Stellt euch vor, ihr seid gerade Anfang 20 und lauft nachts durch die Straßen. Nicht allein, sondern mit eurem Partner oder eurer Partnerin. Euer Leben könnte gerade nicht besser sein. Ihr habt einen tollen Freundeskreis, eine glückliche Beziehung und ein paar coole Unternehmungen geplant.

Es ist Sommer und obwohl es schon längst dunkel ist, ist es draußen angenehm warm. Ihr entscheidet euch, auf dem Weg nach Hause einen kleinen Umweg zu einem lokalen Park zu machen. Dort ist eigentlich immer was los. Viele junge Leute verbringen dort ihre Sommerabende. Auch ihr unterhaltet euch dort mit ein paar Leuten, macht neue Bekanntschaften und auf einmal ändert sich alles so schnell, dass ihr gar keine Zeit habt zu registrieren, was da gerade passiert.
Nämlich, dass jemand euch mit einem und völlig unprovoziert angreift. Genau das passiert einem Paar in England im August 2007, und nur einer der beiden wird überleben.
Gibt es für euch eigentlich das eine Weihnachtsgeschenk, an das ihr euch immer gerne erinnert? Ich habe mich da neulich mit Freunden drüber unterhalten und irgendwie waren wir uns alle bei einer Sache einig: Die Geschenke, an die man sich auch Jahre später noch erinnert und die man am allermeisten schätzt, sind nicht die teuersten oder größten, sondern die, hinter denen eine Story steckt. Die, die für einen ausgesucht wurden, weil die beschenkende Person einfach ganz genau wusste, dass es einem viel bedeuten würde. Genau aus diesem Grund werde ich auch in diesem Jahr wieder Schmuck von Holzkern verschenken.
Die Sachen von Holzkern sind nie 08/15 Schmuck, sondern immer etwas ganz Besonderes. Perfekt für ganz besondere Personen. Die Kette, die ich letztes Jahr verschenkt habe, wird auch heute noch täglich getragen und ich freue mich einfach jedes Mal darüber zu sehen, wie gut die Sachen von Holzkern ankommen und wie gut sie halten. Man hat bei allen Artikeln aus dem Sortiment eine zweijährige Garantie.
Vor allem kann man mit einem guten Gewissen bei dem Familienunternehmen einkaufen. Die Produkte werden alle in kleiner Stückzahl gefertigt und sind aufgrund der natürlichen Materialien immer individuell. Es gibt die Geschenkklassiker wie Ketten oder Ohrringe, aber auch Uhren, Sonnenbrillen oder sogar Handtaschen aus Holz.
Egal, ob die Person, der ihr eine Freude machen möchtet, eher schlechtes Design bevorzugt oder etwas Außergewöhnliches haben möchte, ihr werdet bei Holzkern garantiert fündig und das auch noch definitiv rechtzeitig. Es sind zwar nur noch knapp zweieinhalb Wochen bis Weihnachten, aber alles, was ihr bei Holzkern bis zum 21. Dezember bestellt, kommt garantiert noch pünktlich zu den Feiertagen bei euch an.
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Sophie Lancaster und Robert Maltby lernen sich 2005 durch gemeinsame Freunde kennen. Da sind sie gerade 18 und 19 Jahre alt und für beide ist es sofort die ganz große Liebe. Sie verbringen jede freie Minute zusammen. Langweilig wird ihnen nie dabei. Unter der Woche sehen sie sich jeden Tag zu zweit.
An den Wochenenden sind sie mit ihren gemeinsamen Freunden unterwegs. Ihre Freunde beschreiben die beiden als Seelenverwandte. Sophie und Robert unterstützen sich gegenseitig, das jeweils Beste aus sich zu machen. Sie sind sich ähnlich und haben dieselben Interessen, sodass sie wirklich ihr gesamtes Leben miteinander teilen können.
Obwohl beide noch Teenager sind, als sie sich kennenlernen, ist die Beziehung zwischen ihnen sehr ernst. Sophies Mutter träumt heimlich sogar schon davon, dass Robert ihre Tochter irgendwann mal heiratet und die beiden vielleicht Eltern werden. Sophie geht in ihrer Freizeit am liebsten mit Freunden auf Konzerte. Ihr erster Gig ist eine Show von Marilyn Manson und ab da hat Sophie das Konzertfieber gepackt. Viele ihrer Freunde machen auch selbst Musik und wenn jemand aus dem Freundeskreis irgendwo eine Show spielt, sind immer alle da, um sich gegenseitig zu supporten. Sophie ist als Teenagerin in die Gothic Szene gekommen. Als Kind war sie immer schüchtern, aber als sie anfing ihren Style auszuleben, ist sie richtig aufgeblüht.
