Wie Erwin Rommel in den Tod getrieben wurde | WW2 Biografie

Am Morgen des 14. Oktober 1944 frühstückte Erwin Rommel zum letzten Mal mit seinem 15-jährigen Sohn Manfred. Aus dem Fenster seines Hauses in Herlingen bei Ulm sah der Feldmarschall, daß mehrere Lastwagen mit bewaffneten SS-Männern eingetroffen waren und das gesamte Grundstück umzingelten. Um die Mittagszeit sagte er seinem Sohn: “Es würden zwei Generäle aus Berlin eintreffen.
In 15 Minuten werde er tot sein.” Das war keine Vorahnung. Es war eine Gewissheit. Der Mann, den die Propaganda zum unbesiegbaren Wüstenfuchs stilisiert hatte, den selbst Churchill einen großen General genannt hatte, stand vor der grausamsten Wahl Gift nehmen und als Held sterben oder vor Gericht gestellt werden und seine Familie vernichten lassen.


Er würde das Gift wählen. Aber wie war es möglich, dass Deutschlands strahlendster Kriegsheld im Auftrag seines eigenen Führers sterben musste? Die Antwort liegt in einer Lebensgeschichte voller Triumphe, blinder Loyalität, verdrängter Schuld und einem Regime, das selbst seine treuesten Diener verschlang. Geboren wurde Erwin Johannes Eugenrommel am 15.
November 1891 in Heidenheim an der Brenz, einem wirtenbergischen Ort etwa 45 km von Ulm entfernt. Sein Vater war Gymnasiallehrer und ehemaliger Artillerieleutnant. Die Mutter entstammte einer angesehenen wirten Familie. Es war eine bürgerliche, konservative, monarchiitreue Welt. Nichts deutete darauf hin, daß dieser schmächtige, eher unauffällige Junge einmal zu den bekanntesten Militärs der Welt gehören würde.
Seine Schulleistungen waren mittelmäßig, seine körperliche Konstitution nicht besonders robust, aber er entwickelte früh einen unbändigen Ehrgeiz und den Wunsch, Soldat zu werden. Am 19. Juli 1910 trat der 18-jährige Rommel als Fahnenjunker in das Würtenbergische Infanterieregiment Nummer 124 ein. Im Januar 1902 wurde er zum Leutnand befördert.
Zwei Jahre später begann der Krieg, der ihn formen sollte. Der erste Weltkrieg wurde für Rommel zur Schule der Gewalt. Im Augustin kämpfte er an der Westfront, wurde verwundet, kehrte zurück und erhielt innerhalb von Monaten beide Klassen des eisernen Kreuzes. Aber sein entscheidender Moment kam im Herbst 1917 an der italienischen Front.
In der Schlacht von Caporeto führte Rommel eine kleine Abteilung von etwa Mann durch die Berge des Monte Mata. Mit aggressiven Überraschungsangriffen, nächtlichen Märschen und taktischer Kühnheit eroberte seine Einheit binnen 52 Stunden strategische Höhen, nahm etwa 9000 italienische Soldaten gefangen und erbeutete 81 Geschütze, seine eigenen Verluste, sechs Tote und 30 Verwundete.
Es war ein militärisches Meisterstück. Für diese Leistung erhielt derjährige Rommel, den Purlemmer, die höchste preußische Militärauszeichnung. Er war einer der jüngsten Offiziere, die je mit diesem Orden dekoriert wurden. Diese Erfahrung prägte sein gesamtes militärisches Denken. Tempo, Überraschung, persönlicher Mut und Initiative konnten jede zahlenmäßige Überlegenheit brechen.
Nach der Niederlage 1918 blieb Rommel in der stark verkleinerten Reichswehr. Die Weimerer Republik war für ihn, wie für viele Offiziere seiner Generation keine Heimat. Er empfand die Niederlage als Demütigung, den Versailler Vertrag als nationale Schmach. In diesen Jahren heiratete er Luzia Maria Molin, mit der er 1928 seinen Sohn Manfred bekommen sollte.
