Ein einziger Stich, sechs Sous für das Messer. 24 Jahre alt, keine Übung, und doch traf sie so präzise, dass der Arzt später von einem chirurgischen Schnitt sprach. Der Geruch von Essig und Krankheit erfüllt den kleinen Raum in der Rue des Cordeliers Nummer 30. Wir schreiben den 13. Juli 1793, kurz nach 7 Uhr abends. Charlotte Corday sitzt neben einer kupfernen Badewanne. Der Mann darin ist von offenen Wunden bedeckt, ein mit Essig getränktes Tuch umwickelt seinen fiebrigen Kopf. Er schreibt Namen auf ein Brett, Namen von Menschen, die morgen sterben sollen. Charlotte spürt das kalte Metall des Messers an ihrer Haut, verborgen in ihrem Korsett. In wenigen Augenblicken wird sie es ihm ins Herz stoßen. Ein einziger Stich wird genügen. Vier Tage später steht dieselbe Frau vor der Guillotine, gekleidet in das rote Hemd einer Mörderin. Die Menge brüllt, spuckt, wirft Unrat, doch Charlotte Corday weigert sich zu sitzen. Sie steht aufrecht im Karren, während der Sommerregen auf sie herabprasselt. Augenzeugen schwören später, sie habe wie ein Engel ausgesehen, durchnässt, bleich, aber mit vollkommener Ruhe im Gesicht. Sie hat einen der mächtigsten Männer des revolutionären Frankreichs getötet: Jean-Paul Marat, den Freund des Volkes, den Mann, dessen Feder täglich Hunderte in den Tod schickte. Charlotte hatte gehofft, damit das Blutvergießen zu beenden. Was sie nicht wissen konnte: Sie hatte es gerade erst entfesselt. Dies ist die Geschichte, die Frankreich über Jahrhunderte zu vergessen versuchte, die Geschichte einer jungen Frau, die in einem Kloster aufwuchs, Plutarch und Voltaire las und zu einem Schluss kam, der sie das Leben kosten würde: Der einzige Weg, die Französische Revolution zu retten, war es, einen ihrer Anführer zu ermorden. Was in den vier Tagen zwischen dem Attentat und der Guillotine geschah, die Verhöre, der psychologische Druck, ihr letzter Akt des Widerstands sollte Augenzeugen noch Generationen später verfolgen. Als ein Zimmermann ihr abgetrenntes Haupt beim Haar packte und ihr ins Gesicht schlug, schworen die Anwesenden, etwas Unmögliches gesehen zu haben. Charlotte Cordays Wangen röteten sich. Sie errötete vor Empörung im Tod.

Charlotte Marie Anne Charlotte Corday wurde am 27. Juli 1768 in Satürn de Lignerie in der Normandie geboren. Ihre Familie gehörte dem verarmten Landadel an, doch in ihren Adern floss das Blut eines der größten französischen Dramatiker. Pierre Corneille, der Autor von Tragödien über heroische Selbstaufopferung, war ihr Urururgroßvater. Diese Abstammung sollte ihr Leben prägen, obwohl sie es damals noch nicht wissen konnte. Im April 1782 traf das Schicksal die 13-jährige Charlotte mit erbarmungsloser Härte. Ihre Mutter und ihre ältere Schwester starben innerhalb weniger Wochen. Der Vater, gebrochen vor Trauer, konnte den Anblick seiner Töchter nicht mehr ertragen. Er schickte Charlotte und ihre Schwester Éléonore in die Abbaye aux Dames, ein Kloster in Caen. Dort, zwischen kalten Steinmauern und dem Duft von Weihrauch, verbrachte Charlotte acht prägende Jahre. In der Klosterbibliothek fand sie die Bücher, die sie eines Tages zur Mörderin machen würden: Plutarch, Voltaire, Rousseau und die Stücke ihres eigenen Vorfahren Corneille über Pflicht, Ehre und das Opfer des Einzelnen für das größere Ganze. Charlotte wurde bekannt für ihre Intelligenz und ihre außergewöhnliche Erscheinung, schlank, mit hoher Stirn und kastanienbraunem Haar. Als die Revolution begann, begrüßte Charlotte sie zunächst. Bei einem Familienessen weigerte sie sich, auf König Ludwig den Sechzehnten anzustoßen. „Ein schwacher König kann kein guter König sein.“ Im Juli 1790 schloss die Regierung alle Klöster. Charlotte zog nach Caen zu ihrer Cousine Madame de Bretteville.