Zwar hat sie in der Schule oder auch auf der Straße immer mal wieder einen dummen Spruch kassiert für ihre Piercings, ihre Haare oder ihre Kleidung. Aber Sophie hat gelernt, das wegzustecken. Anders als früher ist ihr egal, was andere von ihr denken. Sie fühlt sich als Teil der Alternative-Szene wohl und hat erst dadurch das Selbstbewusstsein erlangt, das ihr früher vielleicht gefehlt hat.
Die meisten ihrer Freunde sind ebenfalls in der Szene unterwegs und ihr Freund Robert sowieso. Seit einer Weile leben Sophie und Robert auch in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung in Bacup in Lancashire. Das ist eine kleine Stadt mit nur etwa 13.000 Einwohnern im englischen Norden. Die nächstgrößeren Städte Manchester und Leeds sind jeweils eine gute Autostunde entfernt. Bacup ist so eine typische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Da fallen Sophie, Robert und ihre Freunde schon auf. Aber wie gesagt, das kümmert sie nicht viel. Sie genießen einfach ihre Jugend und ihren großen Freundeskreis und träumen von der Zukunft, bis all das im August 2007 ein abruptes Ende nimmt.
Auch am Abend des 10. August waren Sophie und Robert wieder mal bei Freunden eingeladen. Mit ein paar Leuten sitzen sie gemütlich zusammen, trinken ein bisschen, hören Musik und reden. Irgendwann gegen Mitternacht wollen sich die beiden auf den Heimweg machen. Sophie und Robert wohnen ziemlich zentral in Bacup, machen auf ihrem Weg aber einen kleinen Schlenker zu einer Tankstelle.
Die zwei wollen sich noch neue Zigaretten kaufen. Dort trifft das Paar auf Jugendliche, die meisten davon Mädchen. Sie finden den Style des Paares und bewundern Sophies Frisur und ihre Piercings. Auch wenn die Teenager nicht aus der Szene kommen, sind sie offen und finden die beiden einfach spannend. Die Jugendgruppe um die Mädchen lädt Sophie und Robert ein, mit zur Park Road zu kommen. Direkt in der Nähe liegt der Stubby Park. Das Paar geht dann auch mit. Sie unterhalten sich mit den Jugendlichen und die Gruppe zieht weiter in den Park und zur darin liegenden Skateanlage. Das ist bei Jugendlichen in Bacup ein beliebter Treffpunkt.
Die Teenagergruppe, mit der Sophie und Robert unterwegs waren, mischt sich mit einer Gruppe aus fünf Jungs, die schon an der Skateanlage waren. Von denen kommen ein paar Bemerkungen Richtung Robert und Sophie, Mosher, Emo, solche Sachen, aber die zwei kennen das schon. Sophie und Robert unterhalten sich stattdessen nach wie vor ganz entspannt mit den anderen und teilen sogar ihre Zigaretten mit ihnen.
Aber dann von einem Moment auf den anderen kippt die Situation. Scheinbar aus dem Nichts werden die fünf Jungs, die schon vorher an der Anlage waren, aggressiv und zwar so richtig aggressiv. Sie beginnen auf Robert einzuschlagen und treten gegen seinen Kopf. Das alles geht so schnell, dass er kaum einen Moment hat zu reagieren. Er verliert sofort sein Bewusstsein. Sophie ist total geschockt. Trotzdem rennt sie nicht weg, im Gegensatz zu fast allen anderen Jugendlichen, die den Park fluchtartig verlassen. Stattdessen kniet sie sich neben ihren bewusstlosen Freund und legt seinen Kopf in ihren Schoß, um ihn irgendwie zu beschützen. Doch darauf nehmen die Angreifer keine Rücksicht.
Eigentlich sind sie schon auf dem Rückzug, als sie sehen, wie Sophie auf dem Boden kniet. Da gehen sie noch einmal zu ihr zurück und treten ihr unvermittelt in den Rücken, sodass sie neben Robert zusammenbricht. Auch Sophie bekommt Tritte gegen den Kopf ab. Selbst als sie ebenfalls auf dem Boden liegt, treten die Jungs immer und immer wieder gegen ihren Kopf und springen sogar auf sie.