Rommel unterrichtete an Militärschulen, studierte Taktik und verfaßte 1937 sein Buch Infanterie greift an, eine Analyse seiner Kriegserfahrungen. Das Buch wurde ein Bestseller mit etwa 500.000 verkauften Exemplaren bis 1944. Adolf Hitler besaß ein Exemplar. Später würde selbst der amerikanische General Pton es intensiv studieren, um Rommels Denken zu verstehen.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begrüßte Rommel. Er war kein fanatischer Parteigänger, kein glühender Antisemit aus ideologischer Überzeugung, aber er war ein Mann, der Ordnung, Disziplin, nationale Größe und militärische Stärke über alles stellte. Hitler versprach genau das. In einer Rede 193 lobte Rommel Hitler dafür, den Deutschen ihre Selbstachtung zurückgegeben zu haben.
1937 wurde er zum Verbindungsoffizier zur Hitlerjugend ernannt. 1938 notierte er nach einem Besuch in der Schweiz: “Die Schweizer Soldaten hätten bemerkenswert viel Verständnis für unser Judenproblem gezeigt. Hitler nannte er den Einiger der Nation. Von Oktober 1938 bis August 1939 kommandierte Rommel Hitlers persönliches Begleitbataillon, die Leibwache des Führers.
Dieser direkte Zugang zu Hitler beflügelte seine Karriere enorm. In Briefen an seine Frau schrieb Rommel 1939: “Der Führer weiß, was für uns richtig ist.” Rommel liebte Hitler und Hitler bevorzugte Rommel, beförderte ihn über erfahrenere Generäle hinweg und gab diesem dynamischen medienwirksamen Offizier wichtige Kommandos. Am 10.
Februar 1940 übernahm Rommel das Kommando über die siebte Panzerdivision, obwohl er keinerlei praktische Erfahrung mit Panzerkriegsführung besaß. Als die Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Frankreich einfiel, bewies Rommel sofort seinen Ruf als rücksichtsloser Angreifer. Seine Division durchbrach die französischen Linien an der Maß, raste durch Nordfrankreich mit solcher Geschwindigkeit, dass selbst die deutsche Führung den Überblick verlor.
Seine Division erhielt den Spitznamen Gespenster Division, weil niemand wusste, wo sie als nächstes auftauchen würde. Innerhalb von 6 Wochen hatte Frankreich kapituliert. Am 27. Mai 1940 erhielt Rommel das Ritterkreuz des eisernen Kreuzes. Aber bereits in Frankreich gab es dunkle Flecken. Bei Rouan wurden schwarze französische Kolonials exekutiert.
Rommels direkte Verantwortung dafür ist umstritten, aber es geschah unter seinem Kommando in seiner Einheit. Im Februar 1941 wurde Rommel nach Nordafrika geschickt. Mit nur zwei deutschen Divisionen sollte er die zusammenbrechenden italienischen Truppen stützen und die britischen Streitkräfte aufhalten. Stattdessen griff er sofort an gegen ausdrückliche Befehle aus Berlin.
Binnen Wochen eroberte er die gesamte Zyreneika zurück, trieb die Briten bis zur ägyptischen Grenze und belagerte die Festung Tobruk. Die Propaganda machte ihn zum Wüstenfuchs, zum genialen Taktiker, zum fast übermenschlichen Strategen. Churchill nannte ihn vor dem britischen Unterhaus einen kühnen und geschickten Gegner.
Göbbels inszenierte ihn als strahlenden Helden, ließ Kamerateams ihn begleiten, stellte Szenen für besseres Licht nach. Rommel spielte aktiv mit. Er war kein passives Opfer seiner Legendenbildung. Er war ein williger Komplize, aber die Realität in Nordafrika war keine saubere Ritterlichkeit zwischen ehrenhaften Gegnern.
In Libyen existierte das Konzentrationslager Giado, in dem etwa 2600 Juden unter italienischer Verwaltung, aber unter Aufsicht der Achsenmächte interniert waren. 562 von ihnen starben an Tyfus, Hunger und den Folgen der Zwangsarbeit. Überlebende bezeugten später, daß sie Rommel persönlich bei Inspektionen der Zwangsarbeiter gesehen hätten.
In Tunesien wurden ab November 1942 etwa 5000 jüdische Männer zur Zwangsarbeit in über 40 deutschen Lagern gepresst. Sie wurden geschlagen, ausgeraubt, ihre Synagogen geplündert, ihre Gemeinden zerstört. Verantwortlich war SS Obersturmbandführer Walter Rauf, der Erfinder der Gaswagen, die bei der Ermordung hunderttausender Juden in Osteuropa eingesetzt worden waren.