Währenddessen war in Paris ein Mann aufgestiegen, dessen Name bald mit Blut geschrieben werden würde. Jean-Paul Marat, geboren am 24. Mai 1743, hatte als Arzt praktiziert, als Wissenschaftler geforscht und schließlich im September 1789 eine Zeitung gegründet: L’Ami du Peuple (Der Freund des Volkes). Marat wurde zur Stimme der radikalen Revolution, zum Verteidiger der ärmsten Pariser, der sogenannten Sansculottes. Dennoch forderte er gleichzeitig Gewalt gegen jeden, den er als Feind des Volkes betrachtete. In seiner Zeitung schrieb er 1790: „Vor einem Jahr hättet ihr durch das Abschlagen von fünf- oder sechshundert Köpfen für immer frei und glücklich sein können. Heute würde es 10.000 brauchen, in wenigen Monaten vielleicht 100.000.“ 100.000 Köpfe. Ich frage mich, ab welchem Punkt wird ein Revolutionär zum Tyrannen? Schreibt mir eure Gedanken dazu in die Kommentare. An dieser Stelle müssen wir einen Schritt zurücktreten. Das Paris des Jahres 1792 war eine Welt im Umbruch. Die Monarchie war gestürzt, der König gefangen, und überall lauerten Feinde, reale und eingebildete. Gerüchte von Verrat und Verschwörung vergifteten die Luft. In dieser Atmosphäre der Paranoia geschahen die Septembermassaker. Zwischen dem 2. und 6. September drangen Mobs in Pariser Gefängnisse ein und ermordeten über 1.000 Menschen: Priester, Aristokraten, gewöhnliche Kriminelle. Über 220 Priester starben, weil sie die revolutionäre Kirchenreform abgelehnt hatten. Marat hatte in seiner Zeitung dazu aufgerufen, die Verräter mit dem Schwert niederzumachen. Für Charlotte stand die Schuldfrage fest. Marat war der Architekt der Gewalt, der Mann, dessen Feder täglich Todesurteile schrieb.
Doch Marat war nicht nur mächtig, er war auch krank. Eine chronische Hauterkrankung quälte ihn seit Jahren. Seine Haut war von offenen Wunden bedeckt, die einen fauligen Geruch verströmten. Die einzige Linderung fand er in stundenlangen Bädern. Seine kupferne Badewanne, geformt wie ein alter Holzschuh, wurde zu seinem Büro. Dort schrieb er seine Todesurteile, dort empfing er Besucher, dort sollte er sterben. Wenn dich solche verschütteten Wahrheiten faszinieren, Geschichten, die in Archiven verstauben, weil sie zu unbequem sind, dann abonniere „Verlorene Geschichten“ und aktiviere die Glocke, denn was Charlotte Corday als nächstes tat, hätte niemand für möglich gehalten.
Im Juni 1793 erreichte die Krise ihren Höhepunkt. Eine junge Frau aus der Provinz beschloss, das Schicksal Frankreichs in ihre eigenen Hände zu nehmen. Die Girondisten, eine gemäßigte Fraktion, die für eine konstitutionelle Regierung eintraten, wurden am 2. Juni 1793 aus dem Nationalkonvent gesäubert. Ihre Anführer wurden verhaftet, viele andere flohen. Einige von ihnen kamen nach Caen, in Charlottes Stadt. Sie traf die geflüchteten Abgeordneten und hörte ihre Geschichten. Charlotte lernte Charles Barbaroux aus Marseille kennen, der die Septembermassaker öffentlich verurteilt hatte. Ferner ereignete sich etwas, das die Angelegenheit zutiefst persönlich machte: Am 5. April 1793 wurde Abbé Gombault, der Priester, der Charlottes sterbender Mutter die letzten Sakramente gespendet hatte, in Caen guillotiniert. Er war der erste Mensch, der dort hingerichtet wurde. Charlotte hatte nun ihr Ziel gefunden. Am 9. Juli 1793 verließ Charlotte Caen in Richtung Paris. In einem Brief an ihren Vater behauptete sie, nach England zu reisen. Bei sich trug sie nur wenige Dinge: ein Exemplar von Plutarchs Parallele Lebensbeschreibungen, ihr Manifest und eine unerschütterliche Entschlossenheit. In ihrem Manifest schrieb sie: „Meine Eltern und Freunde sollen sich keine Sorgen machen, wenn ich scheitere. Franzosen, so habe ich euch den Weg gezeigt. Erhebt euch und schlagt zu.“ Charlotte traf am 11. Juli in Paris ein und bezog ein Zimmer im Hotel de la Providence. Ursprünglich hatte sie geplant, Marat während der Feierlichkeiten zum 14. Juli öffentlich zu töten. Sie wollte ein Symbol schaffen. Doch Marat war zu krank, um das Haus zu verlassen. Der gefährlichste Mann Frankreichs versteckte sich in einer Badewanne. Sie würde zu ihm gehen müssen.