Eines der Mädchen, das sich auch im Park aufgehalten hat, wählt um 1:22 Uhr den Notruf. Sie sagt: „Wir brauchen, wir brauchen einen Krankenwagen im Bacup Park. Dieser Mosher wurde gerade zusammengeschlagen, weil er ein Mosher ist.“ Ein Mosher ist ein in England damals geläufiger Ausdruck für eine Person aus der Alternative-Szene. Der Ausdruck kommt von Moschen, also dem Tanz in einem Moshpit auf Konzerten, wie es vor allem bei Rock und Metal-Konzerten üblich ist.
Mit dem Notruf bringt sich das Mädchen auch selbst in Gefahr, denn sie ist immer noch in der Nähe des Angriffs. Man kann im Hintergrund sogar die Stimmen der Jungs hören. Die Notrufzentrale bleibt mit der jugendlichen Zeugin verbunden, bis die Rettungskräfte eintreffen. Auf der Aufnahme ist gut zu hören, wie geschockt das Mädchen ist.
Während das junge Paar schwer verletzt im Park liegt, machen sich Ryan und Brandon aus dem Staub. Noch in derselben Nacht geben sie bei Freunden mit ihrer Tat an. Sie sagen spöttisch, im Bacup Park würden zwei fast tote Mosher liegen, falls ihre Freunde sich das mal anschauen wollen würden.

Unterdessen versucht ein mutiger 16-Jähriger, der im Park geblieben ist, Sophie und Robert zu helfen. Als die Rettungskräfte ankommen, versucht er gerade, sein T-Shirt auf die Wunden der zwei zu pressen und die Blutung der beiden irgendwie zu stillen. Die Lage vor Ort ist unübersichtlich, auch weil es in dem Park in der Nacht stockdunkel ist.
Was man erkennen kann, sind zwei junge Menschen, die regungslos am Boden liegen. Beide sind im kritischen Zustand. Durch die Verletzung sind ihre Gesichter zugeschwollen und sie bluten aus Nase und Ohren. Robert hat eine Gehirnblutung. Sophie hat schwere Verletzungen an der rechten Gesichtsseite. Zudem fehlt an ihrem Kopf ein Stück Haut. Man vermutet, dass ihre Angreifer ihr dort die Dreadlocks ausgerissen haben.
Anfangs ist für die Rettungskräfte noch gar nicht ersichtlich, wer die beiden Schwerverletzten sind, aber in Roberts Taschen befinden sich seine Ausweispapiere. Über die Daten kann man dann seine Eltern finden. Diese sagen, dass es sich bei seiner weiblichen Begleitung um seine feste Freundin Sophie gehandelt haben muss.
Sophies Mutter erfährt unterdessen von ihrem Sohn, dass Sophie angegriffen wurde. Sie kann zuerst gar nicht registrieren, was da passiert. Sophie ist schüchtern und zurückhaltend. Ihrer Mutter Sylvia fällt absolut nichts ein, was irgendwie dafür gesorgt haben könnte, dass Sophie in einen Konflikt gerät. Zuerst wird Sylvia Lancaster gesagt, Sophie sei soweit okay. Sie sei eben nur auf der Intensivstation. Zuerst ist sie davon beruhigt, aber dann beginnt sie zu registrieren, was es bedeutet, dass Sophie ausgerechnet auf der Intensivstation liegt, nämlich, dass sie ganz und gar nicht okay ist.
Als Sophies Mutter und ihr Bruder im Krankenhaus ankommen, können sie zwar zu ihr, aber die 20-Jährige liegt genau wie ihr Freund Robert im Koma. Überall um sie herum sind Schläuche und Maschinen. Ihre Gesichter sind noch immer geschwollen. An beiden Seiten ihrem Kopf sind Abdrücke von Schuhen sichtbar. Trotzdem will Sylvia Lancaster daran glauben, dass Sophie bald wieder aufwacht.
Sie verbringt so viel Zeit wie möglich im Krankenhaus und macht sich Gedanken über die Zeit nach dem Übergriff, darum, wie sie Sophie dabei helfen kann, körperlich und mental zu heilen. Die Polizei von Lancashire ist unterdessen unter großem Druck, denn die Leute, die Sophie und Robert das angetan haben, laufen noch immer frei herum. Die Polizei muss erst einmal herausfinden, wer in der Nacht vom 10. auf den 11. August im Park gewesen ist.