Im Juli 1942 traf sich Rauf in Tobruck mit Rommelstab. Der Grund, die Einsatzgruppe Ägypten, war bereit. SS- Männer und daraufs Kommando sollten dem Afrikakorps erfolgen, sobald Kairo und Palästina erobert wären. Ihre Aufgabe: Die systematische Ermordung von etwa 500.000 Juden in Palästina und über 50.000 in Ägypten.
Das United States Holocaust Memorial Museum hält unmissverständlich fest. Es gibt keine Aufzeichnungen über Rommels Position zu dieser geplanten Maßnahme, aber er war sich bewusst, dass diese Planungen stattfanden. Nur die militärische Niederlage bei El Alamen im Oktober und November 1942 verhinderte diesen Massenmord. Der Mythos vom Krieg ohne Hass in der Wüste ist eine bewußte Lüge.
Die Alliierten hatten etwa 220 000 Verluste, die Achsenmächte etwa 620.000. Die getöteten nordfrikanischen Zivilisten wurden nicht einmal gezählt. Der britische Historiker und ehemalige Soldat beschrieb den Feldzug als ebenso brutal wie Stalingrad. Die britische Propaganda nutzte Rommels Mythos, um eigene Niederlagen zu erklären.
Die deutsche Propaganda nutzte ihn, um von den Katastrophen an der Ostfront abzulenken. Nach dem Krieg nutzte ihn der Westen, um Westdeutschland in die NATO zu integrieren. Die Legende vom sauberen ritterlichen Rommel diente immer politischen Zwecken. Die historische Wahrheit ist dunkler. Im März 1943 verließ Rommel Afrika endgültig.
Seine Truppen waren geschlagen, seine Gesundheit zerrüttet. Nach einem kurzen Einsatz in Italien wurde er im November 1943 nach Frankreich versetzt, um den Atlantikwall gegen die erwartete alliierte Invasion zu verstärken. Bis Mai 1944 ließ er Millionen von Minen verlegen, tausende Strandhindernisse errichten, ganze Küstenabschnitte mit sogenannten Rommelspargeln versehen.
Die Vorbereitungen blieben unvollständig. Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie. Rommel befand sich zu diesem Zeitpunkt in Deutschland, um den Geburtstag seiner Frau zu feiern. Als er zurückkehrte, erkannte er schnell, der Krieg war verloren. In diesen Wochen geschah etwas Entscheidendes.


Offiziere des deutschen Widerstands nahmen Kontakt zu Rommel auf. Der Militärguverneur von Frankreich, Karl Heinrich von Stülpnagel, sein Stabsoffizier Caesar von Hofacker führten Gespräche mit ihm. Rommels neuer Stabschef Hans Speidel vermittelte weitere Treffen. Die Verschwörer brauchten die Unterstützung eines aktiven Feldmarschalls.
Rommel stimmte zu, Hitler müsse weg. Aber er lehnte ein Attentat kategorisch ab. Er wollte, daß Hitler verhaftet und vor Gericht gestellt würde. Ein Mord würde einen Meürer schaffen. Wie tief Rommel wirklich eingeweiht war, bleibt bis heute umstritten. Sicher ist, er hatte Kontakt zu den Verschwörern. Sicher ist auch, er tat nichts wirklich entscheidendes. Am 17.
Juli 1944, nur drei Tage vor dem geplanten Attentat, wurde Rommels Wagen von allierten Jagdflugzeugen angegriffen. Sein Fahrer wurde tödlich getroffen. Der Wagen verunglückte. Rommel erlitt drei Schädelbrüche, schwere Gesichtsverletzungen und fiel ins Kom. Dieser Zufall rettete ihn vorerst, denn am 20. Juli 1944 um 12:42 Uhr detonierte die Bombe von Klaus Schenk Graf von Staufenberg im Führerhauptquartier.
Hitler überlebte. Der Putschversuch brach binnen Stunden zusammen. Über 7000 Menschen wurden verhaftet, etwa 200 hingerichtet. Viele nach grauenhafter Folter. Karl Heinrich von Stülpnagel versuchte, sich mit einem Pistolenschuss zu töten. Er überlebte, war aber erblindet. Im Delirium murmelte er immer wieder einen Namen Rommel. Das war der Anfang.