Am 12. Juli kaufte sie an einem Kiosk im Palais Royal ein Küchenmesser, Preis sechs Sous. Die Klinge maß 13 cm. Am 13. Juli versuchte Charlotte dreimal, zu Marat vorgelassen zu werden. Zweimal wurde sie abgewiesen. Beim dritten Mal, gegen 7 Uhr abends, hörte Marat den Tumult und rief: „Lass sie herein.“ Er war begierig nach Informationen über Verräter in Caen. Charlotte betrat den Raum: Ziegelboden, abgenutzte Tapete, eine Landkarte von Frankreich an der Wand. In der Ecke stand die kupferne Badewanne, geformt wie ein alter Holzschuh. Darin lag Marat, eingewickelt in Laken, ein Brett quer über der Wanne als Schreibtisch. Der beißende Geruch von Essig erfüllte den Raum. Marat deutete auf einen Stuhl. Charlotte setzte sich, wandte sich jedoch zum Fenster, um frische Luft zu erhaschen. Das Gespräch dauerte 15 Minuten. Marat fragte nach den Girondisten in Caen. Charlotte nannte Namen: Abgeordnete, Beamte, Sympathisanten. Marat schrieb eifrig mit. Seine Feder kratzte über das Papier. Mit jedem Namen besiegelte er ein Schicksal. Dann sagte er die Worte, die sein eigenes Todesurteil besiegelten: „Bald werde ich sie alle guillotinieren lassen.“ In diesem Moment verließ Marats Lebensgefährtin Simonne den Raum. Charlotte erhob sich von ihrem Stuhl. Ihre rechte Hand glitt in ihr Korsett, ihre Finger schlossen sich um den Griff des Messers. Sie zog es heraus und stieß es ihm in die Brust. Ein einziger Stich, tödlich. Marats letzte Worte waren ein Schrei: „À moi, ma chère amie! Hilf mir, meine Liebe!“ Als Simonne durch die Tür stürzte, färbte sich das Badewasser bereits rot. 15 Minuten Gespräch, ein einziger Stich, ein Leben, das endet, ein anderes, das in vier Tagen enden wird. Hättet ihr den Mut gehabt, diesen Raum zu betreten? Schreibt es mir!
Charlotte machte keinen Versuch zu fliehen. Sie stand da, das blutige Messer in der Hand und wartete. Nachbarn stürmten herein. Ein Militärchirurg versuchte vergeblich, Marat wiederzubeleben. Innerhalb einer Stunde hatte sich eine wütende Menschenmenge versammelt. Sie forderten ihren Tod. Man brachte sie ins Abbaye Gefängnis durch eine brüllende Menge, die schrie, spuckte und Gegenstände warf. In den folgenden Tagen wurde Charlotte dreimal verhört. Die Revolutionsrichter konnten nicht glauben, dass eine Frau allein gehandelt hatte. Sie fragten, wer sie den Hass auf Marat gelehrt habe. Charlottes Antwort ließ den Gerichtssaal verstummen: „Ich brauchte den Hass anderer nicht, ich hatte genug eigenen.“ Als man fragte, wie sie mit einem einzigen Stich so präzise hatte treffen können, rief Charlotte empört: „Oh, das Ungeheuer! Er hält mich für eine Attentäterin.“ Am 16. Juli wurde sie in die Conciergerie verlegt, das Vorzimmer des Todes, dieselbe Zelle, die bald Marie Antoinette beherbergen würde. Aus der Conciergerie schrieb Charlotte ihren letzten Brief an den Vater: „Verzeiht mir, lieber Papa, dass ich über mein Leben verfügt habe ohne eure Erlaubnis. Ich habe viele unschuldige Opfer gerächt und weiteres Unheil verhindert. Vergesst nicht diesen Vers von Corneille: Das Verbrechen macht die Schande, nicht das Schafott.“ Es waren die Worte einer Frau, die sich ihrer Tat nicht schämte. Sie stellte eine ungewöhnliche Bitte: Sie wollte, dass ein Künstler ihr Porträt male. Überraschenderweise stimmte man zu. Jean-Jacques Hauer, ein Maler und Nationalgardist, kam am Morgen des 17. Juli in ihre Zelle. Charlotte posierte mit bemerkenswerter Gelassenheit, obwohl sie wusste, dass sie in wenigen Stunden sterben würde. Als der Henker kam, schnitt Charlotte eine Locke ihres Haares ab und gab sie Hauer als Zeichen der Dankbarkeit. Hier muss ich innehalten. Wie kann ein Mensch so ruhig sein angesichts des Todes? War das Wahnsinn oder eine Form von innerem Frieden, die wir nicht verstehen können? Diese Frage beschäftigt mich seit Wochen. Schreibt mir eure Gedanken in die Kommentare.