Die Ermittler machen auch aufwendige Haustürbefragungen. Wie gesagt, Bacup ist so ein Ort, in dem jeder jeden kennt. Aber trotzdem ist es gar nicht so einfach herauszufinden, was nun im Park vor sich gegangen ist. Der Park ist für viele Jugendliche aus der Stadt der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens. Dass einige Leute die Attacke auf Sophie und Robert beobachtet haben müssen, ist klar. Aber die Jugendlichen haben wahrscheinlich selbst Angst und sind verstört von dem, was sie da gesehen haben. Oder sie haben Angst davor, was passiert, wenn sie jemanden vor der Polizei schlecht machen. Aber trotzdem: Kleinstadt bleibt Kleinstadt. Dinge sprechen sich herum.
Und so hat die Polizei schon am 12. August einige Namen der Beteiligten auf dem Tisch. Drei Jugendliche werden von der Polizei bei den Adressen ihrer Eltern verhaftet. Zwei weitere Teenager kommen danach freiwillig aufs Polizeirevier und stellen sich. Zwei der Jungs geben während der Befragung zu, nachts im Park auf Sophie und Robert getroffen zu sein. Die beiden geben auch zu, Robert geschlagen zu haben. Angeblich nur einmal. Dass es aber nicht stimmen kann, ist natürlich jedem klar. Offenbar hoffen die Teenager, dass sich jemand anders mehr verplappert und einen Großteil der Schuld auf sich nehmen wird. Zwei der Jungs haben schon eine Vorgeschichte mit der Polizei.
Sie sind erst 15 bzw. 16 Jahre alt. Ihre Namen lauten Ryan Herbert und Brandon Harris. Die beiden sind in den Polizeiakten bekannt, weil sie schon mal jemanden verprügelt haben sollen. Für die damals geschädigte Person ist die Sache relativ glimpflich ausgegangen, wenn man das so sagen kann. Jedenfalls hat sie körperlich nur leichte Verletzungen davon getragen. Das, was Robert und Sophie angetan wurde, ist noch mal eine ganz andere Dimension der Gewalt. Mit der Vorgeschichte von Ryan und Brandon ist für die Polizei schon mal klar, dass die beiden grundsätzlich zu solchen Angriffen imstande wären. Während die zwei verhört werden, geht man deshalb zu den beiden nach Hause.
Dort stellt man Kleidungsstücke als Beweismittel sicher. An einer Hose von Ryan befinden sich offensichtliche Blutspritzer. Die Hose und weitere Klamotten der Jungs werden deshalb umgehend zur Kriminaltechnik geschickt. Unterdessen werden auch die Zeugenaussagen konkreter. Die Polizei hat nämlich verstanden, dass man mit den Teenagern, die sich im Park rumtreiben, am besten auf Augenhöhe redet. Deshalb werden gezielt junge Polizeibeamte eingesetzt, die mit den Jugendlichen sprechen und das mit Erfolg. Eine Zeugin gibt nun zu, dass sie beobachtet hat, wie zumindest Robert zusammengeschlagen wurde.
Ausgegangen sei die Attacke von genau den fünf Jungs, die die Polizei schon in Gewahrsam genommen hat. Diese Aussage sorgt dafür, dass die fünf Teenager nun vorläufig wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung festgehalten werden. Weil drei der fünf Verdächtigen ohne Vorstrafen sind, dürfen sie gegen eine Kautionszahlung nach Hause. Die Brüder Joseph und Daniel Hulme sowie ein Junge namens Daniel Mallett sind vorerst wieder auf freiem Fuß. Ryan und Brandon, die polizeibekannten 15- und 16-jährigen Jungs, bleiben in einer Jugendstrafanstalt. Aber die drei anderen müssen nach ein paar Tagen zurück in U-Haft. Inzwischen haben nämlich noch mehr Zeugen ausgepackt und die Ergebnisse aus der Forensik sind da von den untersuchten Klamotten. Vorher haben die Beweise ja nur für den Vorwurf der Gewalt gegen Robert gereicht.
Nun hat man auch genügend Angaben, um den Jungs offiziell die schwere Körperverletzung an Sophie anzulasten. Während die Polizei alles Weitere vorbereitet, Verhöre durchführt und Beweismittel auswertet, ist die Situation im Krankenhaus noch immer dramatisch. Nach einer Woche im Koma wacht Robert wieder auf. Ab diesem Zeitpunkt hat er sowohl in physischer als auch mentaler Hinsicht einen langen Heilungsweg vor sich.
Er hat massive Gedächtnislücken und kann sich an den Vorfällen nicht mehr erinnern. Der Zustand seiner Freundin Sophie ist nach wie vor kritisch und leider wird sich ihre Verfassung auch nicht mehr stabilisieren. Nach einigen Tagen intensiver Behandlung müssen die Ärzte der Familie mitteilen, dass Sophie nie wieder zu Bewusstsein kommen wird. Ihre Kopfverletzungen sind einfach zu gravierend. Ihr Gehirn zeigt keine Aktivität mehr.