Caesar von Hofacker wurde verhaftet, gefoltert und brach zusammen. Er gestand, dass Rommel ein aktives Mitglied der Verschwörung gewesen sei. Hans Speidel wurde verhört und nannte ebenfalls Rommels Namen. Hitler stand vor einem Problem. Rommel war der populärste General Deutschlands, vielleicht der populärste Deutsche nach Hitler selbst.
Ihn öffentlich hinzurichten würde einen Skandal auslösen. Also ersann man eine elegantere Lösung. Am 14. Oktober 1944 um 12 Uhr mittags kamen General Wilhelm Burgdorf und Generalmajor Ernst Meisel nach Herlingen. Sie baten um ein Gespräch unter vier Augen. Nach einer Stunde kam Rommel mit steinerner Miene heraus.
Er sagte seinem Sohn: “In 15 Minuten werde ich tot sein. Durch die Hand des eigenen Volkes zu sterben ist hart. Hitler wirft mir Hochverrat vor. In Anbetracht meiner Verdienste hat man mir die Gelegenheit gegeben, durch Gift zu sterben. Die beiden Generäle haben es mitgebracht. Es wirkt in 3 Sekunden. Wenn ich annehme, werden keine Repressalien gegen euch ergriffen.
Rommel hatte keine Wahl. Ein Prozess vor dem Volksgerichtshof bedeutete Todesstrafe, öffentliche Schande und Verfolgung seiner Familie nach dem Gesetz der Sippenhaft. Der Selbstmord bedeutete ein Staatsbegräbnis. militärische Ehren, intakte Reputation, Pension für die Witwe, Sicherheit für den Sohn.
Rommel zog seinen Afrikakorpsmantel an, nahm seinen Marshallstab, verabschiedete sich von seiner Frau. Vor der Tür gab er seinem Sohn und seinem Adjutanten kurz die Hand. Sein Dackel wollte ihm folgen. Rommel hielt ihn zurück. Dann stieg er in den Wagen zwischen Burgdorf und Maisel. Der SS-Fahrer fuhr etwazehn Minuten in ein abgelegenes Waldstück.
Dort blieb Rommel allein mit der Zyanali Kapsel. Nach wenigen Minuten war er tot. Sein Körper wurde in ein Feldlazarett gebracht. Am 15. Oktober 1944 um 20 Uhr verkündete der deutsche Rundfunk: “Veldmarschall Rommel sei an den Folgen seiner Verwundung verstorben.” Am 18. Oktober fand im Ulmer Rathaus ein Staatsbegräbnis statt.
Feldmarschall von Rundstedt hielt im Auftrag Hitlers die Trauerrede. Die deutsche Öffentlichkeit glaubte, ihr Held sei eines natürlichen Todes gestorben. Die Wahrheit kam erst nach Kriegsende ans Licht. Was bleibt von Erwin Rommel? Ein Mann, der als brillanter Taktiker in die Geschichte eing dessen militärisches Genie aber überschätzt wurde.
Ein Mann, der Hitler bis fast zum Ende treu diente, von ihm profitierte, ihn bewunderte. Ein Mann, unter dessen Kommando Juden deportiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet wurden, der von Plänen zum Massenmord wusste und nichts dagegen unternahm. Ein Mann, der zu spät erkannte, daß das Regime verbrecherisch war.
Und als er versuchte etwas zu ändern, tat er es halbherzig, vorsichtig, feige. Der Rommelmythos war eine Konstruktion. Göbbels erfand ihn. Churchill nutzte ihn. Der kalte Krieg erhielt ihn am Leben. Die Legende vom sauberen Wüstenfuchs war eine Lüge, die politischen Zwecken diente. Die Wahrheit ist dunkler.
Rommel war kein Widerstandskämpfer. Er war ein Komplize eines verbrecherischen Regimes, der sich erst wandte, als der Untergang unausweichlich wurde. Er trug Verantwortung für Verbrechen und am Ende wurde er vom System, dem er so lange gedient hatte, wie ein Stück Abfall entsorgt. Es gibt keine Erlösung in dieser Geschichte, nur die bittere Erkenntnis, dass militärisches Können keine moralische Größe ist und das Dienst für ein verbrecherisches Regime jeden, selbst die sogenannten Helden, zu Mittätern macht.
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