Am Nachmittag des 17. Juli wurde Charlotte in das rote Hemd einer Mörderin gekleidet, die Farbe, die für jene reserviert war, die Vertreter des Volkes getötet hatten. Man schnitt ihr das kastanienbraune Haar kurz, grob und ohne Sorgfalt. Als man ihr einen Beichtvater anbot, lehnte sie ab. „Ich habe keine Sünde zu beichten.“ Man lud sie auf einen Karren. Die Fahrt zum Place de la Révolution dauerte eine Stunde. Die Menge brüllte, spuckte, warf Unrat. Ein plötzlicher Sommerregen durchnässte Charlotte. Augenzeugen bemerkten, dass ihr der Regen ein ätherisches, engelgleiches Aussehen verlieh. Sie weigerte sich zu sitzen und stand aufrecht im Karren bis zum Ende. Ein Beobachter schrieb später: „Acht Tage lang war ich in Charlotte Corday verliebt.“ Charlotte stieg ohne Hilfe die Stufen zur Guillotine hinauf. Der Henker Charles-Henri Sanson, derselbe Mann, der sechs Monate zuvor Ludwig den Sechzehnten enthauptet hatte, wollte ihre Beine binden. Charlotte zuckte zurück: „Seid ihr so schlecht, mich bloßzustellen?“ fragte sie. „Nein, es ist nur, um euch zu fesseln.“ Charlotte nickte. „Dann tut es.“ Man legte sie auf das Brett, ihr Kopf ruhte in der Halterung. Das Fallbeil sauste herab. Es war 7 Uhr abends, zehn Tage vor ihrem 25. Geburtstag. Was dann geschah, sollte die Augenzeugen über Jahrhunderte verfolgen. Ein Mann namens François Legros, kein Henkergehilfe, sondern ein Zimmermann, ergriff Charlottes abgetrennten Kopf bei den Haaren. Er hob ihn hoch und er schlug ihr ins Gesicht. Mehrere Zeugen berichteten übereinstimmend, dass Charlottes Gesicht einen Ausdruck von unzweideutiger Empörung zeigte. Einige behaupteten, ihre Wangen hätten sich gerötet. Legros wurde noch in derselben Nacht verhaftet. Selbst das Revolutionstribunal, das sie gerade getötet hatte, war empört darüber, dass jemand ihre Leiche entehrte.
Die Jakobiner weigerten sich zu glauben, dass eine junge Frau allein zu einer solchen Tat fähig gewesen wäre. Es musste einen Mann geben, einen Liebhaber, der sie angestiftet hatte. Sie ordneten eine Autopsie an, um zu beweisen, dass ein Mann sie beeinflusst haben musste. Das Ergebnis widerlegte ihre Theorie vollständig. Charlotte hatte allein gehandelt. Kein Mann, kein Komplize, keine Verschwörung. Das erschreckte sie mehr als das Verbrechen selbst. Diese Angst vor der unabhängigen Frau zieht sich durch die Geschichte wie ein roter Faden. 200 Jahre vor Charlotte hatte eine andere Frau die Männer Frankreichs in Angst und Schrecken versetzt: Katharina von Medici. Was in ihrer Hochzeitsnacht geschah, verwandelte sie in eine der gefürchteten Herrscherinnen Europas. Diese Geschichte erzähle ich im nächsten Video. Abonniere jetzt, um sie nicht zu verpassen.