13 Tage nach dem Angriff entscheidet sich Sophies Familie dazu, die 20-Jährige zu erlösen. Die lebenserhaltenden Maschinen werden abgestellt. Sophie Lancaster schläft im Kreise ihrer Familie endgültig ein. Und damit ändert sich auch der Vorwurf gegen die Teenager. Es geht nicht länger nur um schwere Körperverletzung, sondern nun auch um Mord.
Als Robert den Sarg von Sophie zum ersten Mal sieht, ist sein erster Gedanke, dass er zu klein ist. Kein Leben, das so erfüllt war wie das von Sophie, sollte einfach so in eine Holzbox passen, sagte er. Die Beerdigung von Sophie Lancaster ist ein großes Ereignis, nicht nur für ihren überlebenden Freund Robert und weitere Familienmitglieder und Freunde. Das Medieninteresse an dem Fall ist damals riesig, sodass auch Fernsehteams da sind, um bei der Beisetzung Aufnahmen zu machen. Robert erinnert sich später daran, dass das Ganze für ihn nur schwer zu ertragen war.
Nicht nur wegen des Offensichtlichen, sondern auch, weil so viele Leute auf der Beerdigung waren, die Sophie gar nicht richtig gekannt haben. Robert kämpft nicht nur für seine eigene Erholung mit dem Verlust von Sophie. In einem seltenen Interview wirkt es auch, als habe er mit Survivor’s Guilt zu kämpfen. Das kann man am ehesten mit Überlebensschuld übersetzen. Dieses psychologische Phänomen tritt bei Leuten auf, weil sie eine extreme Situation überlebt haben, die andere nicht überlebt haben. Oh yes, in mind I just wish they’d left me to be honest.
Inzwischen wurden die Kleidungsstücke von zwei der Verdächtigen untersucht. An der Innenseite von Ryan Herberts Hosenbein hat man Blut gefunden, sowohl von Sophie als auch von Robert. Auch unter den Sohlen seiner Turnschuhe hat sich Blut der beiden Geschädigten gesammelt. Das kann in solchen Mengen eigentlich nur passieren, wenn man direkt in einer Blutlache steht oder direkt auf die Wunde eintritt. Und genau das ist auch mit den Verletzungen von Sophie und Robert kongruent.
Während eines Telefonats, das Ryan aus dem Gefängnis mit seiner Mutter führt, gibt er ihr gegenüber zu, für Sophies Tod mitverantwortlich zu sein. Als Ryan und Brandon Harris einmal zu einem Verhör gefahren werden, sitzen sie zusammen im Polizeiwagen. Sie wissen nicht, dass die Ermittler das Auto verwanzt haben. Deshalb wird aufgezeichnet, wie Ryan darüber spricht, wie die beiden auf Sophie Lancasters Kopf eingetreten haben, wie auf einen Fußball. Inzwischen haben auch die drei anderen Verdächtigen umfassend ausgesagt.
Die Hulme Brüder und Daniel haben gesagt, sie seien an dem Angriff auf Robert beteiligt gewesen, nicht aber an dem auf Sophie. Das seien Brandon Harris und vor allem Ryan Herbert gewesen. Nun kann man natürlich nicht genau sagen, inwiefern das wirklich stimmt oder ob die drei anderen Jungs sich nur rausreden wollen. Denn potenziell wegen Mordes angeklagt zu werden ist noch mal was ganz anderes als wegen schwerer Körperverletzung. Vielleicht schieben die drei die Schuld an Sophies Tod also nur deshalb auf Ryan und Brandon, die jüngsten aus der Gruppe, um selbst besser davon zu kommen. Darüber kann man aber nur mutmaßen. Allerdings werden sie durch ihre Aussagen zu wichtigen Belastungszeugen.
Damit hat man die nötigen Indizien, um Ryan und auch die anderen vier Jungen anzuklagen. Ihnen wird der Mord an Sophie Lancaster vorgeworfen. Die Verteidiger von Ryan versuchen noch, die Anklage abzumildern und auf Totschlag zu plädieren. Das begründen sie damit, dass Ryan Autist sei und da er auf dem Spektrum sei, habe er gar nicht die kognitiven Muster, um einen Mord zu begehen. Das ist nicht nur für sich genommen Quatsch. Bei einem Test einer renommierten Psychologin auf diesem Feld stellt sich auch noch heraus, dass Ryan gar kein Autist ist. Dementsprechend wird dieser Antrag wieder zurückgezogen.
