Sie waren die Titanen des Western-Genres, zwei Männer, die das Bild des amerikanischen Helden für Generationen prägten. Auf der Leinwand verkörperten sie Mut, Entschlossenheit und einen unerschütterlichen Moralkodex. Doch hinter den glitzernden Kulissen Hollywoods, verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, schwelte eine der tiefsten und unversöhnlichsten Feindschaften der Filmgeschichte. Randolph Scott, der stille, elegante Gentleman aus dem Süden, und John Wayne, der laute, draufgängerische “Duke”, teilten sich zwar das Rampenlicht, aber niemals gegenseitigen Respekt.
Über viele Jahre blieb der Grund für diese eisige Stille ein Rätsel. Man sah sie auf denselben roten Teppichen, sie arbeiteten in derselben Industrie, aber eine unsichtbare Wand trennte sie. Nun, Jahrzehnte später, ist die Wahrheit ans Licht gekommen. Es war nicht bloß berufliche Rivalität oder ein Zusammenprall von Persönlichkeiten. Es war ein fundamentaler, unheilbarer moralischer Riss – ein Akt der Heuchelei, den der prinzipientreue Scott seinem Kollegen Wayne nie verzeihen konnte. Der Grund, warum er John Wayne zutiefst hasste, erschüttert das heroische Image des “Duke” bis ins Mark.

Um die Tiefe dieser Verachtung zu verstehen, muss man den Mann verstehen, der sie hegte. Randolph Scott war kein typischer Hollywood-Star. Geboren 1898 in Virginia, wuchs er in einer wohlhabenden Südstaatenfamilie auf, in der Disziplin, Bildung und vor allem Integrität als höchste Güter galten. Sein Vater war ein angesehener Manager, seine Mutter die sanfte Seele des Hauses. Diese Erziehung prägte Scott zutiefst. Er entwickelte ein ruhiges Selbstvertrauen, eine eiserne Selbstbeherrschung und einen moralischen Kompass, der sein ganzes Leben bestimmen sollte.
Nach einem Ingenieurstudium zog es ihn nicht etwa ins Geschäft seines Vaters. Das Schicksal hatte einen anderen Weg vorgesehen. Scott diente im Ersten Weltkrieg als Artillerieoffizier in Frankreich. Er sah die Realität des Kampfes, erlebte Kameradschaft und Opfer. Diese Erfahrung brannte sich in sein Verständnis von Ehre und Pflicht ein. Als er in den 1920er Jahren nach Hollywood kam, brachte er diese Ernsthaftigkeit mit. Er begann bescheiden als Statist und Stuntman und arbeitete sich mit beharrlicher Hingabe nach oben.
In den 1930er und 40er Jahren wurde er zum Star, doch sein wahres Zuhause fand er im Western. Scott war anders als die lauten Helden seiner Zeit. Seine Charaktere waren standhaft, wortkarg, aber von tiefer moralischer Kraft. Er spielte Männer, die mehr mit sich selbst als mit dem Feind rangen, Männer, die ihre Prinzipien über alles stellten. Dieser Leinwand-Held war keine Maske; er war eine Erweiterung des echten Randolph Scott. Selbst auf dem Höhepunkt seines Ruhms blieb er bescheiden, professionell und seinen Werten treu. Er war, wie ein Kollege es ausdrückte, ein “Handwerker”, kein “Performer”.
Und dann war da John Wayne.
John Wayne war das genaue Gegenteil. Er war die Verkörperung ungezügelter, lauter Anziehungskraft. Kühn, selbstbewusst und mit einer dröhnenden Stimme ausgestattet, wurde er zum Mittelpunkt jeder Szene, jedes Raumes, den er betrat. Wayne war der “Duke”, das Symbol des raubeinigen, patriotischen Amerikas. Sein Heldentum war unkompliziert, seine moralischen Linien klar und absolut.