Doch zurück zu Charlotte. Ihr Leichnam wurde auf dem Madeleine-Friedhof verscharrt, nur wenige Gräber entfernt von Ludwig XVI. und dem Ort, an dem bald Marie Antoinette ruhen würde. Marat hingegen wurde zum Märtyrer der Revolution erklärt. Sein Leichnam war von der Hauterkrankung so gezeichnet, dass die Beerdigung auf den 16. Juli vorgezogen werden musste. Der gesamte Nationalkonvent nahm an der Trauerfeier teil. Sein Herz wurde einbalsamiert und auf einem Altar aufgestellt. Jacques-Louis David malte Der Tod des Marat, ein Auftragswerk, das Marat als christusähnliche Figur darstellte, rein, friedlich, geopfert. Louvre wurde zu Louvre-Marat umbenannt. Demzufolge schien Charlottes Tat zunächst das Gegenteil von dem bewirkt zu haben, was sie beabsichtigt hatte. Charlotte Corday hatte gehofft, mit Marats Tod die Gewalt zu beenden. Das Gegenteil geschah. Die Schreckensherrschaft intensivierte sich. Am 5. September 1793 wurde der Terror zur Tagesordnung erklärt. Am 16. Oktober wurde Marie Antoinette guillotiniert. Am 31. Oktober folgten 21 girondistische Anführer, genau jene Menschen, die Charlotte hatte schützen wollen. Madame Roland, eine Girondistin, starb am 8. November mit den berühmten Worten: „O Freiheit, welche Verbrechen werden in deinem Namen begangen!“ Mindestens 16.594 Menschen wurden offiziell hingerichtet, weitere 10.000 starben in Gefängnissen. Charlotte wollte 100.000 Leben retten, stattdessen starben 26.000. War ihre Tat ein Fehler? Das ist eine Frage, die mich nachts wach hält. Was denkt ihr darüber?
Fiel Marat schließlich doch in Ungnade? Am 27. Juli 1794 wurde Robespierre gestürzt und hingerichtet. Die Thermidorianische Reaktion setzte ein. Am 8. Februar 1795 stimmte der Konvent dafür, Marats Überreste aus dem Pantheon zu entfernen. Seine Büsten wurden zertrümmert. Louvre-Marat wurde wieder zu Louvre. Die Revolution hatte Charlotte Corday schließlich recht gegeben. Im Jahr 1847 prägte der Dichter Alphonse de Lamartine einen Namen, der bis heute nachhallt: L’Ange de l’Assassinat – der Engel des Attentats. Straßen in ganz Frankreich tragen heute ihren Namen. Hauers Porträt hängt im Musée in Versailles. Marats Badewanne ist im Musée Grévin in Paris erhalten. Doch die Fragen, die Charlotte Corday aufwarf, bleiben unbeantwortet. Sie tötete einen Mann, der täglich mit seiner Feder Hunderte in den Tod schickte. Die Männer, die sie hinrichteten, sollten noch Zehntausende mehr töten. Der Unterschied: Sie erkannte ihr Verbrechen als solches an, sie nannten ihres Gerechtigkeit. Charlotte Corday ging zu ihrem Tod im roten Hemd einer Mörderin, zehn Tage vor ihrem 25. Geburtstag. Als der Zimmermann ihr abgetrenntes Haupt ins Gesicht schlug, schworen Augenzeugen, sie hätten Empörung in ihren Augen gesehen. Selbst im Tod weigerte sie sich, gedemütigt zu werden. Sie hinterließ eine Frage: Wann ist es gerechtfertigt, einen Tyrannen zu töten, und wer entscheidet, wer die Tyrannen sind? Schreibt mir eure Antwort in die Kommentare. Und wenn euch diese Geschichte gefesselt hat, dann wartet, bis ihr hört, was Katharina von Medici in ihrer Hochzeitsnacht erlebte. Eine junge Braut, weit weg von ihrer Heimat, ein Ehemann, der sie verachtete. Was in jener Nacht geschah, verwandelte eine machtlose Fremde in die Frau, die später das Massaker der Bartholomäusnacht befehlen würde. Diese Geschichte kommt als Nächstes. Abonniert „Verlorene Geschichten“ und aktiviert die Glocke, denn manche Wahrheiten sind zu dunkel, um vergessen zu werden.