Beim Prozess geben die fünf Angeklagten die schwere vorsätzliche Körperverletzung an Robert schnell zu. Schon am ersten Prozesstag gibt Ryan Herbert dann zu, Sophie umgebracht zu haben. Das hat Auswirkungen auf den Rest des Prozesses, denn der Mordvorwurf gegen drei der jungen Männer, die mit angeklagt wurden, wird daraufhin zurückgezogen. Die Brüder Joseph und Daniel Hulme und Daniel Mallett werden nur wegen schwerer Körperverletzung zu Haftstrafen zwischen 4 und 6 Jahren verurteilt.
Der Angriff auf Sophie und der Angriff auf Robert werden jetzt als zwei verschiedene Angriffe gewertet. Die Körperverletzung an Robert ist das eine Delikt, an dem alle fünf Jungen beteiligt waren und der Mord an Sophie Lancaster ist das zweite Delikt. Und für dieses Delikt bleiben jetzt Ryan Herbert und Brandon Harris als Hauptaggressoren übrig und beide werden verurteilt zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Ryan wird davon mindestens 15 Jahre und 6 Monate absitzen müssen, Brandon 18 Jahre. Obwohl die Beweislast gegen Brandon etwas geringer ist, bekommt er also die längere Mindeststrafe. Ryan hat ja gestanden, das kommt ihm beim Strafmaß zugute. Die Angehörigen von Sophie sind einfach nur erleichtert, dass der gewaltsame Tod der jungen Frau als Mord anerkannt wurde.
2012 schickt einer der beiden Verurteilten einen Brief an den Überlebenden Robert Maltby. Es soll wohl so eine Art Entschuldigung sein, aber für Robert ließ sich das Schreiben einfach nur wie der Versuch von jemandem, der sich gut darstellen will, um gegebenenfalls eine geringere Haftstrafe zu bekommen. Total oberflächlich und einfach nicht von Herzen.
2022 kommt Ryan Herbert übrigens tatsächlich wegen guter Führung frei. Er soll im Gefängnis wohl herausragende Fortschritte gemacht haben. Während seiner Haft hat er an Resozialisierungsmaßnahmen teilgenommen, studiert und sogar schon einen Job gefunden. Er bekommt zwar Auflagen wie etwa ein Bewegungsradius und eine Bestimmung seines Wohnortes, aber ansonsten ist Ryan Herbert wieder frei. Brandon Harris sitzt zum Zeitpunkt dieser Aufnahme noch immer im Gefängnis. Das letzte, was man von ihm gehört hat, ist, dass er 2013 in Haft wohl eine Angestellte des psychiatrischen Trakts angegriffen haben soll. Zuvor wurde ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert.
Seitdem hat es keine Neuigkeiten mehr gegeben. Theoretisch könnte er aber zeitnah einen Antrag auf Freilassung einreichen. Seine 18 Jahre sind ja beinah verstrichen. In der Zeit nach Sophies Bestattung und dem Urteil wird der Park in Bacup zu einem Ort der Trauer. Viele Freunde und Bekannte, aber auch ganz fremde Leute legen Blumen ab, um dort an Sophie zu erinnern. An der Stelle, an der Sophie und Robert angegriffen wurden, haben Sophies Eltern einen Ahornbaum pflanzen lassen, in Erinnerung an ihre Tochter.
Zuletzt ist es wichtig, über einen der relevantesten Gründe in diesem Fall zu sprechen, nämlich über das Motiv. Warum wurden Sophie und Robert einfach so brutal angegriffen? Eigentlich ist das eine wichtige Frage. Leider wird sie während des Prozesses aber nicht beantwortet. Für Sophies Mutter Sylvia steht fest, weshalb ihre Tochter und ihr Freund zusammengeschlagen wurden: weil sie zur Alternative-Szene gehörten, weil sie anders aussahen und waren als andere in ihrem Alter. Jeder, der sich abseits der Norm kleidet und gibt, wird es kennen: Schräge Blicke, vielleicht sogar Gekicher, im schlimmsten Fall Beleidigung oder sogar Übergriffe.
