Hunderte gestorben sind, während wir überlebt haben, dass du tausende gerettet hast. Vielleicht oder vielleicht habe ich nur die Katastrophe um ein paar Wochen verzögert. Bergmann schaute aus dem Fenster.
Der Kessel wurde entsetzt. Ja, aber der Krieg ging weiter und wir haben ihn verloren. Was macht das für einen Unterschied? Grause schwieg. Dann sagte er, es hat für die Männer in den Transportern einen Unterschied gemacht, für die Soldaten im Kessel, für ihre Familien. Bergmann antwortete nicht. 1978 starb Hauptmann Steiner in Hamburg.
In seinen nachgelassenen Papieren fand seine Tochter ein vergilbtes Notizbuch, darin eine Eintragung vom 18. März 1942. Leutnant Bergmann hat heute gegen alle Vorschriften verstoßen und möglicherweise mehr Leben gerettet, als in einem ganzen Kriegsjahr verloren gingen. Ich habe ihn nicht bestraft. Ich hoffe, die Geschichte wird ihn besser beurteilen als die Dienstvorschrift.
Die Tochter versuchte Bergmann zu kontaktieren. Zu spät. Karl Bergmann war drei Monate zuvor an Herzversagen gestorben, 65 Jahre alt. Seine Töchter wußten nichts von der Lichtung, nichts von den sieben abgeschossenen Jägern, nichts von den durchgekommenen Transportern. In den Archiven der Luftwaffe findet sich kein Eintrag über den Angriff vom 18.
März 1942, nur ein Vermerk über einen Motorschaden. Der BF19 F4 Werk 867, geflogen von Leutnand K. Bergmann. Die sowjetischen Archive erwähnen den Verlust des vorgeschobenen Stützpunkts bei Demjansk als Sabotageakt und Überraschungsangriff durch zahlenmäßig überlegene Kräfte. Otto Krause, der letzte Zeuge, starb 1989 in Bremen.
In seinem Testament vermachte er seine Kriegstage Bücher einem Militärmuseum. Dort auf Seite steht in verblaster Tinte 18. März 1942. Heute habe ich gesehen, was ein einzelner Mann bewirken kann, wenn er das Richtige tut, auch wenn es gegen alle Regeln verstößt. Karl hat nicht um Erlaubnis gefragt, er hat einfach gehandelt und die Transporter kamen durch.
Ich hoffe, dass eines Tages jemand seine Geschichte erzählt. Nicht als Helden Epos, sondern als das, was sie war. Die Geschichte eines einfachen Mechanikers, der im richtigen Moment das Richtige erkannte und den Mut hatte, es zu tun. auch wenn es ihn alles hätte kosten können. Heute mehr als 80 Jahre später ist Karl Bergmanns Name in keinem Geschichtsbuch verzeichnet.
Keine Straße trägt seinen Namen. Kein Denkmal erinnert an ihn. Aber in den Transportstaffeln und Jagdgeschwadern, die nach 1942 an der Ostfront operierten, gab es eine ungeschriebene Regel: Wenn die Situation es erfordert, wenn das Muster erkennbar ist, wenn der richtige Moment kommt, dann handle. Auch wenn die Vorschrift etwas anderes sagt, sie nannten es nie beim Namen.
Aber jeder wusste, woher diese Regel kam. von einem vergessenen Leutnant, der eines Morgens im März über eine Lichtung flog und Geschichte schrieb, ohne jemals dafür anerkannt zu