Randolph Scott sah dies mit wachsender Abneigung. Für ihn war Waynes Schauspielstil nicht authentisch. “Ich mochte ihn nie”, gab Scott einmal unverblümt zu. “Er repräsentierte alles in Hollywood, was ich nicht bewunderte.” Scott sah in Wayne einen “Performer”, einen “Verkäufer”, der mehr Wert auf sein Image und seine Eigenwerbung legte als auf die Integrität seiner Rollen. “Ich spiele Männer, die an ihren Entscheidungen zweifeln”, sagte Scott. “Wayne spielt Männer, die niemals an irgendetwas zweifeln.”
Dieser künstlerische Graben spiegelte sich in ihren Persönlichkeiten wider. Scott war der Inbegriff der Zurückhaltung, höflich, gelassen und fast nie laut. Wayne war dominant, direkt und scheute sich nicht, seine konservativen politischen Ansichten lautstark zu verkünden. Scott, der Mäßigung schätzte und das Leben in all seinen Grauzonen sah, fand Waynes glühenden Patriotismus und seine absolutistischen moralischen Aussagen befremdlich.
Die Spannung war in Hollywood greifbar. Es wurde berichtet, dass Scott höflich aufstand und eine Party verließ, sobald John Wayne den Raum betrat. Wayne seinerseits scherzte einmal, Scott sei “zu gut aussehend, um einen echten Cowboy zu spielen” – eine scheinbar harmlose Bemerkung, die den stolzen Scott tief traf und die er nie vergaß. “Er denkt, Lärm mache ihn authentisch”, konterte Scott. “Ich hingegen denke, Authentizität bedeutet Schweigen.”
Doch all diese Unterschiede – der Stil, die Persönlichkeit, die künstlerische Philosophie – waren nur die Oberfläche. Der wahre, tiefe Grund für Scotts unerschütterlichen Hass lag viel tiefer, verankert in jenem Wert, der für Scott über allem stand: Ehre.
In Scotts Augen war John Wayne ein Heuchler.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, meldeten sich viele Stars aus Hollywood freiwillig zum Dienst, darunter James Stewart, Clark Gable und Henry Fonda. Sie setzten ihre Karrieren aufs Spiel, um für ihr Land zu kämpfen. Randolph Scott, bereits ein Veteran des Ersten Weltkriegs, unterstützte die Kriegsanstrengungen unermüdlich.
John Wayne tat dies nicht. Obwohl er auf der Leinwand zum ultimativen Symbol des amerikanischen Kämpfers wurde, der in unzähligen Filmen heroisch in den Kampf zog, entzog er sich im wirklichen Leben aktiv dem Militärdienst. Er nutzte seinen Status und familiäre Verpflichtungen, um einer Einberufung zu entgehen, während er gleichzeitig ein Vermögen damit verdiente, einen Helden zu spielen, der er im realen Leben nicht sein wollte.
Für Randolph Scott, den Mann, der in den Schützengräben Frankreichs gedient hatte, war dies ein unverzeihlicher Verrat. Es war nicht die Tatsache, dass Wayne zu Hause blieb, die ihn störte. Es war die Diskrepanz zwischen dem Mythos und dem Mann. Es war die Scheinheiligkeit.

“Ich verurteile keine Männer, die zu Hause blieben”, sagte Scott einmal in einem seltenen Moment der Offenheit gegen Ende seines Lebens. “Aber ich kann diejenigen nicht ertragen, die auf der Leinwand vorgeben zu kämpfen, nachdem sie sich geweigert haben, am Krieg teilzunehmen.”
Das war der Kern. Für Scott war Wayne ein Mann, der den Ruhm des Heldentums annahm, ohne bereit zu sein, den Preis dafür zu zahlen. Er war ein Mann, der mehr Wert auf Äußerlichkeiten als auf Prinzipien legte. Diese moralische Verfehlung definierte Waynes Charakter in Scotts Augen vollständig. “Ich respektiere seinen Erfolg”, fasste Scott zusammen, “aber ja, ich habe den Mann nie respektiert.”
Nach seinem letzten Film “Sacramento” (1962), einem meisterhaften Abgesang auf den Westen, zog sich Randolph Scott auf dem Höhepunkt seines Ruhms zurück. Er hatte klug investiert und war einer der reichsten Schauspieler seiner Zeit, doch er lebte bescheiden, fernab des Hollywood-Trubels. Er widmete sich seiner Familie, seiner Frau Patricia, mit der er über 40 Jahre glücklich verheiratet war, und seinem Glauben. Er lebte ein Leben, das im Einklang mit den Prinzipien stand, die er immer vertreten hatte.
Die beiden Legenden kreuzten ihre Wege kaum noch. Doch die Feindschaft blieb, still und unerschütterlich auf Scotts Seite. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, mit John Wayne durch die Prärie zu reiten, war Scotts Antwort kurz und vernichtend: “Er ist der letzte, mit dem ich reiten wollen würde.”
Randolph Scott starb 1987 als ein Mann, der seine Ehre bis zum letzten Atemzug bewahrt hatte. Er hinterließ das Erbe eines stillen Helden, dessen Integrität nicht käuflich war – und die Geschichte einer tiefen Verachtung für den größten Star seines Genres, dessen glänzendste Rolle in Scotts Augen nichts weiter war als eine große, patriotische Lüge.