Nicht nur Sophies Mutter, auch die Polizei hält es für plausibel, dass die beiden wegen ihres besonderen Styles angegriffen wurden. Auch die Staatsanwaltschaft hat das vor Gericht so vorgetragen. Sophie und Robert wurden nicht wegen etwas, das sie gesagt oder getan hatten, zum Ziel, sondern weil sie anders aussahen und sich anders kleideten. Das basiert auch darauf, dass mehrere der Zeugen sagen, die Angreifer hätten während ihrer Tat immer wieder Dinge wie Emo oder Mosher geschrien. Sophies Mutter Sylvia beschließt, dass ihre Tochter nicht umsonst gestorben sein soll.
Sie arbeitet in den folgenden Jahren unermüdlich daran, im Namen von Sophie Gutes zu tun. Sie gründet die S.O.P.H.I.E. Stiftung. Das steht nicht nur für Sophies Namen: Stamp Out Prejudice, Hatred and Intolerance Everywhere. Die Organisation setzt sich für Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen ein und engagiert sich für Menschen in der Gesellschaft, die anders sind. Wie der Name schon sagt, ist das Ziel Vorurteile, Hass und Intoleranz zu bekämpfen. Die Stiftung hat für jede Altersgruppe Aufklärungsprogramme entwickelt und ist damit an Grundschulen, weiterführenden Schulen und Colleges und Unis unterwegs.
Die Programme beinhalten Workshops, Präsentationen und Fragerunden rund ums Thema Jugendkriminalität und Anderssein. Die Organisation ist auch mit Infoständen auf Messen, Konzerten und Festivals vertreten. Beim Bloodstock, einem großen Metal Festival in England, wurde eine Bühne nach der ermordeten Sophie Lancaster benannt. Bis zum heutigen Tage wird auf dem Bloodstock jedes Jahr die Sophie Lancaster Stage aufgebaut und das, obwohl das mittelgroße Festival viel mehr Geld verdienen könnte, wenn man die Bühne nach einem Sponsor benennen würde. Und auch darüber hinaus findet die Erinnerung an Sophie in der Metal- und Alternative-Kultur einen Platz.
Vor allem in der britischen Szene kennt man den Fall Sophie Lancaster und Fans und Bands gleichermaßen erinnern regelmäßig an die ermordete Sophie. Für ein Charity Album der Stiftung haben sogar bekannte Bands wie Cradle of Filth und Arch Enemy Songs beigesteuert.
Es gibt aber auch jemandem, der das Ganze etwas kritischer einordnet. Das erzähle ich euch nicht, um das, was Sylvia Lancaster gemacht hat, schlechtzureden. Überhaupt nicht. Das, was sie getan hat, ist mehr als wichtig und bemerkenswert. Aber wenn man über True Crime spricht, ist es mit am wichtigsten, den Geschädigten eine Stimme zu geben, sofern das möglich ist. Und in diesem Fall ist das möglich, da Robert Maltby die Attacke auf sich selbst und seine Freundin überlebt hat und er ordnet die Geschehnisse etwas anders ein.
10 Jahre nach dem Angriff auf ihn und Sophie erklärt sich Robert zu einem Interview bereit. Er lebt 2017 nach wie vor bei seinen Eltern, nur 10 Minuten von dem Park entfernt, in dem er und seine Freundin damals attackiert wurden. Im Gespräch mit dem Guardian erzählt er, dass er die Zusammenhänge, die zwischen Sophies Style und dem Verbrechen hergestellt wurden, etwas kritischer sieht. Er glaubt nämlich nicht, dass der Angriff auf ihn und Sophie ein Hate Crime gewesen sei. Robert sagt: „Es hieß immer, Sophie Lancaster wurde ermordet, weil sie ein Goth war. Nein, wurde sie nicht. Sie wurde ermordet, weil ein paar sie ermordet haben. Warum können wir nicht fragen, was an ihnen dazu geführt hat, dass sie jemanden ermorden wollten und nicht, was an jemandem dazu geführt hat, dass er ermordet wurde?“
2017 erklärt sich Robert auch dazu bereit, an einer Dokumentation zum Fall mitzuarbeiten. Sie ist vom britischen Sender BBC3 und heißt Murdered for Being Different. Für den Film wurde auch der Angriff auf Sophie und Robert nachgestellt. In der Filmvariante tragen die beiden Klamotten, die sie als Mitglieder der Goth-Szene oder zumindest einer verwandten Subkultur identifizieren. Viel Leder, dunkle Kleidung. Robert findet diese Veränderung befremdlich. Er selbst hat in der Nacht des Übergriffs ganz normale Alltagskleidung angehabt: eine blaue Jeans und einen grünen Hoodie. Robert sagt, das Einzige, was an diesem Abend an ihm und Sophie irgendwie ungewöhnlich hätte aussehen können, waren ihre Piercings und Sophies Haare, die sie damals zu Braids geflochten hatte.
Für Robert fühlt sich der Fokus auf die angeblichen Äußerlichkeiten von ihm und Sophie an wie eine Form von Victim Blaming. Die Goth-Sache, wie Robert es nennt, würde die Hintergründe des Verbrechens zu simpel darstellen, denn eigentlich, so Robert, geht es um ein ganz anderes, strukturell tief verwurzeltes Problem: „Das Leben in diesen armen Gegenden hat sich nicht weiterentwickelt. Es herrscht immer noch Unzufriedenheit, Stagnation. Diese Gegenden sind nach wie vor vergessen und vergessene Menschen fühlen sich, nun ja, das kann zu Nihilismus führen. Ich habe nie versucht, die Angreifer zu verteufeln, denn in vielerlei Hinsicht waren sie selbst Opfer.“
Egal, ob man mit Robert mitgeht oder nicht, er ist derjenige, der dabei war. Er ist derjenige, dem diese schrecklichen Sachen zugestoßen sind. Und seine Worte zeigen auf jeden Fall, dass er sich krass mit dem auseinandergesetzt hat, was ihm passiert ist und dass er eine Menge aufgearbeitet hat. Körperlich hat sich Robert im Übrigen vollständig von dem Übergriff erholt. Mental sieht das Ganze natürlich anders aus. Er war jahrelang auf Antidepressiva angewiesen, aber er hat es geschafft, sein Studium durchzuziehen und arbeitet inzwischen als Illustrator. Er hat sich auch trotz seiner differenzierten Meinung für die Sophie Lancaster Foundation stark gemacht. 2010 hat er eine Ausstellung organisiert, in der mehrere seiner Bilder gezeigt wurden, die von Sophie inspiriert wurden. Die Erlöse der Ausstellung gingen an die Stiftung.
Auch wenn Robert die Goth- und Alternative-Thematik anders einordnet als Sophies Mutter Sylvia Lancaster, es ist unbestreitbar, dass die Arbeit von Sylvia Lancaster einen Stein ins Rollen gebracht hat. Es ist nämlich zu einer großen Debatte rund um die Vorverurteilung von Subkulturen gekommen. Der Fall hat sogar zu einer Petition geführt, den Begriff des Hate Crime zu erweitern.
Ein Hate Crime oder ein Hassverbrechen ist eine Straftat, bei der das Opfer gezielt aufgrund einer tatsächlichen oder angenommenen Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe ausgewählt wurde, z. B. wegen seiner Religion, Herkunft, Hautfarbe, politischer Einstellung, sexueller Orientierung oder einer Behinderung. Das Verbrechen hat also nicht nur eine persönliche Dimension, sondern sendet zugleich eine Botschaft der Ablehnung an die gesamte Gruppe, der das Opfer angehört. Durch die Besprechung des Mordes an Sophie wurde Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass auch Mitglieder von Subkulturen Geschädigte von solchen Hate Crimes werden können.
Seit April 2013 erfasst die Polizei von Manchester das auch genauso. Straftaten gegen Goths und andere alternative Gruppen werden offiziell als Hassverbrechen gewertet. So wird auch im juristischen Sinne sichtbar gemacht, dass Mitglieder dieser Subkulturen leider noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben und Anfeindungen ausgesetzt sind.
Anlässlich des 16. Todestags von Sophie veröffentlicht die Sophie Lancaster Foundation Ergebnisse einer eigenständig durchgeführten Umfrage und die sind ziemlich ernüchternd. Befragt wurden Menschen, die Teil einer Subkultur sind. Laut der Umfrage gaben 80 % der Befragten an, regelmäßig oder wenigstens gelegentlich Hasskriminalität zu erleben. 73 % der Befragten haben ihre Hassverbrechen nie gemeldet und 27 % der Befragten gaben an, dass sie aufgrund des Hasses, dem sie ausgesetzt waren, selbstgefährdende Gedanken hatten. Das sind wirklich heftige Zahlen.
Ich glaube, gerade wenn man kein oder kein sichtbarer Teil einer Subkulturen-Szene ist, hat man gar keine Ahnung, was das mit sich bringen kann. Gerade wenn man selbst in einem toleranten Freundeskreis unterwegs ist, kann man schnell das Gefühl bekommen, etwaige Vorurteile gegen Punks, Emos, Techno-Fans oder wen auch immer hätten sich erledigt. Die Zahlen aus der Umfrage legen aber nah, dass das ganz und gar nicht der Fall ist.